Tja Kinners. Es ist wieder Blogpokal-Zeit. Und der gute Weinaxmann muß euch nahe bringen, warum Schalke 04 gegen Bayer Leverkusen gewinnt.
Und wenn ich ehrlich bin hatte ich zum Anfang überhaupt keinen Plan von gar nichts. Bin halt, wie in der letzten Runde ausführlich beschrieben, momentan nur Zweitligist.
Aber ich bin auch Ossi. Und so versuche ich mit den Fähigkeiten meiner Vorfahren zum Sieg zu kommen. Bespitzeln konnten wir schon immer gut. Und was früher bei Nachbarn und Arbeitskollegen prima funktioniert hat, muß ja wohl auch im Blogpokal von Nutzen sein. Wäre doch gelacht, wenn ostdeutsches Handwerk nicht auch hier zum Erfolg führen sollte. Also wird der Weinaxmann zum Kiebitz auf den Trainingsplätzen der Nation, bzw. auf denen der Kontrahenten dieses Blogduells. So entschloß ich mich halt in die Bahn zu springen und mal zu schauen, was in Gelsenkirchen und Leverkusen so los ist. Aber vorher war noch einiges zu Bedenken.

Vorbereitung

Als erstes brauchte ich also eine Tarnung. Ich hatte beschlossen mich als Bild-Reporter auszugeben. Da wundert es niemanden, wenn man keine Ahnung hat. Laut MSF(Ministerium für Staatssicherheit)-Handbuch ist es wichtig sich mit seiner Rolle zu identifizieren. Geb mir sogar einen Decknamen: IM "Ahnungslos". Jetzt noch schnell die Parteidoktrin auswendig gelernt. Fertig ist der perfekte Spitzel. So sollte nichts schief gehen.

Leverkusen

Bevor ich mich der eigentlichen Aufgabe, der Trainingsbeobachtung, widmete, stand erst einmal eine Werksbesichtigung auf dem Programm. Hier durfte ich beobachten, wie die kapitalistische Ausbeutung des Proletariats zur Finanzierung der Gehälter des konzerneigenen Fußballteams von statten ging.
Nachdem ich noch einige Bilder der neuesten technologischen Errungenschaften für den Nachbau in den volkseigenen Kombinaten geschossen hatte, machte ich mich auf den Weg zum Trainingsplatz der Betriebssportmannschaft Bayer 04 Leverkusen.
Traurig was ich dort zu sehen bekam. Die Arroganz mit der die hoch bezahlten Spieler teilweise auf dem Rasen rumlümmelten, war ein Schlag ins Gesicht für die hart arbeitenden Kollegen im Werk, die ihre Gehälter erarbeiteten. Die Identifikation mit dem einfachen Arbeiter schien hier komplett verloren gegangen zu sein. Das ganze Training bestand aus ein bißchen Traben, Dehnen und lustigen Fangspielen. So kann man doch keinen Erfolg haben! Und wenn doch, dann wäre es ein Schlag ins Gesicht des hart arbeitenden einfachen Mannes. Hier konnte ich nicht länger bleiben. Ich hatte ja auch genug gesehen und setzte so meine Reise nach Gelsenkirchen fort.

Gelsenkirchen

Schon beim Aussteigen aus dem Zug bemerkte ich, daß hier etwas anders war. Es war fast körperlich zu spüren, daß hier noch malocht wird. Die Luft roch nach harter, ehrlicher Arbeit, aber auch nach Erfolg. Ich war frohen Mutes hier ein anderes Bild vorzufinden, als in dem von Kapitalismus kranken Leverkusen.
Am Trainingsgelände angekommen, wurde ich sofort von einigen netten älteren Herren begrüßt, die mich sofort herzlich in ihr Kollektiv aufnahmen. Als ich ihnen sagte, daß ich der neue Reporter hier wäre und sie bat mir etwas über ihren Verein zu erzählen, da sprudelte es förmlich aus ihnen heraus. Schalke wäre ein Arbeiterverein, hier würde sich harte Arbeit noch auszahlen und man würde über den Kampf jeden Gegner schlagen können.
Das hört sich doch schon mal sehr gut an, dachte ich mir.
Beim Auflaufen der Mannschaft mußte ich sofort feststellen, daß dieser Verein viel mehr Spieler zur Verfügung hat, als die Leverkusener, obwohl diese zur Finanzierung einen ganzen kapitalistischen Großkonzern haben. Ich hoffte nur, die große Auswahl würde den Trainer nicht daran hindern den Überblick zu bewahren.
Als dann das eigentliche Training lief, war ich hell auf begeistert. Da wurde gerannt und geackert, keine Minute wurde herumgestanden. Unter dem Kommando des älteren Herren mit Brille, Felix Magath, wie mir meine neuen Kameraden berichteten, herrschte Zucht und Ordnung. Der Mann kann noch mal ein ganz Großer als Fußballtrainer werden. Vielleicht sollte man versuchen ihn abzuwerben, bevor er zu bekannt wird.
Beim abschließenden Trainingsspiel fiel mir ein großer, dunkelhaariger, junger Mann besonders auf. Er hörte auf den Namen Kevin, ein wunderschöner Name übrigens, und versenkte einen Ball nach dem anderen unhaltbar im Netz. Mit so einem Ausnahmetalent in den eigenen Reihen kann man ja nur gewinnen.
Nach dem Training kam die ganze Mannschaft dann noch zu mir und meinen Genossen, sie gaben Autogramme und unterhielten sich mit uns. Bei der Gelegenheit durfte ich feststellen, daß der Kevin nicht nur ein guter Fußballer, sondern auch ein intelligenter, junger Mann mit fabelhaften Ansichten ist. Nur an seiner Aussprache müßte er noch arbeiten. Er rollt das R zu sehr.
Nachdem ich meine Arbeit getan hatte ging ich mit meinen neuen Freunden noch in das vereinseigene Lokal, um ein Bier zu trinken. Dort erzählten sie mir ihre hochinteressanten Geschichten über den Untertagebau und allerlei Sachen über ihren Fußballverein, der schon so oft von den Großkapitalisten um die deutsche Meisterschaft betrogen wurde.
So war es rundum ein gelungener Tag und ich konnte mit einem guten Gefühl die Heimreise antreten.

Bericht an den Führungsoffizier

In Leverkusen herrscht eine von Großkapitalisten geprägte Dekadenz, die das eigene Scheitern überhaupt nicht in Betracht zieht, wogegen in Gelsenkirchen, beim FC Schalke 04 noch gearbeitet und sein Geld ehrlich verdient wird. Dort weiß man noch, was man dem einfachen Genossen im Untertagebau zu verdanken hat. Und nur so kann man auch langfristig erfolgreich sein.
Die Diktatur des Proletariats wird den Kapitalisten der Großkonzerne immer überlegen sein. In diesem Falle mit 1:0.

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