Rückblick

Die Patriots begannen die vergangene Saison in ungewohnt guter Frühform und standen zur Saisonhälfte mit 8-0 und einer historisch guten Defense da. In Week 9 zeigte sich aber, dass gegen eine fantastische Offense selbst die beste Defense oftmals chancenlos ist und man steckte in Baltimore deutlich die erste Niederlage des Jahres ein. Auch gegen die beiden anderen Division-Sieger der AFC, Kansas City und Houston, gab es in der zweiten Saisonhälfte Niederlagen und die anfängliche Hoffnung auf einen vierten Super Bowl-Einzug in Serie begann allmählich zu verfliegen. Als man dann auch noch das letzte Regular Season-Spiel des Jahres, zu Hause gegen Miami, nicht gewinnen konnte und deshalb leichtfertig eine Bye-Week verschenkte, kam es im Wild Card-Spiel eine Woche später so, wie es fast schon kommen musste. Die Offense war aufgrund zahlreicher Faktoren(Alter, Verletzungen, insgesamt fehlende Athletik,..) nicht gut genug für einen weiteren Run. Man beendete das Spiel bezeichnend mit einem Pick 6 knapp vor dem Ende, zum Abschluss einer zweiten Hälfte in der man keinen Punkt aufs Scoreboard brachte. Wie sich 2 Monate später herausstellte endete damit nicht nur die Saison 2019, sondern auch die Ära von Tom Brady in New England...

Free Agency

Am 17.03.2020 gab Brady offiziell bekannt, dass er die Patriots verlassen wird. Wie reagierte man in Foxboro auf diese massive Nachricht in der Free Agency? Erstmal mehr oder weniger gar nicht - einzig Brian Hoyer wurde zum gefühlt 10.ten mal zurückgeholt und lange sah es so aus, als würde man tatsächlich nur mit ihm und dem vorjährigen Rookie Jarrett Stidham als Quarterbacks in die Saison gehen. Da aber Cam Newton selbst Ende Juni noch immer ohne Team dastand, wurde der Value für Bill Belichick irgendwann zu gut und man konnte sich mit Newton schließlich auf einen sehr teamfreundlichen 1-Jahresvertrag einigen. Auch abseits der Quarterback-Position gab es im Kader einen größeren Umbruch und zahlreiche, teils langjährige, Leistungsträger verließen das Team. Besonders die, von ehemaligen Patriots-Mitarbeitern geleiteten, Teams aus Detroit (LB Jamie Collins, DL Danny Shelton und S Duron Harmon per Trade) und Miami (EDGE Kyle Van Noy, LB Elandon Roberts und OL Ted Karras) wilderten in Massachusetts. Mit S Devin McCourty und ST-Ace Matthew Slater konnte man sich kurz vor der Free Agency jeweils auf neue 2 Jahresverträge einigen. Vor allem nach den ganzen darauffolgenden Abgängen gehören die beiden zu den absoluten Aushängeschildern des Teams. Guard Joe Thuney konnte ebenfalls gehalten werden - allerdings nur durch den mit $15 Mio dotierten Franchise Tag. Durch diesen Move brachte man sich an den Rande des Salary Caps und war quasi machtlos als TE Rob Gronkowski einige Tage später ein Comeback ankündigte und dadurch sein ehemaliger Vertrag wieder aktiv wurde. Durch einen Trade mit Tampa Bay konnte man aus dieser Situation für alle Parteien noch das beste machen. Gronk wurde wiedervereint mit Brady und die Patriots bekamen einen Draftpick in der vierten Runde für einen Spieler, den man aufgrund der Cap-Situation sowieso nicht halten hätte können. Nennenswerte Neuzugänge von anderen Teams gab es kaum - kein einziger externer Spieler bekam einen Vertrag mit einem Gesamtwert über $8 Mio. DL Beau Allen, S Adrian Philips und WR Damiere Byrd waren wohl die bekanntesten verpflichteten Spieler. Weitere Signings, wie z.B. Brandon Copeland und Cody Davis wurden für Rollen in verschiedenen Special Teams Units eingeplant. Mit Nate Ebner und vor allem Kicker Stephen Gostkowski gab es auch dort namhafte Abgänge. Gost wurde nach einer durchwachsenen Saison mit Ende auf der IR entlassen. Er verlässt das Team nach 14 Saisonen als Spieler mit den meisten Punkten in der Franchise-Geschichte. Beim Versuch Ihn zu ersetzen, sind wir auch schon bei der NFL-Draft angekommen.

Draft

Auf den ersten Blick ist der Pick eines Kickers in Runde 5 nicht wirklich aufregend und sorgt wohl eher selten für Schlagzeilen. Nach der Wahl von Justin Rohrwasser war das aber ganz anders. Einerseits weil er selbst für Draftexperten ein eher unbeschriebenes Blatt war und andere Kicker höher eingeschätzt wurden. Hauptgrund war aber, dass sofort nach Bekanntgabe des Draftpicks Bilder durchs Internet wanderten, die ein Tattoo einer rechtsextremen Bewegung auf seinem Arm zeigten. In mehreren Erklärungen äußerste Rohrwasser sich erschwerend auch nur sehr schwammig dazu. Aufgrund dessen und wegen unsicherer Auftritte im bisherigen Training Camp steht er unter besonderer Beobachtung und hat seinen Job im Zweikampf gegen den letztjährigen Gostkowski-Ersatz Nick Folk keinesfalls sicher. Bei einem Blick auf die restliche Draftklasse fällt vor allem auf, dass viele Spieler direkt in der ersten Saison sehr wichtig werden dürften. In den vergangenen Saisonen hatten Rookies oftmals keine großen Snapzahlen und konnten sich erst nach 1-2 Saisonen im Team etablieren. Vor allem bei den 3 Linebackern und 2 Tight Ends muss die Integrierung heuer besser/schneller klappen - Sie sind fix in ihren Units eingeplant. Top-Pick Kyle Dugger wird sich hingegen wohl erstmal über Special Teams empfehlen müssen. Aufgrund der großen Dichte im Defensive Backfield wird es schwierig an Snaps in der Defense zu kommen. Michael Onwenu und Justion Herron dürfen sich jeweils Hoffnung auf einen Rosterspot als Backup-OLiner machen.

Gesamte Klasse im Überblick:

2 37 Kyle Dugger S Lenoir-Rhyne

2 60 Josh Uche OLB Michigan

3 87 Anfernee Jennings OLB Alabama

3 91 Devin Asiasi TE UCLA

3 101 Dalton Keene TE Virginia Tech

5 159 Justin Rohrwasser K Marshall

6 182 Michael Onwenu G Michigan

6 195 Justin Herron OT Wake Forest

6 204 Cassh Maluia MLB Wyoming

7 230 Dustin Woodard C Memphis

Offense

Josh McDaniels geht in seine dreizehnte Saison als Offensive Coordinator. Nach Football Outsiders DVOA schloss eine von ihm angeleitete Offense in all den Jahren nur einmal außerhalb der Top 7 ab - letztes Jahr als #11. Durch den Abgang von Tom Brady verlor McDaniels in der Offseason aber nicht nur seinen wichtigsten Spieler, durch das (vermutlich) endgültige Karriereende von OLine-Coach Dante Scarnecchia ist auch der wichtigste Assistents-Coach gegangen. Scar wurde intern durch seine zwei bisherigen Assistents ersetzt und dadurch sollte der Übergang zumindest besser klappen als 2013. Damals konnte der extern verpflichtete Dave DeGuglielmo nie wirklich in die großen Fußstapfen treten und Scarnecchia kam nach 2 Jahren wieder zurück. Nennenswerteste externe Neu-Verpflichtung im Staff ist Jedd Fisch, er soll McDaniels bei den Quarterbacks unterstützen.

Quarterbacks

Zum ersten Mal seit 2001 wird also nicht Tom Brady als Starting Quarterback der Patriots in eine Saison gehen - doch wer wird Ihn beerben? Anhand von Karriere-Resümee, spielerischem Potenzial und der Aufteilung der Snaps im bisherigen Training Camp deutet vieles auf Cam Newton hin. Nach einer vergangenen Saison mit nur 2 Spielen und ohne Touchdown bringt Supercam neben viel positiver Energie aber auch einige offene Fragen mit nach New England. Versuchen wir mal, die zwei am öftesten gennannten zu beantworten: 1.) Wie fit ist er? Im bisherigen Training Camp hat Newton noch keine Session verpasst und je näher die Saison rückt, desto mehr Reps bekommt er mit dem 1st Team im Vergleich zu den anderen Quarterbacks. Nach Video-Aufnahmen und Berichten von verschieden Beat-Writern vor Ort hat er nichts an Armstärke verloren und in den letzten Sessions wurde er immer öfter als Runner auffällig. Er scheint also körperlich komplett fit zu sein und seine Verletzungen aus den Vorsaisonen gut überstanden zu haben. 2.) Wie passt er in das Scheme der Patriots? Zuerst muss man festhalten, dass Josh McDaniels seine Offense über die Jahre immer an das gesamte vorhandene Spielermaterial und insbesondere an den Quarterback angepasst hat. Bester Beweis dafür sind die 4 verpassten Spiele von Tom Brady zum Start der Saison 2016. Besonders das dritte Saisonspiel, als Jacoby Brissett den verletzten Jimmy Garroppolo in einer kurzen Woche im Thursday Night Game ersetzten musste, sticht heraus. McDaniels stellte die Offense in 3 Tagen quasi komplett um und integrierte unter anderem zahlreiche Option-Plays für den mobilen Brissett. Newton selbst spielte in der Saison 2018 die beste Saison seit seiner grandiosen MVP-Saison von 2015. Erwähnenswert vor allem, da er das in einer komplett veränderten Offense tat, die nicht mehr viel mit seinen sieben vorangegangen Saisonen zu tun hatte. Obwohl er nur 8.5% seiner Pässe über 20 Yards warf(niedrigster Wert aller NFL-Starter), steigerte er die Yards/Pass-Versuch im Vergleich zur Vorsaison um 0.5 auf 7.2. Seine Completion-Percentage konnte er sogar um nahezu 8.5%(!!) auf 67.9% verbessern. Man kann also sagen, dass Cam schon 2018 unter Norv Turner in einer Kurzpass-Offense gespielt hat und Josh McDaniels sein System nie gnadenlos durchzog, sondern es immer an die Stärken seiner Spieler versuchte anzupassen. Fraglich ist natürlich, wie schnell sich Cam and die für Ihn komplett neue "Sprache" anpassen kann. Auch spezielle Situation wie z.B. 2-Minute-Drills sind aufgrund der fehlenden Preseason-Spiele kaum zu trainieren. Gut vorstellbar, dass Newton einige Spiele benötigt, bis er die Offense vollständig unter Kontrolle hat.

Hinter Cam kämpfen wie vergangene Saison Stidham und Hoyer um den Backup-Spot. Letztes Jahr konnte Stidham das Rennen aufgrund starker Leistungen in der Preseason für sich entscheiden. Heuer ist es denkbar, dass aufgrund der speziellen COVID-Situation beide im Roster bleiben werden.

Running Back

Nach 2 durchschnittlichen Saisonen zum Start seiner NFL-Karriere, könnte Sony Michel heuer seinen Platz als klarer Lead-Back der Patriots verlieren. Michel bricht nicht viele Tackles(#22 und #26 nach Elusive Rating die letzten beiden Jahre) und ist überhaupt kein Faktor als Receiver(über beide Jahre nur 19 Catches). Da er aufgrund einer Verletzung die meiste Zeit des bisherigen Camps verpasste, konnte der letztjährige Rookie Damien Harris in seiner Abwesenheit in dieser Rolle auftreten und wusste durchaus zu überzeugen. Harris ist der deutlich komplettere Spieler(alleine in seiner letzten Saison bei Alabama 22 Catches) und es wäre keine Überraschung wenn er am Saisonende die meisten Carries des Teams verzeichnet hätte. James White überzeugte auch 2019 wieder in seiner Rolle als Receiving Back, hatte die drittmeisten Receving Yards und 1st Downs aller Running Backs. Bei 90 Targets droppte er nur 2 Pässe und sollte 2020 eine wichtige Stütze für Cam Newton sein. In seiner letzten vollen Saison 2018 sendete Cam extrem viele Pässe auf einen ähnlichen Spieler in Christian McCaffrey(über 120 Targets). Als Backup dahinter steht weiterhin der flexible Rex Burkhead im Kader und auch der nur 1.65 Meter große UDFA JJ Taylor darf sich zumindest Hoffnung auf einen Platz in der Practice Squad machen. Bemerkenswert ist hier zusätzlich der in Stuttgart geborene FB Jakob Johnson. Letztes Jahr über das International Player Pathway-Programm der NFL zu den Patriots gekommen, schaffte er es im Laufe der Saison sogar in den aktiven Roster und zu fast 100 Snaps am Feld. Nach dem Retirement von James Develin und dem Opt-Out von Danny Vitale dürfte er heuer sogar den Week One-Roster knacken.

Tights Ends

Jahrelang zählten die Patriots zu den produktivsten Tight End-Gruppen der Liga, aber 2019 fand man sich nach dem Rücktritt von Rob Gronkowski plötzlich am Bodensatz der Liga wieder. Die Tight Ends sahen ligaweit die wenigstens Targets und erzielten die zweitwenigsten Yards. Aufgrund der Salary Cap-Situation konnte man bei den namhaften Optionen in der Free Agency nicht mitbieten und wählte gezwungenermaßen 2 Spieler dieser Position im Draft. Devin Asiasi ist eher der klassische Inline-Tight End und dürfte wohl zu Saisonbeginn #1 am Depth Chart sein. In seiner letzten CFB-Saison überzeugte er mit über 640 Receiving Yards und nur einem Drop bei 45 fangbaren Bällen. Durch seinen Körperbau und seine athletischen Anlagen bringt er dazu einiges mit um auch einen guten Blocker in der NFL darzustellen. 10 Picks nach ihm gezogen wurde Dalton Keene. Keene ist noch eher roh und spielte bei den Hokies eine Rolle die nicht wirklich mit der eines Tights Ends in der NFL zu vergleichen ist. Eine Projection für 2020 ist daher eher schwierig und Keene ist eher ein Versprechen für die kommenden Saisonen als eine Soforthilfe. Zu den beiden 3rd Roundern steht mit Ryan Izzo noch ein Blocking-Spezialist im Kader. Da es keine Preseason-Spiele gibt und die Eingewöhnungszeit für Rookies heuer extrem kurz ist, sieht es auf dieser Position zumindest für 2020 nicht gerade erfolgsversprechend aus. Sieht man es positiv, könnte man zumindest sagen: "Schlimmer als letztes Jahr kann es nicht mehr werden".

Wide Receiver

Wide Receiver oder Julian Edelman&others, wie man in der letzten Saison auch hätte sagen können. "Minitron" alleine sammelte vergangene Saison 1117 Yards, alle anderen Wide Receiver zusammen verbuchten gerade mal knapp 300 Yards mehr. Auch mit 34 Jahren am Buckel ist nicht zu erwarten, dass der vormalige Super Bowl MVP nachlässt. Er präsentiert sich nach wie vor in hervorragendem körperlichem Zustand und scheint auch mit Cam Newton bereits eine gute Chemie aufgebaut zu haben. Trotz der enttäuschenden Saison nahezu aller anderen Receiver, gab es nahezu keine Änderungen hinter Ihm am Depth Chart.

Vom letztjährigen 1st Rounder NKeal Harry muss in Jahr 2 mehr kommen. Er bringt genug Traits mit, dass er in einer ihm maßgeschneiderten Rolle in der NFL erfolgreich sein kann. In seinen letzten beiden CFB-Jahren erzielte er 61 explosive Plays(mindestens 15 Yards) und sammelte 32 Contested Catches - beides Top 3 Werte in der gesamten FBS. Talent ist also definitiv vorhanden. Größtes Problem ist, dass er nach der verletzungsgeplagten letzten Saison auch heuer schon wieder mehrere Practices verpasste. Für das WR-Corps wäre es essenziell, wenn er die Saison relativ problemfrei überstehen könnte. Mohamed Sanu konnte (teilweise auch verletzungsbedingt) als Tradezugang letzte Saison selten überzeugen - unterirdische 8.0 Yards pro Catch sind einfach nicht gut genug. Sollten diese drei Receiver zusammen am Feld stehen, wäre es wohl das langsamste WR-Trio der Liga. Dadurch ist es gut möglich, dass z.B. Sanu Snaps an Neuzugang Damiere Byrd oder Camp-Standout Gunner Olszewski abgeben muss. Byrd spielte 2019 in Arizona die beste Saison seiner NFL-Karriere und ist der mit Abstand schnellste Receiver im Kader. Weiters spricht für ihn, dass er schon in Carolina mit Cam Newton zusammenspielte. Olszewski kam voriges Jahr als UDFA vom Division II College Bemidji State zu den Patriots. Nachdem er am College nur als Cornerback spielte, schaffte er nach Positionswechsel zu Receiver sensationell den Opening Week-Roster. Er ist heuer bisher die Überraschung im Camp und dürfte auch aufgrund seiner Fähigkeiten als Returner einen Roster Spot sicher haben. Ein weiterer UDFA von 2019, Jakobi Meyers, sollte ebenso wieder den Kader schaffen. Als Rookie brachte er es letztes Jahr immerhin auf 359 Receiving Yards. Trotz des herausragenden Edelman muss man abschließend sagen, dass diese Unit im hinteren Viertel der Liga anzusiedeln ist.

Offensive Line

Nachdem Joe Thuney via Franchise Tag gehalten wurde, ist es keine allzu gewagte These zu behaupten, dass die Patriots über das beste Guard-Duo der Liga verfügen. Thuney hat in seiner bisherigen Karriere kein einziges Spiel verpasst und gehört zu den besten Pass-Protektoren der Liga(letzte Saison bei 732 Passblocking-Snaps nur 17 Pressures zugelassen). Shaq Mason ist ein etwas anderer Spielertyp, gehört zu den besten Runblockern der Liga. Seit vier Saisonen ist er konstant unter den besten Guards der Liga(Saisonabschlussplatzierung unter allen Guards bei PFF: 2016 #6, 2017 #4, 2018 #1, 2019 #12). 2020 wird zwischen den beiden wieder David Andrews am Feld stehen. Die letzte Saison verpasste er aufgrund einer Lungenembolie komplett. 2018 und 2019 gehörte er zu den besten Spielern der Liga auf seiner Position(#4 und #8 Center bei PFF) und ist dazu einer der Kapitäne im Team. Mit einem neuen Starting-Quarterback heuer wird auf Andrews bezüglich Line-Calls und Kommunikation mit dem QB eine noch wichtigere Rolle zukommen. Top-Backup für alle Interior-Position ist ab heuer der letztjährige 4th Rounder Hjalte Froholdt. Er übernimmt die Rolle von Teddy Karras, der nach eine soliden Saison als Vertretung von Andrews nach Miami wechselte. Nachdem LT Isaiah Wynn schon seine Rookie-Saison komplett verpasste, war es besonders enttäuschend, als er in der vergangen Saison schon in Woche 2 erneut auf der IR landete. Mitte November konnte er aber wieder aktiviert werden und startete anschließend alle Spiele. Er zeigte solide Leistungen und kann somit abschließend auf eine zufriedenstellende zweite Saison zurückblicken. Mit einer kompletten Vorbereitung heuer kann man davon ausgehen, dass er seine Leistungen weiter stabilisieren und seinen Platz als Starter einzementieren kann. Da der langjährige RT Marcus Cannon vollkommen verständlich aus der Saison ausstieg, ist die fünfte Position in der Line das einzige Fragezeichen. Yodny Cajuste(3rd Rounder vom letzten Jahr) ist wohl der Spieler mit dem größten Potenzial auf dieser Position. Aufgrund von zahlreichen Verletzungen war er aber bisher kaum für die Patriots am Feld. Korey Cunningham und Jermaine Eluemunor sind etwas erfahrenere Optionen auf der Position - in ihrer bisherigen NFL-Zeit kamen sie allerdings nicht über Replacement Level-Leistungen hinaus. Sollte sich RT zu einer Sollbruchstelle entwickeln, kann man den jeweiligen Spieler immerhin aufgrund der Qualität der anderen 4 Spieler maximal schematisch unterstützen und daurch nicht die ganze Offense hemmen.

Defense

Unter der Gesamtkontrolle von Bill Belichick und dem Playcalling der beiden jungen Co-Koordinatoren Steve Belichick und Jerod Mayo stellten die Patriots letzte Saison nach zahlreichen Statistiken die beste Defensive der Liga. Man war #1 der Liga nach DVOA, erlaubten Punkten, erlaubten Yards und hatte die zweitmeisten Takeaways der Liga. Im Defensive-Coaching Staff muss man heuer nach zahlreichen Abgängen in den vergangenen Jahren nur Bret Bielema ersetzen. Daraus folgend gab es noch einige kleinere interne Wechsel zwischen den Positionsgruppen.

Interior Defensive Line

Auf dieser Position konnten die Patriots in den letzten Jahren durchgehend auf mehrere hervorragende Run-Defender setzten, die dann in den diversen Sub-Packages ausgewechselt werden. 2020 ist davon nur noch Lawrence Guy übrig. Guy war 2019 wieder einer der besten Run Defender der Liga(#5 Run Stop-Percentage aller IDLer). Eingeplant für die Position war neben ihm Free Agent-Signing Beau Allen. Der konnte aber bisher an keinem Practice teilnehmen und sein Status ist ungewiss. Profitieren könnte davon Byron Cowart. Der letzjährige Draftpick konnte am College in dieser Position überzeugen, sah aber letzte Saison kaum das Feld. Er kämpft wohl mit dem kurzfristig verpflichteten Xavier Williams um einen Rosterspot. Mit Adam Butler und Deatrich Wyse hat man ergänzend 2 Spieler, die auf der Position hauptsächlich als Pass Rusher eingesetzt werden. Wyse war 2019 in wenigen Snaps unglaublich produktiv. Er sammelte in 106 Snaps 26 Pressures -> #1 Pass Rush Productivity der Liga, noch vor Aaron Donald(!!). Sollte er heuer bei mehr Snaps auch nur annähernd ähnlich produktiv agieren, kann man locker darüber hinwegsehen, dass er nur ein unterdurchschnittlicher Run-Defender ist.

Edge Defenders

Chase Winovich wurde letztes Jahr langsam und nahezu als reiner Passrusher an die NFL herangeführt. Insgesamt spielte er nur 293 Snaps, davon 234 als Pass Rusher. Aufgrund der zahlreichen Abgänge könnte seine Transition zu einem Vollzeit-Spieler eine der gewichtigeren Storylines der Defense werden. In Michigan überzeugte er in allen Phasen des Spiels - das muss er heuer auch in der NFL beweisen. Auf der anderen Seite wird wohl John Simon starten. Simon hatte letzte Saison schon die zweitmeisten Snaps aller EDGEs. Er ist ein grundsolider Spieler, kann aber nichts herausragend. Mit dem diesjährigen 3rd Rounder Anfernee Jennings draftete man einen ähnlichen Spieler, der in der Rotation schon früh das Feld sehen könnte. Shilique Calhoun darf sich als Designated-Pass Rusher, wie schon letzte Saison, ebenfalls einige Snaps erhoffen. Mit Derek Rivers steht noch ein weiterer talentierter Spieler im Kader. Aufgrund von zahlreichen Verletzungen konnte er seit 2017 allerdings nur in 97 Snaps tatsächlich am Feld agieren. Sein Rosterstatus ist dadurch ungewiss.

Linebacker

Jamie Collins, Elandon Roberts und Kyle Van Noy sind nicht mehr in Foxboro. Dazu spielt mit Dont´a Hightower der Kapitän der Defense 2020 aufgrund von COVID nicht. Einen größeren Aderlass kann man auf einer Position kaum hinnehmen. Diese Spieler werden nicht nur wegen Ihrer Qualität fehlen, auch die Flexibilität zwischen den verschiedenen Positionen zu wechseln und die langjährige Erfahrung in der Defense wird abgehen. Was ist also noch über? Ja´Whaun Bentley ist der einzige Linebacker im Kader der letzte Saison Snaps für die Patriots spielte. Ihm dürfte ein Starting-Spot sicher sein. Dazu hat auch Josh Uche gute Chancen früh in seiner NFL-Karriere viele Snaps zu bekommen. Aufgrund seiner athletischen Anlagen und wie er bei den Wolverines eingesetzt wurde, scheint er maßgeschneidert für die Defense der Patriots. Insbesondere heuer dürfte der Einstieg in die sehr komplexe Position aber aufgrund der wenigen Reps nicht gerade einfach sein. Cassh Maluia, ebenfalls Rookie, und Brandon Copeland dürften das insgesamt sehr unerfahrene Corps komplettieren.

Cornerback

Das Beste kommt zum Schluss - das kann man beim Blick auf das Defensive Backfield der Patriots in dieser Preview mit Fug und Recht behaupten. Angeführt vom amtierenden Defensive Player of the Year, Stephon Gilmore, verfügt man auf Cornerback über unglaubliche Tiefe. Gilmore spielte 2019 eine hervorragende Saison, hatte 19 kombinierte Pass-Breakups und Interceptions(#1 der Liga). Pässe in seine Coverage resultierten in einem mickrigen Passer Rating von 47.4. Mit dem unglaublichen Wert von 37.0(#1 der Liga) wurde er in dieser Statistik von JC Jackson sogar noch übertrumpft. Das bedeutet, dass es besser gewesen wäre den Ball einfach auf die Tribüne zu werfen(= 39.6 Passer Rating), als zu den Spielern, die Jackson coverte. Jason McCourty verpasste zwar einige Spiele, wenn er am Feld war konnte aber auch er überzeugen. Bei 49 Targets erlaubte JMac keinen einzigen Touchdown und nur 260 Yards. Slot-CB Jon Jones spielte 2019 über 600 Snaps und wurde während der Saison mit einem neuen 3-Jahresvertrag belohnt. Er ist der schnellste CB des Teams und dadurch immer wieder als spezielle Matchupwaffe gefragt. Hinter den "Fantastischen Vier" gibt es mit dem 1.91 Meter großen, letztjährigen 2nd Rounder Joejuan Williams einen weiteren interessanten Matchup-Spieler. Wie auch der hervorragende Special Teamer Justin Bethel hat Williams seinen Platz im Kader sicher. Der aus Detroit ertradete Michael Jackson und D`Angelo Ross düften zumindest im Practice Squad landen.

Safety

Von dem langjährigen Safety-Trio der Patriots ist heuer nur mehr Devin McCourty übrig. Duron Harmon wurde zu den Lions getradet und Patrick Chung ist ein weiterer Spieler, der sich für diese Saison abmeldete. McCourty ist in seiner gesamten Karriere "Mr. Zuverlässig" - spielte bisher jedes Jahr über 1000 Snaps. Mit 5 Interceptions(#2 aller Safeties letzte Saison) und einer PFF-Coverage Grade von 89.1(#6 der Liga) war er abermals unter den besten seiner Position. Durch die Fluktuation auf Linebacker und neuen Safeties an seiner Seite wird er in der Mitte der Defense 2020 nur noch wichtiger werden. Um die freigewordenen Snaps neben ihm bewerben sich Adrian Phillips, Kyle Dugger und Terrence Brooks. Phillips, der 2019 bei den Chargers in geringer Spielzeit gute Leistungen zeigte, hat wohl grundsätzlich die besten Karten. Im Camp verpasste er aber bisher einige Zeit und öffnete damit die Türe für die anderen beiden. Kyle Dugger muss den gewaltigen Sprung vom Division II College Lenoir-Rhyne in die NFL bewältigen und dürfte heuer daher hauptsächlich in Special Teams eingesetzt werden. Er präsentierte sich am College als hervorragender Punt Returner, scorte 6 TDs auf diesem Weg. Terrence Brooks war letztes Jahr als Core-Special Teamer wichtig und wurde nur spärlich in der Defense eingesetzt(280 Snaps). Aufgrund von Defiziten in der Pass Coverage wird sich seine Rolle wohl auch heuer nicht groß erweitern. Ähnlich sieht es auch bei Neuzugang Cody Davis aus, er ist als 1:1 Ersatz für den abgewanderten Nate Ebner eingeplant.

Special Teams

In der letzten Saison vom neuen Giants-Headcoach Joe Judge als Special-Teams Coordinator, konnte man trotz Problemen auf der Kicker-Position abermals überzeugen. Nach Rick Gosselins renommiertem ST-Ranking war man insgesamt #3 der Liga. In 20 Saison unter HC Bill Belichick belegten die Patriots damit 14 mal einen Platz unter den Top 10. Es ist also nicht zu erwarten, dass durch den Coordinator-Wechsel heuer ein Abfall der Leistung droht. Wie schon in der Draft-Section beschrieben, ist die Kicker-Position noch nicht final besetzt. Nick Folk überzeugte letzte Saison und heuer bisher im Camp durch enorme Präzision bis zu 45 Yards, hat aber nicht die Kraft für die langen Field Goals. Rohrwasser hat das deutlich stärkere Leg, ist aber dafür bei den kürzeren Field Goals wackliger. Momentan nicht absehbar, welcher Kicker beim ersten Spiel am Feld stehen wird. ST-Captain Matthew Slater bastelte 2019 weiter an seiner Hall of Fame-Kandidatur. Zusätzlich zu einem selbst geblockten Kick konnte er nach einem geblockten Punt den ersten Touchdown seiner Karriere erzielen. Am Saisonende wurde er hochverdient zum achten Mal in die Pro Bowl gewählt. Damit ist er der neue Rekordhalter für Nominierungen als Special Teamer. In Ergänzung zu Ihm haben die Patriots auch heuer wieder einige weitere Spieler im Kader die nur für Special Teams eingeplant - eine Startegie die sich in den letzten Jahren bezahlt gemacht hat.

Players to watch

WR N´Keal Harry

Kann er die gesamte Saison fit bleiben und am Feld die Leistung bringen, die Ihn zu einem 1st Rounder machte?

DL Deatrich Wyse

Nach starker Performance bei wenigen Snaps in der vergangenen Saison wird er heuer öfter am Feld stehen. Kann er seine Leistung bestätigen und dadurch mithelfen die Abgänge in der Front zu kompensieren?

Schedule

Mit der durchschnittlichen Win-Percentage von 53.7% spielt man gemessen an der Vorjahresleistung den schwersten Schedule der NFL.

Gesamtfazit und Record-Tipp

End on an Era - let´s start another one! Nach dem Abgang von Tom Brady und nahezu der gesamten Front 7 ist diese Saison die unberechenbarste seit langem in Foxboro. Es ist von Top 5-Draft Pick bis zur Playoff-Teilnahme eigentlich alles möglich.

Mein Tipp: 9-7