Verrat an den eigenen Idealen. Der Trugschluss einer tristen Gesellschaft, die sich nicht als solche versteht. Getragen von falschen Reklamen einer längst vorherrschenden Realität. Es wird uns suggeriert, dass diese Lügen noch etwas Wahres in sich tragen. Dass sich der Großteil unserer verschobenen Gemeinde in dunklen Kammern trifft und ausspricht, was längst hätte laut aus uns herausbrechen müssen.
Der Wind einer eiskalten Fanfare korrupter Großkonzerne verdreht uns das Hirn, bewegt ganze Landmassen und lässt Konsumtempel entstehen. Ein Fundament aus Beton und Besinnungslosigkeit, nicht aus Liebe und Wärme. Der Platz in der Mitte, leergesaugt von Merkelscher Mathematik. Doch genau da soll SIE laut verkündet werden. Sollen Prediger, Auserwählte nach all ihrer Kraft entscheiden, welche der vielen unaussprechlichen Relikte der Vergangenheit in unsere aller Köpfe vordringt und sie durch die vorherrschende Naivität zum Platzen bringt.
Wer kann es sich heute noch leisten Wahres zu sprechen, zu schreiben. Und: Wer will es hören? Mit Wissen vollgestopfte Telefone führen uns aus der Dunkelheit der analogen Missstandsgesellschaft und erheben anonymisierte nutzerorientierte Karten, zeichnen unseren Weg des Lebens nach. Wir wollen die Wahrheit nicht hören. Verschieben Regler von rechts nach links und wiegen uns in trügerischer Sicherheit. Das alles ist Müll. Zu spät.
Doch es gibt sie. Die Helden der Gegenbewegung. Pioniere des Untergrunds. Organisiert und bis auf die Zähne bewaffnet mit Wahrheit. Und wir kennen sie. Essen mit ihnen an einem Tisch ohne es zu wissen. Unscheinbar, aber nicht wegzudenken. Brachial peitschen sie mit erhobenen Fahnen in Richtung Dunkelheit, versuchen mit brennenden Fackeln eine längst vergangene Herrschaft des Lichts, der Aufrichtigkeit und der Verbindlichkeit wiederzubeleben.
Robin Dutt ist so einer. Ein unbelehrbarer Indianer auf dem Pfad des alten Mannes. Ein Mensch von gestern. Es kommt mir vor wie jetzt gerade erst geschehen, dass er alle Bremer Fans mit warnenden, gar besserwisserischen Worten vor den Kopf stößt. Kein Europa, kein Geld. Mehr als der Klassenerhalt ist nicht drin. Abschied vom Hurra-Fußball, auf zu neuen Ufern des tiefen Verteidigens. Und wenn es dann doch Punkte gibt, nimmt er jedem Zuschauer die Euphorie und weißt höfflich darauf hin, dass man auch noch Spiele deutlich verlieren wird. So wie gegen Gladbach, Frankfurt oder Wolfsburg. Einfach die nackte Wahrheit.
Wie kann man sich erdreisten derart ehrlich zu sein? In der Glamourwelt Fußball nicht vom Aufschwung zu reden. Schwarzmalerei. Wir werden nicht erzogen hinzusehen, sondern zu selektieren. Erinnere dich nicht an den Regen, sondern an die Sonnenstrahlen mein Kind. Wir wollen wachsen im Licht einer verblendeten Gesellschaft voller Neid und bunter Fassaden. Wir sind wer wir sind. Bleiben immer die, die wir waren als der große Knall kam.
Klettern auf Bäume und erinnern uns an Kindheitsträume in fiebrigen Nächten, wenn Robin mit seinem Panzer aus geballtem Rationalismus durch den Dschungel der geplatzten Träume und falschen Hoffnungen jagt. Um Aufzuräumen, Ordnung in das Chaos der Misswirtschaft vorhergegangener Herrschaftsperioden zu bringen. Es war zum Ende hin nicht alles schlecht. Nur leider wenig gut. Zu wenig um jetzt davon zu zehren, zu wenig um mitzuhalten mit der immer rasanter wachsenden Bundesliga. Ein Wandel, den wir mit eingeleitet und getragen haben, hat uns überholt weil wir zu beschäftigt waren uns für das heute zu loben und nicht an den morgen danach zu denken.
Wir brauchen mehr Menschen wie Robin. Nur wollen wir sie nicht. Sie entschleunigen eine Welt, in der wir nicht schnell genug mitschwimmen können. Höher soll es gehen, jeder Stillstand wird als Rückschritt gewertet. Jeder Rückschritt überflüssig und mit unwiderruflicher Konsequenz zu bestrafen. Wir müssen das überdenken, dem Verein unseres Herzens Geduld und Verständnis entgegenbringen. Und sei es nur um in dieser abstrusen Welt ein Zeichen zu setzen, dass es auch anders geht. Werder hätte es verdient.
Bleib mal lieber beim Thema und mach dir Gedanken, ob an der Kritik nicht was dran ist...
Der Zusammenhang, der zwischen NSA-Spähaffäre, falschen Werbeversprechungen und der falschen Konsumwelt auf der einen Seite und der Wahrheit von Robin Dutt gesehen wird, ist für mich an den Haaren herbeigezogen.
Ich mag die Kritik an unserer heutigen Konsumgesellschaft und ich mag auch Robin Dutt. Aber Robin Dutt mit diesen schwerwiegenden gesellschaftlichen Themen zu bringen ist dann doch einige Nummern zu hoch gegriffen.
Zumal das Formulieren bescheidener Ziele auch ein gängiges Mittel für einen Trainer ist (siehe Bruno Labbadia in Stuttgart), um Druck von den Spielern zu nehmen und mehr Zeit zu bekommen.
Trotz allem ein Monster von einem Text 1000000/ 10 punkten
Ich will nur hoffen, dass der Robin nicht trotz Panzer im Sumpf des Vereins hängen bleibt und dann gesprengt werden muss als letztes Mittel. Es wäre sehr schade drum, auch wegen seines Realismus, der eigentlich genau das Richtige ist für den Verein. Wir brauchn das um die güldenen Zeiten endlich hinter uns lassen zu können.