Der Fußball ist einer der am weitesten verbreiteten religiösen Aberglauben unserer Zeit. Er ist das wirkliche Opium des Volkes. (Umberto Eco)

So da ist er, mein erster Blog hier bei Spox. Man muss ja mal anfangen. Warum ausgerechnet die N11 und nicht der Effzeh, egal. Ich versuche die wichtigen Spiele ob nun N11 oder CL gemeinsam mit Freunden in einer Sportsbar zu sehen. Da wird gemeinsam gefeiert, geflucht oder auch gegenseitig getröstet. Und sei es mit Gerstensaft. Bei 3 bestimmten Spielen davon reichlich.

Freitag Abend in Dublin so gegen 22:32 Ortszeit. Deutschland führt entspannt gegen die tapferen Iren mit 6:0 und da passiert es: Keogh (lt. spox) alleine vor Manuel Neuer und eine Weltklasseparade von der Nummer 1 im deutschen Tor folgt. Das aus der darauf folgende Ecke das Ehrentor für Irland fiel sei geschenkt. Wenn ein Torwart einen geruhsamen Abend erlebt, es nebenbei regnet und kalt ist, dann muss er auf den Punkt da sein, wenn die Mannschaft ihn gebraucht. Wie eben in der 92. Minute von Dublin. Und Manuel war nicht nur da sondern hat Deutschland wiedereinmal den Sieg gerettet. Stopp. Hat er eben nicht, denn es stand ja nicht 1:0.

Ich habe die Karriere von Manuel Neuer so gut verfolgt wie es möglich war. Starke Auftritte mit Schalke im Europapokal (man erinnere sich an das Spiel gegen Porto oder auch in Manchester) und auch die U21 Europameisterschaft 2009 haben ihn dann 2010 zur Nummer 1 in der Nationalmannschaft gemacht. Der Umzug nach München war nur eine Frage der Zeit. Dort sollte er die Nachfolge der Torwartgrößen Maier, Pfaff und Kahn werden. Und vor allen den nächsten Schritt machen, um auf den Torwartolymp zu kommen.

Heute muss ich ernüchternd feststellen, dass da leider nichts weiterer passiert ist. Also der nächste Schritt. Diese 5 % mehr, dieses weiter, weiter, weiter, von den vor allen immer Oli Kahn so schwärmt. Mir bleiben keine wichtigen Spiele in Erinnerung, wo ich die Feldspieler auf den Torwart zu laufen sehe und sich bedanken, dass er den Sieg gerettet hat. Ausnahme die 2 gehaltenen Elfmeter von Kaka und Ronaldo im Halbfinale der CL 2012. Aber sonst.

WM 2010 Halbfinale in Südafrika. Die Jungs spielen sich nach der Vorrunde in einen Rausch, lassen Argentinien und England hinter sich und sollen im Halbfinale gegen Spanien ran. Die Spanier sind überlegen, aber nicht so richtig zwingend. Und dann passierte es. 73. Minute. Ecke Spanien, Kopfball Puyol, ausgeschieden.



Haltbar? Vielleicht.


CL Finale 2012 in München. Überlegene Bayern. Alle gegen Cech und sehr spät erlöst Thomas Müller alle anwesenden. Wir feiern schon im Lokal den mehr als verdienten CL-Sieger. Pfff, ne Ecke für London, was soll da nach der 90 Minütigen Dominanz passieren. Drogba kam, sprang, köpfte, Verlängerung. Ende bekannt.



Haltbar? Vielleicht.

EM Halbfinale 2012 in Kiew. Bis dahin war die deutsche Mannschaft sehr gut durch das Turnier gekommen. Der Abwehrverbund stand und Manuel Neuer hatte kaum etwas zu tun, bis auf die unhaltbaren Bälle aus dem Tor zu holen. War ja auch egal, weil die Mannschaft immer ein Tor mehr geschossen hat als der Gegner. Nun also wieder Italien. Nach starker Anfangsphase kommt was kommen musste. Cassano vernascht Hummels, Flanke, Kopfball Balotelli, Tor. Aus der Traum.



Haltbar? Vielleicht.


3 Spiele 3 Niederlagen. Und der jeweilige Gegenüber von Manuel Neuer?

Da wären:
der 4fache Welttorhüter Iker Casillas: bekam auch im Halbfinale wenig zu tun, aber genau diese eine 1000%ige von Kroos in der 69. Minute hat er eben gehalten.

Welttorhüter 2005 Petr Cech: Er gegen alle Bayernspieler - überragend was er gehalten hat und seine Mannschaft im Spiel hielt. Einschließlich des Elfmeters in der Verlängerung.

der 4fache Welttorhüter Gianluigi Buffon: Erst lässt er es nicht zu, dass Özil, Khedira und Co das bis dahin verdiente 1:0 schießen dürfen und gibt später der deutschen Mannschaft auch keine Chance den Anschluss herzustellen.

Vielleicht ist es Zufall, daß ausgerechnet die Welttorhüter der letzten 9 Jahre dem Manuel gezeigt haben, wie man es richtig machen muss.

Und wie es der Zufall will gibt es in der deutschen Fußballgeschichte 3 erfolgreiche Beispiele, weil der Torwart den entscheidenden Beitrag dafür geleistet hat.

1990 Unser Bodo Illgner im Halbfinale gegen England. Dazu Elfmeterschießen. Einmal richtig entschieden und wir stehen im Finale gegen Argentinien und werden Weltmeister.

1996 Andy Köpke im Finale gegen Tschechien. Berger, Smicer und Poborsky beißen sich die Zähne aus und können Andy nur einmal überwinden durch einen fragwürdigen Elfmeter. Wir werden Europameister.

2001 Der Titan von Mailand. In der Königsklasse gewinnt der FC Bayern München den Titel nachdem Oli Kahn die Spieler von Valencia im Elfmeterschießen zur Verzweiflung brachte.

Ich mag den Manuel. Klasse Ausstrahlung, intelligente Interviews, sehr bodenständig, mitspielender Torwart. Eben ein richtig netter Kerl von nebenan. Zurecht auch die Nummer eins im deutschen Tor. Das er die so genannten unhaltbaren halten kann, hat Manuel Neuer schon genug bewiesen. Aber eben (noch) nicht in den spielentscheidenden Begegnungen. Leider.


In diesem Sinne:
Leichte Bälle zu halten ist einfach. Schwierige Bälle zu halten, ist immer schwierig .
(Otto Rehagel)