Was war das lustig: Die bedröppelten Mienen der Bayern-Granden, die ausgelassen feiernden Bremer, und Absteiger, die keinem so wirklich weh taten (Bochum, Uerdingen, Saarbrücken) - außer mir, wegen Uerdingen. Den DFB-Pokal gewann übrigens die größere Bayer-Filiale im Spiel gegen die Amateure von Hertha BSC, in deren Reihen übrigens ein späterer Leverkusen-Akteur stand: Carsten Ramelow.

1992/1993 sah auch einen der unsinnigsten Trainerwechsel der Saison: In Frankfurt hatte der serbische Fußballtrainer Dragoslav Stepanovic für Aufsehen gesorgt. Der Schöpfer des legendären "Lebbe geht weider" führte die Eintracht in den Spitzenbereich der Tabelle - und das weckte Begehrlichkeiten bei Bayer 04 Leverkusen, das Stepi noch unter der Saison verpflichten wollte. Dumm nur, dass mit Reinhard Saftig noch ein gar nicht mal schlecht agierender Übungsleiter auf der Bank saß. Aber der musste natürlich weg. Doch Ulf Kirsten und Andreas Thom schoben die längst als sicher geltende Wachablösung auf der Leverkusener Bank Woche um Woche durch ihre Tore hinaus. Am Ende aber war es soweit: Stepi wechselte-– und im Fahrwasser dieses Wechsels entstand ein lustiger Äbbelwoi-Werbespot, den ich aber leider nicht im Netz finden kann.

Was war sonst noch los? Eintracht-Trainer Horst Heese wechselte am 32.Spieltag gegen Bayer Uerdingen den vierten Ausländer ein, weswegen das 5:2 der Eintracht am Grünen Tisch mit 2:0 für Uerdingen gewertet wurde. Letzten Endes half das nichts, Bayer stieg ab.
Dasselbe Malheur passierte VfB-Trainer Christoph Daum in der damals neu gegründeten Champions League gegen Leeds United: Nach dem 3:0-Erfolg im Hinspiel wurde die 1:4-Niederlage nach Protesten von Leeds mit 0:3 gegen den VfB gewertet, das Entscheidungsspiel verloren die Schwaben im Camp Nou in Barcelona.
Auch wenn der VfB international versagte: Borussia Dortmund erreichte damals immerhin das Finale des UEFA-Cups, wo man allerdings gegen die damals übermächtigen Italiener von Juventus Turin nichts zu bestellen hatte: Nach der 1:3-Hinspielniederlage (Tor: Michael Rummenigge) dampfte Juve die Borussia auch im Delle Alpi mit 3:0 ein.
In dieser Saison gingen auch die Sterne von Anthony Yeboah und Jay-Jay Okocha auf - letzterer sollte in der darauffolgenden Saison dem großen Oliver Kahn die Schande seines Lebens und der KSC-Abwehr tief empfundene Minderwertigkeitskomplexe bereiten. Und Yeboah - der wäre ohne den Wechselfehler seines Trainers Torschützenkönig geworden. Beim 5:2 erzielte er drei Tore. So musste er sich die Kanone mit Ulf Kirsten teilen - beide hatten 20 Treffer erzielt.
Der EffZeh schwebte damals akut in Abstiegsnot, nachdem man sich am Anfang der Saison eine veritable Pleitenserie leistete. Am Ende stand jedoch ein 12.Platz zu Buche - den Klassenerhalt machte interessanterweise Horst Heldt mit seinem Treffer gegen den FC Schalke 04, zu Saisonbeginn übrigens von Uns Ouzo Lattek trainiert (der die Knappen sogar zu einem Derbysieg im Westfalenstadion führte), perfekt.
Dynamo Dresden, letzter verbliebener Ost-Vertreter, schaffte mit Ach und Krach Rang 15 und durfte im folgenden Jahr mit der Hypothek von vier Punkten Minus in die Saison starten. Zudem wurde Baulöwe Rolf-Jürgen Otto zum neuen Präsidenten der Dresdener gewählt - eine Entscheidung, die die Zukunft von Dynamo bis heute nachhaltig negativ belastete, wie wir heute wissen.

Nicht zuletzt stürmte mein KSC zum ersten Mal auf einen Platz, der zur Teilnahme am UEFA-Cup berechtigte – das Präludium zum legendären 7:0 gegen Valencia in der darauffolgenden Saison.

Aber nicht nur die Bundesliga hatte es mir angetan: Die 2.Liga war umso interessanter, als dass sich die Rekordzahl von sage und schreibe 24 Vereinen in ihr tummelten. Das kulminierte am Ende in unglaublichen sieben Absteigern. Und ich weiß nicht, wie oft ich mit Soft-Mini-Fußball die Zweitligasaison 92/93 gegen die heimische Glastür nachgestellt habe.
Zweitligameister wurde überraschenderweise der SC Freiburg unter Volker Finke - mit 102 erzielten Toren war der SCF Klassenprimus - daneben stiegen der MSV Duisburg und der VfB Leipzig in die Eliteklasse auf.

Knapp gescheitert dagegen: Waldhof Mannheim. Die Älteren unter euch werden sich erinnern, dass die Mannheimer einmal eine relativ große Nummer im deutschen Fußball waren, brachten sie doch unter anderem einen Jürgen Kohler hervor. Die FCK-Fans, die älter als 20 sind, werden sich außerdem auch erinnern, dass Waldhof lange Zeit, bevor Mainz 05 ein ernstzunehmender Konkurrent wurde, der Hauptkonkurrent der steuergeldalimentierten Hinterpfälzer war.

Überdies tummelten sich damals noch Mannschaften in der 2.Liga, die ich euch gerne ins Gedächtnis rufen möchte, da sie heute in den Niederungen des Amateurfußballs verschwunden sind. Vielleicht empfindet ihr dabei ebensolche Nostalgie, wie ich sie heute empfinde, wenn ich mich an meine nachgestellten Duelle der Stuttgarter Kickers gegen den FC 08 Homburg erinnere:
Fortuna Köln (uncooler als der EffZeh, aber dafür mit dem "Schäng", der Toni Schumacher einst mit "Du Wichser hast hier nichts mehr zu melden" in der Halbzeit eines Spiels feuerte), Chemnitzer FC (in den Folgejahren gelegentlich mal in der 2.Liga dabei), FC Carl Zeiss Jena (desgleichen), SV Meppen, VfB Oldenburg, FC Remscheid und SV Darmstadt 98 (erste Trainerstation des heutigen VfB-Trainers, des schönen Brüno).

Außerdem war damals ein heutiger Deutscher Meister gerade aufgestiegen: Der VfL Wolfsburg belegte mit 45-47 Punkten sensationell Rang 14, Mainz 05 lag damals auf Rang 12. Hannover 96, damals amtierender Pokalsieger (als einziger Zweitligist jemals) belegte Platz 9, St.Pauli konnte dem Abstieg als 17. gerade so entgehen.


Doch das alles war nur der Grundstein für das Backsteingebäude des Fußball-Fanatismus, das heute meine Persönlichkeit umgibt. Denn 1993/1994 fieberte ich zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben für den 1.FC Kaiserlautern. Das ist hässlich genug, aber wieder eine andere Geschichte.

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