Was musste man in den letzten Jahren als FC-Fan bei den Derbys alles ertragen? Gegen Gladbach gab es viermal hintereinander ordentlich auf die Fresse. Und selbst das Hinspiel gegen die F(95)***en war nicht wirklich befriedigend. Das Team musste sich damals noch finden und dann schnell einem Rückstand hinterherlaufen. Der wurde zwar ausgeglichen, zu einem Sieg reichte es aber nicht. Obwohl seit dem Derby im Sommer einiges mit dem FC passiert ist und das Team momentan teilweise fast schon beängstigend sicher die Gegner dominiert, fuhr ich also mit einer gewissen Skepsis zum Derby.
Zum Drumherum: Ich habe schon mehrere Spiele gegen Gladbach mitgemacht, und ich habe den Eindruck, dass die meisten Kölner dieses Spiel als ihr wahres Derby betrachten. Allerdings ist es offenbar so, dass es für die F(95)***en aus Düsseldorf nichts Verhassteres gibt als den 1.FC Köln sowie seine Fans. Möglicherweise war die Organisation (kombiniert mit dem Chaos, welches rund um den zweiten Entlastungszug aus Köln entstand) rund um das Spiel auch nicht sonderlich gut. Ich habe den heutigen Stadionbesuch jedenfalls als nochmal asozialer und chaotischer empfunden als zum Beispiel die letzten Spiele gegen Gladbach. Schon vor dem Spiel gab es Krawalle direkt vor dem Stadion, die wohl letzendlich daher rührten, dass die Eingänge zum Auswärtsblock gesperrt wurden, nachdem zweimal versucht wurde zu stürmen. An dieser Stelle sei auch mal die Frage gestellt, was so eine Aktion bringen soll? Kurz zuvor war die Stimmung beim Einlass sehr entspannt ich bin schon lange nicht mehr so problemlos bei einem Auswärtsspiel ins Stadion gekommen. Wenn dann aber plötzlich 100 Leute gleichzeitg versuchen, Ordner und Einlasskontrollen zu überrennen, muss man sich nicht wundern, wenn danach die Polizei wieder recht rabiat eingreift. Auch vor Beginn des Spiels im Oberrang und nach Abpfiff gab es immer wieder einige Zusammenstöße und Rennereien. Es scheint leider doch recht viele Fans auf beiden Seiten zu geben, für die solche Aktionen zum Derby dazu gehören. Ich kann dem nichts abgewinnen, da ich zum Einen keine Lust darauf habe, mehr oder weniger zufällig etwas abzubekommen (die fliegenden Flaschen und Böller sind keine Kleinigkeit mehr), und zum Anderen führen sie eben in erster Linie dazu, dass man sich weiterhin während Auswärtsspielen wie Vieh behandeln lassen muss.
Zum Spiel: Im Gegensatz zu den letzten Derbys (egal ob Liga 1 oder 2) bekam man heute endlich mal wieder den Eindruck, dass eine Mannschaft auf dem Platz stand, welche diesem Spiel die gleiche Bedeutung beimaß, wie das bei den Fans der Fall ist. Nach dem hochverdienten 2-0 zur Pause, bei dem jeweils einmal Helmes für Ujah auflegte und das zweite Mal anders herum, bestand nach einer Stunde mit dem Ausgleich tatsächlich die Gefahr, dass das Spiel kippen könnte, aber auch hier zeigt sich die Qualität des FC von Peter Stöger: Der Schalter wurde sofort wieder umgelegt und die F(95)***en zurückgedrängt. Und wenn man ehrlich ist, dann ist so ein Derbysieg nach verspielter Führung und einem Strahl wie dem 3-2 von Ujah in der Schlussphase viel schöner als ein lockeres 2 oder 3 zu 0. So macht Derby dann tatsächlich auch mal Spaß!
Zur Stimmung im Block: In der ersten Hälfte war das Stadion (zugegebenermaßen von meiner relativ subjektiven Position im Gästeblock aus bewertet) klar in Kölner Hand. Von den F(95)***en auf der anderen Seite war nur selten zu hören. Dass sie auch dauerhaft etwas lauter können, zeigten sie eigentlich nur in den zehn Minuten, in denen Anschlusstreffer und Ausgleich fielen. Ab Minute 75 gab es dann im FC-Block kein halten mehr. Zur Untermalung des Derbys entschieden sich die F(95)***en auf der einen Seite für eine durchaus gelungene Choreographie während es im FC-Block immer wieder brannte. In Anbetracht der Tatsache, wie viel Pyrotechnik (beim Blocksturm?) auch bei diesem Spiel wieder ins Stadion gelangte, muss man erneut die Frage stellen, ob die Null-Toleranz-Strategie der Liga und der Vereine nicht überdacht werden muss sie funktioniert einfach nicht.
An dieser Stelle lässt sich auch schon ein Zwischenfazit ziehen: Der FC ist auf einem sehr guten Weg. Mit acht Punkten auf den Nichtaufstiegsplatz könnte man fast schon der Meinung verfallen, dass nichts mehr schief gehen kann. Dies ist natürlich unsinnig, aber man darf sicher sein, dass Stöger dem Team solche Gedanken sehr schnell austreiben wird. Was aber fast noch zuversichtlicher stimmt als das große Punktepolster, ist die Art und Weise, wie das Team spielt. Über die Abwehr und Timo Horn (der einmal mehr mit einem Bombenreflex kurz vor Schluss seine Ausnahmestellung in dieser Liga unter Beweis gestellt hat) braucht man sowieso nichts zu sagen. Wenn aber Helmes und Ujah nun scheinbar tatsächlich ihre jeweiligen persönlichen Durststrecken und Alu- bzw. Torkrisen überwunden haben sollten, dann kann es im nächsten Jahr wirklich rund gehen. Immerhin hat der FC jetzt schon vier Punkte mehr auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt der Hinrunde und da war man am Ende Erster. In diesem Sinne wünscht megaleague sich ein WEITER SO und allen Lesern frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr!
