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mySPOX-Stammtisch


Gründer: Karrramba | Mitglieder: 163 | Beiträge: 22
Von: Maxi_FCB
10.02.2014 | 3753 Aufrufe | 6 Kommentare | 4 Bewertungen Ø 7.0
Der HSV vor dem Endspiel in Braunschweig
Hamburch, meine Perle...
Der Versuch einer Analyse über die Krise des HSV

Felix Magath also. Oder doch nicht? Die einstige HSV-Ikone heizte am gestrigen Sonntag mit einem mehr als merkwürdigen Eintrag auf Facebook die Spekulationen an, wonach "Felix Allmächtig" den HSV, als Vorstand/Manager/Trainer oder eben alles zusammen, vor dem Absturz in Liga 2 retten solle. Als dann gestern der "ruhmreiche" HSV-Aufsichtsrat in einem Hamburger Hotel zu einer konspirativen Sitzung zusammenkam, um über die Zukunft der führenden Exekutivkräfte des Vereins zu beraten, schien sich das Fallbeil über Jarchow, Kreuzer und Van Marwijk endgültig zu senken, die Inthronisierung Felix Magaths nur noch eine Frage der Zeit. Denkste! Das hoffnungsfrohe Ergebnis der fast ganztägigen Marathonsitzung: Nichts. Weiter so. Wenn man heute beim HSV A vermutet, kommt nicht B, nicht C, sondern meist ß heraus.

Der altehrwürdige HSV, einst prächtiges Flaggschiff des hohen Fussball-Nordens, gleicht dieser Tage eher der von einem Problem ins andere schippernden "Black Pearl" aus Disneys Piraten-Saga "Fluch der Karibik": Ständig wechselnde Kapitäne, teilweise ulkigere Gestalten als der großartige Jack Sparrow und eben die ständige Tendenz dazu, von einem Missgeschick ins nächste zu gelangen. Doch der HSV gleicht nicht der "Black Pearl", die am Ende doch jede Schlacht gewinnt. Es fehlt ein mutiger Will Turner, es fehlt eine intelligente Elizabeth Swann, es fehlt das Genie eines Jack Sparrow.
Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, es ist Punkt zwölf für den Bundesliga-Dino. Der HSV befindet sich tief in der Negativspirale, tief im Abstiegssog, ähnlich der "Pearl" im dritten Teil der Disney-Saga.

"Hamburchs Perle" am Abgrund. At World's End. Wie konnte man so weit sinken, wie setzt man die Segel für den Aufbruch gen sicheres Festland?

Geradlinig gen Abgrund

Ich muss zugeben, ich verfolge die Entwicklung des HSV noch nicht lange genug, um bis in vergangene Jahrzehnte zurückzublicken, wo das Übel vermutlich erstmals Wurzeln geschlagen hat. Also setzen wir den Anfang des Rückblicks auf 2008.
Nachdem Superstar Rafael van der Vaart bereits vergangenen Sommer mit einem Wechsel an die spanische Mittelmeerküste, nach Valencia, kokettierte, machte er im Jahr darauf mit dem Wechsel zu den "Königlichen" dann den Schritt, der zwar im Hinblick auf seine Entwicklung folgerichtig erschien, doch den HSV mit dem Verlust seines Leistungsträgers und seiner Identifikationsfigur mitten ins rautenförmige Herz traf. Auf der anderen Seite wurde der Wechsel mit 15 Millionen Euro Ablöse auch angemessen versilbert.


15 Millionen Euro. Dazu kommen noch 8,5 Millionen für den Dauer-Rekonvaleszenten Vincent Kompany. Die Online-Manager unter uns werden wissen, von was ich spreche: Das ist eine Menge Holz. Vielleicht zu viel, weil es zu sorglosen Einkäufen verleitet.
Nach Platz 4, der zur Teilnahme am UEFA-Cup berechtigt, wollte man wieder dahin, wo man sich ohnehin sah: In die Champions League. Also nimmt man die Millionen aus den Verkäufen plus ein wenig was aus der Portokasse und verpulvert es. 9 Millionen für Supertalent Thiago Neves, 8 Millionen für Marcell Jansen, 7,3 Millionen für Mladen Petric, 6,4 Millionen für Alex Silva. Was kostet die Welt?
Im Winter lässt man noch Nigel de Jong für unmoralische 18 Millionen ziehen, so dass am Ende sogar ein Transferplus von 10 Millionen steht.

Was die Transferbilanz allerdings verschweigt: Im Hintergrund wachsen und wachsen die Gehälter. Gehalts- und Etattechnisch müsste man eigentlich ein Abonnement auf die Champions League erkauft haben, doch am Ende steht Platz 5, die dreifache Demütigung in Liga, Pokal und UEFA-Cup durch den Nord-Nachbarn aus Bremen inklusive.

Im folgenden Sommer verschwand dann in Dietmar Beiersdorfer das sportliche Know-How endgültig aus der Hansestadt.

Ivica Olic musste man ablösefrei gen Süden ziehen lassen, Thiago Neves verkaufte man mit verhältnismäßig geringen 2 Millionen Verlust nach Saudi-Arabien und auch Trainer Martin Jol zog sich aus privaten Gründen wieder ins Land der Tulpen zurück.
Dazu kommen Knallerkäufe a la Marcus Berg (10 Mio), David Rozenahl, der für einen 29-Jährigen angemessene 6 Millionen Euro kostete und auch Robert Tesche, heute nur noch Ladenhüter, wurde von der Bielefelder Alm an die Elbe hinabgetrieben. Andererseits muss man, zur Verteidigung von Chefeinkäufer Bernd Hoffmann mitsamt des blassen sportlichen Leiters Bastian Reinhardt, auch die Käufe von Eljero Elia und Ze Roberto vorbringen.

Doch weder diese, noch Weltstar Ruud van Nistelrooy konnten das Verpassen des europäischen Geschäfts, verbunden mit der Entlassung von Bruno Labbadia, verhindern.

Als man erkannte, dass man vielleicht doch vorsichtiger mit Transfers teurer Spieler aus dem Ausland sein sollte, schwenkte man den Blick ins Inland: Heiko Westermann, Gojko Kacar und Dennis Diekmeier für zusammen knapp 15 Millionen Euro wurden in den Norden geholt, finanziert durch den Verkauf von Abwehrtalent Jerome Boateng an das neureiche Manchester City.
Am Ende sprang trotz der Demission von Armin Veh und der Inthronisierung von Michael Oenning nur Platz 8 heraus, zu wenig, um auf Dauer weiterhin eine solche kostspielige Einkaufspolitik zu betreiben.

Der HSV zog also seine Konsequenzen aus dem erneuten Verpassen des internationalen Geschäfts und dem sukzessiven Engerwerden der Finanzschlinge um den Hals des Dinos: Bernd Hoffmann und Bastian Reinhardt wurden geschasst, in Frank Arnesen ein Manager von großen FC Chelsea geholt und die teuren Missverständnisse mit David Rozenahl, "Van The Man" und Alex Silva beendet.
Was im ersten Moment wie ein hoffnungsvolles Signal zum Aufbruch in eine bessere Zeit aussehen mag, entpuppt sich als weiterer Schritt in die sportliche Tristesse.
In Ze Roberto, Piotr Trochowski, Joris Mathijsen und Eljero Elia verließen wichtige sportliche Stützen den Verein, Arnesen kaufte in Michael Mancienne, Jeffrey Bruma, Slobodan Rajkovic, Jacopo Sala und Gökhan Töre nahezu die gesamte Chelsea-Reserve leer und auch Michael Oenning musste bereits im Oktober die Segel streichen.
Der Wechsel zu Thorsten Fink und die vermeintliche Stärkung durch die Talente von der Chelsea-Farm blieb aber nicht ohne Wirkung: Man glaubt es kaum, es wurde noch schlechter. Platz 15, nur eine Position über dem Relegationsplatz.

Als dann auch der Start in die neue Saison, trotz der Verpflichtung von Goalgetter Artjoms Rudnevs und Nationalkeeper Rene Adler, gründlich in die Hose ging, sah man sich zu einem finalen Befreiungsschlag gezwungen: Milan Badelj, Petr Jiracek und nicht zuletzt, der große Hoffnungsräger, Rafael van der Vaart sollten den HSV mit aller Macht wieder nach oben hieven, am besten ins internationale Geschäft - koste es was es wolle, Kühne wird es schon richten.


Letztendlich ging der Plan fast auf. Im Schneckenrennen um die Euro-League war der HSV bis zuletzt dabei, im letzten Spiel bekam man allerdings den späten Knockout gegen Leverkusen, Frankfurt rettete den Euro-League-Platz vor den Hanseaten.
Doch man sollte sich nicht täuschen lassen: Platz 7 liest sich im Verhältnis zur vorigen und auch zur jetzigen Saison ganz adäquat, doch 48 Punkte mit einem deutlich negativen Torverhältnis zeigen, dass die Saison 2012/13 gewiss nicht durchgängig positiv zu bewerten ist. Schließlich ist man wieder nicht an die großen internationalen Fleischtöpfe gelangt, die so bitternötig gewesen wären. Also musste Arnesen (folgerichtig) seinen Hut nehmen, KSC-Manager Oliver Kreuzer übernahm das Ruder.


Da sich nun auch die finanziellen Nachwehen des Einkaufsrauschs im Spätaugust 2012 einstellten, musste man Top-Talent Son unters Bayer-Kreuz ziehen lassen, Hoffnung versprühten einzig die Ankunft des schon lange verpflichteten Talents Hakan Calhanoglu sowie die Ausleihen von Johan Djourou und Pierre-Michel Lasogga.
Tatsächlich stachen Lasogga und Calhanoglu auf Anhieb, doch zwei Top-Spieler alleine reichen einfach nicht. Van der Vaart läuft seit dem Januar 2013 seiner Form hinterher, wenige Ausnahmen bestätigen nur die Regel, die Abwehr ist, egal ob mit Sobiech, Djourou, Tah oder Heiko Westermann, ein Dauerärgernis und so litten die Ergebnisse. Der Aufschwung nach der Verpflichtung von Trainer Bert van Marwijk? Nur ein Strohfeuer.

Was bittererweise mit der aufgezeigten katastrophalen Einkaufspolitik einhergeht, ist eine grausige Missachtung des vorhandenen Personals. Alex Meier trifft bei Frankfurt nach Belieben, Eric-Maxim Choupo-Moting ist einer der Schlüsselspieler in Mainz, Artjoms Rudnevs blüht nach dem Wechsel zu Hannover wieder auf, Vadis Odijdja-Ofoe zieht die Fäden im Mittelfeld des FC Brügge, Jerome Boateng ist im Augenblick der wohl beste Innenverteidiger Deutschlands und Sidney Sam wirbelt, assistiert und knipst Leverkusen auf Champions League-Kurs.
Der bitterste Abgang ist allerdings der, der am logischsten erschien: Vincent Kompany, für 10 Millionen geholt, kam aufgrund von Verletzungen so gut wie nie zum Zuge. Als dann Manchester City 8,5 Millionen bot, schien das Angebot verlockend, da man so den Verlust einigermaßen gering halten konnte - heute ist er, trotz nach wie vor vorhandener Verletzungsanfälligkeit, der wohl beste Innenverteidiger Englands und Kapitän beim englischen Meister von 2012.

Zu viele Köche

...verderben den Brei. Sagt man. Ist aber nicht zwangsläufig so. 11 Mitglieder fasst der oft gescholtene HSV-Aufsichtsrat, das Aufsichtsgremium meines Herzensvereins hat mit 9 Mitgliedern auch nur zwei weniger als das der Hanseaten. Der Unterschied: Wirtschaftliche, wie sportliche Kompetenz auf der einen Seite, Komödiantenstadl und Ränkespiele auf der anderen Seite. Während beim FC Bayern Wirtschaftsgrößen a la Martin Winterkorn (VW), Rupert Stadler (Audi), Timotheus Höttges (Telekom), Herbert Hainer (Adidas) oder Helmut Marktwort (Focus) die AG beaufsichtigen, schaffte es Ali Eghbal (Witze über den Namen sind ausreichend gemacht) durch einen angedeuteten Striptease, der mit dem Entblößen eines HSV Trikots endete, in das mächtigste Gremium des großen HSV.

Die Diskussion um die Vereinsstruktur ist, so denke ich, zu Genüge durchgekaut und ja jetzt auch - zumindest vorläufig - beendet, der letzte Segen von Dreivierteln der HSV-Mitglieder steht allerdings noch aus.

Es ist aus meiner Sicht die richtige Entscheidung, zu oft wurden sportlich erhebliche Plebiszite durch einfache folkloristische oder auch populistische Beeinflussung entschieden. Zu selten stand sportliche wie wirtschaftliche Kompetenz im Vordergrund. Die Konsequenz ist ein Aufsichtsrat, der sich intern spinnefeind ist und in dem den handelnden Akteuren mehr daran gelegen scheint, den Gegner zu unterminieren anstatt zum Wohle des HSV zu handeln. Ganz im Gegenteil: Diverse gezielte Indiskretionen haben dem öffentlichen Ansehen, aber auch dem Verein an und für sich großen Schaden zugefügt.

So kamen Entscheidungen zustande, die ich bis heute nicht in Gänze verstehe. Wieso macht man einen Politiker/Geschäftsmann ohne nennenswerte sportliche Expertise, wie eben Carl Edgar Jarchow zum Vorstandsvorsitzenden? Wieso stellt man ihm in Oliver Scheel und Joachim Hilke nur einen Anwalt und Supporter bzw. einen Sportvermarkter an die Seite, die ebenso keinerlei praktische Erfahrung im exekutiven Fussballbereich vorweisen können. Auch im Aufsichtsrat sehe ich nicht einen einzigen (zumindest keinen mir bekannten) Ex-Fussballer oder zumindest Ex-Funktionär.

Daraus folgt eben, dass man mehr auf klangvolle Namen, anstatt auf wirkliche Klasse vertraut. Und das kann bitter werden, so geschehen bei Frank Arnesen.
Zu allem Überfluss kommt noch ein Investor, der so wenig Ahnung vom Fussball hat, wie er Vertrauen in die handelnden Akteure zeigt. Er machte den HSV-Verantwortlichen die überteuerte und bislang noch nicht lohnende Rückholaktion von Rafael van der Vaart durch eine großzügige Eigenbeteiligung schmackhaft, beschimpfte Manager Kreuzer als "Drittligamanager" und gibt prinzipiell zu allen Vorgängen beim HSV ungefragt seine Meinung ab. Wirkliche Unterstützung des eigenen Lieblingsklubs sieht ganz gewiss anders aus.

Zum (Un-)Glück (?) des HSV macht der meist auf Mallorca befindliche Logistikunternehmer weitere Investitionen, ebenso wie andere mögliche strategische Partner, von der Ausgliederung der Profiabteilung abhängig.
Doch letztlich kann eine Umstrukturierung eben nur interne, strukturelle Probleme lösen, die sportlichen Ergebnisse werden letztlich durch Leistung auf dem Platz erzielt, egal ob e.V., AG, KGaA, GmbH oder Co.KG.

Der fliegende Holländer und seine Crew

Und dort sieht es im Moment düsterer aus, als auf der "Flying Dutchman" von Kapitän Davy Jones.
Während der eine die Schuld dafür in der Vergangenheit des HSV sucht, sucht sie der andere in der wirren Vereinsstruktur und wieder ein anderer sieht vor allem das aktuelle Personal in der Verantwortung.
Doch, wie so vieles im Leben, ist das jetzige Siechtum des Bundesliga-Dinos nicht monokausal.

Aber eins ist sicher: Das aktuelle Personal ist gewiss nicht schuldlos. So musste Manager Kreuzer zwar Fehler bei der Kaderzusammenstellung seiner Vorgänger ausbaden, z.B. sind Arnesens Rajkovic und Mancienne noch heute Ladenhüter beim HSV, auch auf Robert Tesche und Gojko Kacar, die einst unter Bernd Hoffmann und Bastian Reinhardt geholt wurden, sitzt der Ex-Bayernspieler noch heute, doch mit Djourou, Zoua oder Bouy lag auch Kreuzer böse daneben.
Zudem wirkt seine Außendarstellung nicht wirklich souverän. Die Attacke von Kühne konterte er sichtlich angesäuert ("älterer Herr auf Mallorca"), zudem hat er mit diversen Brandreden zu Saisonbeginn sein Pulver dahingehend offensichtlich schon verschossen.

Auch Bert van Marwjik hat mit seiner aufreizenden Gelassenheit, einigen über-optimistischen Aussagen und nicht zuletzt seinen ständigen, teils wirklich unangemessenen Reisen in die Heimat viel Kredit verspielt. Er ist wohl das schwächste Glied in der Kette, das am einfachsten zu opfernde allemal.

Doch auch sportlich hat er sich nach gutem Start angreifbar gemacht: Dauerhafte Fortschritte sind nicht zu erkennen. Der HSV stellt die Schießbude der Liga, man hat in der gesamten Rückrunde nicht ein einziges Tor geschossen (Torverhältnis 0:9), die letzten 6 Spiele in Folge wurden verloren.
Fraglich ist, inwieweit das Van Marwjiks Schuld ist. Prinzipiell halte ich den Niederländer für einen kompetenten Fussballlehrer, schließlich führt man die Niederlande nicht mal eben ins WM-Finale, um dann dort Spanien in einem engen Duell knapp zu unterliegen. Auch beim BVB verwaltete er den Scherbenhaufen nach der Fast-Insolvenz doch ganz ansehnlich. Er hat die Erfahrung und eine stoische Ruhe, von der ich dachte, dass sie den hektischen Klub von der Elbe ein wenig zur Ruhe bringen könnte.

Inzwischen wirkt selbst der Stoiker aufgekratzt, die ständigen Fragen nach seiner Zukunft, das Infragestellen seiner Leistung und seiner Methoden nerven ihn merklich. Es wirkt zudem, als würde der Holländer nicht mehr bis zur Mannschaft durchdringen, zu oft kündigt er Besserung an, um dann doch eine leblose Leistung seines Teams betrachten zu müssen.


Was man Van Marwjik allerdings zweifelsohne vorwerfen kann, sind einige taktische Fehler: Obwohl die Abwehr das offensichtliche Problem des HSV ist, spielt man dennoch jedes Spiel auf Ballbesitz und macht sich angreifbar gegen konterstarke Teams, wie jüngst gegen Hoffenheim oder Hertha gesehen. Obwohl ein Heiko Westermann von einer Verlegenheit in die andere stürzt (4 gewonnene Zweikämpfe gegen die Hertha!), obwohl ein Johan Djourou nichts als Unsicherheit bringt, durften beide gegen die Hertha beginnen. Wieso z.B. ein Slobodan Rajkovic nicht noch eine Chance erhält? Man weiß es nicht. Wieso der Trainer, wenn er die fehlende Härte seiner Spieler beklagt, nicht auf einen beinharten Zweikämpfer wie Tomas Rincon vertraut? Van Marwjiks Geheimnis.
Wieso mit konstanter Boshaftigkeit ein Jacques Zoua auflaufen darf? Keine Ahnung.
Es würde dem HSV zur Zeit besser zu Gesicht stehen, sich tiefer zu positionieren und mit schnellen Leuten wie Ola John, Hakan Calhanoglu oder Ivo Illicevic umzuschalten.

Doch last, but not least: Die Hauptschuld sehe ich bei der Mannschaft. Der HSV hat eine wesentlich höhere individuelle Klasse als Hannover, Freiburg, Nürnberg oder Augsburg und doch schlagen alle diese Klubs dem HSV momentan ein Schnippchen. Ein einst hochgehandelter Marcell Jansen lässt Jefferson Farfan schalten und walten wie es dem Peruaner beliebt, ein Rafael van der Vaart ist mehr damit beschäftigt sein Privatleben als seine Mannschaft zu sortieren, von Deutschlands Nr.2 habe ich schon lange kein Spiel mehr gesehen, welches diesen Status rechtfertigen würde und ein Heiko Westermann, naja, schwamm drüber.


Es stellt sich bei mir das Gefühl ein, dass diese Mannschaft untrainierbar ist. So viele sind an ihr gescheitert, so viele Hoffnungen hat sie enttäuscht. Die Mannschaft wirkt einfach nur noch leblos, die erfahrenen Spieler nach dem x-ten 0:3 ratlos und apathisch. Es werden immer dieselben vorgeschickt, das Unerklärliche zu erklären, sie müssen ihren Kopf in der Öffentlichkeit hinhalten, während sich andere einfach wortlos verdrücken.
Auch die miserable Laufleistung deutet auf eine mangelnde mannschaftsinterne Solidarität hin.


Unabhängig vom weiteren Saisonverlauf: Im Sommer wird man nicht um einen großen, tiefgreifenden Umbruch im Kader herumkommen.


Land in Sicht?

Wie kann ein Weg aus der Abwärtsspirale gefunden werden?
Die Ausgliederung der Profiabteilung ist ein erster Schritt, immerhin zur wirtschaftlichen Konsolidierung, doch, wie schon gesagt, gewiss kein Allheilmittel. Zudem könnte der Schuss sogar nach hinten losgehen, wenn der HSV tatsächlich den Gang in Liga 2 antreten muss und der Wert der neugeschaffenen HSV-Anteile aufgrund mangelnder Nachfrage rapide sinken würde.

Der zweite Lösungsansatz trägt den Namen Felix Magath. Die einstige HSV-Ikone hat ihr Interesse an einem Job beim Dino mehrfach relativ frei von Subtilität angedeutet. Auch einige Aufsichtsräte, sowie ein Großteil der HSV-Fans kokettiert mit einem Engagement von Magath, notfalls in ähnlich allmächtiger Position wie seinerzeit auf Schalke oder in Wolfsburg.


Mich persönlich wundert allerdings, wie unkritisch die Personalie Magath in der Hansestadt gesehen wird. In jedem anderen Standort in Deutschland wird Quälix wesentlich kritischer gesehen, eben wegen der Erfahrungen in Wolfsburg und Schalke, wo man jahrelang mit der Beseitigung der Schäden der Ära Magath beschäftigt war oder in der Autostadt noch ist. Dort blähte er die Kader auf um die 40 Mann auf, teilweise mit so völlig sinnbefreiten Transfers wie Ali Karimi, Hans Sarpei, Thomas Hitzlsberger oder Ferhan Hasani und machte sich mit seiner Menschenführung viele Feinde.

Andererseits verhalf Magath bei Stuttgart Talenten wie Kevin Kuranyi, Andreas Hinkel oder Aleksander Hleb zum Durchbruch und führte die Schwaben in die Champions League, Bayern machte er zum doppelten Double-Sieger, Wolfsburg zum Sensationsmeister und rettete eben diese bei seinem zweiten Engagement vor dem Abstieg.
Darüberhinaus: Auf Schalke, wo Magath heute nahezu nur noch als Unheilsbringer gesehen wird, wirkte er mit den Transfers von Klaas-Jan Huntelaar, Jefferson Farfan und Kyriakos Papadopoulos, sowie mit der Beförderung eines gewissen Julian Draxler maßgeblich an der Zusammenstellung des heutigen Kaders mit.

So krude das klingen mag: Felix Magath ist vielleicht mit seiner verqueren Art der einzige, der diese HSV-Mannschaft noch wiederzubeleben vermag. Fitness und Disziplin würden gewiss wieder auf der Agenda stehen, auch in taktischer Hinsicht traue ich ihm das Beheben der defensiven Mängel zu. Er ist womöglich derjenige, der das eigentlich stimmungsvolle und begeisterungsfähige HSV-Umfeld nochmal in Euphorie versetzen kann.

Es wäre allerdings wichtig, ihm in einem Manager ein Korrektiv an die Hand zu geben, dass seine Kaderzusammenstellung nicht ähnlich weit aus dem Ruder läuft, wie auf seinen vorigen Stationen.

Doch letztlich wird auch eine Verpflichtung Felix Magaths nur als Nebelkerze dastehen, wenn nicht wenigstens in den kommenden Monaten ein Burgfrieden an der Alster herrscht. Die Aufsichtsräte sollten ihre persönlichen Befindlichkeiten und Animositäten wenigstens einmal zugunsten des Vereins zurückstellen, an einem Strang ziehen und die getroffene Entscheidung, egal ob sie einem passt oder nicht, mittragen, zumindest öffentlich.
Auch die Fans sollten der Mannschaft nicht noch weiter das Vertrauen entziehen.


Geschlossenheit zeigen, das muss die Devise, das muss die Losung in den kommenden Monaten sein.

Denn entgegen anderslautender Ansichten wäre der Gang in Liga 2 für den HSV der Super-GAU. Die Verbindlichkeiten würden ins Unermessliche steigen, man müsste Spieler zu Ramschpreisen veräußern und die neugeschaffenen Anteile würden einen immensen Wertverfall erleiden. Von wegen reinigendes Gewitter. Von wegen Reset. Es liegt im Bereich des möglichen, dass bei einem Abstieg die Lichter komplett ausgehen würden.
Das gilt es zu vermeiden. Denn bei allem Hohn und Spott: Ich finde, der HSV gehört in Liga 1, wie die Limonade ins Alsterwasser. Es wäre eine Schande, würde der Dino aussterben. Um es mit einem bekannten kirchlichen Würdenträger zu sagen: "Ein HSV ersetzt mir vier RB Leipzigs."

Im Übrigen: Die "Black Pearl" hat den Kampf gegen die "Flying Dutchman" gewonnen und sich aus dem Strudel befreit. Immerhin ein gutes Omen für "Hamburchs Perle" in stockdusteren Tagen...

KOMMENTARE
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rasenmäher
13.02.2014 | 15:41 Uhr
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rasenmäher : guter Blog
13.02.2014 | 15:41 Uhr
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rasenmäher : guter Blog
...als Zusammenfassung der letzten Jahre mit deutlicher Bewertung. Diese könnte auch von mir sein.

Die eigentliche Ursache liegt allerdings schon weiter zurück. Der HSV hat sich auf der starken Generation der 80iger Jahre und deren Erfolgen zu lange ausgeruht. Mit den Erfoglen kamen all diese Undurchsichtigen Personen die heute im Aufsichtsrat sitzen. Ein Kontrollgremium das mit seiner Mehrheit üer alle Ausgaben über 50.000€ entscheiden muss.

Wo gibts denn das?

Jarchow als Geschäftsführer muss also bei jedem Geschäftsvorgang der 50 Ts€ übersteigt bei den Herren vorstellig werden. Dann ist die Frage wie die das beurteilen. Über die Kompetenz der Herren ist hinlänglich geschrieben worden. Mit Verlaub, ein Millionenunternehmen führen und die GF haben ein Entscheidungsvolumen von 50 Tausend Euro?

Die Satzung und die Dienstleisterverträge der GF müssen wohl noch aus der Zeit stammen als Felix Magath den HSV zum Sieg im Europapokal der Landesmeister schoß.

Verantwortlich? Allein der Aufsichtsrat, der ja über alles entscheided, die Verantwortung und die Schuld jedoch gerne auf die "Ausführenden" schiebt.

Fußballkompetenz gab es in den Vergangenen 3 Jahrzehnten genug, rund um den Vokspark. Die Herren Allmächtig haben es aber gerne vermieden diese in den AR zu holen, oder dort zu belassen. Warum?

Wenn 10 inkompetente mit 1 Kompetenten am Tisch sitzen, zu welchem Ergebnis kommt man dann? Keine Frage warum viele der in Frage kommenden Personen bisher abgewinkt haben.

Diese Herren klammern sich wie Politiker an Ihren Stuhl. Sie verstehen weder die Probleme in der Mannschaft, noch hatten sie die wirtschaftliche Kompetenz den Verein (bei einem Riesenumsatz) verlustfrei zu führen.

Warum Magath? Er hat den Stallgeruch, er ist eine HSV-Legende. Wenn er es nicht schafft Alle zu einen um an einem Strang zu ziehen, wer sonst?

Es wäre eine letzte grosse Aufgabe für Felix Magath in Deutschland, bei seinem Verein.
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neo123
13.02.2014 | 15:28 Uhr
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neo123 : 
13.02.2014 | 15:28 Uhr
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neo123 : 
Der HSV muss besser stehen!

Oder besteht der Kader echt nur aus Namen? Ein Aogo suspendieren sie und er ist Stamm bei uns. Einen Rudnevs suspendieren sie und er ist bei Hannover Stamm, Skjelbred ist bei Hertha Stamm.

... und alles Vereine, die nur leicht besser stehen!

Und ich sag mal n Drobny wäre auch bei so einigen Vereinen, die mehr Punkte haben, Stammkeeper. Rajkovic halte ich auch für unterschätzt. Adler, van der Vaart, Jansen, vielleicht noch Westermann: das sind gestandene (National-)Spieler!!

Calhanoglu, Lasogga, Badelj, Tah, oder auch noch Beister, das sind ja wohl Top-Talente?!

Da MUSS irgendwas ganz gewaltig schief laufen!! Die MÜSSEN doch wohl besser stehen?!

(Obwohl ich es ja vor der Saison auch schon befürchtet habe, weil bereits in den letzten ohne die individuelle Leistung von Son wirklich nicht viel ging!)
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Maxi_FCB
10.02.2014 | 20:57 Uhr
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Maxi_FCB : 
10.02.2014 | 20:57 Uhr
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Maxi_FCB : 
@HSV_in_Portugal:
Es ist alles andere als meine Absicht als aus arroganter Bayern-Sicht einfach mal "die Gunst der Stunde und ein bisschen auf den HSV einzuhauen". Ich hege durchaus Sympathien für den HSV und mir tut dieser ganze Spott der auf den HSV einprasselt durchaus weh, denn wie gesagt, der HSV gehört einfach in die Bundesliga und ich mag ihn wesentlich mehr als viele viele andere Bundesligisten.
Aber, ganz ehrlich, manchmal kommt man beim Blick auf die jüngere Geschichte einfach nicht um einen zynischen Satz herum, dazu ist zu viel vorgefallen. Dass dir das wie blindes Einprügeln vorkommen mag, dafür habe ich durchaus Verständnis.

Dass du nichts neues erkennst, ist eigentlich wenig verwunderlich. Ich bin nur ein Ottonormal-Bürger, habe keine übermäßigen taktischen Kenntnisse, geschweige denn Insider-Infos. Wenn man viele Artikel über seinen Verein liest, ist es auch irgendwo klar, dass man alles schonmal gelesen hat. Ich habe versucht hier und da eine persönliche Einschätzung einzustreuen, habe z.b. Van Marwijk und Kreuzer nicht so negativ beurteilt wie das teils öffentlich getan wird und habe auch Felix Magath nicht als Parasit dargestellt, der umgeht und Vereine zerstört, wie das heute teilweise vertreten wird.
Wenn du der Meinung bist, dass mir das nicht gelungen ist, ist das eine Kritik mit der ich leben kann, weil sie konstruktiv ist.

Es fällt mir darüberhinaus schwer, eine konkrete Perspektive aufzuzeigen, da im Moment ja unklar ist wie es weitergeht. Gewinnt man gegen Braunschweig nicht, ist Van Marwijk wohl weg. Wer kommt dann? Gehen auch Kreuzer und Jarchow? Welche Philosophie brächte der Neue mit? Null Ahnung. Das wäre ein munteres Stochern im Nebel, deswegen hab ich mich da beschränkt.

Zu einer Kaderanalyse sehe ich einfach zu wenig HSV-Spiele über die volle Distanz.
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trabajador
10.02.2014 | 19:08 Uhr
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trabajador : 
10.02.2014 | 19:08 Uhr
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trabajador : 
Die Artikel kann man ja wohl kaum vergleichen, so viel Mühe, wie du dir mit der Recherche gegeben hast. Gefällt mir sehr, vielleicht auch, weil ich emotional weit genug vom HSV weg bin. ;)
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hsv_in_portugal
10.02.2014 | 18:00 Uhr
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10.02.2014 | 18:00 Uhr
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Ist ja schon zu spät, ist nun draussen...
sehe es eher wie eine Aufzählung, denn eines Blickes auf mögliche Veränderungen ...
Wie viele andere Blogs/Artikel auch: Die Gunst der Stunde nutzen und ein bischen auf den HSV einhauen.
Eine echte Perspektive aufzeigen fehlt komplett, genau wie eine echte Beleuchtung des Kaders.

Alles in Allem fehlt es mir hier an Persönlichkeit, wirkt wie ein blankes Auflisten und Zusammenwürfel der aktuellen Artikel über den Verein.
Ich erkenne nichts Neues ...
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Maxi_FCB
10.02.2014 | 16:58 Uhr
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Maxi_FCB : 
10.02.2014 | 16:58 Uhr
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Maxi_FCB : 
Musste gerade mit Erschrecken feststellen, dass trabajador das Thema kurz vor mir behandelt hat, naja call me KTMNJJPFJS FzG...

Hoffe, dass die HSVler@Spox mir als Bayern-Fan diese kritische Sichtweise auf ihren Verein gestatten.
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