Levante U.D. - Wie in einem Traum.

Die ersten zehn Spieltage der Primera Division sind absolviert. Blickt man auf die Tabelle, sieht alles nach dem üblichen Meisterschafts-Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona aus, doch lediglich zwei Punkte vom Spitzenreitern aus Madrid entfernt, weiß ein kleiner Klub aus Valencia zu überzeugen.

Levante Union Deportiva, so heißt der Verein der aktuell die spanische La Liga aufmischt. Mit dem niedrigsten Budget aller Vereine und ohne Stars wie Ronaldo, Messi oder Falcao schafft es der Arbeiter-Klub sich oben festzuklammern. Noch vor der Saison galten sie als Abstiegskandidat Nummer eins und nun träumt manch einer vom internationalen Geschäft.


Vor nun mehr als einhundert Jahren wurde der Klub Levante U.D. gegründet und ist somit der älteste Fußballverein der Stadt Valencia. Allerdings steht der Verein seit jeher im Schatten des großen Bruders Valencia C.F..

Der letzte und einzige Erfolg der Vereinsgeschichte ist eine halbe Ewigkeit her. 1937 konnte man, während des Bürgerkriegs, den Gewinn des Copa de Espana Libre (Pokal des freien Spaniens) feiern, als im Finale der Stadtrivale Valencia C.F. mit 1-0 geschlagen wurde. Seitdem tümpelte Levante meist in der zweiten oder dritten Liga herum. In 102 Jahren Klubgeschichte spielten sie nur sieben Spielzeiten in der höchsten Spielklasse Spaniens.

Auch finanziell hat Levante einiges durchgemacht. Als in der Saison 2004/05 ein erneuter Abstieg in die Segunda Division anstand, damals trainierte der Deutsche Bernd Schuster das Team, rutschte man immer weiter ab und stand am Rande des Abgrunds. Nach mehreren Jahren Misswirtschaft steckte man tief in den Schulden. 2008 kam es sogar so weit, dass die Gehälter der Spieler nicht mehr bezahlt werden konnten, was ein Streik zur Folge hatte.

So konnte es nicht weitergehen, da waren sich alle einig. Ein Schuldenplan wurde aufgestellt, der damalige Präsident Pedro Villaroel wurde durch Quico Catalan erstetzt. Die Lage verbesserte sich von Jahr zu Jahr. Catalan gründete eine Stiftung, das Budget wurde drastisch reduziert, zudem fallen die Hälfte der jährlichen zur Verfügung stehenden zwanzig Millionen zur Schuldentilgung an.
Bislang konnte der neue Präsident die Schulden auf circa 60 Millionen reduzieren, in fünf bis sechs Jahren erhofft man sich wieder schwarze Zahlen schreiben zu können.


Arouna Kone im traditionellen blau-roten Heimtrikot von Levante.


Zur Zeit befinden sich die Levantiner in der siebten Saison im Oberhaus und wissen zu überzeugen. Am 23. Oktober 2011 schrieb das Team um Coach Juan Ignacio Martinez Geschichte. Nach dem 3-0 Sieg gegen Villarreal übernahm Levante zum ersten Mal die Tabellenspitze der Primera Division.

Nachdem man mit zwei mageren Unentschieden gegen Getafe und Santander in die neue Saison startete, kamen man immer besser ins Rollen. Unter anderem Real Madrid, Espanyol und Malaga mussten sich dem kleinen Arbeiter-Verein geschlagen geben. Satte neun Spiele war Levante ungeschlagen, bis man am vergangenen Sonntag mit 2-0 in Osasuna verlor. Aktuell steht man auf einem hervorragenden dritten Platz, welcher die direkte Champions League Qualifikation bedeuten würde.

Für Coach Martinez ist das alles wie ein Traum und erklärt den Erfolg seines Teams ganz einfach: "Wir haben eben Spaß am Fußball." Einen großen Anteil am Aufschwung des Levante U.D. haben auch die erfahrenen Spieler. Recken wie Keeper Gustavo Munua (33), Kapitän Sergio Ballesteros (36), Mittelfeldmotor Jose Barkero (32) und Stürmer Juanlu (31) sind wichtige Stützen im Team und unverzichtbar für den Trainer.

Im Durchschnitt hat Levante mit ungefähr 28.33 Jahren den ältesten Kader der gesamten Liga (Der Kader im Überblick). Rechnet man sich den Alters-Durchschnitt der ersten Elf aus, die gegen Osasuna auf dem Platz stand, kommt man sogar auf 29.54 Jahre. Die Erfahrung macht's also.

Genau diese Erfahrung gehört auch zur Teamphilosophie des Vereins aus Valencia. Wegen des von Präsident Catalan aufgesetzten Sparprogramms ist man gezwungen nur noch Spieler zu verpflichten die wenig kosten, aber viel erreichen wollen und meist sind diese Spieler eben im Herbst ihrer Karriere. "Wir können keine Millionengehälter zahlen. Wir schauen uns außer den sportlichen auch die persönlichen Umstände an, und studieren sehr genau, ob ein neuer Spieler in die Teamphilosophie passt", so Catalan.


Die bekanntesten Spieler im Kader der Levantiner dürften der ausgeliehene Arouna Kone und Linksverteidiger Asier del Horno sein. Beide Spieler kamen im Sommer um das Team von Juan Martinez zu unterstützen. Del Horno wurde ablösefrei vom Rivalen Valencia geholt, Kone wurde eine Saison von Sevilla ausgeliehen. Insbesondere die Leihe des Ivorers hat sich voll bezahlt gemacht. Mit fünf Scorerpunkten (drei Tore, zwei Vorlagen) gehört Kone zu den Aktivposten des Klubs.

Wie es nun weitergeht weiß selbst Coach Martinez nicht so genau und lässt einfach mal alles auf sich zukommen: "Wir leben in einem Traum und hoffen, dass er noch etwas andauert."
Eins ist sicher, für ihre Fans sind die Spieler jetzt schon kleine Helden, vor allem nach dem Heimsieg gegen die Königlichen aus Madrid.