Alle raus raus raus raus!

Zunächst: Ja, ich bin grundsätzlich der Meinung, dass schon zu viel geschrieben wird und bin mir daher überaus bewusst, dass alles, was ich noch zum besten geben kann, schon mal irgendwie und irgendwo gesagt wurde. Außerhalb des Internets mehrmals von mir selbst. Doch bevor meine bessere Hälfte mir in einem Tobsuchtsanfall die Augen auskratzt, weil ich immer und immer wieder die aktuellen News zum HSV kommentiere, muss nun das Internet und damit die Spox-Gruppe dran glauben.

In Hamburg ist der HSV hinter undurchschaubaren Strömungen, Gruppen- und Einzelinteressen kaum noch sichtbar. - Felix Magath

Im Grunde weiß ich schon gar nicht mehr wo ich anfangen soll. Die letzten sechs Niederlagen wären ein guter Anhaltspunkt, zumindest wenn man von einem anderen Verein sprechen würde. Vom Trainer, wenn man den nicht erst vor kurzem erst geholt hätte. Von der Mannschaft, wenn man da nicht sowieso schon jeden einzelnen diskreditiert hätte. Vom Sportchef vielleicht, wenn man dessen Kompetenz nicht schon vor Amtsantritt infrage gestellt hätte. Dem Aufsichtsrat, wenn es nicht so Mainstream wäre.

Ich weiß es wirklich nicht.

Als HSV-Fan hat man sich ja schon an vieles gewöhnt. Viel gesehen und erlebt und jede Menge Trainer, Spieler und Sportchefs kennen gelernt. Sätze wie "das wundert mich (bei denen) nicht mehr" gehören zum Standardreportoire aller Rautenliebhaber. Und wie eigentlich immer, gehts dann doch noch schlimmer und es folgt Posse auf Peinlichkeit auf Skandal.

Der aktuelle Zustand ist dabei ungewohnt. Dem typischen Aktionismus folgten keine Konsequenzen. Will man es positiv ausdrücken, haben sich einige wesentlich professioneller verhalten während der ganzen Zeit davor beim HSV!

Der Aufsichtsrat tagte und schaffte es, nicht in Person jedes einzelnen vor die Kamera zu treten! Der Vorstand zeigt Geschlossenheit und Vertrauen zum Trainer! Tugenden, die man mittlerweile selbst in Köln bestaunen darf und auch bei jedem anderen Klub der ersten drei Profi-Ligen täglich praktiziert werden. Die Ansprüche sinken weiter.

Doch, es wäre ja nicht der HSV, wenn das die ganze Geschichte wäre. Nein, denn trotz dieser angeblichen Professionalität sitzt beim HSV der Karren noch tiefer im Dreck als jemals zuvor. Der Vorstand ist praktisch entmachtet, nur die Satzung steht im Weg. Genau diese Satzung, die für den Großteil des Aufsichtsrats noch vor keinen fünf Wochen so heilig waren, dass man jegliche Reformen davon vehement abgelehnt hat. Jene Satzung, gegen die eben genau dieser Aufsichtsrat nun in mehreren Punkten klar verstößt!

Ist das nicht absurd?

Es kommt noch besser!

Der mehrheitliche Wunschkandidat als Vorstand und auch Trainer ist der Mann, der in der Folge eben genau gegen diesen Aufsichtsrat vorgehen will. Der Mann, der von den Feinden Kühne und Riekhoff schon lange beim HSV installiert werden soll. Der Mann, der gegen die "undurchschaubaren Strömungen, Gruppen- und Einzelinteressen" schauen will: Felix Magath.

Man kann zu dem Mann ja stehen wie man will. Und fast ganz Fußballdeutschland steht auch in einer gewissen Weise zu diesem Mann, hat er doch schon so ziemlich die halbe Liga trainiert. Mit unterschiedlichen Erfolgen. Zum Teil als Feuerwehrmann. Beim VfB hat er die "jungen Wilden" kreiert, bei den Bayern das Novum, das Double zu verteidigen, geschaffen, mit VW Meister zu werden und (auch wenn mich jetzt einige schlagen werden) Schalke zu ordnen (inkl. DFB-Pokal).

Daher: Wird Magath zum Retter des HSV2014?

Eine Frage, die man häufig liest und oftmals mit einer weiteren Frage verbunden wird: ist er ein besserer Trainer als Bert van Marwijk? Nun, diese Frage lässt sich nur schwer beantworten. Wahrscheinlich würde ich BvM unter neutralen Bedingungen tatsächlich als der bessere Trainer ansehen. Doch sind diese Bedingungen eben nicht gegeben. Selbst für HSV-Verhältnisse wurde der Holländer extrem schnell verschlissen und diskreditiert.

Und genau hier wird Magath zur ultimativen, zur einzigen Lösung. Mit ihm kann es kein zurück geben. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte wird immer mit seinem Namen verbunden sein, den letzten Titel überhaupt gewannen wir mit ihm als Manager.

Dieser Mann hat ein Standing, das ihn weit über solche Diskreditierungen stellt. Die ihn bei den Fans als Garant präsentieren, auch wenn die Niederlagenserie erst mal weitergehen sollte. Keiner hat im Krisenherd Hamburg solche Voraussetzungen, keiner solchen Kredit.

Daher lautet meine Antwort: Wenn, dann er.

Viele Szenarien bekommt man dabei zu lesen. Glaubt man Scholle vom Abendblatt, würde Magath wohl für einen symbolischen Euro das Traineramt bis Saisonende übernehmen. Ob da was dran ist, mag ich kaum zu beurteilen. Allerdings halte ich es nicht für gänzlich ausgeschlossen, denn in einem Detail treffen sich fast alle Medienberichte: Magath will den HSV nur bis Saisonende als Trainer übernehmen, danach Vorsitzender des neuen Vorstandes werden. Sollte das stimmen, gibt es für mich (besonders als HSVplus-Befürworter) ohnehin kaum ein Argument dagegen. Auch wenn ich eigentlich Carl-Edgar Jarchow für einen guten Mann halte, Magath wäre der professionelle Mann, den man an dieser Stelle schon viel zu lange vermisst. Nicht zuletzt nach einem Abstieg.

Dass damit natürlich noch nicht alles gut wird, wie sich das mancher Edelfan in seinen postalischen Wünschen vorstellen mag, ist allerdings klar. Wahrscheinlich auch selbst Kühne. Der Aufsichtsrat, dem die Mitglieder sowieso offiziell schon die Zustimmung entzogen haben, ist untragbar. Das ist nichts Neues, das habe auch ich schon öfters gesagt, aber man kann es eben auch nicht oft genug sagen.

Egal wie diese Saison ausgeht: Ich fordere Konsequenzen!

NUR DER HSV!

PS: Wir spielen heute zum ersten Mal seit langer Zeit DFB-Pokal-Viertelfinale

PPS: Hab mir Karten für den Absteigsgipfel gegen Stuttgart geholt. Leide ich am Stockholm-Syndrom?