Meine Güte!

Muss das denn sein? Gestern abend schön in die Kneipe gegangen, um mir gemütlich anzusehen, wie Werder die Champions League-Qualifikation klar macht. Man brauchte ja eigentlich nur ein Tor zu machen, und man sieht ja viel von Werder, Gutes und Schlechtes, aber dass sie mal kein Tor machen, das kommt doch äußerst selten vor. Dementsprechend bin ich tiefenentspannt an die Sache rangegangen.

Zwanzig Minuten nach Anpfiff hätte ich beinahe mein Bier stehen gelassen, wäre nach Hause gegangen und hätte angefangen zu weinen.

Diese Vollpfosten!

Bin dann doch geblieben, man soll ja keine Lebensmittel verschwenden, und mein Glas war noch nicht mal halbleer.
Was ich dann noch sah, war zwar weniger furchtbar als die erste Viertelstunde, hat aber meine Meinung von Tim Borowski auch nicht verbessert. Und nicht nur von ihm.
Als das 3:0 fiel, war mir das schon fast egal, denn man brauchte halt ein Tor, vorher wie nachher. Viel schlimmer war in meinen Augen, dass ein paar Minuten zuvor ein weiterer Abwehrspieler auf Seiten der Genueser eingewechselt wurde: Markus Rosenberg. Warum war der gleich noch bei Werder? Ach richtig, den wollte auch bei Rudis Resterampe keiner mitnehmen.

Aber man hört ja immer von diesen Wundern von der Weser und so, und solang die dicke Frau noch singt, ist die Oper nicht zu Ende. Und tatsächlich, durch ekelhaftes Zeitspiel hatten sich die Italiener eine saftige Nachspielzeit eingehandelt, und in der 93. war er dann zur stelle: der schwedische Gerd Müller, der Vollstrecker, gesegnet mit einem Killerinstinkt und einer Eiseskälte vor dem Tor, die weltweit ihresgleichen suchen: Markus Rosenberg!

Da war dann alles klar, die Verlängerung nur noch Formsache. Das hätte dramaturgisch einfach nicht gepasst, das Ding dann doch noch wegzugeben. Das wäre ja so gewesen, als hätte Ghana das Elfmeterschiessen gegen Uruguay gewonnen. Also wirklich.

Danach sagte Petri Pasanen (Leistung: siehe Tim Borowski): "Typisch Werder - da haben wir wieder richtig was erlebt".
Das stimmt, und irgendwie sind es ja auch solche Spiele, die die Leidenschaft in Fanherzen so richtig zu entfachen imstande sind. Auf die Frage:

Muss das denn sein?

Kann man daher nur antworten: JA! Aber bitte nicht so häufig.