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MySpox NBA Line der Woche


Gründer: MGoedderz | Mitglieder: 753 | Beiträge: 184
10.11.2012 um 22:01 Uhr
Geschrieben von diddoff
Hoffnung für Hasheem?
10 Punkte, 5 Rebounds und 2 Blocks in 22 Minuten. Für einen Ersatzcenter in der NBA sind dies Zahlen eines soliden Arbeitsnachweises. Für Hasheem Thabeet war es ein bisschen mehr. Als er am letzten Dienstag gegen Toronto das Feld verließ, hatte er ein Zeichen gesetzt. Ein "Ich bin noch da", wie an jenem Abend, war für den sensiblen Riesen dringend notwendig, nachdem seine ersten drei Jahre in der Liga komplett an ihm vorbeigezogen sind.

Dabei lief bis zum Eintritt in die NBA alles wie in einem etwas anderen Märchen. Geboren und aufgewachsen in Tansania brachte er mit 14 Jahren als Model etwas Geld in die Familienkasse. Außerdem arbeitete der 2,03m große Teenager in einem Nachtclub als Türsteher, einfach nur weil er "furchterregend aussah".
Seinen ersten Basketball fasste er erst ein Jahr später an, als er bei einem Spiel auf der Straße mitmischen sollte. Von da an ging es nur noch bergauf. Bei einer afrikanischen Schulmeisterschaft wurde er von einem Scout entdeckt und an eine Highschool in Kalifornien vermittelt. Von dort ging es an die Talentschmiede der University of Connecticut, wo er mit seiner Größe und Athletik ein Alptraum der gegnerischen Trainer wurde.

In seinem dritten Jahr für UConn dominierte er den College Basketball mit 13,6 Punkten, 10,8 Rebounds und 4,2 Blocks pro Spiel und wurde folglich zum "Big East Defensive Player of the Year" gewählt.
Wenige Monate später ist er der zweite Spieler, den Commissioner Stern im NBA Draft aufruft. Was genau aber die Memphis Grizzlies mit dem 2,21m großen Center anfangen wollten, ist bis heute ein Rätsel. Der junge Spanier Marc Gasol startet in der Vorsaison 75 Spiele und war eine der Entdeckungen der Liga. Folglich fand sich Thabeet nur auf dem Feld, wenn Gasol eine Pause brauchte oder verletzt war. Resultat: durchschnittlich gerade einmal 13 Minuten in 68 Spielen.
Im nächsten Jahr war dann nach 45 Spielen und nur noch 8,2 Minuten Schluss. Gegen den Veteranen Shane Battier wurde Thabeet nach Houston abgegeben.
In Texas begab er sich sofort auf eine Talfahrt. Es reihten sich die Verletzungen, die den Center an das Ende der Bank ketteten. Die Bilanz in zwei Halbjahren: zwei Spiele in Jahr 1 und fünf in Jahr 2.
Danach? Getradet. In Portland beendete er die vergangene Saison mit 15 Auftritten ohne überzeugen zu können.

Thabeet konnte nicht viel dafür, in die denkbar ungünstigste Situation gedraftet zu werden. Aber es hätte auch anders kommen können, als die Thunder im Draft direkt nach den Grizzlies an der Reihe waren. In Oklahoma City bewachten damals Nenad Krstic und Jeff Green den Korb, sodass es kein Geheimnis war, wer auf dem Draftboard ganz oben stand. Gerüchten zufolge hatte sich General Manager Sam Presti mit keinem Spieler der Draftklasse so sehr beschäftigt, wie mit Thabeet. Angeblich sollte er ihn sogar "zu 100% ziehen", wenn er noch zu haben sei. Das Risiko bei einem rohen Spieler wie Thabeet war natürlich enorm, doch die Thunder hatten bereits gezeigt, wie sie junge Talente zu gestandenen NBA Spielern formen konnten.

Nun ist er also dort angekommen, wo er allen Anschein nach schon vor drei Jahren gelandet wäre, wenn Chris Wallace und seine Kollegen bei den Grizzlies ein besseres Händchen bewiesen hätten.
Die Thunder sehen heute immer noch eine Chance, aus dem Big Man eine Verstärkung machen zu können, nachdem sie mit Serge Ibaka ein ähnliches Projekt zum Blühen gebracht haben. Es wäre sonst auch nur schwer zu erklären, dass ihn Sam Presti zum bestbezahltesten Free Agent der Thunder seit Nenad Krstic macht. Sein Vertrag über drei Jahre und 3,6 Millionen beinhaltet jedoch nur geringes Risiko, da ihn die Thunder nach Jahr 1 auflösen können, sollte das Experiment scheitern.
Und auch Thabeet scheint den Ernst der Lage erkannt zu haben. Er sprach bei seinem ersten Interview in OKC von "Neustart" und davon, die Vergangenheit hinter sich lassen zu wollen.

Nachdem er in jener Vergangenheit zu oft im Nachleben und zu selten in der Trainingshalle unterwegs war, entschied er sich im Sommer für das langweilige Oklahoma City. Dort, wo sie noch an ihn glauben und die Stars schon zwei Stunden vor dem Training in der Halle sind.
Es könnte schon die letzte Chance sein, einen Fuß in die schwere Tür der NBA zu bekommen. Zwar haben sich andere Fehlgriffe immer irgendwie auf der großen Bühne halten können, jedoch klammern sich Kwame Brown und Co. meistens an zumindest eine Sache, die sie überdurchschnittlich gut können. Diese war bei Thabeet bisher bestenfalls nur zu erahnen.
Scott Brooks zeigte sich schon im Training Camp und in der Preseason von seiner Neuerwerbung begeistert: "We love what he does. He sets good screens, keeps some balls alive and defensively he does what he's supposed to do, just alter and change shots."

Neben seiner defensiven Präsenz zeigte er sich beim Defensivrebound sehr fähig und scheute sich nicht davor, freien Bällen hinterher zu hetzen. Es war aber auch zu beobachten, wo der Schuh in seinem Spiel drückt.
Offensiv wirkt er nur an der Freiwurflinie und direkt am Korb selbstbewusst. Außerdem fehlt es ihm an Stärke im Unterkörper, was ihm die Körperspannung eines Regenwurms beschert und für ihn oft auf den Hallenboden endet.
Trotz allem waren seine positiven Auftritte in der Preseason wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass die Thunder Ersatzcenter Cole Aldrich abgegeben und dem Neuling die Schlüssel überreicht haben.
Bisher stand der größte Spieler der Liga in dieser Saison 13,6 Minuten pro Spiel auf dem Feld, was aktuell sogar seinen Karrierebestwert aus seiner Rookiesaison (13 Minuten) übertreffen würde. Immerhin ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

(Und auch das große Mysterium um den orangenen Fleck in seinem Haar wurde entschlüsselt. Er trägt ihn zu Ehren seiner Eltern, die in seiner Heimat Ritter eines Stammes sind.)
Aufrufe: 7058 | Kommentare: 13 | Bewertungen: 13 | Erstellt:10.11.2012
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KOMMENTARE
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duderino11
11.11.2012 | 00:29 Uhr
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duderino11 : 
11.11.2012 | 00:29 Uhr
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duderino11 : 
sehr gut wie immer beim diddler

wenn eine franchise ihn auf den richtigen weg bringen kann, dann die thunder. hat schon gezeigt das er als back-up nützlich sein kann.
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Peros69
10.11.2012 | 23:28 Uhr
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Peros69 : 
10.11.2012 | 23:28 Uhr
-1
Peros69 : 
Auf jeden Fall interessantes Projekt der Thunder. Könnte sich auszahlen und ist wie du auch sehr treffend sagst eine Investition mit geringem Risiko.
Gut geschrieben, schön recherchiert (wobei du das bestimmt nichtmal großartig musst als inofizieller OKC-Mitarbeiter, oder?) : passt!
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