An Statistiken hab ich geglaubt. Damals gegen Nürnberg. Statistiken haben mir gesagt: „Jung, trink dir nen paar Bierchen, das wird nen langweiliges 1:0". Tja. Pustekuchen. Ihr scheiß Statistiken macht mir meine eigenen Statistiken kaputt. Was nun? Die alte Grrrrrrraskugel, äh Glaskugel, die irgend so ein Spinner weggeworfen hat nehmen? Was bleibt mir anderes übrig. Komisches Ding. Der ehemalige Besitzer scheint wohl Probleme mit dem „r" gehabt zu haben. „Copyrrrrrright Ka….". Den Rest kann ich nicht mehr lesen. Ich entstaube sie kurz. Aber wie funktioniert das Teil eigentlich? Ich schüttele. „Komm schon, du Mistding."! Nichts. Ich will doch nur wissen, was passiert, wenn, ja wenn Gladbach verliert? Oder halt gewinnt. Oder die Randalmeister aus Frankfurt den Schiri zum Spielabbruch zwingen. Ach, wird schon nicht passieren. Ich streichle sanft über die Glaskugel, plötzlich fühle ich mich wie in Trance………..

Es ist Sonntag. 15:20 Uhr. Ich befinde mich in Gladbach. Im Stadion. „Ist denn schon wieder Fußball?", würde ein Freund von mir ironisch fragen. Ja, Gladbach gegen Frankfurt. Von hinten brüllt mir die Masse Namen in die Ohren. Muss wohl die Aufstellung sein. Ich versuch mich zu konzentrieren. Das Glaskugel-Bierrrrrrrrrr macht mir ganz schön zu schaffen. Ter Stegen, Daems, Brouwers, Stranzl, Jantschke, Nordtveit, Xhaka, Herrmann, Arango, Mlapa und de Jong. Kaum Überraschungen. Die Sicht verschwimmt. Die Zeit rafft vor sich hin und wird immer schneller. Ein plötzlicher Knall. Ein Frankfurter Böller. Die Zeit bleibt stehen. Ich schaue auf die Anzeigetafel. Zwei zu eins für unsere Borussia. De Jong scheint angekommen zu sein. Mühselig zu sagen, dass er beide Tore gemacht hat. Endlich wieder ein Sieg! Vor allem, endlich wieder Ruhe! Genau die Ruhe, die uns auch letztes Jahr ausgezeichnet hat. Die Bescheidenheit und Ruhe von Spiel zu Spiel denken zu können. Die Ruhe, die Favre braucht und die auch die Kritiker in den eigenen Reihen zum Schweigen bringt. Ich vernehme das Gefühl, dass es wieder vorwärts geht.

Die Sicht verschwimmt wieder, bis die Glaskugel alles zurückgespult hat. Es wird wieder klarer vor meinen Augen. Ich sehe mich um und gucke auf die Uhr. Wieder 15:20 Uhr. Aber was ist das? Rot-Schwarz? Das ist nicht mein Trikot. Ich stehe im Auswärtsblock. Verdammt! Es stinkt nach Bengalo-Rauch und die Jungs machen echt ne gute Stimmung. Ich versuch wieder die Aufstellung zu erhaschen. Keine Chance! Es spielen 11 Arschlöcher. Frankfurt mit gewohnter Aufstellung. Warum auch was verändern? Ein zähes Spiel. Scheiß Glaskugel, muss ich mir den Grottenkick auch noch ganz angucken. Kein Zeitraffer, kein Knall, nur Fehlpassspektakel! Wir befinden uns in der 88. Minute. Was macht das für einen Sinn, diesen Offenbarungseid mal wieder voll anzusehen? Ecke Frankfurt. Irgendwie weiß ich was kommt. War ja klar, 0-1! „Da hast du deinen Sinn, du Vollidiot", flüstere ich. Wieder mal eine Fehlpassstafette die zu einer Ecke führt. Wieder eine Ecke die das Gegentor bringt. Aber es ist kein Schock, kein Stich ins Herz. Den einzigen Schock bringen mir die jubelnden Frankfurter. Ich bleibe ungewohnt ruhig. Nach dem Spiel lässt mich die Glaskugel noch lange im Stadion. Bin ja auch als Auswärtsfan hier. Muss ja warten. Ich überlege.

Wohin mit der Kritik? Trainer? Mir brennen sich gewisse Berlin-Parallelen in den Kopf. Aber nein, darüber möchte ich nicht nachdenken. Ich gehe den Kader durch und komme zu dem Schluss, dass wir dafür eigentlich zu gut aufgestellt sind. Aber wo soll ich mein Ventil auslassen? Die Kinder kann ich auch nicht jedes Wochenende schlagen. Mir kommt Eberl in den Sinn. Mit dem war ich mal besonders kritisch. Aber nein, keine Chance, der macht eine Bombenarbeit! Ich übe mich in Geduld. Immer noch nicht raus aus der Trance. Geduld! Ein gutes Stichwort. Ich denke auch nach der Niederlage, sollten sich alle Gladbach in Geduld üben und vor allem Favre und der Mannschaft vertrauen.

Ein roter Bengalo lässt die Sicht wieder verschwimmen und ich merke kaum, dass die Glaskugel mich wieder in mein Leben holt. Sie blinkt noch kurz auf. Ich kann ein 2-1 vernehmen. Danach zerbricht sie. Ich werfe sie in den Mülleimerrrrrrr und denke mir „danke du Spinnerrrrrr aus der Nachbarschaft", denn auch an diesem Spieltag habe ich wieder die Hoffnung auf einen Sieg und wenn nicht, sollten alle Gladbacher Geduld haben. Wir kommen aus dem Tief, keine Frage!

Dies ist mein Beitrag zu den Spieltagblogs 2012/13. Konkurrenzlos.