Mir geht es gut. Mir geht es sogar sehr gut.

Ich sehe fantastisch aus, habe Muskeln ohne Ende und kann Sachen mit dem Ball die andere nicht auf der Playstation schaffen.

Ich sammle Frauen wir andere Leute Briefmarken. Keine Kamera sieht ein und die selbe Frau zweimal an meiner Seite. Ich kann sie alle haben.

Ich bereise die wichtigsten Städte Europas. Manchester, Mailand, Paris, Madrid oder Barcelona: Überall habe ich schon gespielt. Überall habe mich meine Tore gemacht. Überall hassten mich die Fans.

Ich bin Fußballprofi. Mir geht es gut.

Im Fernsehen bin ich beinah täglich. Der Boulevard zerreißt sich, wenn ich die Straße betrete. Ich liebe das Blitzlicht. Hier lasse ich meinen neuen Sportwagen im Parkverbot stehen, dort zeige ich, wie ich einem Obdachlosen einen 500--Schein zukommen lasse. Die Presse ist so leicht beeinflussbar...

Ich bin der Meister der Illusion. David Copperfield? Der ist ein Amateur gegen mich. Keiner vermag die Leistungen zu bringen, die ich bringe. Kein Verteidiger kann mich stoppen. Meine Pässe schneiden mit chirurgischer Präzision durch die Abwehrreihen meiner Gegner. Keiner weiß, was ich im nächsten Moment mit dem Ball anfange. Nicht mal ich weiß, was meine Intuition mir im nächsten Moment rät. Es ist eine Art Magie mit der ich den Ball beherrsche. Er gehorcht mir. Ich kann ihn beeinflussen. Ich vermag ihm den richtigen Drall oder die richtige Härte zu geben. Mir geht es gut.

Am Abend treffe ich mich mit dem Bunny des Monats August. Mir geht es gut.

Wir trinken Champagner und posieren ausgelassen für die Presse. Diese Deppen

Ich fahre sie nicht nach Hause. Morgen wird in der Zeitung stehen, dass sie früh um zehn mein Penthouse verlassen hat. Da bin ich natürlich schon beim Training und bereue den ausgiebigen Abend, den mir mein Trainer als Schlagzeile um die Ohren haut.

Der letzte Champagner war wohl schlecht, den ich aus dem Bauchnabel des Playmates geschlürft habe, dachte ich bei mir und absolvierte die Strafrunden.

Ich bin der Star des Teams doch trotzdem gelten für mich die gleichen Regeln wie für den Nachwuchskicker in unserer Mannschaft, sagt der Trainer zu mir.

Was bildet der sich ein? Wäre ich nicht da, wäre er seinen Job schon dreimal los. Wer schießt die wichtigen Tore? Wer hat die meisten Assists? Richtig, ich bin der wichtigste Baustein in der Mannschaft. Ohne mich wären die doch nur Mittelmaß und würden nicht jede Saison um die Meisterschaft kämpfen.

Aus reiner Nächstenliebe habe ich den Vertrag von Real abgelehnt. Natürlich aus Nächstenliebe zu mir selbst. Ich weiß genau, dass der neue Vertrag doppelt so viel Gehalt hat.

Kontakt zu meinen früheren Freunden? Den habe ich nicht mehr. Warum auch? Ich bin jetzt reich und kann mir neue Freunde leisten. Freunde, die die gleichen Interessen haben und diese auch finanzieren können.

Traurig? Pah! Dieses geldgierige Pack von früher soll mir den Buckel runter rutschen.

Ich habe jetzt Menschen um mich, die sich auch alles leisten können. Es sind die besseren Menschen. Mir geht es gut.

Es ist Nacht und ich liege wach. Neben mir wieder so ein Playmate. Es ekelt mich an, sie so nackt neben mir liegen zu sehen. Ihr Körper scheint makellos. Doch ist er für mich nur widerwärtig. Ich schaue in den Spiegel über meinem Bett und erkenne mich nicht wieder. Ich war mal ein sympathischer Junge, der es geliebt hat mit den anderen Jungs über die Wiesen zu rennen und den Ball zu kicken. Als ich Tore schoss und alle mich bejubelten, wurde mir warm ums Herz. Ich mochte die Jungs. Anders als ich es tun sollte. Das wusste ich damals schon. Es war nicht rechtens, was ich da fühlte und ich verbot es mir.

Sei normal! Schrie ich mich an. Ich war 16 und auf dem Sprung zu den Profis. Langsam musste ich Mädchen daten. Ich tat es und ekelte mich. Ich spielte jedoch die Rolle immer weiter. Bis heute kennt keiner mein Geheimnis. Keiner heißt in dem Falle: keiner meiner Mannschaftskollegen oder der schillernden Fußballwelt. Meine Freunde aus der Vergangenheit wissen Bescheid. Aus Angst vor der Wahrheit habe ich mich abgeschottet und mache alles, was mich wie ein Weiberheld aussehen lässt.

Ich bin ein schwuler Fußballprofi. Mir geht es nicht gut.