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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
16.05.2012 um 16:03 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Taktische Vorschau: FC Chelsea


Das größte Spiel der (jüngeren) Vereinsgeschichte steht bevor, allein beim Gedanken daran steigen Nervosität und Vorfreude. Höchste Zeit, sich dem Gegner zu widmen: Die taktische Vorschau zum FC Chelsea!

1. Analyse

Chelsea spielt ein variables 4-2-3-1, das sich auch gerne mal zum 4-3-3 oder zum 4-4-1-1 wandelt. Dabei fand, seitdem di Matteo das Ruder übernommen hat, ein erkennbarer Wandel in der Spielweise statt.

Während unter seinem Vorgänger Andre Villas-Boas noch ein 4-3-3 mit aggressivem Pressing gespielt wurde, spielt Chelsea mittlerweile abwartender, steht tiefer, und hat sich stärker aufs Kontern verlagert:



Bei gegnerischem Ballbesitz spielt Chelsea häufig ein tief stehendes 4-3-3, und erwartet die gegnerischen Angriffe mit einer Dreierkette vor der Abwehr, wobei die einzelnen Mittelfeldspieler punktuell rausrücken.

Mikel gibt den Abräumer vor der Abwehr, die anderen beiden Mittelfeldspieler, im Finale wohl neben Lampard noch Essien, rücken dann neben Mikel und formen so eine Dreierkette, während die Außenverteidiger vergleichsweise offensiv agieren.

Gegen Barca präsentierte Chelsea sich extrem defensiv, verzeichnete im Hinspiel 21%, im Rückspiel 18% Ballbesitz und brachte nur einen bzw. drei Schüsse aufs gegnerische Tor - von den vier Schüssen saßen allerdings drei, was die enorme Effizienz der Londoner unterstreicht.

Realtaktischen Positionen des Hinspiels gegen Barcelona:


Copyright: ESPN Soccernet

Im Zentrum macht das Mittelfeld verstärkt durch Drogba das Spiel brutal eng. Einzig die Außenverteidiger bringen etwas Breite ins Spiel, stehen verhältnismäßig offensiv, und können so Ballverluste im gegnerischen Spielaufbau zu eigenen Kontern verwerten und die offensiven Barca-Außenverteidiger ausnutzen.

Fehlen wird Chelsea, genau wie Bayern, einer der wichtigsten Abfangjäger im Mittelfeld, was dem Konterspiel schaden kann: Raul Meireles gelangen in der laufenden CL-Saison 2,7 direkt abgefangene Pässe pro Spiel, ein noch besserer Wert als bei Bayerns Luiz Gustavo (2,2) oder Frank Lampard (2,4).

2. Chelsea verteidigen

Unter di Matteo lebt Chelsea von seiner Konterstärke und dem schnellen Umschaltspiel. Der Ball wird aus der Defensive direkt oder über den „Umweg" Lampard bzw. Mata auf die Außenbahn verteilt, verdeutlicht anhand einer Szene aus dem FA Cup Finale gegen Liverpool:


Copyright: FA TV/Youtube

Aus der Abwehr wird Mata (Kreis) angespielt. Liverpools Mittelfeld ist aufgerückt und unsortiert, was Chelsea einen Konter über die Außen ermöglicht, den Ramires (unterer Bildrand) zum 1:0 abschließt.

Ähnlich gelang den Londonern auch das Führungstor im Hinspiel des CL-Halbfinals gegen Barcelona:


Copyright: Youtube

Lampard (Kreis) hat den Ball im Mittelfeld erobert. Er schaltet blitzschnell um und schickt direkt den startenden Ramires (unterer Bildrand), der wegen der aufgerückten Barca-Außenverteidiger nur Xavi überlaufen muss und im Strafraum angekommen Drogba zur Führung auflegt.

Ballverluste im Spielaufbau sind für Bayern also tabu, so oder so wird aber viel Arbeit auf die Außenverteidiger zukommen. Sie müssen nicht nur bei eigenem Ballbesitz ihren Gegenspieler im Auge haben, sondern gegebenenfalls auch nach innen rücken und gegen Drogba aushelfen.

Wichtig wird hier die Balance sein: Bayern muss höllisch auf die langen Bälle von Chelsea aufpassen, darf auf den Außen nicht zu offensiv stehen. Gleichzeitig muss im Zentrum permanent Druck auf Chelseas Mittelfeld ausgeübt werden.

Ebenfalls typisch für den Chelsea-Spielaufbau ist der lange Ball auf Drogba. Ähnlich wie Dortmunds Lewandowski kann der bullige Stürmer lange Bälle unglaublich gut halten und verarbeiten, so dass seine Mitspieler nachrücken können.

Hier gilt es entsprechend ebenfalls anzusetzen. Drogba muss bei der Ballannahme sofort gestört werden, und Gomez muss, ähnlich wie es gegen Real (Xabi Alonso) und Dortmund (Hummels) geschehen sollte, permanent Druck, vor allem auf Lampard, ausüben und so die weiten Bälle verhindern.

3. Chelsea knacken

Die Blues werden Bayern den Ball überlassen und auf Fehler warten. Man kann aber davon ausgehen, dass die Chelsea-Defensive, geschwächt durch die Sperren, nicht so sicher stehen wird wie gegen Barca.

Selbst für das Halbfinale bleibt festzuhalten, dass die Londoner insgesamt 47 Schüsse zuließen, und die Katalanen auch an der eigenen Chancenverwertung (Pfosten, Latte, verschossener Elfmeter) scheiterten.

Das Ziel muss es also sein, Chelseas neu formierte Defensive permanent zu beschäftigen, und sie so zu Fehlern zu zwingen. Dabei kann man sich aber nicht nur auf den geduldigen Spielaufbau verlassen, denn gibt man den Londonern Zeit, stehen sie extrem massiv:


Copyright: FA TV/Youtube

Ramires (unteren) steht fast am eigenen Strafraum, Drogba (oberer Kreis) hilft den Ballführenden zu attackieren, während Mikel (Kreis links) bei Suarez steht - noch vor der Viererkette.

Es sind die schnellen Gegenstöße, die Chelsea weh tun. Im Mittelfeld müssen Lampard, Mikel und Essien unter Druck gesetzt werden, um die langen Bälle auf Drogba zu verhindern und selbst die Chance auf Balleroberungen zu haben.

Gelingt das, kann man, durch schnelles Umschalten, die Defensive knacken, wie Barca beim 2:0:


Copyright: Youtube

Nach dem Ballgewinn sind zwei der drei zentralen Mittelfeldspieler (Kreise) nicht hinter dem Ball, während die Flügelspieler gleichzeitig Chelseas Abwehr in die Breite ziehen, und die Viererkette letztlich so über die Flügel knacken.

Extrem ähnlich erspielte Barca sich im Hinspiel eine Großchance:


Copyright: Youtube

Wieder steht die Abwehr zentral, wieder kann die Doppelsechs nicht eingreifen und ein gefährlicher Pass in den Rücken der Abwehr ist möglich. Hier wird es wichtig, dass neben Müller auch Kroos und Schweinsteiger Impulse nach vorne geben.

4. Fazit

Beiden Mannschaften fehlen elementare Spieler. Während sich das bei Bayern aber „nur" auf die Defensive beschränkt, wird Chelsea im Mittelfeld und im Umschaltspiel Meireles und Ramires schmerzlich vermissen.

Chelsea hat gegen Barca gezeigt, zu was das Team in der Lage ist. Bayern muss die langen Bälle verhindern bzw. abfangen, und gleichzeitig Chelseas Defensive permanent beschäftigen und im Spielaufbau zu Fehlern zwingen.
Aufrufe: 18402 | Kommentare: 27 | Bewertungen: 22 | Erstellt:16.05.2012
ø 8.5
KOMMENTARE
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b2bmk77
18.05.2012 | 14:57 Uhr
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b2bmk77 : 
18.05.2012 | 14:57 Uhr
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b2bmk77 : 
"Das Ziel muss es also sein, Chelseas neu formierte Defensive permanent zu beschäftigen, und sie so zu Fehlern zu zwingen. Dabei kann man sich aber nicht nur auf den geduldigen Spielaufbau verlassen, denn gibt man den Londonern Zeit, stehen sie extrem massiv"

genau das ist das ist der entscheidene Faktor ! Bayern darf nicht auf Ballbesitz spielen und 5 min dann ball von links nach rechts spielen. Gegen Unterklassige Gegener, baut man da zwar Druck auf, aber nicht gegen Chealsea, wenngleich diese auch nur mit der "Reserve" Abwehr spielt. Bayern spielt ihre Angriffe ja über aussen und ist technisch ( entschuldigung liebe Bayern ) nicht mit den Fähigkeiten ausgestattet eine Abwehr so auseinanderzureissen, wie Barca.

Rezept und Mittel wird sein, die Ballsequenzen möglichst klein zu halten, dh. nach dem Aufbauspiel sollte in der offensive möglichst schnell versucht werden zum Abschluss zu kommen, oder den "Risikopass" zu spielen. Um einfach Chealsea dazu zu zwingen Aufzurücken, durch eigenen Abschlag...denn dort liegt auch die stärker der Bayern ! den Gegner zu Fehlern zwingen um schnell nach vorne zu spielen. Also schnelle Abschlüsse aufs Tor !
Mir hat z.b Bayern vs Marseille sehr gut gefallen
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xbishopx
18.05.2012 | 11:31 Uhr
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xbishopx : 
18.05.2012 | 11:31 Uhr
-3
xbishopx : 
ganz nette analyse,aber wird vergessen das chelsea den halben kader zuhause lässt!

chelsea muss gewinnen um weiter CL spielen zu können,daher wären die londoner mit einem 4-4-2 besser dran,denn die letzten zwei spiele haben gezeigt,dass ein 4231 oder gar 433 unmöglich ist!!!

mikel ist nur noch ein spieler der seine berechtigung hat,weil zZt keine alternative da ist. essien ist noch im verletzungstief. die innenverteidigung sollte sich nicht so nennen dürfen. denn dort fehlt jeder mann. selbst wenn sich cahill/luiz zurückmeldet,haben sie seit wochen nicht mehr gespielt. von der fitness ganz zu schweigen.

daher: chelsea sollte versuchen die bayern von ihrem schwachpunkt defensive fern zu halten. mit drogba und torres könnte es gelingen. matta und sturridge über außen sollten die beiden unterstützen. ein malouda kann später immer noch rein kommen. aber mikel und essien sind für mich keine optionen
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mojox
18.05.2012 | 11:16 Uhr
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mojox : 
18.05.2012 | 11:16 Uhr
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mojox : 
Auf dem Titelbild dachte ich erst, dass Raul Meireles beim Pass ne Fluppe in der Hand hält :D Extreeem lässig

Ansonsten gute Analyse
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SidtheKid85
18.05.2012 | 11:03 Uhr
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18.05.2012 | 11:03 Uhr
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Super Analyse

Denke auch das Chelsea eher abwartend spielen wird. Mit den Kontern die Chelsea setzen wird, könnte es echt gefährlich werden... da grummelt mir ein wenig der Magen. Wenn die Bayern es schaffen vorne schnell zu Ende zu kombinieren und nicht ewig warten bis sich Chelsea formiert hat, dann wird die Sache recht klar für München ausgehen.

worst case: Chelsea gelingt die Führung und fährt dann den Mannschaftsbus vors Tor...
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Boggler
18.05.2012 | 10:52 Uhr
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Boggler : 
18.05.2012 | 10:52 Uhr
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Boggler : 
@Sportsfreak:
naja gut, das es generell einen Ballverlust braucht um Tore zu erzielen ist klar aber die von mir angesprochenen Situationen von Barca - Chelsea haben garnichts mit den Geschichten (Ausnahme Tor 4, mit Abstrichen Tor 3) aus dem Pokalfinale zu tun.

Weder bei Tor 1 noch Tor 2 oder Tor 5 wurden bie Bayern ausgekontert. Si haben einfach Fehler gemacht die aber nichts mit einer Untetzahl zu tun hatte.

Ich wollte damit eigentlich auch nur ausdrücken das es nicht so leicht ist ein geordnetes, organisiertes Chelsea zu knacken. Barca's Chancen entstanden meistens wenn ihr Pressing funktioniert und Chelsea den Ball in der eigenen Hälfte verloren hat.
Bei Bayern sehe ich unabhängig von Konter oder Setplay eine Anfälligkeit in der Abwehr
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viscacatalunya
18.05.2012 | 10:26 Uhr
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viscacatalunya : Den Spielbericht habe ich auch!
18.05.2012 | 10:26 Uhr
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viscacatalunya : Den Spielbericht habe ich auch!
Haben die Jungs vom 89-Magazin fertig gemacht.
Ganz geil! http://www.achtneun.com/2012/05/bayern-gewinnt-das-finale/
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Sportsfreak
18.05.2012 | 10:15 Uhr
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18.05.2012 | 10:15 Uhr
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"denn die ganz klaren Chancen erspielte sich Barca eigentlich auch nur nach Ballverlusten der Blues. " (Seite 1)

Gleiches gilt für FCB - BvB im DFB-Pokal, aber seis drum!!

Pack mas, Anspannung steigt exponentiell ;)
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Locke
18.05.2012 | 09:59 Uhr
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Locke : 
18.05.2012 | 09:59 Uhr
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Locke : 
Guter Blog zunächst...

"Gegen Barca präsentierte Chelsea sich extrem defensiv, verzeichnete im Hinspiel 21%, im Rückspiel 18% Ballbesitz und brachte nur einen bzw. drei Schüsse aufs gegnerische Tor"

Hab beide Spiele verpasst, aber solche Werte hab ich noch nie gesehen - heftig! Und das noch in nem CL-HF... gabs das schonmal ?!

Dass Badstuber nicht am start sein wird wiegt schwer... da muss Boateng echt nen guten Tag erwischen und zumindest aus der Luft alles raushaun... glaub trotzdem die bayern machens und holen das Ding (DA IST DAS DING!) ^^
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Schnumbi
18.05.2012 | 09:51 Uhr
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Schnumbi : 
18.05.2012 | 09:51 Uhr
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Schnumbi : 
@ Gotti: so siehts aber aus

so schön wie das heimspiel ist, um so sehr kann es zur belastung ins sachen psyche werden
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Gotti1963
18.05.2012 | 09:48 Uhr
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Gotti1963 : 
18.05.2012 | 09:48 Uhr
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Gotti1963 : 
Schnum

Falls wir in Rückstand geraten, spricht nicht nur die Statistik gegen uns, sondern ich behaupte, dass unser Team auch nervlich dann kaum in der Lage sein wird zurückzuschlagen...
Überhaupt: Um so länger es 0:0 steht, um so größer wird die Angst vor DEM Fehler...

Jetzt hab ich mir selber Schiß gemacht! Gotti
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