Es war schon immer der Wind. Die Kraft, mit der sich die Luftmassen über den Ozean bewegten, beeindruckten ihn bereits als kleines Kind. Es war nie einfach gewesen, vorherzusehen woher er wehte und wie lange er blieb. Unsichtbar und doch so mächtig. Jedes Jahr starben dutzende Männer in den turmhohen Wellen. Angetrieben durch die unbändigen Winde, welche sich in der unendlichen blauen Weite zusammenbrauten. Angst und Schrecken in jedem Frühjahr und Herbst, wenn verwitwete Frauen zu den Gräbern ihrer verschollenen Ehegatten pilgerten, um den Jahrestag ihres Verschwindens zu ehren.
Kapitän Fritz erinnert sich in seinen Träumen an diese qualvollen Momente, die trostsuchenden Gesichter und erdrückende Stille, die erst Wochen später verflog. Genau diese Wochen der Gelähmtheit hatten den Kapitän zu dem gemacht, was er war. Haben in ihm den Wunsch hochkochen lassen, eines Tages genau auf diesen schier unbezwingbaren Ozean zu reisen, um in seiner Mitte, wo die Kraft und zerstörerische Wut am größten ist, den Winddämon zu besiegen und den nächsten Generationen das Leid, was ihm und all seinen Freunden angetan wurde, für immer zu verbannen.
Einfach war es nie. Aber gekämpft hat er immer. Immer gewillt an die Grenze und darüber hinwegzugehen, zu verteidigen, Flankenläufe zu starten und manchmal auch auf der Sechs seiner Crew zu helfen. Sogar vor der linken Abwehrseite schreckte er nicht zurück. Immer bereit, Großes zu tun, groß zu sein. Viele Schlachten hatte er so für sein Team gewinnen können. Hat mit den Besten seiner Zunft dem Feind gegenübergestanden. Eine Zeit lang spielte er für das Land seiner Väter. Es ging lange bergauf, immer dem Ziel folgend, den großen Sturm zu besiegen.
Jedes Mal, wenn der Kapitän von seinen Reisen rund um den eurasischen Kontinent in seinen Heimathafen einlief, den DFB Pokal in die Höhe streckte und sich feiern ließ, vergaß er niemals warum er das tat. Er hatte sich vom Erfolg nicht den Kopf verdrehen lassen. War immer auf dem Boden geblieben, war auch in schwierigen Zeiten für seine Besatzung da. Es kam vor, dass er seine Ration Zwieback an die jungen und schwachen im Team verteilte, nur um als Gemeinschaft weiter voranzukommen. Als edel und gerecht würde er sich selbst nie bezeichnen. Er wollte nie Übervater oder Gutmensch sein. Er war da, wenn sein Team ihn brauchte. Das war die Aufgabe, sein Versprechen. Auf sein Wort ist Verlass. Das ist das, was er tut. Er hält seine Versprechen. Immer den Kopf hoch, das Gesicht im Wind. Wahre Worte auf der Zunge.
Wenn er heute seine Kajüte verlässt und den Sonnenaufgang an der Reling genießt, merkt er wie es zwickt. Er merkt, wie es ihm immer schwerer fällt seine Ziele zu verfolgen, ist immer mehr auf die Hilfe der anderen angewiesen. Er begeht immer mehr die gleichen, einfachen Fehler. Seine Nachfolger stehen schon bereit. Tätowiert, muskelbepackt und schnell wie die Sünde. Zum ersten Mal seit dieser trauerbehangenen Frühjahrsmärsche verspürt er so etwas wie Angst, die sich auf seine Schultern niederlegt. Es scheint, als habe der große Sturm den Kampf für sich entschieden. Als wolle er ihm das mit diesem bedrückendem Gefühl zeigen.
Zu viel ist kaputt gegangen, zu viel musste geflickt werden Zu oft zu nah am kentern. Seine Crew überfordert. Nicht mehr die Qualität vergangener Tage. Wie oft ist der Mast schon gerochen, wie oft in letzter Sekunde und höchster Not wieder geflickt worden. Wie viel Eimer Wasser mussten sie aus dem Bug befördern. Und das nächtelang. Es lag nie an ihm allein, seiner Route oder fehlendem Gespür für die Gefahr. Kollektives Versagen im Alltag. Immer nur kurz vor dem Kollaps konnten sich alle auf des Wesentliche besinnen. Nicht alles war schlecht, nur zu wenig gut.
Es ist an der Zeit. Nicht um abzutreten, das Schiff zu verlassen und in der Südsee ein versoffenes Ruhestandsleben zu beginnen. Es ist Zeit, dass er Verantwortung abgibt, öfter Mal daneben steht und anleitet, anstatt mittendrin überfordert den jungen Leuten die verdiente Bühne zu nehmen. Doch es braucht Zeit, braucht Einsicht. Die Gewissheit auch Abseits des Feldes wichtig zu sein. Als Kapitän voranzugehen, seine Crew von dort aus zu beschützen. Einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Zu lernen seinen Einfluss zu behalten, auch wenn er ihn gefühlt ein Stück verliert. Die Leute werden dankbar sein. Werden ihn feiern wie damals, mit dem Pokal in seinen Händen. Lang lebe der Kapitän.
Lebt mMn schon länger eher vom Status den er bei Werder hat, als von seinen tatsächlichen Leistungen.
Würde Werder dringend empfehlen, sich einen neuen Kapitän zu suchen. Einfach um ein Zeichen zu setzen, dass eine neue Zeit beginnt. Fritz steht für mich so für das Alte, v.a. das Ende der Schaaf-Ära.
Problem ist halt, dass sich im Kader kaum wer anbietet für die Kapitänsrolle, vielleicht Junuzovic..?
Sehr schön geschrieben alter Bräämer
Fritz ist wirklich auf dem absteigenden Ast. Wenigstens der Einsatz stimmt fast immer, aber das langt einfach nicht mehr...
Was die Erbfolge angeht, ahben wir außerdem ein echtes Problem. Prödl oder Junu würden wohl wollen und wären auch geeignet. Aber nur, wenn sie langfristig bleiben. Ansonsten würde ich Bargfrede gern als Skipper sehen, wenn er denn mal öfter spielt. Ich glaube, der identifiziert sich voll mit dem Verein.