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NFL @ SPOX


Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
Von: Stefano23
20.08.2020 | 4086 Aufrufe | 7 Kommentare | 5 Bewertungen Ø 9.8
Das nächste verschwendete Jahr?
Season Preview 2020 - Atlanta Falcons
Eine halbe Saison Frust, eine halbe Saison zum Teil gute Spiele. Welche Falcons sehen wir 2020?

Rückblick

Eine weitere ernüchternde Saison in Atlanta gehört der Vergangenheit an. Nach einem glücklichen Sieg in Week 2 gegen die Eagles keimten kurz Playoff-Hoffnungen auf, die aber durch 7 Pleiten in Folge rasch zerstört wurden. Ein zahnloser Passrush und Coverage-Busts auf der defensiven Seite des Balles zwangen die Falcons wieder und wieder in Shootouts, die Matt Ryan aufgrund einer wackeligen Offensive Line und fragwürdigem Playcalling nicht gewinnen konnte.

Obwohl sich sowohl Owner Arthur Blank als auch die Spieler immer wieder hinter Head Coach Dan Quinn stellten, bereiteten sich Fans und Presse in Atlanta bereits auf die Entlassungen von GM Thomas Dimitroff und Dan Quinn vor. Nach der Bye-Week fingen sich die Falcons auf einmal, holten sechs Siege aus den verbleibenden acht Spielen und gewannen unter anderem in New Orleans und San Francisco. Statt eines möglichen Top 5 Picks und eines Neuaufbaus beendeten die Falcons zum zweiten Mal in Folge die NFC South mit 7:9 auf Platz 2.

Coaching Staff

Durch die Siege in der zweiten Saisonhälfte rettete Dan Quinn wahrscheinlich seinen Job und erhält eine weitere und seine wohl letzte Chance in Atlanta. Quinn ist zwar unter den Spielern sehr beliebt, eine Weiterentwicklung des Teams war jedoch nicht zu beobachten. Offensiv gehen die Falcons mit Dirk Koetter als Coordinator in das zweite Jahr. Oftmals braucht Ryan eine Saison, um sich an einen neuen Coordinator zu gewöhnen, rückblickend hätten die Falcons aber vielleicht doch die Entwicklung mit Steve Sarkisian fortsetzten sollen.

Nach seiner Beförderung, vom Wide Receiver Coach nach der Bye-Week und einer damit einhergehenden Stabilisierung der Defense, behält Raheem Morris den Posten als DC und übernimmt wohl auch weiterhin das defensive Playcalling. Ob es dadurch zu einer Abkehr von der primär auf individuellen Qualitäten beruhenden Quinn-Defense kommt, bleibt abzuwarten.

Free Agency

Den Falcons stand in der Offseanson fast schon traditionell wenig Cap-Space zur Verfügung. Die Verträge ersetzbarer Spieler wurden nicht verlängert, mit einigen Cuts schufen die Falcons zusätzlichen Cap-Space. So wurden unter anderem die Verträge von Tight End Austin Hooper, Linebacker DeVondre Campbell und Edgerusher Vic Beasley nicht verlängert, Running Back Devonta Freeman und Cornerback Desmond Trufant wurden entlassen.

Für einen Zweitrundenpick 2020 (via Patriots / Mohamed Sanu) tradeten die Falcons für Hayden Hurst (Ravens). Free Agent Dante Fowler (Rams) verstärkt den schwachen Edgerush und Todd Gurley (Rams) soll der neue Starter im Backfield werden.

Erwähnenswerte Neuzugänge:

  • Hayden Hurst, TE, Baltimore Ravens, Trade, ca. $3.5 Mio.
  • Todd Gurley, RB, Los Angeles Rams, 1 Jahr, $5.5 Mio.
  • Dante Fowler, Edge, Los Angeles Rams, 3 Jahre $45 Mio., davon $29 Mio. garantiert
  • Darqueze Dennard, CB, Cincinatti Bengals, 1 Jahr, $1.1 Mio.
  • Laquon Treadwell, WR, Minnesota Vikings, 1 Jahr, 910 Tsd.
  • Deone Bucannon, LB, New York Giants, 1 Jahr, 910 Tsd.

Erwähnenswerte Abgänge:

  • Austin Hooper, TE, Cleveland Browns, 4 Jahre, $42 Mio., $18 Mio. garantiert
  • Devonta Freeman, RB, TBA
  • Vic Beasley, Edge, Tennessee Titans, 1 Jahr, $9.5 Mio.
  • Adrian Clayborn, Edge, Cleveland Browns, 2 Jahre, $5.7 Mio, $2.7 Mio. garantiert
  • DeVondre Campbell, LB, Arizona Cardinals, 1 Jahr, $6 Mio.
  • Desmond Trufant, CB, Detroit Lions, 2 Jahre, $20 Mio., $14 Mio. garantiert

Draft

Round 1, Pick 16: AJ Terrell, CB, Clemson

Der Bedarf auf Cornerback war immens, die beiden Top-Prospects Okudah und Henderson waren vom Board. Die Wahl fiel auf den aus Atlanta stammenden AJ Terrell. Der ehemalige 4-Star kommt aus einer 4-3 Base Defense mit Press-Man-Ansatz, seine Stärken liegen aber in Zone Coverage. Er weiß seine Athletik und seine starken Arme gut einzusetzen und ist ein guter Tackler und Playmaker. Jedoch offenbart er gegen gute Route-Runner noch immer Schwächen, zudem muss er noch an seiner Balance arbeiten.

Round 2, Pick 47: Marlon Davidson, DE, Auburn

Der ehemalige 4-Star bewies oftmals gute Ansätze im Passrush (12,5 Tackles for Loss, 7,5 Sacks), seine Stärken liegen aber primär gegen den Run und im Tackling, dort besticht er vor allem durch Antizipation. Dennoch muss er seine vorhandene Agilität deutlich besser einsetzen und mehr Geschwindigkeit im Passrush aufbauen, um auf NFL-Level zu bestehen.

Round 3, Pick 78: Matt Hennessy, C, Temple

Der ehemalige 2-Star wurde bereits im Vorfeld des Drafts häufiger mit den Falcons in Verbindung gebracht und soll perspektivisch Alex Mack ersetzen. Hennessys Stärken liegen in seiner Fußarbeit und seiner Agilität. Dadurch kreiert er vor allem Räume im Run-Blocking und fühlt sich primär in einer Outside-Zone Spielweise wohl. Dies sollte ihm bei den Falcons entgegenkommen. Schwächen offenbart er vor allem gegen Bull-Rusher und schnelle Linebacker. Aufgrund seiner Spielintelligenz und seiner Arbeitsmoral könnte er aber trotzdem schnell auf NFL-Level kommen.

Round 4, Pick 119: Mycal Walker, LB, Fresno State

Die Stärken des 0-Star liegen in seiner Athletik und seiner Spielgeschwindigkeit, die ihn grundsätzlich schnell am Ort des Geschehens sein lassen sollte. Bei Fresno primär als Edgerusher eingesetzt, weiß er seine Athletik und Geschwindigkeit oft nicht richtig einzusetzen. Seine physischen Defizite lassen ihn oftmals nicht gegen Offensive Linemen bestehen. Walker ist roh und braucht Zeit, um einen wirklichen Impact haben zu können.

Round 4, Pick 134: Jaylinn Hawkins, S, California

Der ehemalige 4-Star wechselte erst bei CAL von Cornerback auf Safety. Dort bestach er vor allem durch Turnover (10 Interceptions in 3 Jahren). Er offenbart aber Probleme im Tackling (11 Missed Tackles in 2019) und in Coverage und sollte primär in den Special Teams zum Einsatz kommen.

Round 7, Pick 228: Sterling Hofrichter, P, Syracuse

Ein vielleicht verschwendeter Pick. Immerhin weißt Hofrichter auch Erfahrungen im Kickoff und bei Fieldgoals auf.

Die Offense

Quarterback

Auch wenn sich die kritischen Stimmen in Atlanta etwas mehren geht Matt Ryan weiterhin als unangefochtener Starter in die neue Saison. Eine statistisch betrachtet eigentlich gute Saison 2019 mit 4.466 Yards und 26 Touchdowns bei 14 Interceptions war aber auf dem Feld doch eher durchschnittlich. Laut PFF-Player Grade ist Ryan, sofern er eine saubere Pocket hat, immer noch unter den besten fünf Quarterbacks der Liga. Unter Druck ließen sich jedoch mehr und mehr Unsicherheiten und ungewohnte Fehler beobachten, sein PFF-Player-Grade sank um satte 48 Punkte, wenn Ryan unter Druck stand. Inwieweit dies der Beginn einer sinkenden Formkurve oder die Ausnahme war, vermag ich als Außenstehender nicht zu beurteilen. Jedoch können Ryans Leistungen nicht isoliert von der Offensive Line und Koetters Scheme bewertet und analysiert werden. So standen beispielsweise lediglich Ryan Fitzpatrick und Sam Darnold prozentual bei noch mehr Dropbacks unter Druck (39% aller Passing-Attempts), während Rückstände und fragwürdiges Playcalling die Falcons in offensichtliche Passsituationen brachten. Koetters vertikaler Ansatz zwang Ryan dann, den Ball lange zu halten und die Offensive Line konnte dem Druck der gegnerischen Defense aber nicht entsprechend lange standhalten. Mit 48 Sacks steckte Ryan die meisten seiner Karriere ein.

Die Falcons sollten sich in der kommenden Saison nicht darauf verlassen, dass Ryan unter Druck wieder anfängt aufzublühen und die Offense alleine trägt. Vielmehr muss das Vertrauen in das Playcalling und die Offensive Line wiederhergestellt werden. Gelingt dies, haben die Falcons auch 2020 wieder mindestens einen Top 12 Quarterback und damit eine mehr als solide Basis für eine gut funktionierende Offense.

Offensive Line

Obwohl mit zwei Erstrundenpicks adressiert, war die Offensive Line auch 2019 eines der Hauptprobleme der Falcons. Ein schwaches Passblocking und noch schwächeres Runblocking erlaubten bei 39% bei Passing Dropbacks Pressure und mündeten in insgesamt 50 Sacks. Da Koetters Scheme die Offensive Line zudem kaum entlastete, wurde das Offensivspiel zusehends limitiert und ließ weder Ryan noch den Running Backs und den Receiver die Möglichkeit das vorhandene Potential zu entfalten.

Vor allem die im Draft 2019 teuer adressierte rechte Seite war letzte Saison die Schwachstelle. Right Tackle Kaleb McGary zahlte in seiner Rookiesaison ordentlich Lehrgeld und erlaubte 13 Sacks, die meisten der gesamten Liga. Zwar geht er auch 2020 als Starter in die Saison, er wird sich jedoch deutlich stabilisieren müssen, um die langfristige Lösung darzustellen. Daneben startet der zweite Erstrundenpick aus 2019, Chris Lindstrom, auf Right Guard. Er verletzte sich im ersten Saisonspiel gegen die Vikings und kam erst in Woche 14 zurück, ab da zeigte er aber vielversprechende Ansätze und ließ keinen einzigen Sack zu. Seine geringe Sample Size lässt zwar noch keine abschließende Bewertung zu, sollte sich seine Entwicklung aber weiter so fortsetzen, sollte er zu den besseren Guards der Liga gehören und die Line stabilisieren.

Alex Mack ist noch immer einer der besten Center der Liga und gemeinsam mit Left Tackle Jake Matthews der Fixpunkt der Offensive Line. Auch wenn letzterer zu Beginn der letzten Saison ungewohnt unsicher agierte, gilt er nach wie vor als einer der Besten Zone Blocker der Liga. Auf Left Guard könnte sich hingegen ein Zweikampf entpuppen. Bis vor wenigen Wochen schien James Carpenter gesetzt zu sein und als klarer Starter in die Saison zu gehen. Jedoch könnte er mehr und mehr Snaps an Matt Hennessy verlieren. Der Drittrundenpick aus Temple soll perspektivisch zwar Mack auf Center beerben, überzeugte aber die Coaches vor allem durch sein Spielverständnis und könnte früher als gedacht Erfahrungen auf der Guard Position sammeln und sollte mit seinen Fähigkeiten im Zone-Blocking gut zu den offensiven Ansätzen der Falcons passen.

Running Back

Auch nach mehreren Anläufen tue ich mir schwer, das Rungame der Falcons 2019 zu bewerten. Devonta Freemans 184 Läufe für 656 Yards waren alles andere als brillant. Auch Brian Hill und Ito Smith waren nicht viel produktiver, geschweige denn effektiver.

Der, aufgrund seiner Bulldogs-Vergangenheit, in Georgia gefeierte Todd Gurley, soll nun der neue Superstar im Falcons Backfield werden. Nun, die Zahlen sprechen für sich. Nach seiner grandiosen Saison 2018 bei den Rams mit 1.251 Yards und 17 Touchdowns folgte 2019 ein Rückschritt. Einerseits wurde selbst bei einem Spieler wie Gurley offensichtlich, wie sehr er von McVays aufeinander aufbauendem Playcalling sowie der zwar guten, aber durch das Playcalling entlasteten Offensive Line profitierte. Andererseits quälen ihn seit den Playoffs 2018 vermehrt Schmerzen und Verletzungen im Knie. Beides keine optimalen Voraussetzungen, um gerade bei den Falcons das Backfield zu tragen. Koetter betont zwar immer wieder, das Laufspiel effizienter machen zu wollen und den Running Backs wieder den Ball mehr in die Hand zu geben. Doch weder das Scheme, noch die Offensive Line geben Hoffnung auf eine besondere Effizienz. Auch wenn die Ärzte grünes Licht geben, müsste Gurley ob seines Knies eher dosiert eingesetzt werden. Jedoch geben weder Ito Smiths noch Brian Hills bisherige Leistungen Grund zu der Annahme, Production über das Scheme hinaus zu kreieren und Gurley dadurch entlasten zu können.

Wide Receiver

Die Falcons verfügen über eines der potenziell besten Wide Receiver Duos der NFL. Julio Jones kommt aus seiner sechsten +1.000 Yard Saison in Folge und fing 2019 insgesamt 99 Bälle für 1.394 Yards und 6 Touchdowns. Er führt die Liga über die letzten drei Jahre in Yards per Route an, gewinnt die meisten Contested Catches und ist wohl im Gesamtpaket der kompletteste Receiver der NFL. Einzig in der Redzone könnte Jones noch effektiver eingesetzt werden. Eine Entwicklung, die bereits unter Sarkisian einsetzte und sich unter Koetter fortsetzt. Da Jones den Nummer 1 Cornerback des Gegners meist auf sich zieht, genießt Calvin Ridley sehr viele Freiheiten. Ridley machte 2019 nochmal einen deutlichen Sprung nach vorne und bestätigte seine auch statistisch starke Rookiesaison mit 63 Receptions für 866 Yards und 7 Touchdowns.

Fraglich ist noch, wer die Position des Slot Receivers bekleiden wird. Die Falcons spielten bereits 2019 über 60% ihrer offensiven Snaps in 11-Personell mit drei Wide Receivern und angesichts des dünnen Personals auf Tight End und Running Back wird sich daran wenig ändern. Erste Option scheint derzeit Russel Gage zu sein, der bereits letzte Saison, nach dem Trade von Mo Sanu zu den Patriots, mehr Snaps sah und nach der Verletzung von Calvin Ridley gar zur Nummer 2 aufstieg und auf 49 Receptions für 446 Yards und einen Touchdown kam. Der ehemalige Erstrundenpick der Vikings, Laquon Treadwell, sowie Christian Blake, Olamide Zaccheaus oder Devin Gray stehen als Alternativen zur Verfügung.

Tight End

Mit dem Abgang von Austin Hooper übernimmt nun der aus Baltimore gekommene ehemalige Erstrundenpick Hayden Hurst. Auch wenn Hurst bei den Ravens wenig im Passspiel eingesetzt wurde (43 Receptions für 512 Yards und 3 Touchdowns in zwei Jahren) sollte er sich im Scheme der Falcons wohlfühlen. Während Hooper vor allem im Underneath Passing Game eingesetzt wurde kann Hurst mit seiner Geschwindigkeit das Feld vertikal strecken (z.B. durch Seam-Routes) und damit als Matchup-Waffe eingesetzt werden. Dadurch sollten Julio Jones und Calvin Ridley profitieren und mehr Räume erhalten.

Hinter Hurst steht mit Luke Stocker eher ein Blocking Tight End als Alternative bereit, während Khari Lee und Jaeden Graham keine große Rolle einnehmen sollten.

Zusammenfassung Offense

Matt Ryan, Julio Jones, Calvin Ridley, Hayden Hurst: auf dem Papier haben die Falcons noch immer eine hochtalentierte Offense. Letztendlich wird der offensive Erfolg von zwei schwer einzuschätzenden Variablen abhängen: zum einen die bereits angesprochene Offensive Line. Diese muss sich insgesamt stabilisieren, um Matt Ryan eine saubere Pocket zu verschaffen aus der er effizient passen kann. Die zweite Variable heißt Dirk Koetter: Zwar hatten die Falcons 2019 die meisten Passversuche aller Teams. Allerdings nicht, weil Koetter das Passspiel so sehr liebt, sondern weil ein ineffizientes Laufspiel und Shootouts die Falcons in klare Passsituationen brachten. Koetter muss es 2020 gelingen, die Offensive Line zu entlasten, indem er sein vertikales, quarterbackunfreundliches und kompliziertes Scheme aufbricht. Mit mehr Play Action, Ryans großer Stärke, und aufeinander aufbauenden Spielzügen könnte er nicht nur seinen Quarterback deutlich entlasten, Jones und Ridley effektiv einsetzen, sondern auch die Arbeit für Todd Gurley deutlich einfacher machen.

Die Defense

Zahnlos im Passrush und löchrig in Coverage. So lässt sich vor allem die erste Saisonhälfte 2019 beschreiben. Dan Quinns wenig komplexes Cover 3 System beruht primär auf Zone Coverage mit sehr wenig Blitzing. Der Druck soll vor allem durch die individuelle Qualität der Defensive Line kreiert werden. Diese Qualität wurde aber in den vergangenen Jahren kaum erfüllt, weshalb die Falcons Defense auch 2019 zu den schwächsten Units der gesamten NFL gehörte.

Defensive Line

Der laut PFF-Grade viertbeste DT der Saison 2019, Grady Jarrett, bildet das Herzstück der Front Four. Neben ihm startet Tyeler Davison, der sich jedoch in einer Rotationsrolle Snaps mit Rookie Marlon Davidson teilen könnte. Dante Fowler soll über die Edgeposition Druck auf den Quarterback aufbauen. Zwar konnte Fowler letzte Saison bei den Rams 11,5 Sacks und 19 Quarterbackhurries verbuchen, zweifelsohne profitierte er aber maßgeblich von der permanenten Fokussierung auf Aaron Donald, der stetig Doubleteams auf sich zieht und Fowlers Passrush dadurch vereinfachte. Auch wenn Grady Jarrett nicht an das Level eines Aaron Donald herankommt, sollte DC Raheem Morris Ähnliches mit Jarrett und Fowler planen. Womöglich lassen die Falcons Jarrett und Fowler über dieselbe Seite attackieren, wodurch Takkerist McKinley als zweiter Edgerusher eine größere Gefahr ausstrahlen könnte. Allen Bailey, der in der Baseformation die Rolle des zweiten Defensive Ends neben McKinley einnimmt, ergänzt in einer Rotationsrolle gemeinsam mit Charles Harris, John Cominsky und Steven Means den Passrush situativ.

Linebacker

Die Linebacker der Falcons gehören zu den besseren der Liga. Besonders Deion Jones besticht durch Passbreakups und in Coverage. Seine immense Präsenz in der Mitte des Feldes sollte der Fixpunkt der gesamten Defense sein. Neben ihm startet der ehemalige Sechstrundenpick Foyesade Oluokon, ein schneller und athletischer Linebacker, der primär Underneath verteidigt. Je nach Situation steht mit Neuzugang Deone Bucannon ein weiterer Linebacker mit Stärken in Coverage zur Verfügung. Mykal Walker könnte zudem als zusätzliche Bedrohung im Passrush auf das Feld geschickt werden.

Defensive Backs

Die Entlassung von Trufant und die Verpflichtung von Fowler scheinen den Schwerpunkt der Defense eher auf die Front und den Passrush als auf die Coverage zu legen. Ersterer muss auch schnell und effektiv sein, denn die Cornerbackgruppe gibt wenig Hoffnung, dem Passrush durch gute Coverage zusätzliche Zeit zu verschaffen. Nach Trufants Abgang muss eigentlich A.J. Terrell sofort in die Rolle des Nummer 1 Cornerbacks schlüpfen. Für einen Rookie eine mehr als undankbare Aufgabe. Auf der anderen Seite sollte Isaiah Oliver noch die Nase vorn haben. Seine Entwicklung stagnierte im zweiten Jahr etwas, allerdings fing auch er sich in der zweiten Saisonhälfte 2019. Alternativ könnte auch Kendall Sheffield starten, der jedoch in seiner Rookiesaison große Probleme in Coverage offenbarte und ein Passerrating von über 100 erlaubte. Blidi Wreh-Wilson, letzte Saison zwar nach Trufant der Cornerback mit der höchsten Coverage-Grade, sowie Christian Miller kommen kaum für die Position als Starter in Frage. Im Slot scheiterte das Experiment mit Free Safety Demontae Kazee, dafür verpflichteten die Falcons mit Darqueze Dennard einen der wohl unterschätztesten Slotcornerbacks der NFL.

Die Safetygruppe der Falcons erscheint zumindest auf dem Papier solide. Strong Safety Keanu Neal hat zwar weder eine besonders große Reichweite noch ist er besonders schnell, in der Box gehört er aber zu den besseren Safeties der Liga. Kommt er nach zwei schweren Verletzungen in den vergangenen zwei Jahren aber zurück zu alter Form, sollte sich seine Anwesenheit positiv bemerkbar machen. Auf Free Safety sollte Demontae Kazee starten, der Ricardo Allen in die zweite Reihe verdrängt und hoffentlich seine Form aus der Saison 2018 wiederfindet. Aufgrund der schwachen Cornerbacks könnte es auch vermehrt zu 3-Safety-Sets mit Kazee, Allen und Neal gleichzeitig auf dem Feld. Dennard würde dann nach außen rücken und den Platz von Oliver einnehmen.

Zusammenfassung Defense

Während die Offense zumindest auf dem Papier optimistisch stimmt, ist die Defense weiterhin ein riesiges Fragezeichen. Die qualitativ und quantitativ schwach besetzte Secondary sticht dabei besonders heraus. Wenn Linebacker Deion Jones der wahrscheinlich stärkste Spieler in Coverage ist, stellt sich gerade in dieser Division die Frage, wie die Falcons Thomas und Sanders, Godwin und Evans oder sogar Moore und Anderson verteidigen wollen. Die ideale defensive Formel, in der sich Coverage und Passrush gegenseitig helfen und ergänzen, scheint bei den Falcons außer Kraft gesetzt zu sein. Sofern sich Terrell nicht sehr schnell zu einer echten Nummer 1 entwickelt und die Front nicht liefert, könnte es eine lange Saison für die Falcons Defense werden.

Special Teams

Kicker Younghoe Koo traf letzte Saison 23 seiner 26 Fieldgoals. Er zeigte zudem ein gutes Füßchen bei Onsidekicks und geht auch 2020 als gesetzter Kicker in die Saison. Der Vertrag des langjährigen Punters Matt Bosher wurde nicht verlängert. Er wird durch Rookie und Siebtrundenpick Sterling Hofrichter ersetzt. Wide Receiver Brandon Powell übernimmt voraussichtlich die Punt- und Kickreturns, Long Snapper bleibt weiterhin Josh Harris.

Players to watch

Takkerist McKinley, Edge:

Die Falcons entschieden sich die 5th-Year-Option des ehemaligen Erstrundenpicks nicht zu ziehen. McKinley steht somit vor einer für ihn und seine Karriere entscheidenden Saison. Ziehen Jarrett und Fowler wie geplant die Aufmerksamkeit der Offense auf sich, sollte McKinley gute Zahlen auflegen können. Dann steht womöglich nächste Saison ein dicker Vertrag bevor sei es in Atlanta oder anderswo. Wenn nicht, hat nicht nur der Passrush der Falcons ein Problem, auch McKinley muss sich dann wohl mit einem Prove-it-Deal neu beweisen.

A.J. Terrell, Cornerback:

Es gibt angenehmere Aufgaben für einen Rookie als direkt in die Rolle des Nummer 1 Cornerback schlüpfen zu müssen. Exakt dies muss er tun und die Hoffnungen der gesamten Secondary ruhen auf ihn. Für Terrells Entwicklung bleibt zu hoffen, dass die Falcons es schaffen, im Kollektiv zu verteidigen und damit die Last von ihrem Erstrundenpick zu nehmen. Anderenfalls laufen sie Gefahr, das zweifelsohne vorhandene Talent schnell zu verbrennen.

Russell Gage, Wide Receiver:

Die Rolle des dritten Receivers neben Jones und Ridley ist offen, Russell Gage hat dabei die besten Karten. Bereits in der vergangenen Spielzeit stellte er seine Fähigkeiten im Slot unter Beweis. Konzentriert sich die gegnerischen Defense auf Jones, Ridley und Hurst, sollte für Gage das ein oder andere gute Matchup herauskommen.

Kaleb McGary, Tackle:

Die Falcons tradeten 2019 für ihn zurück in die erste Runde und sorgten damit für einiges an Unverständnis, galt er doch als roh und besonders entwicklungsbedürftig. Zudem musste er sofort starten, gerade für Offensive Lineman ist der Sprung vom College in die NFL jedoch oft riesig. Auch wenn das Rookiejahr noch mit Vorsicht zu bewerten ist muss McGary 2020 die ihm entgegengebrachten Vorschusslorbeeren rechtfertigen. Anderenfalls werden sich die Falcons womöglich neu orientieren müssen.

Schedule

Prognose

Die Falcons stehen erneut vor einer harten Saison. Mit dem Divisiontitel hat man ohnehin nichts zu tun, vielmehr scheinen auch die Buccaneers fürs erste vorbei gezogen zu sein. Der Endspurt vergangene Saison mag zwar Dan Quinn den Job gerettet haben, die Franchise hat es jedoch in ihrer Entwicklung um ein weiteres Jahr zurückgeworfen. Matt Ryan und Julio Jones stehen im Herbst ihrer Karriere und anstatt ihnen optimale Umstände zu verschaffen vergeudet man fast schon ihr Talent.

Koetter muss es schaffen, die Offensive Line zu entlasten und die offensiv vorhandene Feuerkraft mit Jones, Ridley, Ryan, Hurst und Gurley effektiv auf den Platz zu bringen. Hält die Defense die Falcons zumindest ab und an im Spiel, könnte es im absoluten Optimalfall für 10 Siege reichen. Jedoch traue ich weder der Defense noch Dan Quinn und Dirk Koetter eine entsprechende Umsetzung zu. Der Schedule mit Spielen gegen die starke NFC North und AFC West ist zudem knackig und führt dazu, dass spätestens Ende der nächsten Saison der Knopf zum Neustart gedrückt wird.

Es steht wohl eine weitere verschwendete Saison bevor, in der ich die Falcons letztendlich bei 6 Siegen sehe.

KOMMENTARE
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Stefano23
27.08.2020 | 16:45 Uhr
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Stefano23 : 
27.08.2020 | 16:45 Uhr
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Stefano23 : 
Vielen Dank für eure Feedbacks!
Vielleicht sehe ich die Falcons tatsächlich zu schlecht, aber sehr viel Grund für Optimismus gibt es nicht. Denn, das Team war auch in den vergangenen Jahren auf dem Papier immer noch gut. Es gibt durchaus schwerere Schedules als den der Falcons, nur, es warten eben auch Gegner, die in der Kombination QB-Receiver-Coach der schwachen Secondary weh tun werden und punkten werden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Falcons dann aber nur wenige dieser Shootouts gewinnen, daher mein Pessimismus.
Zu dem angesprochen Turnaround der zweiten Saisonhälfte: Könnte man den wirklich erklären und konservieren, dann sähe ich die Falcons in den Playoffs. Es waren individuell gute bis sehr gute Spiele, aber u.a. bei dem zweiten Spiel gegen die Saints konnte man es wieder nicht auf den Platz bringen.
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Butfumlbe93
26.08.2020 | 17:52 Uhr
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26.08.2020 | 17:52 Uhr
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PS: Bin gespannt, ob Gurley bald Bankdrücker sein wird.
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Butfumlbe93
26.08.2020 | 17:51 Uhr
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26.08.2020 | 17:51 Uhr
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Leider erst jetzt gesehen, sorry für die späte Rückmeldung: Starke Preview, danke dafür.

Die Offense sieht eigentlich wieder gut aus. Die Line ist mit Lindstrom, Mack und Matthews solide, auch wenn die anderen beiden Spots Fragzeichen haben sind 3 gesetzte Spots schon viel wert. Die WR 1 und 2 mit Julio und Ridley (traue ihm diese Saison den nächsten Schritt zu) bärenstark und selbst Treadwell und Hurst hatten sich letzes Jahr verbessert. Spannend wird Ryans Performance, eigentlich erwarte ich ein bounce back Year oder geht's mit 35 doch in die andere Richtung? Das einzige was mich wirklich zweifeln lässt ist Koetter, der dafür umso mehr.

Defensiv wirkt die Front stark, besonders Jarrett und Jones stechen heraus. Die Secondary dagegen? Oh je. Terrell als Day1 #1CB könnte ein Fiasko werden. Oliver war ein myGuy von mir und hatte eine starke Roookiesaison. Letztes Jahr war aber ein klarer Rückschritt. Denke er wird sich irgendwo dazwischen einpendeln. Und weder Bei den Safeties sollte sich einer von Kazee oder Allen an die vergangene Formen erinnern. Beide haben schon deutlich mehr in der Liga gezeigt, als letztes Jahr.

Ich finde den Kader immer noch ordentlich und anders als du es beschrieben hast, sehe ich die NFC North und AFC West als durchaus dankbaren Schedule dieses Jahr. Die Division ist aber schwer und die Frage um Ryan und Koetter bleibe, sodass ich auf ein 8-8 und das knappe Verpassen der Playoffs komme.
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Petzie
MODERATOR
24.08.2020 | 11:05 Uhr
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Petzie : 
24.08.2020 | 11:05 Uhr
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Petzie : 
Danke für deine Arbeit und die Preview, schön ausführlich und gut geschrieben. Ich glaube eine nachvollziehbare Erklärung für diesen absurden Turnaround hinten raus wird man kaum finden, ich denke auch eher dass wir die Falcons aus der ersten Hälfte 2019 sehen werden, ich habe da kein so gutes Gefühl. Stellenweise ist das Team immer noch gut besetzt, die mangelnde Tiefe könnte aber im Laufe der Saison starke Auswirkungen haben. ich halte auch den Coaching Staff für schlecht, wie Quinn sich und seinen Staff da immer wieder am Leben gehalten hat ist schon kurios. Bei anderen ownern wäre er aber wohl trotzdem geflogen, Arthur Blank ist da sehr loyal und ruhig mit umgegangen. 6-7 Siege sehe ich auch als realistisch an, wenn ALLES läuft sicher auch mehr, aber das bezweifle ich einfach

@Lutz: ja, die Preview kam erst beim Autor als Blog und wurde dann nach der finalen bearbeitung von mir verschoben
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DerLutz
22.08.2020 | 18:41 Uhr
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DerLutz : 
22.08.2020 | 18:41 Uhr
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DerLutz : 
Ich teile die eher düstere Prognose für die Falcons. Das einzige was hier nicht reinpasst, ist diese Steigerung der zweiten Saisonhälfte, wofür ich bisher keine gute Erklärung gelesen habe.
Ryan ist für mich noch immer einer der besten QBs der Liga, Julio der beste WR, aber Koetters Scheme passt weder im Passing Game noch im Run Game zur Oline und ich kann mir nicht vorstellen dass sich daran etwas ändert.
Zu Defense ist alles gesagt. Die Falcons müssen Shootouts gewinnen.
Mein Tipp ist eine weitere 7-9 Saison

PS: Kann es sein, dass der Blog nicht in der NFL Gruppe veröffentlich worden ist? Hatte gar keine Nachricht im Postfach
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kaka303
21.08.2020 | 18:36 Uhr
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kaka303 : 
21.08.2020 | 18:36 Uhr
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kaka303 : 
Sehr guter und ausführlicher Blog. Finde die Falcons haben immer noch super Spieler. Leider ging (mit dem Abgang von Shanahan) die Offense bergab und danach auch noch die Defense. Sie waren v.A. In der Defense aber auch nicht gerade vom Verletzungspech verschont. Kann mir schon vorstellen, dass man überraschen kann und auf Platz 2 der Division landen kann. Dafür sollte man besonders in der ersten Saison Hälfte viele Siege holen. Bin mal gespannt was Gurley noch im Tank hat. Drücke den Falcons in der Division die Daumen.
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Bendt
21.08.2020 | 10:54 Uhr
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Bendt : 
21.08.2020 | 10:54 Uhr
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Bendt : 
gutes Ding, vielen Dank

Ein paar Dinge machen mich optimistisch. RT McGary zeigte gegen Ende der Saison deutliche Fortschritte. Vor allem in den Games wo er neben C.Lindstrom starten durfte Beide verstehen sich auf wie neben dem Platz richtig gut. Vom Moment an wo D.Quinn das defensive playcall abgab war die Defense gleich um ein vielfaches besser. Dadurch war der Druck auf die Offense nicht mehr so groß. Die musste in der ersten Hälfte immer einem riesen Rückstand hinterherlaufen. Ich hab noch nie soooo vielen 3rd nad Long downs gesehn wie letztes Jahr. Und da fand ich QB Ryan auch noch echt gut, vor allem weil er immer so schnell Druck gegen sich hatte.

Ansonsten kann die Saison eh nur ein Erfolg werden, sprich entweder Palyoffs oder endlich einen neuen Coach und GM.

Würde als Falcons Fan auf 9-7 tippen.
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