06.07.2012 um 00:42 Uhr
Geschrieben von maschemist
My NFL - KW 27 (2)
Zurück zum ersten Teil kommt ihr hier.
Will man also Kontinuität und dadurch Erfolg haben, muss man zunächst einen Coach finden, der es wert ist, dass man ihm Zeit zum Entwickeln des Teams gibt. Nächste Frage: Wie findet man einen solchen Coach? Jeden Sommer fragen sich eine (oder zwei) Handvoll Teams genau das. Einige wollen einen erfahrenen Mann, der schon als HC in der NFL gearbeitet hat, andere wollen frisches Blut vom College oder einen jungen, aufstrebenden Coordinator. Was das angeht, habe ich mir wieder die Jahre 2000 bis 2011 angeguckt und diesmal etwas genauer auf die Coaches, die in diesem Zeitraum den Chefposten besetzt hatten, geachtet. Und zwar habe ich mir angeguckt, mit welcher Erfahrung sie ihre Aufgabe angegangen sind. Ich habe sie hierbei in 4 Kategorien entsprechend ihres vorherigen Postens eingeteilt (wenn ein Coach sowohl HC am College und Coord. In der NFL war, hab ich ihn entsprechend seines letzten Postens eingeteilt):
K1: HC in der NFL
K2: HC am College
K3: Coordinator (OC/DC/ST)
K4: sonstiger Assistant
Zwischen 2000 und 2011 haben insgesamt 104 HC in der NFL gearbeitet (macht 3,25 pro Team und 3,69 Jahre pro Coach). Davon waren 34 K1, 9 K2, 49 K3 und 12 K4. Die Tendenz geht also klar zur NFL-Erfahrung und dabei zu den ehemaligen Coordinators. Schließlich sind die ja auch billiger. Vor College HC schreckt man eher zurück, oder vielleicht wollen sich auch die Coaches nicht der Herausforderung stellen und bleiben lieber bei ihrem sichereren und auch nicht schlecht bezahlten Job am College.
Die Anzahlen sagen aber immer noch nichts über die Erfolgsaussichten eines Coaches aus der jeweiligen Kategorie aus. Dazu habe ich mal die Bilanzen aller Coaches aus den jeweiligen Kategorien zusammengezählt und die Siegquote berechnet. Diese waren:
K1: 0,511
K2: 0,521
K3: 0,503
K4: 0,480
Spricht eigentlich für die College-Männer. Allerdings ist bei denen der Stichprobenumfang auch nicht so groß, so dass 2 Ausreißer nach oben (Dennis Green - Vikings und Steve Mariucci - 49ers) einen größeren Einfluss nehmen können als bei den anderen Kategorien.
Wie könnte man sonst erkennen, inwieweit ein Coach gute Arbeit leistet? Ich hab so bei mir gedacht, dass ein guter Coach mit Sicherheit länger im Amt bleiben darf, als ein schlechter. Ist doch logisch. Selbst wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellt (siehe die ersten beiden Jahre von Jim Schwartz in Detroit). Also, wie viele Spiele durften die Coaches der jeweiligen Kategorien im Schnitt an der Seitenlinie stehen?
K1: 67,4
K2: 64,7
K3: 72,0
K4: 59,2
Irgendwie kristallisiert sich heraus, dass man zumindest einen Coach mit Coordinator-Erfahrung einstellen sollte. Die sonstigen Assistenten sind schon zum zweiten Mal Letzter. Aber auch hier bin ich wieder nicht so wirklich zufrieden. Denn vielleicht bekommen die Coordinators einfach mehr Zeit zugesprochen, weil sie erst noch die Erfahrung sammeln müssen (siehe die ersten beiden Jahre von Jim Schwartz in Detroit). Schließlich haben sie noch nie als HC gearbeitet. Und von Leuten, die diese Erfahrung schon besitzen (sollten), werden mit Sicherheit schnellere Ergebnisse erwartet - daher auch die kürzere Amtszeit.
Also habe ich noch einen letzten Versuch gestartet, um herauszufinden, welche Kategorie denn nun am erfolgversprechendsten ist. Ich habe mir die Bilanzen aller Coaches aus allen Kategorien vorgenommen und berechnet, wie viele Siege sie hochgerechnet auf eine Saison erreichen würden (auf ganze Zahlen gerundet). Diese habe ich dann (Excel sei Dank) nach Kategorien aufgeteilt graphisch dargestellt.
Und was zeigen uns diese hübschen blauen Bälkchen? Mal abgesehen davon, dass ich offensichtlich zu faul war, um jedem eine andere Farbe zu geben, aber ich hab die Teile jetzt schon bei Spox hochgeladen, also änder ich das nicht mehr. Beim Vergleich NFL Head Coach und Coordinator fällt die breitere Streuung bei den Coords auf. Soll heißen: Bei den erfahreneren HC weiß man eher, was man bekommt. Was aber noch lange keinen Erfolg verspricht (26,5% aus K1 haben im Schnitt nur 5 Siege pro Saison erreicht).
Auch hier sehen die ganz unerfahrenen aus K4 nicht so gut aus. Nur 25% erreichten im Schnitt eine Winning Season. Und was ist mit den HC, die vom College in die NFL gekommen sind? Mal abgesehen von den 2 Leuten, die sich die 10er-Bilanz teilen, können sie sich nicht so recht einig werden. Als würde man blind auf ein Dartboard werfen.
Sind wir denn jetzt alle schlauer geworden? Müssten wir für unser Team einen neuen HC aussuchen, wüssten wir, wen wir nähmen? Also ich, für meinen Teil, nein. Vielleicht würde ich um Assistants einen kleinen Bogen machen, aber auch nur einen kleinen, denn der eine 10er in K4 ist Andy Reid. Man kann leider nicht in die Zukunft sehen, indem man die Vergangenheit betrachtet und jeder Kandidat, der vorspricht kann der nächste Supercoach werden.
Was dieser ganze Blog (bzw. diese beiden Blogs) schlussendlich für einen Sinn hat? Ich mag Zahlen und spiele gerne damit rum. Sonst wüsste ich auch nichts...
Aufrufe: 2100 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 8 | Erstellt:06.07.2012
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KOMMENTARE
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06.07.2012 | 18:53 Uhr
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Red_7 :
Was sagt man dazu, ein Exel-Porno... Ansonsten hast Du stochastisch nachgewiesen, das die Drei-Jahre-bekommt-ein-HC-Regel immer noch im Schnitt existent ist, außer man muss die Fanbase beruhigen und irgendwen zum Fraß vorwerfen. College und NFL sind dazu in meinen Augen in dem Aufgabenfeld doch sehr unterschiedlich. Während Du am College (in einem großen) Programm als HC ordentlich Qualität einkaufen kannst um dann zu sieben, bist in der NFL meistens doch auf einen GM/Owner/CEO angewiesen. Wen da nicht das passende Material kommt, wird man als HC auch nicht erfolgreich sein. Interessant wäre eigentlich ob es quasi einen Durchschnittsrecord gibt, mit dem man gefeuert wird. Hast Du den Datensatz noch verfügbar?
PS.: Blau ist klasse, fehlt nur noch ein wenig silver...
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06.07.2012 | 06:45 Uhr
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Uli H. würde sagen, dass Football keine Mathematik ist,
doch wenn man was analysieren will, muss man sich an Fakten halten.
Ich nenne das mal eine schöne Spielerei.
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Aber ist nur mir aufgefallen, dass es weder mathematisch noch logisch einen Sinn ergibt, dass du die Messpunkte deiner Graphik im ersten Teil des Blogs(die lustige rote Linie) miteinander verbunden hast? Das sind ja beide diskreten Merkmale. Nur so als Hinweis.