Manchmal kann es aus sportlicher und auch finanzieller Sicht Sinn machen, den Vertrag eines Spielers auslaufen zu lassen.

Diese Weisheit stammt nicht aus den kruden Hirnwindungen des Autors -dann würde sie auch keinen interessieren- sondern von einem Mann, dem gemeinhin eine gewisse Sachkenntnis nachgesagt wird: Klaus Allofs, seines Zeichens Manager beim SV Werder Bremen.

Es ist sicherlich nicht unnormal, dass Vereine darauf drängen, den Vertrag eines Spielers vorzeitig zu verlängern, um das Risiko nicht einzugehen, den Spieler nach Vertragsende kostenlos abgeben zu müssen.
Aus dieser Sicht ist sicherlich auch verständlich, dass Volker Finke sich um eine Verlängerung von Lukas Podolskis Vertrag bemüht.
Die Art und Weise jedoch darf man getrost mal genauer analysieren.

"Wir werden auf keinen Fall ohne eine Vertragsverlängerung mit Lukas Podolski in die nächste Saison gehen!"

So wurde Volker Finke -zumindest sinngemäß- von allen Medien zitiert.
Hierzu bleibt mal als nüchterner Fakt festzustellen, dass diese Entscheidung nur eine Einzige Person trifft.
Diese Person, werter Herr Finke, heisst nicht Volker Finke, sondern Lukas Podolski. Bäääng!
Podolski hat Vertrag bis 2013 und wenn Lukas Podolski sich entscheidet, die Entwicklung bis in die nächste Saison hinein abzuwarten, dann ist das so. Wenn er nciht wechseln will, kann ihn niemand zwingen.
Podolskis Reaktion auf Finkes Aussage "Na gut, dann spiele ich nächstes Jahr halt in der zweiten oder sitze auf der Tribüne." macht auch deutlich, dass sich Lukas Podolski dieser Situation auch vollauf bewusst ist.

Wer will es ihm auch verdenken?
Wie ein gewisser Ex-Startrainer vor kurzem -vollkommen überflüssiger Weise- noch anmerkte, hat mal Podolski seinerzeit mit einigen Versprechungen zurück geholt. Es würde etwas aufgebaut in Köln, es gäbe Potenzial, mittelfristig Europa usw. usf. Wir alle können uns wohl oder übel daran erinnern.
Umgesetzt wurde davon wenig bis nichts, zumindest nicht bis zu Beginn dieser Saison. Das Podolski sehen will, wohin die Resie geht und vor Allem, ob die Reise dieses mal auch wirklich ein wenig länger dauert, ist wohl nur normal.
Es "muss" sein Anspruch sein; viel wichtiger, es IST mittlerweile sein Anspruch, mit einer gewissen Sicherheit international zu spielen.
Am Liebsten mit dem EffZeh. Zumindest ich persönlich hege keinerlei Zweifel daran, dass Lukas Podolski lieber zu Fuß mit dem EffZeh zum Euro-League Spiel nach Dnjepropetrowsk laufen, als mit den Bienchen, den Schlümpfen oder sonst irgend einem BuLi-Verein per Flieger nach Porto zum CL Spiel.
Das mag man gutheissen oder auch nicht, Poldis Herz und Seele hängen am EffZeh und ich bin sicher, wenn es realistische Chancen gibt, mit dem EffZeh europäisch zu spielen, wird er das jeder anderen Option vorziehen.
Doch um diese Chancen einzuschätzen, reicht eine einzige brauchbare Hinserie bei weitem nicht aus.

Meiner Meinung nach kann es eigentlich nur nach Hinten losgehen, Podolski jetzt zu eier Entscheidung zu zwingen und ihm unterschwellig das Gefühl zu vermitteln, zu einem nicht kleinen Teil nicht Teil der EffZeh-Familie, sondern Spekulationsobjekt zu sein.
Man darf nicht vergessen, dass Podolski zu den Spielern gehört, die sich ihren Club in einem gewissen Rahmen aussuchen können.
Für sein derzeitiges Gehalt würden ihn wahrscheinlich 6-8 BuLi Vereine mit Kusshand nehmen, die Bayern vielleicht mal ausgenommen.
Und international?
Das Interesse von Arsenal scheint ja verbrieft zu sein, auch sonst wird sich sicherlich der ein oder andere interessante Verein finden lassen, der Verwendung für einen 26 jährigen Offensivspieler, der CL-Teilnahmen, 3 große Turniere incl. Auszeichnungen und auch sonst etliche Länderspiele aufzuweisen hat.

In wie weit sich Podolski in einer eher anonymen Weltstadt wie London wohl fühlen würde, steht auf einem anderen Blatt und könnte wohl nur durch einen entsprechenden Versuch tatsächlich beantwortet werden, das rein sportliche Leistungsvermögen hat er jedoch allemal, um es bei Arsenal, Lazio, Inter &Co zu packen.
Bevor mir jetzt meine lieben EffZeh´ler den Kopf abreissen, ich will Köln nicht den Status der Weltstadt absprechen, doch die Atmosphäre der Stadt ist eine deutlich heimelig-familiärere, als es in Städten wie London oder auch Madrid der Fall wäre.

Um den Bogen zur Einleitung zu schliessen:

vielleicht -ich denke sogar, wahrscheinlich- wäre es aus Kölner Sicht das Beste, Podolski tatsächlich die Zeit zu geben, die Entwicklung des Vereins zu beurteilen. Die Entwicklung unter Solbakken macht Mut, dass zusammen mit zwei-drei sinnvollen Transfers der EffZeh dauerhaft die obere Tabellenhälfte als seine Stammumgebung ansehen kann. Wäre dies der Fall, würde eine Vertragsverlängerung mit Podolski wahrscheinlich nur eine bessere Formsache.
Und wäre es tatsächlich so schlimm, wenn LP nach der nächsten Saiosn ablösefrei wechseln würde, sollte wieder Stagnation eintreten?
Allein durch die mediale Präsenz zieht Podolski Sponsoren -auch für den Verein- an Land, er ist das Aushängeschild des EffZeh. Wenn man behauptet, mit Podolski steht der EffZeh in der Tabelle 3 Plätze höher, als ohne ihn, so ist das sicherlich nicht zu hoch gegriffen. Was macht das über eine Saison an TV-Geldern aus?
Und kommen diese TV- und Sponsorengelder nicht ausschließlich dem EffZeh zu Gute, während man von einem etwaigen Transfererlös einen Gutteil abgeben müsste? Die eingefleischten EffZeh´ler können mir hier sicherlich in den Kommentaren mit dem genauen Prozentsatz helfen.

Unterm Strich mag es -Vergleich von Wechsel 2012 zu Vertragsende 2013- den Verein vielleicht 4 Millionen Euro kosten, wenn er tatsächlich nach der nächsten Saison gehen würde.
Doch ist es dieses Risko nicht wert? Und ist es nicht auch für Neuverpflichtungen zur nächsten Saison ein echtes Argument, zu einem EffZeh MIT Podolski zu wechseln, als Ohne?!

Ich glaube, der Verein und Volker Finke wären gut beraten, Podolski nicht zu zwingen, sich jetzt Gedanken über ein Thema zu machen, dass er eigentlich in Ruhe auf sich zukommen lassen will.
Die Chancen, dass die Zeit für den EffZeh spielt, statt dagegen, stehen doch sehr gut.

Und für Volker Finke persönlich muss sich auch die Frage stellen, ob er es sich in der derzeitigen Stimmung rund um die verantwortlichen Gremien und auch in der Anhängerschaft leisten kann, im Zweifel als derjenige dazustehen, der den Publikumsliebling und absoluten Leistungsträger "vergrault" hat.

Weniger ist manchmal mehr...