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Champions League


Gründer: burton9091 | Mitglieder: 110 | Beiträge: 6
28.05.2011 um 14:24 Uhr
Geschrieben von haching02
Für wen bin ich eigentlich?
12 Jahre und 2 Tage ist es her, als Manchester United meine Bayern in drei Minuten aus allen Träumen riss. Drei Minuten, die für Viele wohl nach wie vor zu den schlimmsten Erinnerungen ihres Fanlebens zählen. So auch für mich. Neben dem Halbfinal-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2006 war es auch für mich, ein schwarzer Tag, ein Spiel, an das ich eher ungern zurück denke und das mich nach wie vor wütend macht.

Um nicht weiter über diese drei Minuten nachdenken zu müssen, komme ich lieber gleich auf den heutigen Tag zu sprechen. Wir schreiben den 28.Mai 2011. Der Tag des Champions League Finales und die Begegnung zwischen dem FC Barcelonas und Manchester Uniteds. Das Aufeinandertreffen der wohl wirklich besten Mannschaften der letzten Jahre. Nicht umsonst stehen beide Teams zum zweiten Mal in drei Jahren gegeneinander im Endspiel. Beide Teams sind in Bestbesetzung, das Stadion wird voll sein, der Wetterbericht prognostiziert kühl, bei 30%-iger Regenwahrscheinlichkeit. Der Rasen des neuen Wembleystadions wird dabei in einem Zustand sein, dass die Spieler wohl die Illusion bekommen, sie spielen im Himmel, im Paradies. Die Fans erhoffen sich vom Anblick der Partie wohl ähnliche Zustände und wer könnte es ihnen auch verübeln. Immerhin treffen sich auf dem grünen Feld die besten Spieler der Welt. Rooney, Villa, das spanische Tandem aus Iniesta und Xavi und, natürlich, der Messias, Leo Messi.

Der Rahmen für ein tolles Spiel ist also gegeben. Nun stellt sich mir die ganze Woche schon die Frage: Für wen bist du denn eigentlich? Nur zuschaun und neutral sein? Das geht nicht. Für eine Mannschaft ist man immer!
Ganz klar, die Spanier sind Favorit. Die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola hat bereits das Finale vor 2 Jahren mehr oder minder souverän gewonnen. Zuletzt gewann man einmal mehr die spanische Meisterschaft und setzte sich im Halbfinale ebenfalls souverän gegen den Erzrivalen Real Madrid durch. Barcelona, das Team der Superlative: In den letzten Jahren haben die Katalanen Alles gewonnen, was man gewinnen konnte. Angefangen von der spanischen Meisterschaft, über Pokal, Champions League, Weltpokal, Ligapokal, Supercup. Kein Titel, den man nicht erreicht hätte. Die Spanier im Team dürfen sich zudem Welt- und Europameister nennen. Die Erfolge sind dabei nicht einmal zur Gänze erkauft. Der Kern der Elf besteht aus Spielern wie Puyol, Pique, Xavi, Iniesta oder Messi. Spielern, die vom Verein selbst ausgebildet wurden, nach einem hauseigenem Rezept, namens La Masia. Die Talentschmiede des FC Barcelonas. Berühmt, berüchtigt und auf der Welt wohl einzigartig. Wie auch der Verein. Ein Grund für Barcelona zu sein?

Es wäre nachvollziehbar. Zwingend notwendig? Nein! Auf der anderen Seite haben wir mit Manchester United nämlich auch einen Verein, der nicht nur Wert auf eine Identität legt, sondern auch auf Loyalität und Kontinuität. Werte, die im heutigen Fußballgeschäft mehr und mehr verloren gehen. Jahrelang waren die Küken des Sirs die Garanten des Erfolgs. Ein Team aus Eigengewächsen, garniert mit europäischen Superstars wie Cantona, van Nistelrooy, Ronaldo oder Vidic. Ein Verein mit Charakter, mit Philosophie, der im Zuge seines Strebens nach Erfolg Alles aufgeben würde, nur nicht seine Identiät. Glaubte man lange. Dann kam Glazer und Jeder wurde eines Besseren belehrt. Doch dass der Amerikaner den Verein austrickste und ihn fast an den Rand des Ruins geführt hätte, das wissen außerhalb England nur Wenige. In Folge dessen musste man zwar den Verlust der finanziellen Vormacht hinnehmen, doch eins hat der Verein nicht verloren. Seine Fans. Glazer ablehnend stehen sie nach wie vor hinter dem Verein. Mit Mann und Maus vertreten sie die Werte des Vereins und stellen damit sicher, dass Manchester United nach wie vor sein Gesicht bewahrt.

Es ist also wirklich schwierig zu sagen, für wen man sein soll. Auf beiden Seiten hat man Vereine, die in der heutigen Zeit relativ gesehen noch als fair zu bezeichnen sind. Natürlich gibt es auf beiden Seiten schwarze Schafe, Dinge, die nicht unbedingt lobenswert sind. Aber es gibt durchaus schlimmere Fälle im Fußball, auf die man an diesem Feiertag des runden Leders nicht eingehen sollte.

Zwar bin ich im Zweifelsfalle immer für die Außenseiter, aber dies soll heute nicht der Grund sein, wieso ich mich für die Red Devils entschieden habe. Es sind diese kleinen Dinge, die oftmals entscheidend sind. Das letzte Wirken Edwin van der Sars auf der großen Fußballbühne zum Beispiel. Oder die Neugierde, wie Sir Alex Ferguson das schier Unmögliche Möglich machen will: Welche taktischen Überraschungen hat er gegen das unschlagbare Barcelona? All diesen Gründen voran ist allerdings eine Personalie: Ryan Giggs. 2009 von Ferguson zum Buhmann für die Niederlage gemacht, brennt dieser heute Abend auf Revanche. Ein Titel heute abend, er wäre ihm einfach zu gönnen. Der Waliser, der seine ganze Karriere über im Hintergrund agieren wollte und dem Medienrummel rund um seine Person immer scheute, steht außerdem in der Kritik. Sein Skandal um die Affäre mit Big-Brother-Star Imogen Thom ist in aller Munde. Der Champions League Triumph wäre für Giggs positives Erlebnis, das man ihm einfach gönnen muss. Ihm drücke ich am meisten die Daumen.

Im Vordergrund steht allerdings natürlich ein großes und spannendes Finale. Ein würdiges Endspiel, bei dem die bessere Mannschaft am Ende den Pokal bekommt und ich nehme mir die Freiheit allen Fußballfans viel Spaß, viele Emotionen, einen guten Platz in der Kneipe oder einen störungsfreien großen Fernseher mit gutem Kommentator, Chips, Bier und nach dem Spiel einen würdigen Abend zu wünschen. Das Champions League Finale ist nur einmal im Jahr und durch das Fehlen einer WM oder EM ist es für jeden Fußballfan DAS Highlight des Jahres! Bis die Tage, Daniel