18.05.2011 um 22:59 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Porto - Braga 1:0 (1:0)
Vor dem Spiel:
"Wir würden lieber sterben, als unsere Art zu spielen aufgeben", sagte Porto-Trainer Villas-Boas vor dem ersten rein portugiesischen Europapokal-Finale. Gemeint ist: Totale Offensive. Porto ging als der klare Favorit in die Partie.
Der frisch gebackene Portugiesische Meister, der ohne Niederlage durch die Saison in Portugal marschierte, stellt die Torfabrik der EL. In 14 Spielen erzielte die Offensive um den neuen EL-Rekordtorschützen Falcao (16 Tore) beeindruckende 36 Tore, ein Schnitt von 2,6 Toren pro Spiel. Die Mannschaft von Villas-Boas trat wie erwartet im offensiven 4-3-3 an, vorne natürlich mit den Stars Falcao und Hulk.
CL-Absteiger Braga dagegen hat sein Prunkstück in der Defensive. Die gute Organisation ist hierbei der Schlüssel zum Sieg. In 8 Spielen in der EL kassierte Braga lediglich 4 Tore und schaltete immerhin den FC Liverpool, Dynamo Kiew und Benfica aus, fünf Mal blieb das Team von Trainer Domingos gar ohne Gegentor.
Auch Braga begann in einem 4-3-3, das allerdings deutlich defensiver ausgerichtet war als das System von Porto, eher als ein 4-2-1-2-1 zu verstehen.
Das Spiel durch die Taktik-Brille:
Das Spiel begann genau so, wie man es erwartet hatte. Porto versuchte sofort, die Initiative zu ergreifen, während Braga in der eigenen Hälfte dicht machte, die Löcher schnell stopfte und mit Nadelstichen vereinzelt konterte.
Bei eigenem Ballbesitz stand Porto hinten nur mit einer Dreierkette, die Außenverteidiger Christian Sapunaru und Alvaro Pereira rückten abwechselnd weit mit auf, während der jeweils andere absicherte.
Braga verteidigte sehr gut, stand deutlich höher als Villarreal im Halbfinale und ging ab der Mittellinie giftig zur Sache. Das Zentrum machte der Underdog komplett dicht, die Flügelstürmer Paulo Cesar und Alan verschoben abwechselnd mit nach hinten bzw. in die Mitte, so dass im Notfall zwei Viererketten Porto vor dem eigenen Strafraum empfingen.
Braga macht die Räume in der eigenen Hälfte eng
Die Räume zwischen den beiden Ketten hielt Braga sehr eng, so dass Porto immer Gefahr lief, Abseits gestellt zu werden, gleichzeitig aber wenig Platz hatte, um nützlichen Raumgewinn zu erzielen.
Das Spiel von Porto hing merklich an Hulk. Der Flügelstürmer begann rechts, nach 20 Minuten begann Braga ihn aber zu doppeln, so dass er zuerst in die Mitte, dann nach links auswich. Beide Mannschaften neutralisierten sich insgesamt aber lange, Falcao war komplett abgemeldet, und Braga noch nicht bereit, bei eigenen Kontern wirkliches Risiko einzugehen.
Entsprechend fiel das Tor für Porto auf die einzige Art, auf die es fallen konnte: Im Spielaufbau leistete Braga-Innenverteidiger Rodriguez sich einen haarsträubenden Fehlpass, den sich Guarin schnappte, nach einer Körpertäuschung frei flanken konnte, und Falcao in der Mitte mit seinem 13. Ballkontakt und seinem ersten Torschuss per Kopf die Führung für den Favoriten erzielte.
2. Halbzeit: Braga fehlt die Durchschlagskraft
Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte Braga die große Chance zum Ausgleich, als der eingewechselte Mossoro Fernando den Ball klaute und alleine auf Helton zulief, der blieb aber lange stehen und parierte glänzend.
Braga stand jetzt offener, spielte ein 4-3-3 mit zwei 8ern und bei Ballbesitz Porto ein 4-1-4-1, wobei die zweite Viererkette Porto bereits in deren Hälfte empfing. Dadurch ergaben sich in Bragas Hälfte viel mehr Räume, die Viererketten standen weit auseinander und Porto konnte kontern. Andersherum wurde der Raum in Portos Hälfte immer enger, und Braga konnte zu keinem Zeitpunkt ein gelungenes Kurzpassspiel aufziehen.
Durch Bragas früheres Pressing ergeben sich Räume für Porto, das sie kaum nutzt
Der Underdog kam sichtlich überhaupt nicht damit zurecht, das Spiel machen zu müssen, Braga fand kaum einen spielerischen Zugang in den Porto-Strafraum. Entsprechend verzweifelt wechselte Braga-Trainer Domingos bereits nach 65 Minuten zum dritten Mal, obwohl eine Verlängerung ja durchaus möglich war.
Da spielerisch nichts zu holen war, versuchte Braga es immer mehr mit hohen Bällen, die aber viel zu selten ankamen, was Porto vor keine großen Probleme stellte.
Porto tat im zweiten Durchgang fast nichts mehr nach vorne, verwaltete das Ergebnis geschickt und bewies, dass die Mannschaft auch zu nahezu perfekter Defensivarbeit fähig ist. Obwohl die Chancen auf Konter durchaus gegeben waren, sorgten die nur vereinzelt zu Ende gefahrenen Gegenangriffe nur für Entlastung. Braga fiel schlicht nichts mehr ein.
Fazit:
Porto in der ersten Halbzeit dominant, aber mit wenigen Torchancen gegen Bragas starke Defensivorganisation. Hulk war der auffälligste Spieler, aber nach 20 Minuten doppelte Braga ihn und schaffte es so, seine Kreise einzuengen.
Den einzigen Fehler von Braga nutzte, wer auch sonst, Falcao mit einem Bilderbuchkopfball zur Pausenführung. Es war die spielentscheidende Szene - Braga leistete sich den einen Fehler, durch den Porto die ansonsten überaus stabile Abwehr überwinden konnte.
Im zweiten Durchgang hatte Braga die Riesenchance zum Ausgleich, nutzte sie aber nicht. In der Folge war für Braga offensiv nichts mehr zu machen, Porto beschränkte sich auf das wesentliche, brachte die Führung über die Zeit und machte seinen Trainer zum jüngsten Trainer, der jemals einen Europapokal gewonnen hat.
Zahl des Spiels:
1. 1. Torschuss, 1. Tor, 1:0 gewonnen - Falcao zeigte, was einen Mittelstürmer ausmacht: Gnadenlose Effizienz.
"Wir würden lieber sterben, als unsere Art zu spielen aufgeben", sagte Porto-Trainer Villas-Boas vor dem ersten rein portugiesischen Europapokal-Finale. Gemeint ist: Totale Offensive. Porto ging als der klare Favorit in die Partie.
Der frisch gebackene Portugiesische Meister, der ohne Niederlage durch die Saison in Portugal marschierte, stellt die Torfabrik der EL. In 14 Spielen erzielte die Offensive um den neuen EL-Rekordtorschützen Falcao (16 Tore) beeindruckende 36 Tore, ein Schnitt von 2,6 Toren pro Spiel. Die Mannschaft von Villas-Boas trat wie erwartet im offensiven 4-3-3 an, vorne natürlich mit den Stars Falcao und Hulk.
CL-Absteiger Braga dagegen hat sein Prunkstück in der Defensive. Die gute Organisation ist hierbei der Schlüssel zum Sieg. In 8 Spielen in der EL kassierte Braga lediglich 4 Tore und schaltete immerhin den FC Liverpool, Dynamo Kiew und Benfica aus, fünf Mal blieb das Team von Trainer Domingos gar ohne Gegentor.
Auch Braga begann in einem 4-3-3, das allerdings deutlich defensiver ausgerichtet war als das System von Porto, eher als ein 4-2-1-2-1 zu verstehen.
Das Spiel durch die Taktik-Brille:
Das Spiel begann genau so, wie man es erwartet hatte. Porto versuchte sofort, die Initiative zu ergreifen, während Braga in der eigenen Hälfte dicht machte, die Löcher schnell stopfte und mit Nadelstichen vereinzelt konterte.
Bei eigenem Ballbesitz stand Porto hinten nur mit einer Dreierkette, die Außenverteidiger Christian Sapunaru und Alvaro Pereira rückten abwechselnd weit mit auf, während der jeweils andere absicherte.
Braga verteidigte sehr gut, stand deutlich höher als Villarreal im Halbfinale und ging ab der Mittellinie giftig zur Sache. Das Zentrum machte der Underdog komplett dicht, die Flügelstürmer Paulo Cesar und Alan verschoben abwechselnd mit nach hinten bzw. in die Mitte, so dass im Notfall zwei Viererketten Porto vor dem eigenen Strafraum empfingen.
Braga macht die Räume in der eigenen Hälfte eng
Die Räume zwischen den beiden Ketten hielt Braga sehr eng, so dass Porto immer Gefahr lief, Abseits gestellt zu werden, gleichzeitig aber wenig Platz hatte, um nützlichen Raumgewinn zu erzielen.
Das Spiel von Porto hing merklich an Hulk. Der Flügelstürmer begann rechts, nach 20 Minuten begann Braga ihn aber zu doppeln, so dass er zuerst in die Mitte, dann nach links auswich. Beide Mannschaften neutralisierten sich insgesamt aber lange, Falcao war komplett abgemeldet, und Braga noch nicht bereit, bei eigenen Kontern wirkliches Risiko einzugehen.
Entsprechend fiel das Tor für Porto auf die einzige Art, auf die es fallen konnte: Im Spielaufbau leistete Braga-Innenverteidiger Rodriguez sich einen haarsträubenden Fehlpass, den sich Guarin schnappte, nach einer Körpertäuschung frei flanken konnte, und Falcao in der Mitte mit seinem 13. Ballkontakt und seinem ersten Torschuss per Kopf die Führung für den Favoriten erzielte.
2. Halbzeit: Braga fehlt die Durchschlagskraft
Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte Braga die große Chance zum Ausgleich, als der eingewechselte Mossoro Fernando den Ball klaute und alleine auf Helton zulief, der blieb aber lange stehen und parierte glänzend.
Braga stand jetzt offener, spielte ein 4-3-3 mit zwei 8ern und bei Ballbesitz Porto ein 4-1-4-1, wobei die zweite Viererkette Porto bereits in deren Hälfte empfing. Dadurch ergaben sich in Bragas Hälfte viel mehr Räume, die Viererketten standen weit auseinander und Porto konnte kontern. Andersherum wurde der Raum in Portos Hälfte immer enger, und Braga konnte zu keinem Zeitpunkt ein gelungenes Kurzpassspiel aufziehen.
Durch Bragas früheres Pressing ergeben sich Räume für Porto, das sie kaum nutzt
Der Underdog kam sichtlich überhaupt nicht damit zurecht, das Spiel machen zu müssen, Braga fand kaum einen spielerischen Zugang in den Porto-Strafraum. Entsprechend verzweifelt wechselte Braga-Trainer Domingos bereits nach 65 Minuten zum dritten Mal, obwohl eine Verlängerung ja durchaus möglich war.
Da spielerisch nichts zu holen war, versuchte Braga es immer mehr mit hohen Bällen, die aber viel zu selten ankamen, was Porto vor keine großen Probleme stellte.
Porto tat im zweiten Durchgang fast nichts mehr nach vorne, verwaltete das Ergebnis geschickt und bewies, dass die Mannschaft auch zu nahezu perfekter Defensivarbeit fähig ist. Obwohl die Chancen auf Konter durchaus gegeben waren, sorgten die nur vereinzelt zu Ende gefahrenen Gegenangriffe nur für Entlastung. Braga fiel schlicht nichts mehr ein.
Fazit:
Porto in der ersten Halbzeit dominant, aber mit wenigen Torchancen gegen Bragas starke Defensivorganisation. Hulk war der auffälligste Spieler, aber nach 20 Minuten doppelte Braga ihn und schaffte es so, seine Kreise einzuengen.
Den einzigen Fehler von Braga nutzte, wer auch sonst, Falcao mit einem Bilderbuchkopfball zur Pausenführung. Es war die spielentscheidende Szene - Braga leistete sich den einen Fehler, durch den Porto die ansonsten überaus stabile Abwehr überwinden konnte.
Im zweiten Durchgang hatte Braga die Riesenchance zum Ausgleich, nutzte sie aber nicht. In der Folge war für Braga offensiv nichts mehr zu machen, Porto beschränkte sich auf das wesentliche, brachte die Führung über die Zeit und machte seinen Trainer zum jüngsten Trainer, der jemals einen Europapokal gewonnen hat.
Zahl des Spiels:
1. 1. Torschuss, 1. Tor, 1:0 gewonnen - Falcao zeigte, was einen Mittelstürmer ausmacht: Gnadenlose Effizienz.
Aufrufe: 4636 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 2 | Erstellt:18.05.2011
ø 10.0
KOMMENTARE
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20.05.2011 | 09:10 Uhr
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JackWilshere : @adriano
ok, wenn diese überschrift von spox stammt, dann entschuldige ich mich bei dir. das zeigt aber nicht gerade von qualität und verständnis seitens der redaktion.
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20.05.2011 | 09:06 Uhr
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La_Pulga :
@adriano: spox hat diesen Satz als Überschrift für deinen Blog genommen auf der Startseite...Passt natürlich eigentlich nicht wirklich, Braga hat ja versucht Offensive Akzente zu setzten, aber ihnen fehlten einfach die spielerischen Mittel, wie du ja auch richtig gesagt hat.
Insgesamt schöner Blog zu einem wenig hochklassigem Spiel, das auch aus taktischer Sicht nicht viel hergab, einfach weil Braga Offensiv viel zu schwach war!
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20.05.2011 | 08:44 Uhr
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Erst dann der Fehler hat eben das 0:1 ermöglicht, und Chancen erspielt hat Braga sich nunmal gar nicht im zweiten Durchgang...
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20.05.2011 | 08:36 Uhr
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was hast du jetzt erwartet?
dass eine mannschaft mit gefühlten 1/97 des Etats der anderen Mannschaft überlegen den Sieg einfährt und den Gegner dabei an die Wand spielt?!
Das ist Bragas Spiel von Tag 1 an. Nur so konnten sie so weit kommen.
In Braga wird man das sicher richtig einschätzen: Das Finale zu erreichen war ein Sieg.
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Also die erste Halbzeit fand ich wiegesagt gut, das war das, was man erwartet hatte. Schwach wurde die Partie mMn erst im zweiten Durchgang, als Porto nur noch verwaltet hat - und Braga konnte einfach keinen offensiven Druck über längeren Zeitraum entwickeln, dafür hat es einfach nicht gereicht. 38 Punkte Unterschied in der Liga kommen ja nicht von ungefähr...