Ich wünschte, ich könnte endlich meinen ersten positiven Blog über die aktuelle Lage des VfL verfassen. Aber dafür ist es anscheinend die falsche Zeit. Oder der falsche Trainer an Bord. Oder doch der falsche Manager am Werk?

85 Minuten unterstützten wir unser Team am Samstag lautstark aus dem Gästeblock - einheitlich. Nach Diegos Elfer kippte jedoch die Stimmung und die Meinungen spalteten sich: "Hoeneß raus..."- auf der einen und "Lorenz-Günther-Köstner"-Rufe (stellvertretend für die Ablösung McClarens) auf der anderen Seite. Das VfL-Spiel kränkelt gewaltig. Darin sind sich alle einig. Uneinigkeit besteht jedoch darin, woran und an wen es liegt. Hat Dieter Hoeneß die falschen Spieler geholt? Oder macht McClaren mit den richtigen Spielern das Falsche?

Hoeneß' Alleingang - zwischen Verrat und Untreue

Arne Friedrich, Diego, Simon Kjaer, Patrick Helmes, Tuncay Sanli. Die Transfers, die Dieter Hoeneß realisiert hat, können sich -betrachtet man jeden Spieler einzeln- durchaus sehen lassen. Fraglich nur, ob tatsächlich konzeptionell zusammengestellt wurde.



McClarens Wunschtaktik 4-2-3-1 erfordert spielstarke und schnelle Außenspieler und -noch wichtiger- einen defensiven Mittelfeldspieler, der Zweikämpfe gewinnt UND Offensivaktionen an den Tag legen kann. Genau diese entscheidenden Positionen konnte Hoeneß bisher jedoch nicht erfolgreich besetzen.

Stattdessen legte Hoeneß seinen Transferfokus auf andere Mannschaftsteile. In der Winterpause holte er Dieu Mbokani und für den Sommer Lautern's Lakic, den er unnötigerweise provozierend mit VfL-Trikot ablichten ließ. Mbokani, Lakic und nun Patrick Helmes. Allesamt relativ unflexible Mittelstürmer, die man auf den Außenpositionen so gut wie gar nicht einsetzen kann. Helmes verriet im Übrigen, dass ihm eine Taktik mit einer Spitze nicht besonders liege.

Dies bestätigt nur das, was immer wieder in Interviews und Aussagen der Beteiligten aufblitzte. Hoeneß spannte McClaren in die Transferaktivitäten nicht im Geringsten ein. Gleichzeitig verhandelte er Gerüchten zu Folge bereits mit den potenziellen Nachfolgern Rangnick, Slomka, Stevens und Jol. Hoeneß' jüngstes Verhalten gegenüber McClaren ist irgendwo zwischen Untreue und Verrat einzuordnen

Das vorweihnachtliche Bekenntnis, nun die Mannschaft anstelle des Trainers in die Pflicht zu nehmen, ist damit zur Farce verkommen. Folge: Der Trainer wurde massiv geschwächt, verunsichert und seine Autorität untergraben.

The wally with the trolley - McClaren vor dem Abflug

Verunsicherung und Autoritätsverlust. Beide Dinge drückten sich am Samstag in aller Deutlichkeit auch auf dem Platz aus. Verunsicherung in Form eines erneuten Taktik-Wechsels, um schließlich wieder einmal festzustellen, dass 4-2-3-1 genauso wenig funktioniert wie 4-4-2.

Und natürlich der Autoritätsverlust, der in Gestalt Diegos seinen Höhepunkt fand, in dem er klare Anweisungen des Trainerteams offensichtlich und arrogant ignorierte.




"Wir haben ein Problem auf dem Feld, wir haben ein Problem in der Kabine. Ich wüsste, was ich tun würde – wenn man mich noch lässt", sagte McClaren nach dem Pokal-Aus gegen Cottbus im Dezember. Man hat ihn gelassen. Die Bilanz ist allerdings ernüchternd. Keineswegs wegen der Punkteausbeute. 4 Zähler aus 4 Spielen sind angesichts der Gegner sogar fast schon in Ordnung.

Alles andere als in Ordnung ist dagegen die Tatsache, dass der VfL (egal in welchem System) nach wie vor erschreckend wenig Zweikämpfe gewinnt und unfassbar wenig Chancen herausspielt. Nur eines der letzten 12 Pflichtspiele konnte gewonnen werden. Kein anderes Team der Liga spielt in dieser Saison schlechteren Fußball. Dass das Trainerteam dafür zumindest mitverantwortlich ist, steht für mich außer Frage.

Es sieht deshalb stark danach aus, als müsse sich McClaren zwischen Fred Rutten, Aad de Mos und Dick Advocaat einreihen. In die Liste der Ehrendivision-Erfolgstrainer, die in der Bundesliga glücklos blieben.

So wird auf kurz oder lang McClaren seinen Platz räumen müssen. Ob das fair ist? Mit Sicherheit nicht. Ob es die richtige Entscheidung ist? Uninteressant. Fest steht nur, dass Dieter Hoeneß sehr großen Anteil am Scheitern McClarens hat.