Riechedly Bazoer ist am 12.10. diesen Jahres, also erst vor knapp zwei Monaten, 16 Jahre alt geworden und wird demnach nur den wenigsten hier etwas sagen.
Und doch hat das junge niederländische Abwehrtalent in diesem Sommer einen internationalen Wettstreit ausgelöst, wie kaum ein anderer.
Allen voran war Manchester City sehr bemüht mit Bazoer einen dritten hochtalentierten Innenverteidiger für die U21-Auswahl zu verpflichten, der gemeinsam mit dem Belgier Mathias Bossaerts (16) in Zukunft eine hochtalentierte Zentrale bilden könnte, sobald Karim Rekik Spielpraxis auf höherem Niveau erhält.
Doch auch Newcastle United, Arsenal London, der FC Chelsea, sowie weitere Topvereine aus der Serie A und der Primera División zeigten enormes Interesse an ihm.


Doch wer ist dieser Riechedly Bazoer?
Bazoer war bis vor kurzem noch ein Spieler des PSV Eindhoven, war dort Teil der Mannschaft, die im NextGen Turnier gegen internationale große Jugendmannschaften antritt.
Beim PSV galt Bazoer längst als eins der größten Talente, auf seiner Position in der Abwehr sowieso. Zakaria Bakkali und Andreas Hoelgebaum Pereira waren wohl die beiden mittalentiertesten dieser Truppe, letzteren zog es vor knapp einem Jahr zu Manchester United.

Bazoer war Teil des U17-Kaders der Niederlande, der in diesem Sommer die U17 EM in Slowenien gewann. Er war mit seinen damals 15 Jahren nicht nur der jüngste Spieler überhaupt, sondern sogar Stammspieler in der Innenverteidigung. In allen fünf Spielen kam er bis zum Finale zum Einsatz, von 400 möglichen Spielminuten absolvierte er satte 392.
Drei der fünf Spiele überstand sein Team übrigens ohne ein einziges Gegentor.

Ursprünglich stammt er aus Utrecht und begann seine Karriere beim USV Elinkwijk, übrigens derselbe Verein, der auch schon Spieler wie Marco Van Basten, Ibrahim Afellay und Ismail Aisatti hervorbrachte.

Als sein persönliches Vorbild nennt er einen gewissen Thiago Silva, seines Zeichens Abwehrchef bei Paris Saint-Germain.


Transfergerüchte - wohin wechselte er?
Wie oben bereits erwähnt galt Bazoer bis vor kurzem als ganz heißes Eisen in den Niederlanden. Viele Topclubs waren interessiert, nicht zuletzt natürlich auch der PSV selber, der sein Juwel gerne halten wollte.
PSV-Sportdirektor Marcel Brands gab zu diesem Thema am 24.Oktober ein recht aufschlussreiches Interview.
So bestätigte er, dass Bazoer ein Drei-Jahres-Vertrag zu seinem 16. Geburtstag vorgelegt wurde, ein Profivertrag, den er nur hätte unterschreiben müssen.
Dazu muss man wissen, dass niederländischen Vereinen nicht gestattet ist Spieler unter 18 Jahren länger als für drei Jahre zu binden, ebenso ist die Entschädigung für die Spieler auf £296,000 (etwas über 310.000€) festgelegt.
Finanziell gesehen kein wirklicher Anreiz für junge Talente in den Niederlanden zu bleiben. Zum Vergleich:
Lucas Piazon, der ebenfalls sehr jung zum FC Chelsea wechselte, verdient dort in einer Saison (geschätzt 1.500.000€) mehr als Bazoer insgesamt durch diesen Drei-Jahres-Vertrag erhalten hätte.
Marcel Brands äußerte sich dazu: ,,Was ist sein Ziel? Möchte er sich sportlich weiterentwickeln oder in England das große Geld verdienen? Sie müssen schon ihn und seinen Agenten fragen, welche Vereine ihm was bieten, ich weiß es nicht und es ändert auch nichts. Es ist seine Entscheidung und der Agent wird sicher nur das Beste für ihn wollen. Wir können ihm lediglich gute Voraussetzungen für das optimale Training und die Perspektive bieten."

Doch Bazoer und sein Agent wissen auch, dass es schwieriger ist, sich in England durchzusetzen. Viele junge Talente leben die ersten Jahre nach einem Wechsel erstmal von Ausleihgeschäften, wenn überhaupt. Sich durchzusetzen ist nicht nur schwieriger, es dauert auch weitaus länger als in der heimischen Liga. Wichtig ist nicht die finanzielle Situation, sondern die sportliche Perspektive.
Und genau dort setzt der PSV an. Viele junge Spieler bekommen ihre Chance in der Eredivisie, der niederländischen ersten Liga. Mit Jetro Willems (PSV) spielte sogar ein 18jähriger den Linksverteidiger in der Nationalmannschaft.

Bazoer scheint sich das Ganze wohl gut überlegt zu haben, denn vor knapp zwei Wochen wurde sein Wechsel zu Ajax Amsterdam bekannt gegeben. Von der einen sehr erfolgreichen und prestigereichen Jugendakademie, wechselte er nun wohl zu der erfolgreichsten und prestigereichsten Jugendakadamie der Niederlande.


Expertenmeinung:
Bei Ajax sollte Bazoer gut aufgehoben sein. Auch wenn mit Stefano Denswil (19) und Joël Veltman (20) in dieser Saison zwei frische und hungrige Abwehrtalente erst rangeführt werden, dürfte Bazoer durchaus in zwei bis drei Jahren berechtigte Hoffnungen auf seinen Platz im Kader haben.
Mir selbst ist Bazoer erst aufgefallen, als ich mir kurz vor der U17-EM im Sommer die Kader der Mannschaften angeschaut hatte. Als einziger 15 jähriger ist es da nicht besonders schwierig aufzufallen und als mir dann sogar noch bewusst wurde, dass er als Stammspieler eingeplant war, hatte er meine Aufmerksamkeit geweckt. Tatsächlich, Bazoer machte nicht einfach nur seine Aufgaben, nein er war darin wirklich gut. Seine Präsenz war beeindruckend, sein Spiel fehlerfrei und von einer starken Technik untermalt.
Sein Körperbau ließ nicht auf einen 15 jährigen hindeuten und doch ist er mit einer ordentlichen Größte (geschätzt 1,88m) und einer schlanken Figur sehr schwer auszuspielen für die gegnerischen Stürmer. Sehr agil und reaktionsstark.
Mich persönlich hat er bei dieser Endrunde schwer beeindruckt und sein Wechsel zu Ajax Amsterdam bestätigt wohl auch, dass er nicht auf den Kopf gefallen ist und von einem der wenigen guten Berater/Agenten begleitet wird.
Ich bin mir sehr sicher, dass wir seinen Namen in den kommenden Monaten öfter im Zusammenhang mit Erfolgen der Ajax A-Jugend hören werden und er innerhalb der nächsten zwei Jahre in den ersten Kader durchbrechen wird.