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Von: BigLuck
14.08.2016 | 5098 Aufrufe | 15 Kommentare | 15 Bewertungen Ø 9.9
Verjüngungskur ins Glück?
Season Preview Indianapolis Colts
Nach der Seuchensaison soll die Rückkehr an die Spitze der AFC South gelingen.

Dieser Blog entstand unter gütiger Mithilfe und mit wertvollem Input von klausinho. Vielen Dank für deine Unterstützung!

Recap der Saison 2015 und der Offseason

Die 2015er Saison war für die Indianapolis Colts eine enttäuschende. Zu Saisonbeginn von manchen Experten noch als Anwärter auf die Vince Lombardi Trophy gehandelt, reichte es am Ende nicht einmal für die Playoffs. Dass am letzten Spieltag noch theoretische Chancen auf selbige bestanden (0,03% nach dem ESPN Football Power Index), war weniger der eigenen Stärke als vielmehr der eher schwachen Performance der AFC South geschuldet.

Ein Grund für das schwache Abschneiden waren sicherlich die Verletzungen von QB Andrew Luck. Er konnte verletzungsbedingt nur sieben Spiele bestreiten und auch in diesen war er nach offiziellen Angaben angeschlagen. Aber im Football gilt: Wenn du auf dem Platz stehst, dann gilt das, was du zeigst! Und Luck zeigte unter Druck viele riskante Pässe, die in einer TD/Interception-Ratio von 15 zu 12 resultierten. Im Ranking nach Defense-Adjusted Yards Above Replacement von Football Outsiders belegte er damit Rang 33 unter QBs mit mindestens 200 Passversuchen, hinter Namen wie Johnny Manziel, Blaine Gabbert oder Sam Bradford.

Nach dieser Saison stand folgerichtig zum ersten Mal seit längerer Zeit ein ungemütlicher Black Monday an. Es wurde nicht mehr diskutiert, ob jemand gehen muss, sondern nur, ob es einen aus dem Duo Headcoach Chuck Pagano und GM Ryan Grigson trifft oder beide. Nach mehrstündigen Verhandlungen folgte dann die Riesenüberraschung. Die Verträge von beiden wurden verlängert, und das, obwohl in den Medien seit längerer Zeit über ein gestörtes Verhältnis zwischen Grigson und Pagano spekuliert wurde.

Alles beim Alten also? Mitnichten! Denn auch wenn der Headcoach im Amt blieb, wurde der Coaching Staff vollständig umgekrempelt. Rob Chudzinski, der das Amt interimsweise vom vor der Bye-Week gefeuerten Pep Hamilton übernommen hatte, wurde fest als Offensive Coordinator installiert. Als neuer Defensive Coordinator kam der ehemalige Linebackers Coach der Ravens, Ted Monachino, der bereits während dessen Zeit als DC der Ravens unter Chuck Pagano gearbeitet hatte. Darüber hinaus wurden auch die Coach-Stellen für QBs, RBs, WR, TEs, O-Line, LB, Secondary, Head Strength & Conditioning sowie der Assistant Special Teams Coach neu besetzt.

Free Agency

Die Neuausrichtung beschränkte sich jedoch nicht auf den Coaching Staff, auch die Strategie im Front Office hat sich gewandelt. Anders als in den vergangenen Jahren verzichtete Grigson darauf, alte (und teure) FAs in der Hoffnung zu verpflichten, dass sie an ihre besten Zeiten anknüpfen können. Vielmehr standen zwei Themen im Vordergrund: Geld sparen für den Monstervertrag von Andrew Luck (den er inzwischen erhalten hat und ihn zum bestbezahlten Spieler der NFL-Geschichte macht) sowie die Konzentration auf die zwei großen Schwachstellen - der Pass Rush und die Offensive Line.

Im Zuge der konsequenten Neuausrichtung ließen die Colts mehrere Spieler ziehen, die prominentesten davon TE Coby Fleener, S Dwight Lowery und ILB Jerell Freeman. Im Gegenzug standen auf der Ausgabenseite vor allem Backups (z. B. QB Scott Tolzien und RB Robert Turbin) sowie mit CB Patrick Robinson der voraussichtlich einzige Neuzugang, der in Week 1 starten wird.

Draft

Die Free Agency blieb also verhältnismäßig ruhig, die volle Konzentration galt somit dem Neuaufbau über den Draft. Es war klar, dass man nicht alle Problemstellen würde beheben können, deshalb galt es, Prioritäten zu setzen. Das oberste Ziel war es, dass sich eine Saison wie die letzte nicht wiederholen durfte. Das ausgerufene Motto lautete also "Protect Number 12", schützt die Gesundheit des wichtigsten Spielers, QB Andrew Luck. Die O-Line, die es geschafft hatte, dass sich mindestens drei QBs verletzten (Luck, Hasselbeck, Whitehurst), benötigte dringend ein Upgrade.

Folgerichtig pickten die Colts in der ersten Runde mit Ryan Kelly ihren neuen Starting Center, ein klares Upgrade für die größte Schwachstelle in der Line. Nachdem Andrew Luck in seinen ersten vier Jahren mit fünf verschiedenen Centern spielen musste, hoffen die Colts nun auf eine erfolgreiche und langfristige QB-C-Kombo wie in Zeiten der Manning-Saturday-Ära. Die weiteren Picks (OT LeRaven Clark in Runde 3, OT Joe Haeg in Runde 5 sowie C Austin Blythe in der 7. Runde) sollen der O-Line dringend benötigte Tiefe bringen, was angesichts des Leistungs­abfalls zwischen Startern und Backups in der vergangenen Saison zwingend angesagt war.

Die Überraschung in Runde zwei war S T.J. Green. Die Colts waren wohl die einzigen, die Green derart hoch gerankt hatten, spielte er die Position doch erst seit einem Jahr und gilt als klares Projekt. Green, der auch als CB eingesetzt werden könnte, soll wohl mittelfristig die Nachfolge von S Mike Adams antreten, der sich mit 35 Jahren im Spätherbst seiner Karriere befindet.

Ein vermeintlicher Steal gelang in Runde 4 mit DT Hassan Ridgeway, der in einigen Mocks bereits in Runde 2 vom Board war. Mit den weiteren Picks sicherten sich die Colts ILB Antonio Morrison (Runde 4) und OLB Trevor Bates (Runde 7) in der Hoffnung, das Linebacker Corps zumindest in der Tiefe aufzuwerten.

Resümee

Grigson und Pagano haben sowohl in der FA als auch bei der Draft auf spektakuläre Aktionen verzichtet und grundsolide Arbeit abgeliefert. Es wurde vor allem dem Umstand Rechnung getragen, dass Andrew Luck zu viel einstecken musste. Stärkung bzw. Konsolidierung der Offense Line war daher oberste Priorität.

Sicher hätte man auch in Pass Rush investieren müssen, aber dazu gab es einfach zu wenig frühe Picks, um hier signifikante Verstärkung holen zu können. Hier bleibt abzuwarten, was der neue DC aus dem vorhandenen Spielermaterial herausholen kann.

Offense: Zeit für Wiedergutmachung

Coaches

08. November 2015 - Lucas Oil Stadium: Die Indianapolis Colts gewinnen gegen die bis dahin ungeschlagenen Denver Broncos mit 27:24!

Zwei Dinge machen dieses Spiel bemerkenswert: Fünf Tage zuvor wurde Pep Hamilton entlassen und Rob Chudzinski als neuer Offensive Coordinator installiert. Diese fünf Tage reichten "Chud", um die Offense derart umzugestalten, dass man der besten Defense der Saison 27 Punkte und 365 zugelassene Yards ohne Turnover mit auf den Heimweg geben konnte. Noch bezeichnender ist der Umstand, dass die Colts-Offense mit 38:39 Minuten fast doppelt so viel Ballbesitz hatte wie der Gegner.

Da das Spiel gegen die Broncos Chuds einziges Spiel mit Andrew Luck under Center war, dient es gleichsam als Blaupause für die Offense 2016. Das gibt auf jeden Fall berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass die Offense der Colts in der kommenden Saison einen Sprung nach vorn macht. Allzu oft wurde unter Vorgänger Pep Hamilton der Gameplan nach einigen erfolglosen Lauf­versuchen über den Haufen geworfen und alles auf den Arm der QBs gesetzt. Nachdem er in der letzten Saison mit dem Playbook seines Vorgängers arbeiten musste, konnte Chud im Training Camp zudem nun sein System einüben lassen. Was genau das bedeutet, wird wohl erst in der Regular Season zu sehen sein. Die Eindrücke aus dem Training Camp lassen zumindest einige Schlüsse zu: Nachdem die Colts in der vergangenen Saison meist in einem 2-TE-Set mit Coby Fleener und Dwayne Allen gespielt haben, besteht die Base Offense in diesem Jahr aus drei Wide Receivern. Durch vielfältige Routes und Aufstellungen (u.a. No. 1-WR T.Y. Hilton im Slot) soll Verwirrung geschaffen und Receiver freigespielt werden. Doch wie sieht das Personal aus?

Offensive Line

Die Offensive Line der Colts war in der Saison 2015 nicht gut. Neben den oben erwähnten Verletzungen (die nicht immer die Schuld der Offensive Line sind) lässt sich dies auch statistisch belegen. Football Outsiders rankte die Line auf Platz 16 in Pass Protection und auf Platz 27 im Run Blocking. Dass RB Frank Gore am Ende der Saison nur knapp an der 1.000 Yard-Marke vorbeischrammte, hat er eher seinen eigenen Fähigkeiten zu verdanken als der Offensive Line. Es gilt also, sich in der bestenfalls mittelmäßigen Pass Protection zu verbessern und gleichzeitig das unterirdische Run Blocking auf ein zumindest akzeptables Level zu heben, um die Offense nicht zu einseitig und damit ausrechenbar zu machen.

Die Schwachstelle in der Linie waren der Center und der Right Guard. Mit Ryan Kelly sollte zumindest die Center-Position deutlich aufgewertet werden, auf RG hat nach den Eindrücken im Training Camp der von den Trainern geschätzte Denzelle Good das Duell gegen Hugh Thornton gewonnen. Die linke Seite der Linie steht mit LT Anthony Castonzo und LG Jack Mewhort, auf der rechten Seite wird RT Joe Reitz zum Einsatz kommen.

RT Joe Reitz und LT Anthony Castonzo sind mit ihren 6 Jahren NFL-Erfahrung die absoluten Veteranen. Der Rest ist bis auf Hugh Thornton (4 Jahre) entweder in der Rookie-Saison oder hat 1 bzw. maximal 2 Jahre auf dem Buckel. Gepaart mit einem so erfahrenen Position Coach wie Joe Philbin dürfte die O-Line jede Menge Upside haben. Joe Philbin hat bereits erklärt, dass er bei der O-Line zunächst eher auf Fundamentals setzen will denn auf komplizierte Blocking Schemes. Eine Maßnahme, die bei einer solch jungen und unerfahrenen Line sicherlich nicht das Schlechteste ist.

Running Backs

Das Running Game wird in Indianapolis seit langer Zeit eher stiefmütterlich behandelt. So geht das letzte 100 Yard-Spiel eines RB auf 2012 zurück, auf eine 1.000-Yard-Rushing-Saison warten die Fans gar seit 2007. RB Frank Gore kratzte mit 967 Yards an der Marke, ein Erfolg war seine Saison jedoch nicht. 3,7 Yards / Attempt waren kaum besser als die Leistungen des berüchtigten Trent R., Football Outsiders rankte ihn gar mit einem DVOA-Wert von -8,6 % auf Platz 36 von 44 Running Backs mit mehr als 100 Versuchen. Doch wie sind diese Leistungen einzuschätzen? Die O-Line war mies (siehe oben) und die Defenses brauchten nach der Verletzung von Andrew Luck praktisch keine langen Pässe mehr verteidigen. Der Augenschein sah Gore auf jeden Fall als klares Upgrade zu vorherigen Running Backs. Auf der anderen Seite geht er im für RBs biblischen Alter von 33 in die neue Saison, die Frage, was noch in ihm steckt, folgt zwangsläufig. Deshalb braucht er Unterstützung durch die anderen RBs. In der FA wurde Robert Turbin als Backup verflichtet, im Training Camp spielte sich bisher UDFA Josh Ferguson ins Rampenlicht.

Insgesamt sollte eine verbesserte Offensive Line auch das Running Game auf ein höheres Level heben. Die erste 1.000-Yard-Saison seit 2007 erscheint nicht unrealistisch, trotzdem sollte niemand erwarten, dass die Colts als run-heavy Team auftreten werden. Dennoch sollte es reichen, um Andrew Luck zu entlasten und die Offense variabler und ausgeglichener zu gestalten.

Wide Receiver

Das Receiving Corps ist (neben dem QB) das absolute Prunkstück der Colts. T. Y. Hilton mag nicht ganz auf dem Level der absoluten Superstars sein, aber er ist ein ausgezeichneter Receiver, der über die letzten Jahre blindes Verständnis mit Andrew Luck entwickelt hat. Donte Moncrief könnte in seiner neuen Rolle als klarer No. 2-Receiver seine Zahlen (Receptions, Yards, TDs) im zweiten Jahr in Folge verdoppeln. Oder, um es mit Chris Wesselings Worten zu sagen,

Moncrief is the most obvious breakout candidate at wide receiver in the entire league this year.

Hinter Hilton und Moncrief steht der letztjährige 1st-Round-Pick Phillip Dorsett bereit. Nach holprigem Start verletzte er sich gerade, als er mehr Snaps bekam und seine Leistungen sich stabilisierten. In diesem Jahr soll er nun zeigen, dass er den hohen Pick wert war, den die Colts in ihn investiert haben.

Hinter den Big Three sind die restlichen WR-Kaderplätze hart umkämpft. Eine Gruppe aus vornehmlich UDFA konnte sich im Training Camp zeigen, die Entscheidung fällt aber erst in der Preseason. Einen Kaderplatz wird sich wohl WR Quan Bray aufgrund seiner Returnfähigkeiten verdienen.

Tight Ends

Nach der vergangenen Saison wurden die beiden besten Tight Ends der Colts Free Agents und sie mussten sich entscheiden, welchen Vertrag sie verlängern wollten. Den des Receiving-TEs Coby Fleener, der schon auf dem College gemeinsam mit Andrew Luck gespielt hat? Oder den von Dwayne Allen, der zwar der bessere All-Around-TE ist, dafür aber auch verletzungsanfällig? Die Entscheidung fiel auf Allen, Coby Fleener hingegen wurde zu den Saints ziehen gelassen. Ein Ersatz wurde nicht verpflichtet, so dass Jack Doyle zum ersten Vertreter aufrückt. Das zeigt die fehlende Tiefe auf der Position auf. Doyle mag eine super No. 3 sein und eine (mehr als) solide No. 2, aber es reicht nicht zum Starting TE.

Beide TE sind gute Blocker und Allen hat in seiner Karriere bereits angedeutet, dass er auch ein guter Receiver sein kann. Ein großes Fragezeichen steht aber hinter seiner Gesundheit, und im nicht unwahrscheinlichen Fall einer Verletzung haben die Colts ein großes Problem.

Quarterbacks

Andrew Luck erlebte 2015 die schwierigste Saison seiner Karriere. Seine auch in den Vorjahren gezeigten Schwächen traten in diesem Jahr gehäuft auf. Er hielt den Ball zu lang, erzwang Würfe, die er besser ins Aus geworfen hätte und riskierte zu viel, wenn er lief. Die Folge? Interceptions und Verletzungen. Zum ersten Mal in seiner Karriere war er gezwungen, ein Spiel seines Teams von der Seitenlinie zu verfolgen.

Dennoch ist Andrew Luck wohl weiterhin der QB mit dem größten Entwicklungspotential. Diesem Umstand trug das Management Rechnung, indem es Luck zu bestbezahlten NFL-Spieler aller Zeiten machte. Weiterhin wurde endlich in die O-Line investiert, um ihm den größtmöglichen Schutz zu bieten. Auf der anderen Seite muss sich gerade in dieser Beziehung auch Luck selbst entwickeln. Die Verletzung gegen die Broncos, die seine Saison beendete, zog er sich beim Scramblen zu, weil er unbedingt das First Down erzwingen wollte. Dementsprechend äußerte sich auch Coach Chuck Pagano:

Er muss verstehen, dass er seine Position nicht wie ein Linebacker spielen kann!

Andrew Lucks Situation in Indianapolis ist schon mit der eines Peyton Mannings ein paar Jahre zuvor zu vergleichen: Mit einer insgesamt eher mittelmäßigen Truppe wird von ihm Großes, wenn nicht sogar Alles, nämlich der Gewinn des SB, erwartet. Oft genug versucht er dann im Alleingang, noch irgendwie einen Pass anzubringen oder das 1st Down zu erlaufen. Luck hat alles, was ein TOP 3-QB braucht. Er muss nur noch lernen, etwas früher den Slide anzusetzen oder auch mal den Ball einfach wegzuwerfen.

Der Vollständigkeit halber seien an dieser Stelle auch die Backups genannt. Um den zweiten Platz im Kader streiten sich der von den Packers verpflichtete Scott Tolzien sowie Stephen Morris. Nichtsdestotrotz gilt für die Colts (wahrscheinlich sogar mehr als für die meisten anderen Franchises): Verletzt sich der Starting QB, dann ist die Saison gelaufen.

Resümee

Ein neuer Offensive Coordinator, eine verbesserte O-Line, ein fitter Andrew Luck. Die Voraussetzungen sind gegeben, dass die Colts Offense an vergangene, erfolgreiche Zeiten anknüpfen und vor allem die Seuchensaison 2015 vergessen machen kann. In Anbetracht der Tatsache, dass die Defense (euphemistisch bezeichnet) ausbaufähig ist, wird das auch zwingend notwendig sein.

Defense: Das häßliche Entlein?

Die Defense der Colts wird in der Regel als sehr schlecht wahrgenommen. In Erinnerung bleiben die Blowouts gegen die Jaguars und Steelers aus der letzten Saison, die Run-Verteidigung wird gefühlt immer noch nach jenem Playoff-Spiel gegen die Pats beurteilt, in dem man geschätzt 600 Rushing Yards und 7 TDs durch Jonas Gray und LaGarette Blount zuließ. Umso erstaunlicher, dass die Colts-Defense anscheinend so schlecht nicht ist. Football Outsiders führt die Defense der Colts mit einem Def. DVOA von -2,2% auf Rang 13 (Nr. 12 im Pass und Nr. 16 im Rush). Angepasst an den Schedule bleibt immer noch ein 20. Rang, mit dem die Colts zwar nicht gut, aber immerhin (leicht unter-) durchschnittlich dastehen. Was also bedeutet das in der Einzelbetrachtung?

Front Seven

Die D-Line der Colts ist die beste und tiefste Gruppe der Defense. Die Stanford-Rookies DE Henry Anderson und NT David Parry spielten tolle Debütsaisons (die in Andersons Fall durch eine Verletzung verkürzt wurde), DE Kendall Langford war mit 7 Sacks geteilter Teamleader in dieser Kategorie. TY McGill, ins kalte Wasser geworfen, agierte solide und macht auch im Training Camp eine gute Figur (https://twitter.com/Colts/status/758824423503781888). Hinzu kommen noch Art Jones, Zach Kerr sowie Rookie Hassan Ridgeway. Diese Tiefe in der D-Line wird auch dringend benötigt. Henry Anderson ist nach seiner Verletzung noch nicht soweit (Week 1 ist fraglich), Kendall Langford verletzte sich im Camp und fällt 3-4 Wochen aus und Art Jones, der ebenfalls noch nicht wieder vollständig fit ist, kassierte zudem noch eine 4-Spiele-Sperre wegen PEDs. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die D-Line sicher der tiefste und stabilste Teil der Defense ist.

Dünner sieht es da schon bei den Linebackern aus. ILB Jerell Freeman verließ die Colts gen Chicago, diverse andere Linebacker, darunter der Deutsche Björn Werner, wurden entlassen. Den vakanten Starterposten übernimmt der im letzten Jahr per Trade verpflichtete ILB Sio Moore und startet neben ILB DQwell Jackson, der in der Vorsaison mit 150 Tackles den zweitbesten Wert in der NFL auflegte. Außen starten weiterhin OLB Erik Walden und als Pass Rusher OLB Robert Mathis. Hinter Mathis im Depth Chart steht OLB Trent Cole, der eine absolut enttäuschende Vorsaison vergessen machen will. Komplettiert werden die OLB von einer Gruppe Rookies.

Die Tatsache, dass der 35-jährige Robert Mathis der beste Pass Rusher des Teams ist, verdeutlicht die Misere der Colts. Dass Trent Cole an alte Eagles-Zeiten anknüpfen kann, erscheint fraglich, der am höchsten gepickte Passrusher war OLB Trevor Bates an Position 239 in der 7. Runde. Wunderdinge sind hier sicherlich nicht zu erwarten. Folgerichtig hat Defensive Coordinator Ted Monachino angekündigt, Passrush über Schemes und Druck an der Line of Scrimmage zu kreieren.

Secondary

FS Mike Adams und CB Vontae Davis werden auch dieses Jahr wieder Starter sein. Die beiden offenen Positionen werden voraussichtlich durch S Clayton Gaethers (nach auskurierter Verletzung) sowie Neuzugang CB Patrick Robinson besetzt, der sowohl außen als auch im Slot verteidigen kann. Erster Ersatz sind Rookie S T.J. Green sowie CB Darius Butler, obwohl auch Sophomore CB DJoun Smith, der seine Rookie-Saison verletzungsbedingt verpasste, mittelfristig eine gute Rolle spielen sollte.

CB Vontae Davis konnte 2015 nicht an seine Pro Bowl anknüpfen, auch insgesamt ließ die Secondary zu viele Big Plays zu. Dies war unter anderem einer Verletztenmisere bei den Cornerbacks sowie dem ineffizienten Passrush geschuldet, der den Receivern zu viel Zeit ließ, sich freizulaufen. Dies sind Punkte, an denen der Coaching Staff ansetzen kann.

Resümee

Die Defense mag nicht so schlecht sein, wie oftmals gedacht. Trotzdem kann man sie auch nicht als gut bezeichnen. Die größte Schwachstelle bleibt der Passrush. Es wird interessant zu beobachten sein, ob und wie die neuen Coaches mithilfe der größten Stärke, der D-Line, diese Schwäche negieren werden.

Special Teams: Old, but Gold

Von den Special Teams der Colts wird aus der Saison 2015 vor allem ein Play in Erinnerung bleiben:

Nichtsdestotrotz zählen die Special Teams zu den Stärken der Colts. LS Matt Overton ist absolut zuverlässig. Pat McAfee gehört nicht nur als Punter zu den besten seines Fachs, darüber hinaus erledigt er souverän die Kickoffs (67 Touchbacks bei 75 Kickoffs) und kümmert sich wahrscheinlich auch noch um die Stimmung in der Kabine (http://patmcafeeuncaged.com/). So kann sich Alterspräsident Adam Vinatieri (er wird im Dezember 44) voll auf die FGs konzentrieren, die er weiterhin hochprozentig verwandelt (93 %, Platz 4 in der NFL ohne Zack Hocker, der 1/1 hatte). Mit WR Quan Bray hat sich ein Returner gefunden, der durchaus überzeugen und vor allem die zuvor häufiger auftretenden Fumbles minimieren konnte.

Natürlich gibt es immer Verbesserungsmöglichkeiten. Die Special Teams der Colts sind allerdings die Unit, um die man sich als Fan am wenigsten Sorgen machen muss. Die bekannten Gesichter werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch 2016 souverän ihr Ding durchziehen.

Players to Watch

Offense:

QB Andrew Luck: Das versteht sich von selbst. Mit ihm steht und fällt dieses Team.

C Ryan Kelly: Er soll der Anker der O-Line werden. Schafft er das, könnte er Luck immens in seiner Entwicklung helfen und gleichzeitig das Run Game auf ein neues Level heben.

WR Donte Moncrief: Wie oben erwähnt, ist Moncrief ein heißer Kandidat für ein Breakout Year. Er konnte seine Receptions, Yards und TDs im vergangenen Jahr verdoppeln und strebt genau das auch in der kommenden Saison an.

Defense:

DE Henry Anderson: Bis zu seiner Verletzung spielte er eine hervorragende Rookie-Saison und wurde in der Offseason von Owner Jim Irsay geadelt, der ihn als zweitbesten Spieler des Rosters bezeichnete. Daran will er dieses Jahr anknüpfen.

S Clayton Geathers: In der vergangenen Saison erkämpfte er sich als Rookie mehr Spielanteile und durfte zum Ende der Saison sogar starten. In der kommenden Saison will er als Starter den nächsten Schritt machen.

ILB Sio Moore: Nach Jerell Freemans Abgang steht er in der Verantwortung, dessen Rolle auszufüllen. Es wird interessant zu beobachten, ob ihm das gelingt.

Schedule und Ausblick

Die Colts haben einen der leichteren Schedules (Nr. 22 nach SoS) sowie mit Ausnahme des amtierenden Champions Denver ein vergleichsweise leichtes Auftaktprogramm. Das euphorische Fanherz, ausgerüstet mit dicker Fanbrille, glaubt an einen erfolgreichen Auftakt und einen durch die Euphorie getragenen Run hin zu einem 12-4 Record.

Realistischer eingeschätzt wird 2016 eher eine Art Übergangs-Saison, in der sich die Mannschaft neu finden muss. Da dies allerdings gleichermaßen für die Divisiongegner gilt, gleichzeitig der große Trumpf in Form von Andrew Luck weiterhin bei den Colts liegt, glaube ich nach einem engen Rennen an den Divisionsieg und die damit verbundene Rückkehr in die Playoffs.

Record Prediction: 9 - 7

KOMMENTARE
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BigLuck
18.08.2016 | 18:03 Uhr
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BigLuck : 
18.08.2016 | 18:03 Uhr
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BigLuck : 
Vielen Dank

@bonzo

Natürlich ist er DC. Das war wohl ein Flüchtigkeitsfehler

Ich habe es korrigiert.
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bonzonation7
18.08.2016 | 14:21 Uhr
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18.08.2016 | 14:21 Uhr
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Sehr stark!
Ich hoffe, dass Luck fit bleibt und die großen Hoffnungen, die in ihn gesetzt werden, erfüllen kann. Einer meiner absoluten Lieblingsspieler, der mich auch ein wenig zur NFL gebracht hat
Ich glaube, ich habe es schon einmal irgendwo geschrieben, aber die AFC South wird absolut spannend zu beobachten diese Saison.

Eines ist mir aufgefallen:
"Folgerichtig hat Offensive Coordinator Ted Monachino angekündigt, Passrush über Schemes und Druck an der Line of Scrimmage zu kreieren."

DC statt OC ?!
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JaydoggBO
MODERATOR
18.08.2016 | 10:51 Uhr
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JaydoggBO : 
18.08.2016 | 10:51 Uhr
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JaydoggBO : 
Klasse Ding, viel besser kann es nicht werden.

Wenn Andrew fit bleibt kann die Division nur über die Colts gehen. Gerade Kelly als 1.-Runden Pick dürfte sehr stabilisierend wirken und dazu soll Luck ja auch das Sliden perfektionieren
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Petzie
MODERATOR
15.08.2016 | 15:04 Uhr
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Petzie : 
15.08.2016 | 15:04 Uhr
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Petzie : 
starkes Ding, Jungs. Hat mir echt sehr gut gefallen. Sprachlich und stilistisch einer der besten bisher, finde eure Prediction auch sehr realistisch, sehr gut und ausführlich geschrieben, die wichtigsten Stats mit reingebracht aber nicht zu viele. Bin echt auf die Division gespannt, Colts sehe ich leicht vorne, dahinter aber direkt die Texans und auch die Jags könnten evtl. ein Wörtchen mitreden, wenn es bei denen gut läuft.
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klausinho
15.08.2016 | 14:19 Uhr
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klausinho : 
15.08.2016 | 14:19 Uhr
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klausinho : 
@DS

Bei Anderson bin ich mir nicht so sicher, was er tatsächlich spielt. Bei den Colts wird er als DT gelistet, wurde aber als DE gedraftet. NT spielt er auf keinen Fall. Da die Colts aus der 3-4 heraus ja viel mit den OLBs als ER agieren, wird ihm in solchen Situationen wohl eher der RunStop als Aufgabe zufallen.
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DavidSilva21x3
15.08.2016 | 13:59 Uhr
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15.08.2016 | 13:59 Uhr
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klasse Preview auf allen Ebenen.

Am Ende wird alles davon abhängen wie Luck spielt, das Broncos Game letzte Saison war schon sehr stark und lässt zumindestens Hoffen. Wobei ich letzte Woche auch auf Twitter was gelesen hab, dass Luck noch nicht wirklich gut aussah im Camp.

Frage zu Henry Anderson: Ist der nicht auch eher mehr so der Run Stopper, als Pass Rusher auf DT ?
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SteelBlade
15.08.2016 | 12:36 Uhr
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SteelBlade : 
15.08.2016 | 12:36 Uhr
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SteelBlade : 
Wirklich sehr schöner Blog!
Die Einschätzung mit 9-7 teile ich voll und ganz. Man hat einen machbaren schedule, aber der Kader an sich ist nicht ganz unter den Top-Teams anzusiedeln.
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Colt
15.08.2016 | 10:22 Uhr
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Colt : Glatte 10
15.08.2016 | 10:22 Uhr
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Colt : Glatte 10
Super Preview!
Aufbau, Sprache, Inhalt alles Top.

Wie auch schon unter dem Texans Preview geschrieben, gehe ich davon aus, dass die Division unter den beiden Teams ausgemacht wird, es aber nicht für den Zweiten für eine Wildcard reichen wird.

Sehe auch ganz leichte Vorteile bei den Colts, aber das steht und fällt mit der O-Line. Hinter einer guten O-Line traue ich Luck alles zu und sehe Ihn daher nicht als X Faktor. Um hinter einer guten O-Line zu versagen hat er zu viel Talent.

Hält die O-Line traue ich Euch 10-6 und den Division Sieg zu, wobei es in den Playoffs nicht zum großen Wurf reichen wird.
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Steehaan
15.08.2016 | 10:00 Uhr
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Steehaan : 
15.08.2016 | 10:00 Uhr
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Steehaan : 
Klasse Preview von euch beiden, riesiges Lob auch von mir!

Ich glaube in der gesamten Division ist es schwer, einen Record zu tippen, weil einfach alle Teams so viel Potential wie Fragezeichen haben (Titans vielleicht etwas hinter den anderen drei). 9-7 sollte für die Colts aber denke ich mindestens drin sein, könnte für die AFC South reichen
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Aristide_Bance
15.08.2016 | 01:03 Uhr
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15.08.2016 | 01:03 Uhr
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Der beste Blog bisher in der Reihe sehr stark.
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