Als Vereinsblogger hat man es ja nicht leicht. Vor allem dann, wenn man sich, wie ich am vergangenen Sonntag, dazu entscheidet, ein Spiel per Live-Blog zu begleiten. Und erst recht, wenn dieses Spiel dann auch noch furchtbar schlecht ist. So wie eben am Sonntag.

Da hat man eben nicht die Möglichkeit, einfach mal weg zu schalten, um was interessanteres zu sehen. Zum Beispiel eine Dokumentation über Angeln am Müritzsee. Oder sowas.

Aber stattdessen muss man sich das Rumgestümpere dann nicht nur über die komplette Dauer anschauen. Nein, man muss es ja auch noch aufmerksam verfolgen, damit man irgendwie einigermaßen geistreiche Bemerkungen zum Spielgeschehen in die Tastatur kloppen kann, um (nicht vorhandene) Live-Leser zeitnah zu unterhalten.

Die sich dadurch aufbauende Frustration äussert sich dann auch schon mal darin, dass man beginnt, gewisse Textbausteine quasi "vorzuschreiben". Wie am Sonntag, als die 90. Minute begann, die Nachspielzeit angezeigt wurde und ich mir schon mal den folgenden Eintrag zurecht tippte:

"[19:26] Und endlich hat das Grauen ein Ende. Wie erwartet ist nichts Brauch- oder gar Zählbares mehr herausgesprungen und so darf sich jetzt der Sympathieträger Magath feiern lassen und wir sind wieder mittendrin in der Kacke. Prost Mahlzeit."

Tja, Pustekuchen. Denn ich hatte nicht mit dem gerechnet, was ich rund 30 Minuten vorher noch als einzig denkbare Lösung einschätzte.

Denn die absolut hilflosen Angriffsbemühungen des VfB, um die massierte Deckung der Wolfsburger zu knacken (die standen so tief, dass Teile der Verteidiger wohl schon in der neuen Turnhalle der Untertürkheimer Kurve rumliefen), waren derart uninspiriert und harmlos, dass ich mich schon in der 60. Minute dazu hinreissen ließ, die Prognose zu geben, dass an diesem Märzabend für uns nur etwas gehen würde, wenn der Fußballgott hier eingreifen würde.

Und tatsächlich gab es dann -jenseits aller Logik und entgegen aller Hoffnungen- eine Intervention, wie sie nur von allerhöchster Stelle kommen konnte.

Ich mein, diese Geschehnisse können nur so erklärt werden: Erst spielt Christian Gentner, der 93 Minuten lang vorher als Zehner keinen einzigen gefährlichen Ball spielen konnte, einen Chip-Pass, wie man ihn seit Hitzlsperger-Zeiten nicht mehr am Wasen bestaunen konnte - was an sich schon ein kleines Wunder war.
Und wer dann von göttlicher Hilfe noch nicht überzeugt war, der konnte dann verzückt und entgeistert miterleben, wie Georg Niedermeier, der sonst die Eleganz von Pinocchio für sich gepachtet hat, den Ball derart brillant annahm, verarbeitete und vollstreckte, dass diese Szene auf Jahre hinaus von Fußballtrainern als Lehrvideo für vielversprechende Nachwuchsstürmer genutzt werden wird.

Und selbst die DFL hatte bei ihrer Logofindung schon genau diesen göttlichen Moment vorhergesehen...

So stehen wir nun also am Ende mit einem unfassbar glücklichen, aber (in Anbetracht der destruktiven Wolfsburger Spielweise) sicherlich nicht unverdienten Punkt da. Was uns tabellarisch zwar nicht sonderlich hilft, aber es doch zumindest positiver aussehen lässt als bei einer Niederlage, die Wolfsburg vor uns in der Tabelle geschoben hätten. So gesehen war der Ausgleich für uns dann eben drei Punkte wert (1 Punkt mehr bei uns, 2 weniger bei Wolfsburg).
Wenn mich meine Berechnungen nicht täuschen, dann sind aus den letzten sieben Partien nun noch 8 Punkte nötig, um dem Abstieg zu entrinnen. Und in Anbetracht der Gegner am Schluss (Hamburg, Hoffenheim, Hannover, Bayern), sollten wir einen möglichst großen Teil eben jener Punkte aus den nächsten drei Spielen gegen Bremen, Kaiserslautern und Köln holen. Aber vermutlich läuft es eh wieder anders, als man es sich vorher ausmalt - wie so oft in dieser Saison.

Und wenn ich mir die persönliche Bemerkung am Ende noch gestattet ist: Der Ausgleich freut mich nicht nur, weil wir dadurch einen Punkt geholt haben, sondern es war mir ehrlich gesagt auch eine ganz besondere Genugtuung, nach dem Abpfiff den komplett angesäuerten Magath zu sehen. Wenn Magath jetzt schon wieder als der strahlende Held aus dem Spiel rausgegangen wäre, hätte ich wirklich kotzen können.
Es nervt schon mehr als genug, dass seine von Tönnies angekreideten Verfehlungen bei Schalke einfach so unter den Tisch gekehrt wurden.

Aber gut, das Thema Magath wurde nun wirklich schon zur Genüge in den Medien breit getreten. Daher schließen wir mit etwas positivem und etwas VfB-bezogenem:
Egal was genau im kurzen Zeitraum seiner Degradierung mit (und vermutlich in) Sven Ulreich passiert ist - es hat verdammt nochmal geholfen. Großartige Leistung erneut! Er schafft es mittlerweile wirklich auch mal die Mannschaft im Spiel zu halten, bzw. Spiele zu retten - etwas was er vor der Zwangspause eben nicht zustande brachte. Das kann für uns in diesem unfassbar engen Abstiegskampf echt noch Gold wert sein.

Wieso das nun pasiert ist, wird man, wie geschrieben, wohl nie erfahren.
Die Wege des Fußballgotts sind eben unergründlich.