Cowboys-Preview 2018

Revenge

1. Einleitung

Wer All or Nothing gesehen und genossen hat, dem wird vieles aufgefallen sein, was letzte Saison bei den Cowboys fehlte, schief lief oder gar komplett in die Buchse ging. Die Causa Ezekiel Elliott war das beherrschende Thema und verfolgte nicht nur ihn persönlich ganz besonders, sondern das ganze Team. Die Folge war eine sehr sehr unkonstante Saison und eine große Achterbahn der Gefühle. Das ewige Hin und Her ging Tag ein, Tag aus durch die Medien. Letztlich konnte keiner mehr auch nur annähernd vorhersagen, ob Zeke spielen würde oder nicht. Das er letztlich die Sperre absaß, und nun damit abgeschlossen zu haben scheint, ist die einzige positive Randnotiz aus der Geschichte.

Dazu kamen eine Reihe ganz entscheidender Verletzungen, die die Lücken des Teams gnadenlos offenbarten: die Ausfälle von Tyron Smith, Sean Lee, Dan Bailey und die Zeke-Story machten es unmöglich die gesteckten Ziele, und somit die Playoffs, zu erreichen. Der Kollege Chaz Green träumt heute noch von der Schmach aus Atlanta...!

Nichtsdestotrotz ist es auch ein großes Coaching-Problem gewesen: Green spielte die schlechteste Halbzeit der gesamten NFL-Geschichte und es kamen keine Adjustments bzw. Hilfestellungen. Oder auch beliebt: in der Red Zone wurde der Ball lieber geworfen, als ihn mit Elliott zu laufen...

Alles in Allem war es eine ziemlich gebrauchte Saison und das blieb selbstverständlich auch in der Chefetage nicht unbemerkt...

2. Recap Offseason

Eine Sache ist bei den Boys garantiert: Drama! Und jährlich grüßt das Murmeltier... Nachdem viele die Entlassung des gesamten Staffs gefordert hatten, entschied man sich für eine halbgare Variante und ersetzte bis auf Gary Brown (RB) alle Position-Coaches. Scott Linehan, Rod Marinelli und vor allem Jason Garrett behielten überraschenderweise ihre Posten, sitzen aber wohl endgültig auf heißen Stühlen. Rich Besaccia (Sp.Teams) geht hingegen zu den Raiders.

Die wohl wichtigsten neuen Personalien sind WR-Coach Sanjay Lal, der vor allem dafür bekannt ist das Route-Running zu verbessern (ein ganz großes Problem vorher!) und der ehemalige Defensive-Coordinator und "Legion of Boom"-Creator Kris Richard. Dieser wird vorübergehend die DB´s übernehmen (wenn Marinelli aufhört, übernimmt er wohl den DC-Posten) und diese hoffentlich zu ähnlichen Leistungen antreiben, wie bei den Seahawks.

Doch das große Drama sollte erst noch kommen: Dez Bryant, seines Zeichens WR, Alphamännchen, Aushängeschild und Drama-Queen zugleich, wurde entlassen. Natürlich nicht ohne die gewisse Würze und entsprechendes Nachtreten. Die NFL (NotForLong...) ist nicht umsonst eines der härtesten Businesses der Sportwelt und die Leistungen von Dez waren eher ungleich dessen, was er verdiente. Daher scheint man im ersten Moment vieles richtig gemacht zu haben.

Wer gedacht hatte dies sei es nun gewesen, der sah sich getäuscht. Denn während des Drafts wurde bekannt, dass Jason Witten, Team-Captain, zukünftiger Hall of Famer und Mr. Cowboy himself, aus dem Sport zurückgetreten ist. Witten ist nicht nur 2. im All-Time Ranking für gefangene Yards eines TE´s, er hat auch nur ein Spiel in seiner gesamten Karriere verpasst. Damit hinterlässt Witten eine sehr große Lücke im Aufgebot der Offense. Dennoch: DANKE WITTEN!

2.1 Free Agents

Die Free Agency stand unter dem Motto mehr Rosterdepth. Das wollte man gezielt angehen, um auf Ausfälle, wie den von Tyron Smith bspw., besser reagieren zu können. Dabei ging es vor allem um die Positionen der O-Line, der WR und LB. In der Line verstärkte man sich für ein Jahr mit Cam Flamming, von den Patriots. Der Tackle kann beide Seiten bespielen und ist zudem sehr playoffs-erfahren. Damit sollten Atlanta-Traumata beseitigt sein.

Den WR-Corp hatte man vor dem Cut von Dez bereits mit Allen Hurns und Deonte Thompson verstärkt. Hurns kommt von den Jacksonville Jaguars und hofft wieder an alte Leistungen anknüpfen zu können. Diese Möglichkeit bekommt er mit einem Two-Year-Proof-It-Deal ala Alshon Jeffrey bei den Eagles. Thompson wird den nach Arizona abgewanderten Brice Butler ersetzen und vor allem mit seinem Speed helfen.

Auf der Linebacker-Position holte man Joe Thomas von den Packers. Er wird vor allem für Entlastung in der Rotation sorgen und in den Special-Teams helfen.

Interessant ist noch die Verpflichtung von Kony Ealy. Der ehemalige Panther und NY Jet stand bereits im Super Bowl und lieferte da eine großartige Show gegen Manning ab. Das die Panthers am Ende dennoch verloren hatten, lag sicherlich nicht an ihm. Er wird der D-Line weitere Tiefe verleihen.

2.2 Draft

Der Draft war dieses Jahr etwas ganz Besonderes, denn er fand zu Hause im AT&T Stadium statt. Die größte Zuschauermenge aller Zeiten, rechnete mit etwas Spektakulärem, doch dem war nicht so. Man ließ sich Derwin James an 17 vor der Nase wegschnappen und entschied sich am Ende für Leighton vander Esch, LB, Boise State. LVE ist vor allem eines: athletisch. Er ist ein Sideline to Sideline-Backer und besitzt sehr gute Instinkte. Starke Probleme hat er jedoch sich im 1 vs 1 gegen direkt blockende O-Liner durchzusetzen. Dabei setzt er sich regelmäßig auf den Hosenboden oder verliert den Überblick. Bekommt er seine Freiheiten, wie im Spiel gegen Oregon, ist er sehr schwer zu stoppen und erinnert schon arg an einen gewissen Sean Lee. Seine Upside ist sehr groß, sein Bust-Potenzial aber mindestens genauso.

In der zweiten Runde sicherte man sich die Dienste von einem Local-Hero, Connor Williams. Der LT spielte für die Texas Longhorns und wird aller Voraussicht die LG-Position bekleiden. Seine sehr gute Athletik wird ihm im Zone-Blocking-System der Cowboys weiterhelfen. Es sollte nicht überraschen, wenn er bald Safeties im defensiven Backfield aus dem Weg räumt.

Die dritte Runde stand im Zeichen des WR. Hier konnte man sich mit Michael Gallup von der Colorado State University verstärken. Er wird den Umbruch vollenden und wohl spätestens gegen Mitte der Saison (evtl. sogar viel früher) von Terrance Williams übernehmen. Gallup passt mit seinem stark ausgeprägten Route-Running sehr gut in die neue Philosophie der Offense rein und verspricht eine starke Entwicklung.

Weitere Picks:

4. Runde: Dorance Armstrong, DE, Kansas

Dalton Schultz, TE, Stanford

5. Runde: Mike White, QB, Western Kentucky

6. Runde: Chris Covington, LB, Indiana

Cedrick Wilson, WR, Boise State

7. Runde: Bo Scarbrough, RB, Alabama

Trades: 6. Runden-Pick gegen Tavon Austin, WR/RB/KR, LA Rams

Ryan Switzer gegen Jihad Ward, DT, Oakland Raiders

3. Offense

Zwei Dinge waren in der Offense so sicher, wie das Amen in der Kirche: Berechenbar- und Ideenlosigkeit. Vor allem das Play-Calling war ein einziges großes Fragezeichen. Und so verwunderte es auch niemanden, dass Spieler dies intern wohl auch sehr deutlich machten. Dazu kamen die Divenattacken von Dez, der trotz sehr dürftiger Saison Ball um Ball forderte und sich auch nicht selten für den nächsten Turnover verantwortlich zeigte.

Nachdem Offense-Coordinator Scott Linehan mit dem blauen Auge davon kam, rückt man diese Saison wieder mehr die Offensiv-lineund das Running-Game in den Vordergrund. Aktiv ist die linke Seite mit Connor Williams vermutlich ein Upgrade zu dem vorherigen Personal. Dazu spielt Collins nun seine zweite RT-Saison und wird den guten positiven Eindruck aus den letzten Saisonspielen festigen. Zeke wird ohne Zweifel auch gegen voll gestellte 7-Mann-Fronten seine Möglichkeiten zum Big Play bekommen und diese auch nutzen können. Dazu kommt mit Tavon Austin eine weitere Komponente hinzu. In Motion, als Option-Play für Dak Prescott oder evtl. sogar als Single-Back kann er mit seiner Geschwindigkeit jede Verteidigung vor Probleme stellen.

Die verbesserte O-Line wird Dak zudem wieder mehr Zeit verschaffen durch seine Reads zu gehen. Kann er wieder alle Teile einbinden und die Bälle verteilen, ist er in seinem Element und kann mehr auf den Ball aufpassen, als letzte Saison. Die Zeiten in denen er sich für jeden Wurf, welcher nicht zu Dez ging, rechtfertigen musste, sind nun endgültig vorbei. Zudem werden ihm die neuen WR mit Hurns, Gallup und Austin helfen. Alle haben ihre Stärke im Route-Running und Yards after Catch, was vor allem das Risiko für Interceptions minimieren sollte. Terrance Williams wird es nach seiner Offseason sehr schwer haben ins Team zu rutschen. Für den größtmöglichen Effekt wäre es eigentlich unumgänglich auch Williams zu cutten. So konnte er weder mit besonders klugem, noch effektivem und sicherem Spiel in letzter Zeit überzeugen.

Das größte Fragezeichen scheint mit dem Retirement von Witten aber die TE-Position zu sein. Für ansehnliches Blocking ist genug Personal da. Drei der vier TE´s (Swaim, Schultz, Jarwin) sind gute Run-Blocker, während der Letzte im Bunde, Rico Gathers, vor allem durch sein Missmatch und seine guten Hände überzeugt. Das Rennen um die Plätze hat begonnen. Es darf damit gerechnet werden, dass eben jene Aufzählung wohl auch das aktuelle Depth-Chart darstellt. Nun liegt es an der Pre-Season und am Trainingscamp, wer den vakanten Spot bekommt. Generell kann mit kreativem Denken und Spielen eine ganze Menge gewonnen werden. Schafft Linehan dies nicht, wird es wohl sein letztes Jahr gewesen sein.

QB Prescott, Rush, White

RB Elliott, Smith, Scarbrough, Olawale (FB)

O-Line Smith, Williams, Frederick, Martin, Collins, Flemming, Looney, M. Martin

WR Hurns, Gallup, Beasley, Austin, Thompson, Brown

TE Swaim, Schultz, Jarwin

4. Defense

Die Defense ist ein sehr spannendes Projekt und wurde mit Kris Richard noch Facettenreicher. Es wird erwartet, dass er nicht nur die DB´s unter seine Fittiche nimmt, sondern auch mit Rod Marinelli an einem neuen System bastelt. So wird aus der Tampa 2 eher eine Cover 3 und man wird sich ein wenig an dem Beispiel aus Seattle anpassen.

Die D-Line hat zwar mit der erneuten Suspendierung von David Irving einen Rückschlag erlitten, so ist aber vor allem mit den verschiedenen DE´s zu rechnen. Demarcus Lawrence spielte sich letzte Saison in einen Rausch (14,5 Sacks in 2017) und hofft auf einen ordentlich Scheck für die nächsten Jahre. Tyrone Crawford ist ein sehr solider (leider zu teurer) End mit gutem Run-Stopp. Dahinter werden sich Taco Charlton, Kony Ealy, Dorance Armstrong und hoffentlich Randy Gregory (zurück nach langer Sperre und eine kleine Erfolgsstory) um die restlichen Snaps duellieren. Es gab selten so eine Tiefe und Qualität bei den Pass-Rushern. Auf DT wird es zwar etwas dünner, sobald die Sperre von vier Spielen für David Irving vorbei ist, kommt dort noch große Qualität, zumindest in spielerischer Hinsicht, nach. Maliek Collins, Jihad Ward werden anfangs das DT-Duo bilden. Brian Price und Datone Jones werden das Depth-Chart wohl vervollständigen.

Bei den Linebackern wird es spannend zu sehen sein, wie schnell die jungen Spieler von Sean Lee lernen können. Jaylon Smith wird wohl die erste beschwerdefreie NFL-Saison seiner Karriere spielen können, während Erstrundenpick LVE seine Draftposition rechtfertigen will. Dazu kommen mit Damien Wilson, Joe Thomas und Justin March-Lillard sehr solide Spieler. Bleibt Lee gesund, kann dies die beste LB-Gruppe seit geraumer Zeit werden. Man darf gespannt sein, wie ein eventueller Ausfall Lee´s, und der Weggang von Anthony Hitchens, kompensiert werden.

Die positive Entwicklung der CB´s war gegen Ende der letzte Saison bereits zu erkennen, als sowohl Jordan Lewis, als auch Chido Awuzie laut PFF mit die effizientesten Cornerbacks der Liga waren. Für ihr Rookiejahr haben sie ihre Sache sehr ordentlich gemacht. Mit Byron Jones kehrt der Free Safety wieder auf seine ursprüngliche Position zurück und wird mit Chido wohl die Außenseiten beackern. Anthony Brown hat nach einem eher schwachen zweiten Jahr erneut die Möglichkeit, wieder auf sich aufmerksam zu machen.

Für die Safety-Position kursieren schon seit geraumer Zeit Gerüchte um Earl Thomas. Ob und wie dieser Trade eventuell zustande kommt, wollen wir hier nicht weiter ausführen, doch sollte es klappen, würde dies die Defensive auf ein neues Level heben. Ohne ihn wird es aber mindestens genauso spannend zu sehen sein, wie sich Xavier Woods als FS und Kavon Frazier als SS machen werden. Dazu wird Jeff Heath erneut sein Big Play Potenzial unter Beweis stellen dürfen.

DE Lawrence, Crawford, Charlton, Ealy, Gregory, Armstrong

DT Irving, Collins, Ward, Price, Jones (Crawford)

LB Lee, Smith, Vander Esch, J. Thomas, March-Lillard, Wilson

CB Jones, Awuzie, Lewis, Brown, D. Thomas, White

S Heath, Woods, Frazier

5. Special Teams

Die Special Teams werden sich unter dem neuen Coordinator Keith O´Quinn hoffentlich weiter entwickeln. Gespannt darf man auf KR/PR Tavon Austin sein. So groß sein Potenzial auch ist, mal einen Return nach Hause zu laufen, so groß ist auch die Wahrscheinlichkeit zu fumbeln. Ball-Protection sollte das große Hauptaugenmerk sein. Kavon Frazier und Byron Jones werden wieder für spektakuläre Flugeinlagen und Tackles sorgen. Punter Chris Jones ist über jeden Zweifel erhaben und kann spielentscheidend sein. Kicker Dan Bailey wird nach eher schwacher Saison hoffentlich wieder zu Mr. Automatic.

K Dan Bailey

P Chris Jones

LS L.P. Ladouceur

KR/PR Tavon Austin

6. Players to Watch

Blake Jarwin

Der TE war letzte Saison im Practice Squad der Cowboys und wurde gegen Ende der Saison sogar aus selbigen in den Spieltagskader berufen, um mögliche Steals anderer Teams zu vermeiden. So sollen vor allem die Eagles sehr interessiert gewesen sein. Jarwin gilt zudem als harter Arbeiter und Coach-Liebling. Das Trainingscamp und die Pre-Season, vielleicht sogar mit dem ersten Team, werden entscheiden, ob Jarwin im Verlauf der Saison nicht sogar die Starterrolle übernehmen kann. Für mich ganz klar der Sleeper in der Offense.

Jihad Ward

Ward spielte bei den Raiders als 2. Rundenpick eher unter seinen Erwartungen. Im Tausch mit Ryan Switzer kam er aus Oakland und soll nun als DT seine neue Rolle finden. Gemäß Berichten aus den OTA´s soll er dort bereits einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben. Er gilt neben Collins als gesetzt und wird genug Snaps bekommen bis Irving seine Sperre abgesessen hat. Rod Marinelli ist ein Defensive-Line-Flüsterer und wird hoffentlich alles aus ihm herauskitzeln können.

Tavon Austin

Als ehemaliger Erstrundenpick waren die Erwartungen der Rams sehr groß, doch so richtig konnte er diese nie erfüllen. Er hatte immer mit Fumbleproblemen zu kämpfen, konnte aber genauso gut auch_ mit seiner enormen Schnelligkeit und Wendigkeit Spiele entscheiden. Die Rolle in der Offense ist zudem noch nicht definiert und vieles wird von Linehan abhängen. Bekommt er ihn integriert, kann er den Unterschied ausmachen.

7. Schedule

8. Fazit

Auf Grund des sehr schweren Anfangsprogramm wird sich relativ schnell entscheiden, wo die Reise hingehen wird. Genauso möglich ist es, dass die Saison im Dezember schon entschieden sein könnte. Der Divisionssieg wird nur über die Eagles gehen und um den zweiten Platz streitet man sich mit den wiedererstarkten Giants. Wird man die ersten sieben Spielen bis zur freien Woche mit einer positiven Bilanz beenden, sollten die Playoffs wahrscheinlich drin sein. Ich bin vorsichtig optimistisch und tippe auf 10:6.