Auch wenn das lateinische Satzfragment in der Überschrift dieses Blogs natürlich absolut intellektuell wirkt, ist der Titel wohl nicht 100% zutreffend. Eine brennendere Frage als "Wo gehst du hin, Pro Bowl?" wäre wohl: "Gehst du (endlich), Pro Bowl?".



Als im Februar diesen Jahres erste Berichte über den großen Teich schwappten, dass wir in diesem Jahr unseren letzten Pro Bowl gesehen haben könnten, durchströmte mich ein Gefühl von unglaublicher Erleichterung. Denn eine Abschaffung des Pro Bowls würde mir einen alljährlich wiederkehrenden Prozess alá „Täglich grüßt das Murmeltier" ersparen. In grausamer Tradition schwöre ich als NFL-Fan Version von Bill Murray jede Saison aufs Neue, dass ich mir dieses Anti-Spektakel keinesfalls anschauen werde. Spätestens nach dem Championship Weekend fange ich aber an Schwäche zu zeigen und erste Gedanken alá „man könnte es sich ja anschauen, ich habe doch eh nichts besseres zu tun in der Nacht" beginnen, meinen Kopf zu infiltrieren. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass ich nachts ohne jede Spur von Widerwillen, sondern in freudiger Erwartung zur Fernbedienung greife und den Pro Bowl anschalte, mich ein bis zwei Minuten an den Jerseys erfreue, die man nur einmal alle 2 Jahre zu Gesicht bekommt und dann allerspätestens mit dem Ende des ersten Viertels entnervt abschalte. Warum der Pro Bowl für mich nur schwer anzusehen ist, will ich hier nicht extensivst ausformulieren, nur ein paar Stichworte liefern:

Der Pro Bowl in Stichworten

- Sonderregeln (Defense nur 4-3, keine Blitzes, keine Press Coverage, Offense keine Motions, TE ist Pflicht, Intentional Grounding ist erlaubt, keine Trips Formation, Special Teams dürfen keinen Kick rushen und so weiter).

- Spieler spielen halbes Tempo oder weniger, weil sich (verständlicherweise) niemand verletzen will

- solche "Highlights"

Kurz gesagt: So ein Footballspiel möchte ich mir einfach nicht anschauen. Bei Football geht es für mich um Competition, um jeden Zentimeter, und dieses Event führt alles ad Absurdum, was ich an dem Spiel liebe, es ist einfach ein Widerspruch in sich einen so brutalen Sport "zum Spaß" zu spielen. Vor allen Dingen Medienpersönlichkeiten wie Blogger und Scouts äußern seit Jahren herbe Kritik am Pro Bowl, aber auch Spieler wie Aaron Rodgers haben sich schon kritisch geäußert. Wie hinreichend bekannt ist, leben Totgesagte aber länger und so kam es wenig überraschend als die NFL am Mittwoch (30.05.) verkündete, dass der Pro Bowl 2013 eben doch stattfinden würde.

Wenn niemand ihn mag, warum gibt es den Pro Bowl denn dann überhaupt?

Der Pro Bowl ist das meistgesehene All-Star Game im US-Sport - was äußerst kurios ist, wenn man bedenkt: Im MLB All-Star Game spielen die Conferences das Heimrecht für ein eventuelles Game 7 der World Series aus, das NBA All-Star Game ist äußerst unterhaltsam - zugegebenermaßen auch ein No Defense Game - aber eben ein sehenswertes, und in der NHL wählen zwei Captains die All-Star Teams wie früher beim Schulsport abwechselnd aus. Natürlich lässt sich die NFL bei immensen Einschaltquoten so viel Werbegeld nicht durch die Lappen gehen und seien wir mal ehrlich: Warum sollte sie auch?
Aber nicht nur die Liga profitiert, sondern auch die Spieler selbst. Neben all-inclusive Urlaub auf Hawaii mitsamt Familie gibt es für jeden "Verlierer" 25.000$ und für jeden "Gewinner" 50.000. Ein nettes Taschengeld, besonders für Special-Teamer, die oftmals ihre komplette Karriere das Ligaminimum verdienen. Aus diesen finanziellen- aber auch generell aus Werbegründen unterstützt auch die NFL Players Association (NFLPA) den Pro Bowl.

Wie könnte man den Pro Bowl interessanter machen?

Immer wieder kommen Verbesserungsvorschläge auf, ich persönlich fände ein Flag Football Spiel sehr ansprechend, allerdings können sich die Spieler dabei genau so verletzen wie bei einem richtigen Spiel, das würde also wohl am eigentlichen Problem, dem fehlenden Einsatz, nicht viel ändern. Zugegebenermaßen gab es schon einmal Ähnliches am Tag vor dem Pro Bowl, bis sich 1998 Patriots Rookie RB Robert Edwards bei einem Beach-Flag-Football-Spiel das Knie komplett zerstörte (was für ihn de facto das NFL-Karriereende bedeutete, wenn man von einem kurzen Abstecher mit den Miami Dolphins 4 Jahre später absieht).
Eine weitere ansprechende Alternative wäre eine Skills-Challenge wie zum Beispiel in der NBA der Three-Point Shootout oder der Dunk Contest. Quarterbacks könnten einen Distanzwurf-Wettbewerb machen, Defense Backs sich die Augen verbinden und versuchen Routen zu covern und Wide Receiver um die beste Touchdown-Celebration buhlen. Aber egal was vorgeschlagen wird, frei nach dem Motto: Never change a geldabwerfing system wird alles beim Alten belassen.

Wer ist schuld?

Was mich zu den wahren Schuldigen bringt: Uns selbst! Denn solange wir uns das Spiel anschauen und damit die Veranstaltung legitimieren, so lange wird es den Pro Bowl geben, it is as simple as that. Im Endeffekt müssen wohl alle, die den Pro Bowl nicht mehr sehen wollen, ihn einfach ignorieren, um zu signalisieren, dass sie ihn weder brauchen noch sehen wollen. Einfach ignorieren, auf allen Levels, nicht anschauen, nicht drüber reden und auch nicht drüber schreiben. Upps, jetzt ist es schon passiert. Aber ich fang gleich an damit. Sofort. Nachdem ich noch diesen einen Artikel geschrieben habe. Versprochen...

Obwohl, eigentlich hab ich noch nichts vor in der Nacht auf den 28. Januar.