30.09.2011 um 15:34 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Taktische Vorschau: Hoffenheim
Am Samstag geht es nach dem Kracher in der Champions League gegen Manchester City, nach dem weiterhin die 0 hinten steht, gegen die TSG Hoffenheim unter ihrem neuen Trainer Stanislawski, dessen System so langsam zu greifen beginnt.
Taktisches System
Die TSG spielt nominell ein 4-2-2-2, wobei sich das System im Spiel eher als 2-4-4 darstellt. Vorsah und Compper stehen tief in der eigenen Hälfte, mit großem Abstand zum Mittelfeld. Die Außenverteidiger Beck und Braafheid stehen auf einer Linie mit der Doppelsechs, Rudy und Kaiser, und unterstützen so die offensive Viererreihe, bestehend aus Babel, Firmino, Obasi und Mlapa/Sigurdsson.
Copyright: ESPN Soccernet
Die offensive Viererreihe ist dabei sehr variabel, wechselt permanent die Positionen und lässt sich so schwierig zu verteidigen. Exemplarisch dafür die Heat Map für Roberto Firmino in Mainz:
Copyright: ESPN Soccernet
Bisweilen übertreiben es die Hoffenheimer aber mit ihrer offensiven Grundordnung. Gegen Köln war die Viererreihe aus den beiden defensiven Mittelfeldspielern und den beiden Außenverteidigern im Schnitt mehr in der gegnerischen als der eigenen Hälfte und die Abstände zur Innenverteidigung wurden viel zu groß:
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Dazu kommt das insgesamt zu schwache Zweikampfverhalten von Sebastian Rudy im defensiven Mittelfeld. Rudy gewann gegen Köln nur 37,5% seiner Zweikämpfe, in der Woche zuvor gegen Wolfsburg ebenfalls nur 35,71%. Eine Konsequenz daraus war, dass es Köln gelang, 8 Mal im Strafraum der TSG zum Abschluss zu kommen.
Die Passquote stimmt (85% gegen Köln, 84,29% gegen Wolfsburg zum Mitspieler) derweil bei beiden. Auch Kaiser war in den letzten beiden Spielen bei über 85%.
Datenanalyse
Die Mannschaft von Holger Stanislawski ist extrem Sprintstark. In sechs der letzten sieben Bundesligaspielen absolvierte die TSG mehr Sprints als der Gegner, mit dem Topwert gegen Wolfsburg (192). Auch an Aggressivität lässt es Hoffenheim nicht vermissen: 16,6 Fouls im Schnitt pro Spiel begeht die TSG.
Gemessen daran ließen die Zweikampfwerte, wie bereits exemplarisch am defensiven Mittelfeld gezeigt, zuletzt zu wünschen übrig. In den letzten drei Spielen hatte die TSG keine positive Zweikampfbilanz, man kam nicht über 46% gewonnene Zweikämpfe hinaus.
Das von Stanislawski angestrebte Kurzpassspiel dagegen funktioniert zunehmend besser. Gegen Köln (444 angekommene Pässe; somit86,1% erfolgreiche Pässe) und gegen Wolfsburg (406; 82,9%) wies Hoffenheim zuletzt starke Passwerte auf, auch wenn in Köln verloren wurde.
Das besser funktionierende Passsystem und die Variabilität der offensiven Viererreihe führen außerdem dazu, dass Hoffenheim sich viele Chancen herausspielt. Nimmt man die Spiele gegen Mainz und Dortmund aus, die man kurioserweise beide gewann, hatte Hoffenheim immer mehr Abschlüsse als der Gegner, auch bei den Niederlagen gegen Köln, Bremen und Hannover.
Player to Watch
Roberto Firmino:
Der 19-jährige Brasilianer markierte in sieben Bundesligaspielen in der laufenden Saison bereits vier Tore und eine Vorlage, also im Schnitt alle 102 Minuten einen Scorerpunkt. Darüber hinaus ist er mit 24 Schüssen in Pokal und Liga der Spieler mit dem größten Zug zum Tor bei der TSG.
Ryan Babel:
Der Stürmer, der vom FC Liverpool in den Kraichgau kam, findet sich in Stanislawskis Spielsystem mit der großen Variabilität bestens zu Recht und wird auch im Torabschluss immer gefährlicher, für den Niederländer stehen, wie für Firmino, vier Tore bislang zu Buche.
Die beiden Offensivkräfte haben damit 8 der bislang 12 Hoffenheimer Tore erzielt, was insgesamt die zweitschlechteste Ausbeute der Top-5 ist - nur Gladbach hat weniger Tore erzielt.
Fazit
Man darf nicht den Fehler machen, und Hoffenheim zu unterschätzen - besonders die Offensive ist schnell, trickreich und brandgefährlich. In der Abwehr empfehlen sich Badstuber, sofern wieder gesund nach seiner Grippeerkrankung, und Boateng im Zentrum, sowie Lahm und Rafinha auf den Außen, um dem Tempo der Hoffenheimer entgegen wirken zu können.
Umgekehrt muss das Zentrum permanent unter Druck gesetzt werden. Dort haben die Hoffenheimer Schwächen, dazu kommt ihre hohe Grundordnung, die es den Flügelspielern möglich machen kann, die Außenverteidiger zu hinterlaufen.
Demzufolge sollten Kroos/Müller und Schweinsteiger im Zentrum agieren, gemeinsam mit einem defensiven Sechser, also Gustavo oder Tymoshchuk, um auch durchs Zentrum nach vorne Druck machen zu können. Über die Außen wird vermutlich Robben sein Comeback in der Startelf feiern und seinen Landsmann Braafheid vor große Probleme stellen.
Die zuletzt blendend funktionierenden Tempowechsel im Spiel des FC Bayern werden auch gegen Hoffenheim das beste Mittel sein, um die hohe Grundordnung der TSG und die eigene Offensivstärke ausnutzen, und gleichzeitig mit Dominanz, seit dem 3. Spieltag hatte der FC Bayern nicht mehr unter 60% Ballbesitz, dem Zentrum der TSG zusetzen zu können.
Taktisches System
Die TSG spielt nominell ein 4-2-2-2, wobei sich das System im Spiel eher als 2-4-4 darstellt. Vorsah und Compper stehen tief in der eigenen Hälfte, mit großem Abstand zum Mittelfeld. Die Außenverteidiger Beck und Braafheid stehen auf einer Linie mit der Doppelsechs, Rudy und Kaiser, und unterstützen so die offensive Viererreihe, bestehend aus Babel, Firmino, Obasi und Mlapa/Sigurdsson.
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Die offensive Viererreihe ist dabei sehr variabel, wechselt permanent die Positionen und lässt sich so schwierig zu verteidigen. Exemplarisch dafür die Heat Map für Roberto Firmino in Mainz:
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Bisweilen übertreiben es die Hoffenheimer aber mit ihrer offensiven Grundordnung. Gegen Köln war die Viererreihe aus den beiden defensiven Mittelfeldspielern und den beiden Außenverteidigern im Schnitt mehr in der gegnerischen als der eigenen Hälfte und die Abstände zur Innenverteidigung wurden viel zu groß:
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Dazu kommt das insgesamt zu schwache Zweikampfverhalten von Sebastian Rudy im defensiven Mittelfeld. Rudy gewann gegen Köln nur 37,5% seiner Zweikämpfe, in der Woche zuvor gegen Wolfsburg ebenfalls nur 35,71%. Eine Konsequenz daraus war, dass es Köln gelang, 8 Mal im Strafraum der TSG zum Abschluss zu kommen.
Die Passquote stimmt (85% gegen Köln, 84,29% gegen Wolfsburg zum Mitspieler) derweil bei beiden. Auch Kaiser war in den letzten beiden Spielen bei über 85%.
Datenanalyse
Die Mannschaft von Holger Stanislawski ist extrem Sprintstark. In sechs der letzten sieben Bundesligaspielen absolvierte die TSG mehr Sprints als der Gegner, mit dem Topwert gegen Wolfsburg (192). Auch an Aggressivität lässt es Hoffenheim nicht vermissen: 16,6 Fouls im Schnitt pro Spiel begeht die TSG.
Gemessen daran ließen die Zweikampfwerte, wie bereits exemplarisch am defensiven Mittelfeld gezeigt, zuletzt zu wünschen übrig. In den letzten drei Spielen hatte die TSG keine positive Zweikampfbilanz, man kam nicht über 46% gewonnene Zweikämpfe hinaus.
Das von Stanislawski angestrebte Kurzpassspiel dagegen funktioniert zunehmend besser. Gegen Köln (444 angekommene Pässe; somit86,1% erfolgreiche Pässe) und gegen Wolfsburg (406; 82,9%) wies Hoffenheim zuletzt starke Passwerte auf, auch wenn in Köln verloren wurde.
Das besser funktionierende Passsystem und die Variabilität der offensiven Viererreihe führen außerdem dazu, dass Hoffenheim sich viele Chancen herausspielt. Nimmt man die Spiele gegen Mainz und Dortmund aus, die man kurioserweise beide gewann, hatte Hoffenheim immer mehr Abschlüsse als der Gegner, auch bei den Niederlagen gegen Köln, Bremen und Hannover.
Player to Watch
Roberto Firmino:
Der 19-jährige Brasilianer markierte in sieben Bundesligaspielen in der laufenden Saison bereits vier Tore und eine Vorlage, also im Schnitt alle 102 Minuten einen Scorerpunkt. Darüber hinaus ist er mit 24 Schüssen in Pokal und Liga der Spieler mit dem größten Zug zum Tor bei der TSG.
Ryan Babel:
Der Stürmer, der vom FC Liverpool in den Kraichgau kam, findet sich in Stanislawskis Spielsystem mit der großen Variabilität bestens zu Recht und wird auch im Torabschluss immer gefährlicher, für den Niederländer stehen, wie für Firmino, vier Tore bislang zu Buche.
Die beiden Offensivkräfte haben damit 8 der bislang 12 Hoffenheimer Tore erzielt, was insgesamt die zweitschlechteste Ausbeute der Top-5 ist - nur Gladbach hat weniger Tore erzielt.
Fazit
Man darf nicht den Fehler machen, und Hoffenheim zu unterschätzen - besonders die Offensive ist schnell, trickreich und brandgefährlich. In der Abwehr empfehlen sich Badstuber, sofern wieder gesund nach seiner Grippeerkrankung, und Boateng im Zentrum, sowie Lahm und Rafinha auf den Außen, um dem Tempo der Hoffenheimer entgegen wirken zu können.
Umgekehrt muss das Zentrum permanent unter Druck gesetzt werden. Dort haben die Hoffenheimer Schwächen, dazu kommt ihre hohe Grundordnung, die es den Flügelspielern möglich machen kann, die Außenverteidiger zu hinterlaufen.
Demzufolge sollten Kroos/Müller und Schweinsteiger im Zentrum agieren, gemeinsam mit einem defensiven Sechser, also Gustavo oder Tymoshchuk, um auch durchs Zentrum nach vorne Druck machen zu können. Über die Außen wird vermutlich Robben sein Comeback in der Startelf feiern und seinen Landsmann Braafheid vor große Probleme stellen.
Die zuletzt blendend funktionierenden Tempowechsel im Spiel des FC Bayern werden auch gegen Hoffenheim das beste Mittel sein, um die hohe Grundordnung der TSG und die eigene Offensivstärke ausnutzen, und gleichzeitig mit Dominanz, seit dem 3. Spieltag hatte der FC Bayern nicht mehr unter 60% Ballbesitz, dem Zentrum der TSG zusetzen zu können.
Aufrufe: 7128 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 17 | Erstellt:30.09.2011
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KOMMENTARE
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01.10.2011 | 12:29 Uhr
0
Gnanag :
Vielen Dank Adriano, deine Blogs sind ein regelmäßiger Quell der Freude für michGerade durch solche taktische Analysen wird mir das Spiel heute noch deutlich interessanter, als es sowieso schon wäre. Dann weiß man einfach, worauf man schauen muss, wo welche Gefahren liegen.
Also, absolut top, vielen Dank.
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01.10.2011 | 11:22 Uhr
0
MuellerBua : weiter so
geiler blog,jetzt fehlt nur noch ein FCB Sieg
hofentlich hält die serie
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01.10.2011 | 10:32 Uhr
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DANKE!
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30.09.2011 | 23:31 Uhr
-3
pippo9 :
ich denke mal bayern wird hoffenheim unterschätzen und genau dann schlagen sie zu :D ich gucke das spiel super gerne !!! war noch nie ein schlechtes spiel in vergangenheit ausser das 4:0 in bayern ich werde auf hoffenheim auch 10 euro einsetzen =)
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30.09.2011 | 22:31 Uhr
0
@ScoobaHH:
Klingt unglaublich, aber ESPN scheint echt was gegen Podolski zu haben. Ist bei weitem nicht das erste Mal, das er in den Grafiken und Statistiken einfach fehlt bei denen. Fand ich mal nervig, dass schon zu seiner Bayern-Zeit der Fall war, als Klinsi Trainer war.
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30.09.2011 | 18:41 Uhr
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Bogy83 :
Sehr interessant und gut analysiert.Denke jedoch, dass sie gegen Bayern etwas anders agieren werden...
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30.09.2011 | 17:31 Uhr
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Schnumbi :
sehr sehr schön. schön das es für den FCB auch mal eine vorschau gibt.gefällt mir gut.
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30.09.2011 | 16:49 Uhr
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Nomnom79 :
schöne Sache. Firmino hat mich schon beeindruckt bei seinen Auftritten. Aber da unser DM im Moment sehr stark spielt und im Raum steht, egal ob LG oder AT mit Schweinsteiger, sollten wir die Zuspiele auf die gefährlichen Spitzen unterbinden können. Ich habe jedenfallsm gehörigen Respekt vor Hoffe.0
30.09.2011 | 16:31 Uhr
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@ScoobaHH
Tatsache...naja zu seinem Tor war er ja aufm Platz
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Statistik
@Gnanag
Ich bin auch schon sehr gespannt, mal schauen ob Stanislawski umstellt oder ob er auch gegen Bayern versucht, sein offensives System spielen zu lassen - ungefährlich ist die TSG auf alle Fälle nicht!