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mySPOX-Stammtisch


Gründer: Karrramba | Mitglieder: 163 | Beiträge: 22
Von: Talentfrei
30.04.2015 | 5740 Aufrufe | 13 Kommentare | 12 Bewertungen Ø 8.3
Halbfinale in der Königsklasse
Mammutaufgabe Barcelona
Der FC Bayern vor den wichtigsten und schwersten Spielen der Saison

Der Trainer, Luis Enrique

Seit 2014 ist Luis Enrique Martinez Garcia beim FC Barcelona im Amt. Er wurde am 8. Mai 1970 in Gijon geboren und spielte in seiner aktiven Zeit neben Gijon auch fünf Jahre für Real Madrid und sogar acht Jahre für den Erzrivalen FC Barcelona. Enrique wurde vor allem für seine Vielseitigkeit geschätzt, der Offensivspieler konnte im Mittelfeld und im Angriff eingesetzt werden, war ein temperamentvoller und sehr torgefährlicher Spieler, der über 100 Ligatreffer in seiner Karriere erzielen konnte, die meisten davon beim FC Barcelona (73). In seiner Zeit bei Real Madrid wurde er spanischer Nationalspieler, nahm an den Weltmeisterschaften 1994, 1998 und 2002 und an der Europameisterschaft 1996 teil. Außerdem gewann er 1992 die olympische Goldmedaille in Barcelona.

Zur Saison 2008/09 begann er seine Trainerkarriere bei der Reservemannschaft des FC Barcelona. Dort war er bis 2011 sehr erfolgreich und weckte das Interesse des AS Rom, der ihn ab 2011 als Trainer einstellte. In Italien hatte Enrique einige Schwierigkeiten, der Saisonverlauf der Roma war enttäuschend und er trat im Mai 2012 zurück. 2013 unterschrieb Luis Enrique schließlich bei Celta Vigo, wo er wesentlich erfolgreicher war und mit Platz 9 am Saisonende eine sehr gute Saison krönte. Dadurch geriet der Spanier wieder ins Blickfeld des FC Barcelona, bei dem er seine besten Jahre hatte. Seit Saisonbeginn ist er Trainer von Barca und im Verein ist man sehr zufrieden mit seiner Arbeit und der grundsätzlichen Entwicklung der Mannschaft. Enrique hat es geschafft, der Mannschaft wieder mehr Stabilität zu verleihen und lässt einen sehr konsequenten und schnellen Fußball spielen, ohne die typischen Ballbesitzaspekte des FC Barcelona zu vernachlässigen. (Siehe Taktikteil)

Der Kader

Vor der laufenden Saison wurde der Kader des FC Barcelona mit einigen Zu- und Abgängen verändert, Luis Enrique baute den Kader ein wenig nach seinen eigenen Vorstellungen um. Jose Pinto und Carles Puyol beendeten ihre Karriere, der Vertrag mit Victor Valdes lief aus und wurde nicht verlängert. Keirrison, Oier und Cuenca verließen den Verein ablösefrei. Einige Talente wurden verliehen, der offensive Mittelfeldspieler Denis Suarez schloss sich dem FC Sevilla an, ebenso Gerard Deulofeu, der vorher an Everton ausgeliehen war. Ibrahim Afellay wurde nach Piräus verliehen, der defensive Mittelfeldspieler Alex Song ging zu West Ham United. Außerdem wurden Jonathan dos Santos (Villarreal), Bojan Krkic (Stoke) verkauft und Cristian Tello wechselte zum FC Porto. Die aufregendsten Abgänge waren sicherlich Cesc Fabregras, der für über 30 Millionen Euro zum FC Chelsea wechselte und Flügelspieler Alexis Sanchez, der für über 40 Millionen zum FC Arsenal transferiert wurde.

Barcelona schlug allerdings auch selbst auf dem Transfermarkt zu. Douglas kam als Alternative für die Rechtsverteidigerposition für 4 Millionen Euro aus Sau Paulo, spielt aber relativ selten und ist höchstens perspektivisch zu sehen. Thomas Vermaelen kam vom FC Arsenal für etwas über 10 Millionen, war bisher aber größtenteils verletzt und konnte sich noch nicht empfehlen. Claudio Bravo und Marc-André ter Stegen wurden von Real Sociedad bzw. Mönchengladbach verpflichtet und teilen sich die Aufgabe im Tor. Bravo ist erfahrener und macht in der Liga wenig Fehler, aber auch der talentierte ter Stegen, der in Pokal und Königsklasse spielt, zeigt sich auf einem konstant hohen Niveau. Im Mittelfeld kam Ivan Rakitic für 18 Millionen Euro aus Sevilla als Ersatz für Cesc Fabregas, außerdem kehrte Rafinha von seiner Leihe zurück, bei der er unter Luis Enrique bei Celta Vigo einige wichtige Entwicklungsschritte machte. Der erfahrene Franzose Jeremy Mathieu kam für 20 Millionen Euro vom FC Valencia und verstärkte die Defensive, er spielt auch regelmäßig und funktioniert eigentlich sehr gut. Der spektakulärste Transfer im Sommer war sicherlich die Verpflichtung von Luis Suarez. Der Stürmer aus Uruguay kam für 80 Millionen Euro vom FC Liverpool und harmoniert mittlerweile prächtig mit Messi und Neymar, bildet ein absolut gefürchtetes Angriffstrio und trifft immer häufiger.

Das Durchschnittsalter des FC Barcelona liegt im 26 Spieler fassenden Profikader bei knapp unter 27 Jahren, außerdem ist die Hälfte der Spieler aus Spanien. Man verfügt über 17 A-Nationalspieler und einen Kader, der grundsätzlich nur wenige Schwächen hat - und diese muss man genau suchen.

Der aktuelle Tabellenführer der spanischen Primera Division ist im Tor sehr gut besetzt. In der Liga spielt Claudio Bravo, der absolut zuverlässig ist und als Nationaltorhüter Chiles langjährige internationale Erfahrung mitbringt. Er ergänzt sich gut mit dem fußballerisch etwas eleganteren ter Stegen, der als größtes Torhütertalent in Deutschland gilt und in der Königsklasse bisher wenig Unsicherheiten gezeigt hat. Dritter Torhüter ist Jordi Masip, der schon lange beim FC Barcelona unter Vertrag steht und ebenfalls ein zumindest solider Rückhalt ist.

In der Innenverteidigung ist Barcelona gut besetzt. Abwehrchef Gerard Pique hat seine kleine Krise überwunden und spielt spätestens seit der Rückrunde wieder auf altem Niveau. Pique funktioniert wieder tadellos, hat sein individuellen Fehler abgestellt und ist wieder der Fels in der Brandung, der er früher war. Javier Mascherano ist mit 39 Pflichtspieleinsätzen ebenfalls ein wichtiger Faktor im Defensivzentrum. Der 30-jährige ist vor allem im Spielaufbau gut zu gebrauchen, ist aber trotz seiner geringen Größe von nur 1,74m ein stabiler Nebenpart von Pique, der auch gegen hohe Bälle Mittel finden kann. Neuzugang Jeremy Mathieu ist mit knapp 1,90m ein Spieler, der im Kopfballspiel sehr stark ist und besonders bei ruhenden Bällen - defensiv wie offensiv - für Furore sorgen kann. In dieser Saison erzielte er in 34 Pflichtspielen immerhin drei Tore. Marc Bartra ist ebenfalls ein talentierter Innenverteidiger, der in dieser Saison hinter den drei bisher genannten Spielern anzusiedeln ist, auch wenn er 21 Pflichtspiele absolvieren konnte, elf davon in der Primera Division. Der 24-jährige Bartra wird vermutlich keine Rolle in der Startelf spielen. Komplettiert wird die Innenverteidigung von Thomas Vermaelen, der zurzeit endlich auf dem Weg der Besserung ist.

Auf der linken Außenverteidigerposition ist Jordi Alba gesetzt. Der spanische Nationalspieler ist in dieser Saison unter Luis Enrique wieder absolut zuverlässig und spielt sehr konstant nach seiner kleinen Schwächephase. In 38 Pflichtspielen erzielte Alba 2 Treffer und legte 8 vor, der 26-jährige ist also wieder sehr gefährlich. Sein Ersatz ist Adriano, der Jordi Alba allerdings nicht wirklich gefährden kann und wirklich nur punktuell zum Einsatz kommt. Trotzdem hat er in dieser Saison schon 24 Spiele absolviert. Auf der rechten Seite ist Dani Alves unangefochtener Stammspieler. Er hat sich in dieser Saison ebenfalls gebessert, was man an der grundsätzlichen Stabilität der Mannschaft liegt. In 38 Pflichtspielen bereitete er 7 Tore vor und war nicht mehr so anfällig in der Umschaltbewegung auf die Defensive. Martin Montoya (11 Spiele) und Douglas (4 Spiele) befinden sich meistens in der Zuschauerrolle und sind wohl perspektivisch auch nicht die Optimallösung.

Im zentralen Mittelfeld gibt es beim FC Barcelona viele Optionen, auch nach dem Abgang von Fabregas im Sommer ist die Mannschaft immer noch herausragend besetzt. Sergio Busquets ist ein hervorragender Defensivstratege, der mit gutem Stellungsspiel, sicherem Passspiel und einem hohen taktischen Verständnis glänzt. Busquets wurde in der eigenen Jugend ausgebildet und ist vor der Abwehr nahezu unersetzlich. In 39 Spielen konnte er einmal treffen und drei Tore vorbereiten. Neben ihm spielt mit Ivan Rakitic meistens eine ordnende Hand. Der Kroate kam vor der Saison aus Sevilla und fügte sich sofort gut im Mittelfeld ein. Rakitic ist Stammspieler, kam in 45 Pflichtspielen zum Einsatz und war an 14 Treffern direkt beteiligt. Im offensiveren Bereich gibt Andres Iniesta den Ton an. Iniesta spielt elegant, auf technisch überragendem Niveau, spielt oft den vorletzten Pass zu einer Torchance, leitet viele Angriffe mit ein und spielt auf konstant hohem Niveau. Der 30-jährige ist als balancegebender Mosaikstein im Mittelfeld absolut unersetzlich. Xavi gehört auch immer noch zum Kreis der wichtigen Mittelfeldspieler Barcelonas. Der 35-jährige kann natürlich nicht mehr jedes Spiel absolvieren und wird auch häufig ausgewechselt oder kommt erst als Joker, trotzdem legt er knapp alle 200 Minuten einen Treffer vor und hat technisch und im taktischen Bereich nichts verlernt. Rafinha, der Bruder von Thiago, gehört ebenfalls zu den Spielern, die im Mittelfeld regelmäßig zum Einsatz kommen. Er spielte in dieser Saison 31x und war an vier Treffern direkt beteiligt. Sergi Roberto und Sergi Samper füllen den Kader auf, sind aber nicht zum erweiterten Stammpersonal zu zählen.

Im Angriff stehen Neymar, Luis Suarez und Lionel Messi im Mittelpunkt. Alle drei harmonieren sehr gut miteinander, nehmen die gegnerischen Abwehrreihen konstant auseinander und haben unfassbar gute Statistiken aufzuweisen. Neuzugang Suarez hat insgesamt 36 Pflichtspiele absolviert und steht bei 19 Toren und 16 Vorlagen. Nach seiner langen Sperre zu Saisonbeginn kam er besonders in der Rückrunde richtig in Fahrt, traf zuletzt regelmäßig in der Königsklasse. Neymar erzielte in 42 Pflichtspielen 31 Treffer und legte 9 weitere vor, besonders gegen Paris war er sehr stark und traf dreimal. Scorerkönig ist wieder einmal Lionel Messi. 74 Scorerpunkte wurden in 48 Spielen erreicht, dabei fantastische 36 Tore und 19 Vorlagen in der Primera Division. Diese drei Spieler sind nicht über 90 Minuten auszuschalten, man muss versuchen sie so gut wie möglich zu kontrollieren, mehr ist nicht möglich. Pedro kommt außerdem relativ häufig zum Einsatz, ist häufig als Joker im Konterspiel zu finden und hat auch bereits schon 17 Scorerpunkte auf dem Konto. Munir El Haddadi ist ein großes Talent und gehört im Angriff zu den größten Juwelen in Spanien. Er spielte 16x für die Profimannschaft, besonders zur Zeit der Suarez-Sperre.

Taktische Aspekte, das Spiel des FC Barcelona

Der FC Barcelona spielt nicht über die gesamte Saison hinweg beängstigenden Fußball mit brutaler Effizienz, sondern hatte besonders in der Hinrunde größere Probleme und immer wieder Spiele oder Phasen, in denen man sich relativ anfällig zeigte. Besonders im Winter, als man zum Beispiel zuhause mit 3:1 gegen Atletico Madrid gewinnen konnte, war man sehr auf Stabilität angewiesen und baute sicherer und ohne Risiko auf. Der Spielaufbau ist ein wichtiges Element im Spiel der Katalanen und wird im Prinzip von allen Verteidigern beherrscht, die für das Spiel gegen Bayern eingesetzt werden können. Piqué ist wieder wesentlich stärker geworden, hat seine Verunsicherung abgelegt und traut sich auch im Aufbau wieder mehr zu, spielt die Pässe genauer und ist entsprechend kreativer. Die wichtige Stabilität wird auch mithilfe einer sehr guten Spieleröffnung generiert, man spielt sehr souverän und verschafft sich dadurch natürlich ein gewisses Selbstvertrauen. Mascherano ist technisch sicherlich etwas versierter als Mathieu, aber auch der Franzose ist kein Risiko und spielt die Bälle notfalls im Pressing auch etwas sicherer zum Torhüter oder wählt den langen Schlag nach vorne.

Beide Außenverteidiger sind wichtig für das Offensivspiel. Sowohl Dani Alves als auch Jordi Alba sind in dieser Saison wieder mit aufsteigenden Tendenzen unterwegs, spielen solide, hinten sicher und treiben weiterhin die Angriffsmaschinerie von Barca an, indem sie immer wieder mit nach vorne gehen und ihre technischen Fähigkeiten und guten Flanken einbringen. Die eben angesprochene Stabilität kommt auch von den nach hinten mitarbeitenden Flügelstürmer, die oft auf einer Linie mit den zentralen Mittelfeldspielern agieren und in den seltenen Phasen des gegnerischen Ballbesitzes die Räume verengen und klug auf Defensive umschalten. Aus der verbesserten Defensive, die sich hauptsächlich im Januar mit einer beeindruckenden Vehemenz entwickelt hat, entwickelte sich nicht nur eine Grundstabilität, sondern es wurde auch mehr Einsatzbewusstsein bei eigentlich allen Offensivspielern geweckt. Besonders Iniesta ließ sich häufiger zurückfallen und baute das Spiel neben Busquets auf, hat dann aber auch mit seinen gewohnt klugen Doppelpässen und dem direkten Passspiel für Raumgewinne gesorgt und einen Angriff eingeleitet.

Barcelona ist aber nicht immer absolut pressingresistent und unverwundbar. Celta Vigo zeigte zu Beginn des Spiels (0:1), dass man Barcelona durchaus mit aggressivem und konsequentem Pressing unter Druck setzen kann und kleinere Ungenauigkeiten und Fehler provozieren kann. Man stellt damit quasi alle Passwege zu und könnte dafür sorgen, dass Barcelona riskanter spielen muss und mit dem eigenen Passspiel ein wenig zu viel Tempo aufnimmt, sodass man wiederum die Möglichkeit hat, dem FC Barcelona in der Vorwärtsbewegung den Ball abzunehmen und die eigene Umschaltbewegung zu forcieren. Dabei besteht natürlich die Gefahr, dass man im Ballbesitzspiel der Katalanen ein wenig zu forsch agiert und dann hinten offen ist. Diese Lücken können wohl von keinem Klub so effektiv genutzt werden wie von Barcelona, das Passspiel kann natürlich auch in kürzester Zeit und mit einigen direkten Zuspielen funktionieren. Man könnte sich also präzise, temporeiche Angriffe mit hoher Genauigkeit einfangen, weil man zu aggressiv gepresst hat.

Das Spiel des FC Barcelona sieht im Grundsatz seit Jahren relativ ähnlich aus, der Stil ist auch relativ simpel zu beschreiben, aber die immer variierenden Eigenarten, die individuelle Qualität und diverse taktische Kniffe, die sich mit der Zeit entwickelt haben, machen Barcelona von Jahr zu Jahr wieder auf eine besondere Art und Weise unberechenbar. Wenn man dem Team von Luis Enrique zu viel Raum gibt, besonders im Mittelfeld, wird man bestraft. Die Räume eng machen heißt aber nicht, dass man sich gegen Barcelona komplett am eigenen 16er vergraben sollte, sondern eher, dass es wichtig ist, dass alle Feldspieler einen enorm hohen Laufaufwand absolvieren und jede Lücke im Mittelfeld schließen. Dafür könnte es wichtig sein, dass Javi Martinez zumindst einige Minuten spielen kann, weil er - egal auf welcher Position - den Blick für die Lückenschließung hat und mit seiner hohen defensivtaktischen Qualität die Defensive ordnen kann.

Vielleicht ist der FC Barcelona taktisch nicht mehr so nahe an der Perfektion wie noch vor einigen Jahren, allerdings fällt in der Betrachtung der Mannschaft und der Art und Weise des Spiels der Katalanen auf, dass fast nur Stärken vorhanden sind. Die individuelle Klasse, die Variabilität der offensiven Dreierreihe, die fast jeden Gegner verwirrt und verunsichert, der seit Jahren eingeimpfte Spielstil und das enorme Selbstvertrauen der Mannschaft gepaart mit den nicht vorhandenen Verletzungssorgen lassen Barcelona fast übermächtig wirken, doch das sind sie nicht. Man sollte versuchen eine Überzahl im Mittelfeld zu generieren, indem sich der ein oder andere Offensivspieler in das Mittelfeld orientiert und dort die Räume ebenfalls eng macht. Neben situativem und konsequentem Pressing scheint das die beste Methode zu sein um Barcelona vor Probleme zu stellen, wenn man gleichzeitig sehr viel Laufaufwand betreibt und taktisch sehr diszipliniert agiert, sollte man Barcelona zu Fehlern zwingen können. Außerdem muss der Spielaufbau konsequent unter Druck gesetzt werden, man sollte erkennen, wann man den aufbauenden Spieler attackieren muss und wann man den Druck gegebenenfalls herausnehmen sollte.

Man kann Barcelona unter Druck setzen und die wenigen Fehler nutzen, die diese Mannschaft macht. Davon abgesehen ist Barca nicht mehr die unfassbare Ballbesitzmaschine, die es mal war. Man könnte Barcelona eher als dominante, technisch überragende Mannschaft mit viel kontrollierenden Elementen bezeichnen, die natürlich immer noch viel Ballbesitz hat, aber den Fokus nicht nur auf den Ballbesitz legt. Eine Favoritenrolle gibt es vor dem Duell im Halbfinale vermutlich nicht, beide Teams werden versuchen ihren besonderen persönlichen Stil durchzubringen und auf etwaige Probleme, die während der Spiele auftreten, mit eigenen Alternativen zu reagieren und den Gegner so taktisch zu bearbeiten. Zwei aufregende Spiele sollten jedenfalls garantiert sein, soweit kann man sich vorher wohl schon aus dem Fenster lehnen.

Prognose (Maxi_FCB)

Es benötigt keine Prophetie, um vorauszusagen, dass die Spiele gegen den FC Barcelona die wohl größte Herausforderung dieser Saison, oder vielleicht gar der gesamten Ära Guardiola darstellen werden.

Denn der FC Barcelona hat sich nach einer durchwachsenen Phase gegen Mitte der Hinrunde gefangen und avancierte peu à peu zum Top-Anwärter auf die Krone des europäischen Vereinsfussballs.

Wie oben im Taktikteil beschrieben, hat Luis Enrique notwendige Modifikationen am Spielstil vorgenommen, lässt sein Team wesentlich vertikaler und bisweilen gar ergebnisorientierter agieren. Bestes Beispiel hierfür das Pokalhalbfinale gegen Atletico Madrid, als man nach dem Sieg im Hinspiel Atletico im Rückspiel den Ballbesitz aufzwang und eiskalt konterte. Vor Jahren noch unvorstellbar, heute Realität.

Nichtsdestotrotz ist Barca noch nicht die unbezwingbare Maschine der Guardiola-Ära, sondern kann bisweilen durchaus in Verlegenheit gebracht werden, wie es Sevilla, Vigo und auch Valencia (trotz der Niederlage) in der Liga taten.

Mit situativem Pressing, dem gezielten Bearbeiten einiger Schwachpunkte sowie einer eiskalten Chancenverwertung kann man auch die Blaugrana ins Schlittern bringen.

Fraglich allerdings, ob der FC Bayern dazu momentan in der Lage ist. Denn die kleinen Schwächen, die Alba und Alves gelegentlich anbieten, sind ohne echte Flügelspieler kaum auszunutzen. Riberys Ausfall erscheint wahrscheinlich, Robbens ist gewiss. Zwar gelang es gegen Porto, auch ohne vermeintlich echte Flügelspieler die Außen effektiv zu bespielen, doch Pique und Mathieu sind als souveräne Kopfballspieler nicht derart simpel durch Flanken aus den Angeln zu heben, wie ihre portugiesischen Pendants seinerzeit.

Da zudem Chef-Abfangjäger Javi Martinez wohl erst für das Rückspiel eine Option sein dürfte, mit Alaba ein fähiger Messi-Gegner unpässlich ist und womöglich in Robert Lewandowski gar noch der Aushilfs-Offensivfixpunkt ausfällt, sehen die Perspektiven nicht allzu rosig aus.

Das unglaublich unglückliche Ausscheiden im Pokal drückt aufs Gemüt, es droht gar eine Saison mit lediglich einem Titel. Denn ein Ausscheiden gegen den FC Barcelona erscheint bei allem bajuwarischen Selbstvertrauen wahrscheinlich. MSN reüssieren in Fabelform, die Defensive steht und zudem findet auch Andres Iniesta langsam wieder zu Gala-Form. Es spricht vieles für den FC Barcelona.

Beginnt Bernat hinten links, fehlt jemand, der die Defensivschwächen von Dani Alves ausnutzen kann, beginnt er wiederum weiter vorne, muss Mitchell Weiser wohl hinten rechts beginnen, da Rafinha, wie schon gegen Dortmund, dann auf links gezogen würde. Offensiv eine durchaus funktionale Rochade, allerdings offerierte Weiser defensiv Räume, die etwa vor dem 1:1 ausgenutzt wurden. Riskant, ihn gegen Neymar zu stellen.

Zudem drängt sich die Frage auf, ob man mit 4er- oder mit 5er-Kette beginnt. Letztere verspräche auf dem Papier mehr Stabilität, würde allerdings einen Einsatz von Dante nötig machen, der wiederum, trotz aller Aussetzer, in der 3er/5er-Kette zumeist solide Leistungen abrief ein Vabanquespiel.

Was macht also Hoffnung? Allem voran vermutlich die tragende Achse der letzten Wochen. Bestehend aus Jerome Boateng, der in absoluter Weltklasseform reüssiert, Thiago, der, obwohl noch nicht einmal bei 100%, das Spiel prägt als sei er nie verletzt gewesen und zu guter Letzt Robert Lewandowski, der trotz Kieferbruch angekündigt hat, (notfalls mit Maske) spielen zu wollen. Er war in den vergangenen Wochen der Fixpunkt im Offensivspiel, er übernahm Verantwortung während der Absenz der gefürchteten Robbery-Flügelzange. Sein Einsatz wäre von immenser Bedeutung.

Allerdings - das muss man sich eingestehen - werden nicht drei Spieler den FC Barcelona im Alleingang ins Wanken bringen, weshalb ein tiefer Griff in die Plattitüdenkiste wohl am ehesten Zuversicht verbreitet:

Wenn jemand Barca und im Speziellen seinen X-Faktor Lionel Messi kennt, dann wohl Pep Guardiola. Wenn also jemand irgendeine Lösung gegen la pulga und Konsorten in Sahneform aus dem Hut zaubern kann, dann sicherlich ihr größter Förderer.

Andererseits: Das Barca 2015 hat mit jenem, welches Pep 2012 hinterließ, taktisch wie personell nicht mehr allzu viel zu tun. 5 Spieler aus der mutmaßlichen Startelf sind nie unter Guardiolas Fittiche gekommen, taktisch haben Gerardo Martino und Luis Enrique viele altbekannte Mechanismen durchbrochen.

So bleibt unter dem Strich die Erkenntnis, dass der FC Barcelona als klarer Favorit für den Finaleinzug in die Halbfinalduelle geht. Luis Enrique hat aus der Menge der Individualisten ein funktionierendes Kollektiv geformt, kann zudem personell aus den Vollen schöpfen. Über den MSN-Sturm ist alles gesagt, ihn 180 Minuten in Schach zu halten wird ein Ding der Unmöglichkeit, weshalb es womöglich ratsam wäre, den Ball durchaus länger in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen.

Und so bleiben für den FC Bayern bleiben letztlich zwei Hoffnungsschimmer: Der Glaube an einen fabulösen Taktikkniff von Pep Guardiola sowie die Hoffnung auf eine sich breit machende Jetzt-erst-recht-Mentalität innerhalb der bajuwarischen Wagenburg.

Denn der FC Bayern braucht nicht weniger als ein Fussballwunder.

KOMMENTARE
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Mugel
04.05.2015 | 15:06 Uhr
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Mugel : 
04.05.2015 | 15:06 Uhr
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Mugel : 
Sehr guter Block. Lies sich zu 95 % echt gut. Auch inhaltlich einer der besseren Artikel hier auf Spox. Habt ihr echt super gemacht.

Das aber am Ende hier so rumgeheult wird als würde Aue gegen Barca spielen find ich dann doch übertrieben. Klar ist Barcelona der Favorit, aber das wären sie gegen die anderen beiden auch. Selbst wenn bei Bayern alle fit wären, wäre Barca Favorit in diesem Duell.

Das JM wieder da ist, könnte in meinen Augen ein entscheidener Faktor sein. Er wird viele Räume dicht machen und so viel verhindern. Vorne ist mit Lewa einer der die Bälle auch mal halten und verteilen kann. Weiser ist jemand der sich mal was zutraut. Der wird da hinten bei Barca schon ordentlich was durcheinander wirbeln. Sollten die Bayern nur mit einem Tor verlieren und sogar noch eins schießen, haben sie die größeren Chancen aufs Finale.

Ich wünsche mir allerdings einen Clasico im Finale. Sorry
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Extraklasse
04.05.2015 | 14:26 Uhr
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04.05.2015 | 14:26 Uhr
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Soweit so gut, aber meiner Meinung nach viel zu negativ. Wann hat Barca mal gegen eine Abwehr gespielt die so stark ist wie die von Bayern diese Saison? Nicht einmal, die letzten 2 Spiele war gegen Kirmestruppen. Keine Frage das die vorne Top sind aber was sind sie hinten? Was ist mit Bayerns Lufthoheit, die man gegen Barca eig immer hat. Im letzten Duell hat man Barca so relativ fix ausgeschaltet. Weder Pique noch Matthieu sind schnelle IV und auch im Kollektiv nicht annähernd so gut wie Boateng und Benatia.
Ich find das Spiel trotz Personallage total offen, Barca ist vorne besser besetzt, Bayern dafür hinten. Dazu hat man Neuer und ein stärkeres Mittelfeld als Barca, vorallem laufstärker. Versteh nicht wieso viele so schwarz sehen, Barca muss auch erstmal ein Tor schiessen. Eine Bayern Ecke 1:0 und Barca bekommt mega Probleme, weil man hinten die Röäume eng machen kann...
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Jugendförderer
04.05.2015 | 11:15 Uhr
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04.05.2015 | 11:15 Uhr
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Sehr schöner Blog
Auch wenn er nicht gerade optimistisch stimmt...
Ich würde als taktisches Mittel (falls mascherano IV spielt) die sehr simple und dreckige Variante vorschlagen mit hohen Bällen Richtung Linke Abwehrreihe der Katalanen zu aggieren und mit Thiago + Götze dann auf die ablagen von Lewa und Müller zu gehen.
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Gnanag
03.05.2015 | 12:49 Uhr
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Gnanag : 
03.05.2015 | 12:49 Uhr
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Gnanag : 
Wieder überragend was ihr da abliefert, besser als 95% der restlichen Vorschauen die man so im Internet findet. Mit dem Fazit kann ich auch nur übereinstimmen, wir sind leider klarer Außenseiter. Das wäre anders wenn alle fit wären, aber die ganzen Ausfälle wiegen schon schwer.

Dennoch bin ich optimistisch, denn ich glaube voll an diese Mannschaft. Wenn die Jungs am Mittwoch aggressiv reingehen dann ist alles möglich. Und ich glaube auch vor allem an Guardiola, er wird einen genauen Matchplan haben und wenn man den umesetzen kann wird es auch für Barca nicht einfach.

Genießen wir einfach das wohl einzige Spiel im Jahr, in dem wir mal nicht Favorit sind sondern der Underdog und machen das Beste daraus. Ich glaube an jeden einzelnen in dieser Mannschaft und wenn sie das Spiel des Jahres raushauen dann wird auch Barcelona mit seinen Überspielern Probleme bekommen.
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DunkingDonut
02.05.2015 | 13:52 Uhr
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02.05.2015 | 13:52 Uhr
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Schönes Ding. Ist ansonsten nicht mehr viel zu sagen. Barcelona ist klarer Favorit, aber vielleicht kann Bayern sich diese ungewohnte Rolle ja grade zu Nutzen machen. Wird interessant. Untergehen wird Bayern trotzdem nicht!
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Karrramba
MODERATOR
02.05.2015 | 11:45 Uhr
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Karrramba : 
02.05.2015 | 11:45 Uhr
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Karrramba : 
Ich werde den Bayern so was von die Daumen drücken fürs Halbfinale. Nicht weil meine Sympathien so unendlich groß sind.. aber was die momentan an Verletzten ersetzen müssen ist nicht mehr feierlich. Irgendwie hat da die ganze Sache gegen den FC Barcelona sogar Aussenseitercharakter.
Also, nochmal alles rausholen in den beiden Halbfinalspielen. Machens die Bayern so wie ihr beide mit dem grandiosen Blog hier - dann wird das Weiterkommen gar kein Problem
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Voegi
MODERATOR
01.05.2015 | 12:55 Uhr
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Voegi : 
01.05.2015 | 12:55 Uhr
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Voegi : 
großartige analyse. von vorne bis hinten.
leider kann ich auch nix anderes sagen. die bayern sind in dem fall klarer außenseiter. aber die hoffnung gebe ich nicht auf.
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wipf1953
01.05.2015 | 12:33 Uhr
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wipf1953 : Ein Jammer ...
01.05.2015 | 12:33 Uhr
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wipf1953 : Ein Jammer ...
Ein Jammer ist es, ein kollosaler Jammer, dass Bayern mit dem letzten Aufgebot in dieses Spiel gehen muss.

2008 wars genauso, da spielten Oddo (statt Lahm), Breno (statt Lucio), Lell usw. .. Ergebnis bekannt.

Der große Vorteil dieses Jahr ist, dass Pep die Stärken und Schwächen fast aller gegnerischen Spieler aus dem FF kennt. Und er ist schlau genug, nicht auf Sieg zu spielen - es gibt ja noch ein Rückspiel.

Ich würde am Anfang ohne zentralen Mittelstürmer beginnen (und lieber Schweinsteiger als Götze auf die "9" stellen - die schnellsten sind sie beide nicht). Wenn Dante spielt wird es entscheidend sein, dass nicht alle Abwehrspieler 10 Meter vor der Mittellinie stehen, sondern weit zurückgezogen. Dann ist der Dante nämlich gut.
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SGeintracht_
01.05.2015 | 11:55 Uhr
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01.05.2015 | 11:55 Uhr
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überragend, herausragend, hervorragend.
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Ney_KD
30.04.2015 | 20:31 Uhr
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Ney_KD : 
30.04.2015 | 20:31 Uhr
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Ney_KD : 
Ganz starkes Ding!

Könnte man ohne weiteres auf Spox veröffentlichen. Schön wir ihr beide beschrieben habt, dass Barca unter Lucho ihren Stil leicht verändert hat, sprich nicht mehr die erbrechende Dominant im Mittelfeld und das vertikalere Spiel unter Lucho.
Aber die daraus resultierenden Schwächen habt ihr auch schön aufgezeigt. Presst man früh und zieht Barca im Mittelfeld den Zahn, tuen sie sich schwer, bestes Beispiel auch gg Valencia vor Wochen

Alles in allem krasses Ding!

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