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100 Jahre BVB


Gründer: UnrealFabian | Mitglieder: 299 | Beiträge: 68
17.08.2011 um 14:23 Uhr
Geschrieben von Rheodred
Parallelwelt Stadion
Es ist Samstag, 15:25 Uhr.
Ich bin im Signal-Iduna-Park und freue mich auf das Spiel meiner Summsebienchen, die heute gegen die Schlümpfe antreten wollen/sollen/dürfen/müssen. Gegen den Reviernachbarn, dessen Wohl und Wehe man mit Argusaugen beobachtet, dessen etwaige Probleme das Leben der meisten Summsebienchenanhänger jedes Mal etwas weniger trist erscheinen lassen.
Norbert Dickel verkündet die Mannschaftsaufstellung des Gegners.
ND: "Im Tor mit der Nummer 1 Ralf..."
BVB Fans: "Unsympath"
ND: "...mit der 10 Lewis.."
BVB Fans: "Unsympath!"
...
Es ist die 10.Spielminute und Metzelder semmelt im Strafraum Großkreutz um, doch der Pfiff des Schiedsrichters bleibt aus.
BVB Fans: "Subkompetenter Spielleiter!!!"

Die Fans des Gegners fangen zu singen an.
"Unrat-BVB, Unrat BVB...."
Weiter kann ich es nicht hören, denn aus den Lautsprechern an der Nordtribüne schallt "Heja BVB"

Ich wache auf. Zum Glück nur geträumt....

Was wir am Wochenende erleben mussten, ist für mich ein neuer Höhepunkt rund um das Thema "Absurditäten im Fußballgeschäft."
Ja, richtig, GESCHÄFT, denn "mein" Fußball wird das von Jahr zu Jahr weniger.
Stadien wechseln ihre Namen oft noch schneller, als neu verpflichtete Profis sich durch das Vereinswappen ein Hämatom auf die Brust klopfen können, Spielsituationen sollen möglichst per Kamera aufgelöst werden, damit Verein XY bloss ncht auf Fernsehgelder verzichten muss, weil man ja "unberechtigt" nur 1:1 gespielt hat und somit einen Platz in der Tabelle tiefer steht.
Und nun sollen Gästefans, so sie die falschen Lieder singen, gar mittels Technik mundtot gemacht werden.
Was kommt als Nächstes?
Müssen Auswärtsfans demnächst 2 Wochen vor der Partie eine LIedliste mit Textbuch an den Gastgeber schicken, um sich die angestrebten Gesänge genehmigen zu lassen?
In Zeitalter der unseligen "Capos" wäre das ja sogar mittlerweile tatsächlich vorstellbar...

Ist das alles noch der richtige Weg? Ist es das, was wir haben wollen?
Was macht denn den Fußball, was macht die Faszination am "drumherum" denn aus?
Was elektrisiert uns daran, zusammen mit zigtausenden Gleichgesinnten in einen großen Betonbau zu pilgern, zusammen zu Fiebern, zu Feiern, zu Weinen und zu Singen?
Warum geht es uns wochenlang gut, wenn wir das Saisonziel erreicht oder ein Derby gewonnen haben? Warum erscheint der böse Chef plötzlich weniger böse und warum geht uns der Stau plötzlich weniger auf die Nerven?
Ist das rational?
Nein, ist es nicht. Fußball, bzw. Fan vom Fußball zu sein, hat mit Rationalität ungefähr so viel zu tun wie das Recht auf Arbeit mit Vollbeschäftigung.

Wir sind nicht rational, weder als Indiviuen, noch -und schon gleich gar nicht- in der Gruppe.
Auf der Tribüne werden Triebe ausgelebt, Machtwettkämpfe geführt und Territorien abgesteckt. Im Endeffekt, man denke hier nur an die Urspünge von Olympia, sind sportliche Wettkämpfe erfunden worden, um Krieg zu führen, nur ohne Waffen.
Statt Dorf A und Dorf B mit Speerträgern aufeinander loszuschicken, haben die Dörfer ihre jeweils besten Werfer gewählt und dann geguckt, wer weiter wirft. So fing das mal an...

Sicherlich -und zum Glück- sind wir da heute ein wenig weiter, keinem Dortmunder würde heute einfallen, jeden Sommer gegen Gelsenkirchen in den Krieg zu ziehen, kein Mainzer käme auf die Idee, dieses Sinsheim endlich von der Landkarte zu tilgen.
NIchts desto Trotz sind diese Dinge in uns verankert, sind es Urtriebe nach Macht und Bedeutung, die uns dazu verleiten, uns so sehr einer Sache zu verschreiben. Uns in der "Uniform" unserer Stadt, mit ihrer Flagge "bewaffnet", in die Fremde zu ziehen, diese Fremde zumindest kurzfristig als unser Territorium zu beanspuchen.
"HIer regiert Verein XY" oder "Die Nummer 1 in Region XY sind wir!"

Diese Vorgänge sind oft nicht von großer Intellektualität geprägt, manchmal erwischt man sich selbst trotz bester Kinderstube dabei, wie man sich retrospektiv fragt "was hast Du dir denn dabei gedacht?!"

Beleidigungen sind nicht schön, das steht ausser Frage. Auch, dass ein Stadion grundsätzlich kein rechtsfreier Raum ist, ist unstrittig.
Nichts desto Trotz sind gewisse verbale Entgleisungen, gegen Gruppen und auch Einzelpersonen (Torhüter, Schiedsrichter, Funktionäre...) seit Urzeiten Bestandteil der Fußballkultur, wie auch die "Gesangsschlachten" konkurriernder Fangruppen.
Das muss ich nciht immer gutheissen, schon gar nicht schön finden, eines jedoch muss ich tun, wenn ich von mir behaupte, dieses Spiel zu lieben: ich muss damit leben!

Kommt mir jemand auf der Straße entgegen und beschimpft mich übel, mag mich das treffen, vielleicht fühle ich mich schlecht deswegen. Beschimpft mich ein Bekannter oder gar Freund, tut mir das weh.
Bin ich mit 12.000 schwarz-gelben in einem anderen Stadion und werde beschimpft, nehme ich das mit Trotz und manchmal sogar mit Stolz.
"Wir sind die Ruhrpott-Kanacken" singen nicht nur wir BVB´ler mit Stolz. Weil wir uns mit unserem verein und der gesamten Region identifizieren.
"Euer Hass ist unser Stolz" ist ein Banner/Aufnäher, den ich vor Allem von den Bayern kenne. Und womit sagen die das? Mit Recht. Denn diesen "Hass" -meistens wohl eher den Neid" haben sie sich mit stetigen Erfolgen und der damit gewachsenen Bedeutung für den deutschen Fußball "verdient".

Während eines Fussballspiels werde ich von anderen auf das Übelste beschimpft, schimpfe ich des Öfteren auch übel zurück.
Und solange man sich hinterher die hand geben kann, ist alles in Ordnung.
Das ist AUF dem Platz so und das sollte auch NEBEN dem Platz so sein.
Das ist schon in der Kreisliga so und wird auch in der Bundesliga so bleiben.

Sitze ich im Stadion und höre die unseligen "A..., W..., H..." Rufe beim Torwartabstoß, denke ich nur "Idioten". Das finde ich nicht gut.
Ich finde auch die Art und Weise der Gesänge gegen Leute wie Kahn, Hoeneß, Hopp oder Daum nicht gut. Diese Liste ließe sich quasi endlos verlängern.
Aber ich lebe damit, wie auch die genannten Leute -mehr oder weniger- damit leben.
Weil es dazu gehört.

Ich bezweifele, dass bei der Lärmaktion am Samstag jemand wirklich zu Schaden gekommen ist, schon gar nciht kann ich mir vorstellen, dass da jemand tatsächlich verletzt werden SOLLTE.
Ich bezweifele auch, dass die Anzeigen wegen Körperverletzung verhältnismäßig oder gar nötig waren.

Wer Schmähungen im Stadion als persönlich Angriff sieht und nicht als Projektion eines Unmuts über ein System, von Neid auf die erzielten Erfolge oder die Möglichkeiten des Geschmähten, der hat etwas nicht verstanden.
Wer auf Hoeneß schimpft, schimpft nicht auf Uli Hoeneß, sondern auf den FCB. Er nimmt nur Uli, weil er mit seinem ganzen Schaffen das Sinnbild des Erfolges und der Sonderstellung der Bayern verköpert. Uli IST Bayern, so wie es Kahn als Spieler war.
Und Hopp als einziger in Deutschland bekannter Großmäzen IST Kommerzialisierung. Zumindest in den Augen der tumben Masse.

Ende des Blogs im ersten Kommentar.
Aufrufe: 8347 | Kommentare: 54 | Bewertungen: 28 | Erstellt:17.08.2011
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KOMMENTARE
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Andre1909
17.08.2011 | 14:49 Uhr
8
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Andre1909 : 
17.08.2011 | 14:49 Uhr
-2
Andre1909 : 
First of all: Du gehst ins WESTFALENSTADION. Und kein bisschen anders heißt dat DIngen
8
Rheodred
17.08.2011 | 14:34 Uhr
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Rheodred : Fortsetzung und Ende
17.08.2011 | 14:34 Uhr
0
Rheodred : Fortsetzung und Ende
Wer diese Strukturen nicht versteht, nicht verstaht, wie so etwas zu Stande kommt und wie es eigentlich gemeint ist, der hat vielleicht das Spiel Fußball verstanden, nicht aber die ganze Kultur drumherum.
"Wenn keiner pfeift und schimpft, hab´ ich scheisse gespielt.", sagte Oli Kahn. Der Mann hat Fußball gelebt, mit allen Höhen und Tiefen.

Wie jemand, derr all diese Dinge nicht versteht, wirklich von Fußball als "Herzensangelegheit" sprechen kann, will sich mir nicht erschließen.

Wie gesagt, man muß das nicht lieben, aber akzeptieren.
Oder aber, wie in einem freien Land üblich, seine Konsequenzen ziehen.

Niemand zwingt mich in die Öffentlichkeit. Niemand zwingt mich dazu, mein Wirken so streitbar und öffentlich zu machen. Doch wenn ich es tue, muss ich die Konsequenzen akzeptieren.
1000 Prominente, egal aus welchem Bereich, nutzen diese Aufmerksamkeit gerne, so lange es ihnen dient. Aber sie wissen auch, dass es die Kehrseite gibt.
Für jede Sache, für die ich mich von einigen feiern lasse, werden mich andere verteufeln. Als intelligenter Mensch weiß ich das vorher. Und ich frage mich vorher: "Ist es mir das wert?"

Fußball ist Fußball und wird in seinen Grundzügen auch Fußball bleiben. Mit all seinen schönen Seiten, aber auch mit allem Schatten.
Und ganz egal, was irgendwelche Hirnis wo in welchem Stadion schreien, eines bleibt auch klar:
Es ist und bleibt "nur" Fußball. Die schönste Nebensache der Welt, wo völlig fremde Menschen, die sich auf der Straße nie ansprechen würden, plötzlich in gleicher Kluft zu Kumpeln werden.
Wo sie für 2 Stunden alle Sorgen und Nöte vergessen, genau so, wie sie 2 Stunden später schon wieder vergessen haben, was sie eigentlich geschrien haben.

Alle Seiten(!!!) dieser unseligen Geschichte sollten daraus Eines lernen: Nehmt euch nicht so wichtig...
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