2011 Season:
Hätte man vor der letztjährigen Saison behauptet, dass zwei Special Teams Missgeschicke das Einzige seien würden, was die 49ers von einer Superbowl-Teilnahme trennen würde, wären die Reaktionen wohl selbst bei optimistischen Fans des traditionsreichen Teams eher verhalten ausgefallen. Zu unsicher war man sich seines Rookie-Headcoaches Jim Harbaugh, der zwar an der Stanford University ein eher mittelklassiges Footballprogramm zu einem der besten Teams der BCS gemacht hatte, aber nur wenig NFL-Coaching Erfahrung mit sich brachte. Unsicher besetzt war auch die Quarterback-Position. Alex Smith, der Top Pick des 2005 NFL Draft, der in den letzten fünf Jahren in fünf verschiedenen Offensivsystemen nur durchschnittliche Leistungen abliefern konnte, schien ein Wackelkandidat zu sein. Doch es kam anders als erwartet. Jim Harbaughs Enthusiasmus, gepaart mit einem vollblutigen Bekenntnis zu Alex Smith als Quarterback und einer der besten Defenses und Special Teams der Liga, trieben die 49ers zu einer 13-3 Bilanz und einem Playoff-Run, der erst im vierten Quarter des NFC-Championship-Spiels endete.

Offense:
Die 49ers Offense war 2011 eine zuverlässige Einheit, aber keineswegs das Zugpferd des Teams. Positiv anzumerken ist die extrem niedrige Turnover-Anzahl (10), negativ die brutal schlechte Redzone-Effizienz (nur knapp 40% der Redzone-Ballbesitze konnten zu Touchdowns umgewandelt werden). Konsistentes Laufspiel durch Zugpferd Frank Gore und eine junge und talentierte Offensive Line um Left Tackle und All-Pro Joe Staley waren die Grundlage der Offense, gespickt mit Play-Action Pässen, bei denen neben dem leider nicht sehr beständigen Michael Crabtree ab und zu auch Linemen in den Genuss von Pässen kamen. Die Offensive Line tritt bis auf dem Verlust von Guard Adam Snyder (zu Arizona) unverändert an. An Explosivität fehlte es der 2011er Offense der Rot-Goldenen. Neben dem blitzschnellen Top Tight End Vernon Davis gab es letzte Saison nämlich kaum offensive "Playmaker". Um das zu ändern holte GM Trent Baalke Receiver Mario Manningham vom Superbowl Champion New York Giants, Veteran Wide Receiver und Legende (sowohl auf- als auch neben dem Feld) Randy Moss aus dem erst sechs Monate alten Ruhestand und im Draft sicherte man sich in der ersten Runde die Rechte an A.J. Jenkins von der Illinois Universität. Auch auf der Runningback Position wurde es enger auf dem Depth Chart, mit Brandon Jacobs holte man sich einen Spezialisten für kurze Distanzen, in der zweiten Runde des Drafts verpflichtete man den elektrisierenden LaMichael James, den All-Time leading Rusher der University of Oregon, der eine wendigere und blitzschnelle Alternative mit Returner-Fähigkeiten darstellt. Da aber all diese Teile nicht automatisch eine stark verbesserte Offense geben und wegen der angesprochenen miserablen Redzone-Statistik gebe ich 3,5 Helme.



Defense:
Das Schmuckstück des Teams allerdings ist zweifellos die Defense. Sie tritt zum Unbehagen aller NFC West-Offenses fast unverändert an. Die einzige Veränderung besteht in der Beförderung von Outside Linebacker Aldon Smith zum Starter, der letztes Jahr als Rookie nur in Pass-Rush Situationen das Feld sah und trotzdem beeindruckende 14 Sacks anhäufte. Im Draft holte man Backup-Spieler in späteren Runden in Safety Trent Robinson, Defensive End Cam Johnson und Outside Linebacker Darius Fleming. Cornerback Carlos Rogers unterschrieb einen neuen Vertrag und Safety Dashon Goldson wurde die zweifelhafte Ehre des Franchise Tags zuteil, sodass auch dieser wieder diese Saison für SF auf Interception-Jagd gehen wird. Was den Rest der Defensive angeht, sind die Niners mit Patrick Willis und Navarro Bowman mit dem wohl besten Inside-Linebacker Duo der Liga ausgestattet, auch die Line um All-Pro Defense End Justin Smith, der von vielen Experten und Scouts als einer der besten Spieler in der NFL bezeichnet wird ist ein Anker, sowohl gegen den Lauf als auch gegen den Pass. Die Niners Defense erzwang in der vergangenen Saison sage und schreibe 38 (!) Turnover.




Special Teams:
Was das Kicking Game anbelangt, will ich die Fakten für sich sprechen lassen: Alle drei Spezialisten, Punter Andy Lee, Kicker David Akers und Longsnapper Brian Jennings sind Pro-Bowler, die erstgenannten beiden sogar All-Pros auf ihrer Position. Was das Returnen anbelangt, so haben die 49ers in Ted Ginn Jr. einen elektrisierenden, pfeilschnellen Receiver resignt, der letztes Jahr in ein und demselben Spiel einen Kick und einen Punt zum Touchdown zurücktrug. Auch Rookie LaMichael James könnte Einsatzzeit auf der Returner-Position sehen.




Coaching Staff:
Jim Harbaugh hat seine erste Saison in San Francisco mit Bravour gemeistert, wurde von der Associated Press sogar mit dem begehrten "Coach of the Year" Titel bedacht. Mit seiner feurigen und leidenschaftlichen Art machte er sich zwar ausserhalb des Teams nicht nur Freunde. Aber gerade dafür scheinen die Spieler ihn zu lieben und alles zu geben. Harbaughs Taktik, Schlüsselpositionen innerhalb des Coaching Staffs mit vertrauten Kollegen aus Stanford zu besetzen, zahlte sich aus. Das Team profitiert von der großen Vertrautheit des Headcoaches mit seinen Assistenten Greg Roman (Offensive Coordinator) und Vic Fangio (Defensive Coordinator).



Fazit:
Die 2012 49ers sind ein besseres Team als die 2011 49ers, vor allen Dingen wegen der personellen Verstärkung in der Offensive. Trotzdem glaube ich aus folgenden Gründen nicht, dass die 13 Siege aus dem Vorjahr wiederholt werden können:
1. Die fast schon lächerlich gute Differenz von plus 28 Turnovern wird sich nicht wiederholen. Nach zahlreichen Analysen ist sich der stats-affine Teil der NFL Blogosphäre inzwischen sicher, dass Turnover sich zu großen Teilen zufällig verhalten, was eine Wiederholung einer so guten Differenz fast unmöglich erscheinen lässt.
2. Die Niners spielen dieses Jahr aufgrund des letztjährigen Ergebnisses als Divisionsbester gegen deutlich bessere Gegner

Im Endeffekt glaube ich an eine 11-5 Bilanz und den NFC West Titel. Die Playoffs haben dann ihre eigenen Gesetze.



Vielen Dank an midget für die Helmgrafiken und DanU79 für den Spielplan.