"Ich spiele mein Spiel, alles Andere ist doch Scheisse."

Hallo alle miteinander, heute möchte ich Euch als Hannoveraner einen unserer grössten Helden etwas näher bringen. Die Rede ist Jiri Stajner, von den Fans liebevoll nur Jürgen genannt.



Jürgen wurde am 27.05.1976 in Benesov in Tschechien geboren und wechselte zur Saison 02/03 von Slovan Liberec nach Hannover. Zu diesem Zeitpunkt stellte er mit einer Ablöse von knapp 3,5 Millionen Euro den teuersten Transfer der Vereinsgeschichte dar.

In seiner ersten Saison für Hannover erzielte er immerhin 4 Tore und 8 Assists, inklusive seiner ersten Heldentat: Am 33. Spieltag erzielte er das entscheidende Tor zum 2:2 gegen Gladbach was gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt war. Leider konnte er ansonsten nicht immer überzeugen und dieses Bild setzte sich auch in der nächsten Saison fort. Damals gab es darüber hinaus auch abseits des Platzes immer wieder kleinere Probleme. So soll er zu dieser zum Beispiel Zeit gerne mal mit seinem Kumpel Jan Simak um die Häuser gezogen sein und nicht nur den einen oder anderen Wodka dabei getrunken haben.

Aus diesem Grunde wurde er dann auch in der Rückrunde an Sparta Prag in seine Heimat verliehen und dass Kapitel Hannover 96 hätte an dieser Stelle fast schon wieder beendet sein können.

Doch es kam am Ende doch ganz anders.

Zu Beginn der neuen Saison stand Jürgen wieder vor den Toren Hannovers und diesmal schien er sichtlich gereift zu sein. Er begann um seinen Platz in dieser Mannschaft zu kämpfen und behauptete sich dabei eigentlich gegen jeden Kontrahenten der ich vor die Nase gesetzt wurde.

Es folgten viele mehr oder weniger erfolgreiche Jahre bei Hannover das er schlussendlich nach der sehr bewegenden Saison 09/10 mit dem Tod Robert Enkes als absoluter Publikumsliebling wieder verliess.

Doch was war es eigentlich was diesen Spieler von so vielen anderen unterschied und was ihn für uns Hannoveraner so einzigartig machte?
Dazu kann man eigentlich nur sagen, dass Jiri Stajner ein Paradebeispiel eines Spielers war, bei dem Genie und Wahnsinn eng beieinander liegen. Er verkörperte internationale Klasse ebenso gut wie das Unvermögen eines Amateurspielers und das in fliessenden Übergängen.

Eine typische Szene kann man am Besten so beschreiben: Jürgen erkämpft sich mit einer beherzten Grätsche in des Gegners Hälfte den Ball, umspielt elegant zwei Abwehrspieler und läuft alleine auf den Torwart zu. Auch dieser wird grazil mit einem Haken verladen, er legt sich den Ball zum Abschluss zurecht und……stolpert. Er verliert das Gleichgewicht, landet mit dem Gesicht zuerst auf dem Rasen und der Ball trudelt Richtung Seitenaus. Man wusste bei Ihm nie was passiert sobald er den Ball hatte, es konnte ein Weltklassedribbling folgen oder auch ein kapitaler Fehlpass via Hackentrick am eigenen Sechzehner.

Doch es gab eine Sache die ihn von den Meisten Spielern dieses Typus unterschied:

Jiri Stajner war ein Kämpfer. Seit seiner Rückkehr aus Prag stellte sich immer wieder heraus, dass er nicht nur mit dem Ball umgehen konnte sondern sich auch immer wieder in den Dienst der Mannschaft stellte.
Ausserdem war er als Persönlichkeit unwahrscheinlich sympathisch und ehrlich, was auch das obige Zitat gut widerspiegelt in dem er sich Selbst beschreiben sollte, genauso wie die Tatsache, dass er sich immer Zeit für seine Fans genommen hat.

Diese Liebe ging so weit, dass er vom Verein sein obligatorisches Abschiedsspiel erhielt (eben gegen Liberec) bei dem am Ende die Fans beider Vereine im Gästeblock zusammen feierten. Seitdem herrscht ein reger Austausch beiderseitiger Fan-Gruppierungen inklusive regelmässigen gegenseitigen Besuchen und das nur dank eines einzigen Spielers.

Alles in Allem ist er für mich auf jeden Fall einer meiner persönlichen Lieblingsspieler und ein gutes Beispiel dafür, wie man auch ohne eine von vielen Titeln gekrönte internationale Karriere große Erfolge erzielen kann, nämlich indem man den ungeteilten Zuspruch seines Publikums erhält, in guten wie in schlechten Zeiten.

Sbohem ahodne stesti Jiri!