ZUERST ZU TEIL 1

Immer wieder kam es zu kleinen Ausreißern durch irgendwelches Aufbegehren - aber insgesamt war die Welt dann schon in Ordnung. Ob gewürdigt wurde, dass ich Tiere lieb hatte, weiß ich nicht mehr. Aber schau doch einfach mal selbst nach, wenn Du mir nicht glaubst: Adler auf Platz 3, Zebras auf Platz 2 und - als Entschuldigung, weil ich ihn "Zicklein" genannt hatte - der Geißbock auf Platz 1 als erster Deutscher Meister.

Da ich mir ja vorgenommen hatte, fair und gerecht zu sein, habe ich den Makel, der mir (zu Unrecht) anheftete, korrigiert und Hannover 96 in der neuen Saison einen Platz in der Bundesliga ermöglicht. Damit aber noch nicht genug! Als Zins und Zinseszins schenkte ich den Hannoveranern zwei 2:0-Siege und damit die Tabellenführung nach Spieltag 2. Parallel wollte ich ausgleichende Gerechtigkeit walten lassen, und ließ die Kölner ans Tabellenende fallen. So ein bisschen einzugreifen und Macht auszuüben, das machte ja schon Spaß, muss ich hier mal sagen.

Da ich nicht immer bei der Sache war und mich mehr mit Blondinen und Brünetten vergnügte, wurde nicht nur Werder Bremen versehentlicht Meister ... ich verpasste auch noch, dass irgendwer den Beschluss gefasst hatte, dass es keine Absteiger geben und es damit zu einer Aufstockung auf 18 Vereine kommen würde - noch dazu mit Münchener Bayern und Tasmanischen Teufeln aus Berlin. Heiligs Bleche! Da hatte ich wohl mal etwas zuviel von diesem Zeug namens Ambrosia genommen.

Aber das sollte mir nie wieder vorkommen. Mehr als 18 Clubs sollten mir nicht in meine Bundesliga kommen. Das waren nun ja schon 34 Arbeitstage im Jahr! Mehr ging nun wirklich nicht. Ich musste mich schließlich um den Wein und das weibliche Geschlecht kümmern - da blieb für noch mehr Fussball einfach keine Zeit. In dem Folgejahr war ich etwas klarer im Kopf - zumindest jeden Samstag - und stellte sicher, dass ich derjenige war, der zuletzt lachte. Diese Tasmanianischen Dingsdas gingen mit Pauken und Trompeten unter und wurden nie mehr gesehen.

Als es nach dem Wembley-Finale bei der WM 1966 in den Gazetten hieß, was ich nicht alles sei ... ein Betrüger ... ein böser Geist ... ein Engländer ... also ... ich fand das unverschämt und gemein ... nicht etwa, dass die von der Insel Weltmeister wurden - nein, dass die mich in der deutschen Presse als Engländer beschimpften ... also ... also ... ich trinke jetzt erstmal eine Tasse Tee ...

Jedes Jahr wurde irgendwer Meister. Jedes Jahr mussten zwei Vereine die Liga verlassen, ab Mitte der Siebziger Jahre sogar drei. Diese Auslese fand ich immer schon nett. Aber jahr-ein, jahr-aus die gleiche Leier ist ja dann schon langweilig. Also bemühte ich mich um den ein oder anderen neuen Kick. Einen Kick, den ich wirklich empfehlen kann, ist der, den ich "Fahrstuhlmannschaft" getauft habe. Da gebe ich einer Mannschaft in einem Jahr das Gefühl, dass sie für die Zweite Liga viel zu gut ist - und im Glauben, dass sie sich für den Europapokal qualifizieren wird, schicke ich sie direkt wieder in den Abgrund. Das ist und bleibt lustig!

Immer wieder überlegte ich mir neue kleine Nickligkeiten. Stell Dir nur mal vor, Du zeigst im Vollrausch mit verbundenen Augen auf die Landkarte und Dein Finger bleibt auf einem Kaff namens Unterhaching hängen. Da hast Du ein Problem. Du? Ja. Ich? Nein. Aus den Abgründen der Bezirksliga habe ich dieses Provinznest bis in die Bundesliga geführt, um dort Michael Ballack die sichere Meisterschaft zu versauen. Nur wegen der Tordifferenz! Boah, war das ein Spaß!

Irgendwo habe ich gelesen, dass dieser Ballack meinte, der Fussballgott hätte sich gegen ihn verschworen. Lieber Herr Ballack, das Wort "Verschwörung" ist so ein negativ besetzter Begriff und daher in Ihrem Fall nun wirklich nicht zutreffend.

Heutzutage spielt die Bundesliga freitags, samstags, sonntags. Nach Belieben auch dienstags oder mittwochs. Dazu kommen internationale Wettbewerbe. Falls ihr jetzt an Mitleid für mein entstandenes Arbeitsaufkommen denkt, so muss ich das direkt korrigieren: Inzwischen habe ich einige hundert Mitarbeiter, die lächerliche siebzig Prozent ihrer Einnahmen an mich abtreten. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, welche Beträge meine Kollegen bei den Wettbüros einstreichen.

Wenn Dir also der Sinn nach einer höheren Berufung bei verlässlichem Einkommen steht, so schreibe mir doch von Deinen Qualitäten - am besten per Email an: bewerbung@fussballgott.va

Herzlichst,
Ewald Kowalski.