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Liga-Lehren


Gründer: Voegi | Mitglieder: 65 | Beiträge: 1
07.11.2010 um 20:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XI


Jopi im Hamsterrad

Absurde Vergleiche, panische Konfliktschlichtung, billige Plagiate, dazu ein kleiner Hirnhappen und ein bisschen Diarrhöe – fertig sind die Liga-Lehren XI:

Macht mir den Rangnick
Hach, war das nicht anrührend, als Gerry Asamoah von seinem ehemaligen Club unter Standing Ovations der Schalker Fans verabschiedet wurde. Eine kollektive Ehrfurchtsbezeugung, wie man sie auf diesem Planeten in der Form ansonsten nur von Kim Jong-ils Geburtstagspartys kennt. Auf Schalke würdigt man dagegen so verdiente Ex-Spieler – oder verabschiedet sich von scheidenden Trainern kurz vor ihrer Entlassung. Felix Magath soll das Treiben übrigens mit neidischem Blick verfolgt haben…

Feuer
Die Schenkelbrecher-Metapher der Woche verdanken wir diesmal der spanischen Sportzeitung "Marca", die unseren niedlichen Özil mit einem Pfarrer in einem Bordell verglich. Er tauche immer da auf, wo man ihn nicht erwartet. Hübsch, oder? Nun mag man natürlich darüber streiten, ob diese Allegorie wirklich so treffend ist. Schließlich gelten Geistliche hierzulande gewöhnlich als Stammgäste in solcherlei Etablissements. Und dennoch gefällt uns dieses skurrile Bildnis so schön, dass wir uns solch plastische Vergleiche auch für die deutsche Sportjournaille wünschen würden. Doch SPOX (zu seriös), 11 Freunde (zu selbstverliebt), Kicker (zu kicker) trauen sich an so etwas natürlich nicht heran. Müssen also die Liga-Lehren einspringen. In diesem Sinne: Zé Roberto ist wie Jopi Heesters im Hamsterrad – er läuft und läuft, sieht aber doch inzwischen ziemlich alt aus. Martin Demichelis fühlte sich bis vor kurzem wie die Sozialdemokratie – spielt bei Bayern keine Rolle. Jörg Butt sieht aus wie ein Airbus 380 nach dem Start – kurz in der Luft, schnell wieder am Boden, Ziel verfehlt. Shinji Kagawa doublet den Castor-Transport – jeder kennt inzwischen seine Gefährlichkeit, doch niemand kann ihn aufhalten. Und Uli Hoeneß wirkt wie Töpperwien nach der Spirituosenverkostung – entfacht unnötigerweise ein neues Strohfeuer. Womit allerdings auch geklärt wäre, weshalb der Bayern-Präses bei Sky 90 zu seiner "Brandrede" ansetzte – es war die spirituell-spirituose Aura seines Sitznachbarn.

S21
Louis und Uli haben sich also derzeit so gar nicht lieb. Was den FCB-Boss und Hobby-Philosophen Kalle Rummenigge dazu veranlasste, eine gewagte Parallele zum nationalen Streitobjekt Stuttgart 21 herzustellen und einen Schlichter anzufordern. Und auch wenn Heiner Geißler derzeit wohl Besseres zu tun hat, als mit Louis und Uli in Rioja zu baden, liegen Stuttgart 21 und München 0815 doch näher bei einander, als man glauben mag. Immerhin soll der neue Bahnhof so verortet sein wie die Bayern-Leistung zu Beginn der zweiten Halbzeit in Gladbach: Unterirdisch. Zudem geriet Schweini bei seiner Elfmeterausführung genau so ins Stocken wie die Bauarbeiten in Stuttgart. Und Bayerns "Abwehr" mimt mal wieder meisterhaft die Sitzblockaden der S21-Gegner. Halten wir also fest: Die Bayern wirkten nach der Pause irgendwie: Schlichter. So wie es Rummenigge sich ja auch gewünscht hatte.

Erhaben
Die Bayern galten einst ja mal als das Nonplusultra in Deutschland – auch beim BVB, der sich inzwischen aber tabellarisch vom FCB entfremdet hat. In Hannover wollte man nun endlich wieder etwas Bayern-Feeling aufkommen lassen. Also den Gegner zunächst in Grund und Boden spielen, nur mit knapper Führung in die Pause gehen und das Ding dann doch noch ordentlich verhühnern. Wurde aber nix. So konnte nur Nuri Sahin das erhabene FCB-Gefühl nachvollziehen, weil er sich bei seinem Strafstoß allzu sehr in den Masterplan herein schweinsteigerte. Muss Frings und Cacau irgendwie beeindruckt haben.

Sexy
Über Frankfurtwolfsburg wollten wir aus ästhetischen Gründen eigentlich schweigen. Denn gemeinhin attestiert man der Partie trotz ihres geradezu burgeoisen Wohlklangs ja den Esprit eines dreistündigen Özil-Interviews. Oder aber den Charme von einer Woche Diarrhöe. Ist aber Unsinn, weil Frankfurt inzwischen richtig sexy ist. Ob vorne oder hinten, alle Mann präsentieren sich spritzig, Gekas' gefühlvoller Schlenzer landet in der Kiste und Schweglers Bums schlägt wie auf dem Strich gezogen ein. Was so eine Erotiksammlung auf dem Handy des Cheftrainers doch alles ausrichten kann.

Gastrollen
Gewinnspiel-Sieger hirnhappen darf nun endlich seine Gastrolle spielen, braucht aber nicht wie im Tatort eine Leiche zu mimen. Wir bevorzugen ein gepflegtes Outing und verraten: Hirnhappen lebt am Niederrhein und ist Fan von – Hertha BSC. Ja, das Leben ist eben manchmal witziger als jede Satire. Und als wäre das nicht schon komisch genug, bezeichnet er Fortuna Düsseldorf als Ersatzbefriedigung. Was summa summarum auf eine ausgeprägte masochistische Neigung hindeutet. Das erinnert uns jedoch daran, was wir diese Saison so schmerzlich vermissen: Eine ordentliche Portion Hertha! Diese unnachahmliche Mischung aus loddaresker Selbsterniedrigung und groteskem Hallervorden-Slapstick hat der Bundesliga in den vergangen Spielzeit den entscheiden Kick verliehen. Und auch wenn sich der Effzeh mal wieder alle Mühe gibt, dieses Fremdschäm-Defizit auszugleichen, indem man einem begeisternden Sieg gegen den HSV ein herthaeskes 1:3 in Nürnberg folgen lässt, sehnen wir uns doch weiterhin nach dem Original. Selbst wenn die olle Hertha nach einer Spielzeit wieder die Biege macht. Auch Gastrollen haben schließlich ihren Reiz.

Spielkunst
Um sowohl der Wahrheit als auch der Effzeh-Spielkunst die Ehre zu geben, wollen wir die feinen Zusammenspiele der Podolkovics nicht unerwähnt lassen. Traumpässe wie aus dem Lehrbuch mit Augenmaß und brillanter Feinabstimmung. Und das gleich vier Mal in einem Spiel – so oft mussten die beiden nämlich zum Anstoß schreiten.

Ugly
Apropos Original und Fälschung: Wir gönnen der Freiburger Studentenvereinigung ja ihren Heimsieg gegen Tuchels Rasselbande. Aber Mario Barths schmerzhafte Trikotzerrung mit anschließendem Strafraumfreiflug war dann doch nur ein billiger Abklatsch von Maik Franz' künstlerisch wertvoller Ballett-Einlage (Figur: Sterbender Schwan) wenige Minuten zuvor in Frankfurt. Und Freiburgs 1:0-Sieg wirkte ein wenig wie eine Laien-Verfilmung von Brad Gilberts Bestseller "Winning Ugly". So sollen ja auch einmal Maik Franz' Memoiren betitelt werden.

Und was gab's noch?
Champions League: Gomez macht Cluj zu Hannover, Schalke spielt schalke und Werder hat sich mal wieder vor den eigenen Fans selbstbestattet. Nullzwo gegen Twente Enschede. Und nun nullsechs in Stuttgart. Was bleibt, sind Fragen: Müssen sich alle Grünen die Wunden lecken, nur weil ein Lutscher Rot sieht? Wird man automatisch lammfromm, wenn man von einem Schaaf trainiert wird? Ist auf dem Rasen keiner drin, nur weil Wiese draußen ist? Ist es ein Zufall, dass sich Bremen auf Schämen reimt? Wir sind ratlos.
Aufrufe: 11081 | Kommentare: 22 | Bewertungen: 46 | Erstellt:07.11.2010
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