Recap 2018/2019

Bei den Carolina Panthers wehte zu Beginn der Saison 2018 ein neuer Wind. Gründer Jerry Richardson war in den vergangenen Monaten schwer unter Druck geraten, da mehrere Angestellte der Panthers von massivem Fehlverhalten des Besitzers berichteten. Im Mai 2018 verkaufte er die Franchise deswegen an David Tepper. Der Hedgefonds-Manager war bereits zuvor als Teilhaber der Pittsburgh Steelers in der NFL vertreten, diese Anteile musste er allerdings im Zuge des Kaufs der Panthers abgeben.

Gleich zu Beginn der vorherigen Saison musste das Team von Headcoach Ron Rivera einen herben Rückschlag hinnehmen. Beim Auftaktsieg im Heimspiel gegen die Dallas Cowboys brach sich Greg Olsen, seit Jahren Newtons Receiver Nummer 1 im Passing-Game, erneut den rechten Mittelfuß. Die darauffolgenden Leistungen in der ersten Saisonhälfte waren sehr durchwachsen. Von souveränen Auftritten gegen die Cincinnati Bengals, die Baltimore Ravens oder die Tampa Bay Buccaners, über knappe Siege gegen die New York Giants (mit einem 63 Yard Winning-Fieldgoal von Graham Gano) oder die Philadelphia Eagles, bis hin zu mehr oder weniger nötigen Niederlagen gegen die Atlanta Falcons und die Washington Redskins war alles dabei. Nach Woche drei reagierten Coach Rivera und General Manager Marty Hurney auf die wacklige Defense und die Verletzung von DaNorris Searcy, indem sie den ehemaligen Pro Bowl Safety Eric Reid verpflichtet haben. Diese Verpflichtung löste in vielen Fanlagern Kontroversen aus. Reid war der erste Spieler der 2016 während der Nationalhymne neben Colin Kapernick kniete, um gegen die Benachteiligung dunkelhäutiger in den USA zu protestieren.

Nach der neunten Woche waren die Panthers mit einem Record von 6-2 und nur einem Sieg weniger als die New Orleans Saints auf Playoff-Kurs. Doch eine Schulterverletzung von Cam Newton verhinderte in der Folge dessen regelmäßige Trainingsteilnahme. Dies war sicherlich einer der Gründe für die folgende Niederlagenserie. 7 Spiele hintereinander konnten die Panthers ihre Gegner nicht bezwingen. Erst im letzten, bedeutungslosen Spiel bei den New Orleans Saints, konnten die Panthers nochmal einen Sieg holen und die Saison mit einem Record von 7-9 und dem dritten Platz in der NFC South beenden.

Wer es noch nicht gesehen hat, dem lege ich an dieser Stelle die aktuelle All or Nothing Staffel ans Herz, die die Panthers in der letzten Saison begleitet hat und einen guten Einblick in die Franchise und die diversen Themen bietet.

NFL-Draft & Free Agency

Die wichtigsten Verpflichtungen:

- Matt Paradis (C), von den Denver Broncos
- Gerald McCoy (DT), von den Tampa Bay Buccanears
- Bruce Irvin (DE), von den Atlanta Falcons
- Chris Hogan (WR), von den New England Patriots

Die größten Verluste:

- Thomas Davis (OLB), jetzt Los Angeles Chargers
- Julius Peppers (DE), Ruhestand
- Matt Kalil (OT), jetzt Houston Texans
- Ryan Kalil (C), geplanter Ruhestand, jetzt New York Jets

Draftpicks:

Runde 1: Brian Burns (DE), Florida State, Pick 16
Runde 2: Greg Little (OT), Ole Miss, Pick 37
Runde 3: Will Grier (QB), West Virgina, Pick 100
Runde 4: Christian Miller (OLB), Alabama, Pick 115
Runde 5: Jordan Scarlett (HB), Florida, Pick 154
Runde 6: Dennis Daley (OT), South Carolina, Pick 212
Runde 7: Terry Goodwin (WR), Georgia, Pick 237

Die Panthers haben in der Free Agency und dem Draft mit der Offensive Line und dem Pass Rush die beiden größten Baustellen im Roster adressiert. Der aus Denver gekommene Matt Paradis ersetzt Ryan Kalil als Center. Dies sollte ein kleines Upgrade auf einer der wichtigsten Positionen sein. Gerald McCoy von Division-Rivale Tampa Bay verstärkt die Defensive Line. Hier könnte er, sollten die Panthers kommende Saison häufig mit einer 3-4 Defense spielen, neben Kawann Short und Dontari Poe mehr Druck auf den gegnerische Quarterback aufbauen. Erstrundenpick Brian Burns soll diesen Druck, je nach System als Defensive End oder Outside Linebacker, vergrößern. Auch Zweitrundenpick Greg Little könnte früh in der Saison Starter werden. Sollte Daryl Williams als Left Guard in die Saison starten, würde Taylor Moton wie über große Teile der letzten Saison als Right Tackle spielen. Somit wäre die Position des Left Tackle vakant, welche für Greg Little prädestiniert wäre. Diese Position spielte er bereits im College.

Offense

Mögliche Starter:

Matt Paradis (C)

Daryl Williams (LG)

Trai Turner (RG)

Greg Little (LT)

Taylor Motton (RT)

Cam Newton (QB)

Christian McCaffrey (HB)

Greg Olsen (TE)

DJ Moore (WR)

Curtis Samuel (WR)

Chris Hogan (WR)

Die Spielweise der Offense wird sich im zweiten Jahr unter Norv Turner weiter verändern. Schon in der 2018er Season warf Newton im Schnitt deutlich kürzere Pässe als in den Jahren davor. Dabei brachte er, trotz weniger Spiele als in den vorangegangenen Jahren, mehr Pässe an seine Mitspieler. Es war definitiv seine beste Season als Passer. Obwohl er nicht der typische, akurate Pocket Passer ist kann man davon ausgehen, dass es dieses Jahr noch mehr Screenpässe, Slants oder Mesh Routes zu sehen geben wird. Mit einem transformierten Christian McCaffrey und einem wiedergenesenen Greg Olsen stehen ihm dabei zwei Mächtige Waffen zur Verfügung. Hinter Greg Olsen sollten Ian Thomas, ohne die aufgezwungene Verantwortung durch die Verletzung von Olsen, den nächsten Schritt machen, damit er nächstes Jahr dessen Erbe antreten kann. Er wird vermutlich auch bei einigen Snaps auf dem Feld stehen. McCaffreys workload wird durch die Verpflichtungen von Jordan Scarlett und Elijah Holyfield etwas abnehmen, was für den Erhalt seiner Spritzigkeit und seiner Gesundheit nur von Vorteil sein kann. Dafür wird er wahrscheinlich noch öfter zum Passing Target für Cam werden.

Dieser wird voraussichtlich hinter einer, zumindest auf dem Papier, klar verbesserten O-Line mehr Zeit bekommen um in Ruhe zu werfen. Hier wird Rookie Greg Little vor Saisonstart das einzige wirkliche Fragezeichen bleiben.

Fraglich wird bei dieser Offense vor allem die Funktionalität bzw. die Effizienz des Wide Receiver Corps. Sollten es DJ Moore und Curtis Samuel nicht schaffen ihre individuellen Fähigkeiten im Route Running und beim Lösen von den Gegenspielern zu verbessern, wird es den Gegnern leicht fallen sich auf die beiden ernsthaften Bedrohungen (Olsen, McCaffrey) einzustellen. Besonders auffällig war in der vorherigen Season die Anzahl der einfachen Bälle welche von den Receivern gedroppt wurden. Auch hieran wurde in der Offseason hoffentlich gearbeitet.

Defense

Mögliche Starter:

Dontari Poe (DT)

Kawann Short (DE)

Gerald McCoy (DE)

Luke Kuechly (MLB)

Shaq Thompson (MLB)

Mario Addison (OLB)

Brian Burns (OLB)

Donte Jackson (CB)

James Bradberry (CB)

Eric Reid (SS)

Rashaan Gaulden (FS)

In der Defense haben sich die Panthers auf die Verstärkung des Pass-Rush konzentriert, und zwar ausschließlich darauf. Mit Gerald McCoy und Brian Burns wurden zwei Spieler geholt deren primäre Stärke es ist, Druck auf die gegnerische Line bzw. den Quarterback auszuüben. Gepaart mit den bereits vorhandenen Spielern wie Kawann Short, Dontari Poe und Mario Addison kann diese Front einige O-Lines vor Probleme stellen. Mit Bruce Irvin hat man den Kader zusätzlich in der Tiefe verstärkt. Ob nun mit einer 4-3 oder 3-4 Defense gespielt wird, hier scheinen die Panthers auf dem Papier sehr gut aufgestellt zu sein. Im Linebacker Corps fehlen wir Thomas Davis, welcher als Free Agent zu den Los Angeles Chargers gewechselt hat. Doch Luke Kuechly und Shaq Thompson werden auf dieser Position weiterhin ein gutes Duo sein. Außerdem wurde in der vierten Runde des Drafts mit Christian Miller ein Outside Linebacker gepickt. Er wird mit Sicherheit Zeit brauchen bis er den Verlust von Davis für die Panthers kompensieren kann.

In der Secondary wird es dann schon etwas dünner. Hier haben die Panthers weder in der Free Agency noch im Draft investiert. Eric Reid und James Bradberry waren in der letzten Season solide auf ihren Positionen. Rashaan Gaulden und Donte Jackson müssen noch mehr Konstanz in ihre Spielweise bekommen, die Leistungen in ihrer Rookie-Season war teilweise recht schwankend. Ähnlich wie bei den Wide Receivern gilt hier: Wenn die beiden sich positiv weiterentwickeln, ist die Secondary der Panthers insgesamt durchschnittlich. Sollte sich einer der Starter jedoch verletzen, besitzt der Kader nicht die Tiefe bzw. die Qualität um diesen Ausfall aufzufangen.

Players to watch

Christian McCaffrey (HB):

Christian McCaffrey könnte seine starke 2018er Season nochmal toppen und dadurch zum neuen Superstar der Panthers werden. Er war vergangene Season schon der Überspieler in einer durchschnittlichen Offense. In der Offseason hat er vor allem physisch noch enorm zugelegt. Sollte er dabei nichts von seiner Athletik und Geschwindigkeit eingebüßt haben, könnte Christian in dieser Season zu den Top-3-Runningbacks gehören. Sein workload bei den Runs könnte dieses Jahr zwar geringer ausfallen, da mit Elijah Holyfield und Jordan Scarlett zwei Runningbacks zu seiner Entlastung geholt wurden. Dennoch ist davon auszugehen, dass er noch öfters in das Passspiel der Panthers einbezogen wird.

DJ Moore (WR):

Als Receiver im zweiten NFL-Jahr, steigen die Erwartungen an DJ Moore diese Season nochmals. Die Panthers hatten sich sicher mehr von ihrem Erstrundenpick 2018 erhofft, der eine unauffällige Rookie-Season spielte. Seine Fähigkeit nach dem Catch noch Raum zu kreieren sah man konnte man zwar schon beobachten, allerdings konnte er sich häufig nicht genügend Freiraum verschaffen und hat häufiger auch einfache Receptions gedroppt. Allerdings muss man ihm zu Gute halten, dass nach dem Ausfall von Greg Olsen mehr Verantwortung auf seinen Schultern lastete, als ursprünglich geplant. In einer variableren Offense könnte er sich dieses Jahr positiv entwickeln.

Donte Jackson (CB):

Donte Jackson schaffte bereits in seiner Rookie-Season 73 Tackles, verursachte einen Fumble, wehrte 9 Pässe ab und fing 4 Interceptions. Vor allem seine unglaubliche Geschwindigkeit verschafft ihm das Potential ein richtig guter Cornerback zu werden. Für einen jungen Spieler nicht unüblich waren jedoch auch bei ihm gelegentliche Unkonzentriertheiten im Spiel, welche den Gegnern unnötigen Raumgewinn ermöglichten.

Fazit, Schedule und Ausblick: It depends on the health

Der Erfolg dieser Season steht und fällt mit der Schulter von Cam Newton. Sollte er gesund bleiben und an die Entwicklung der letzten Season anknüpfen, könnte es sein bestes Jahr seit 2015, im Gesamtpaket vielleicht sogar das beste seiner Karriere werden. Insgesamt steht das Team besser da als vorheriges Jahr, Verluste wurden kompensiert und man hat sich mit vielversprechenden Talenten verstärkt. Zudem gibt es mit einige Spieler, denen in ihrem zweiten Jahr der Durchbruch zuzutrauen ist (Moore, Jackson, Gaulden, Thomas).

Für die Season Prognose muss man einen Blick auf die Schedule werfen. Dabei fällt im Falle der Panthers natürlich immer zuerst die Stärke der eigenen Division auf. In den Spielen gegen die Saints und die Falcons ist man hier eher selten der Favorit. Neben den Division Games stehen mit den Reisen zu den Texans und den Packers zwei schwere Auswärtsspiele an. Doch auch Zuhause warten einige unangenehme Gegner. Zum Auftakt die Rams und gegen Ende der Season die Seahawks.

Wenige Experten scheinen die Panthers auf der Rechnung zu haben. Allerdings, rufen alle Spieler ihre potentielle Leistung ab und bleiben die Stars verletzungsfrei, sehe ich die Panthers mit einem leicht positiven Reccord. Mein Tipp: 9-7 und Platz zwei in der NFC South. Ob es dann für eine Wildcard reicht, wird sich zeigen.