Zugegeben, obwohl der Fußballsport meine große Leidenschaft ist. Wenn zwei der besten Fußballteams der Welt gegeneinander antreten, gucke ich inzwischen meistens weg. Die Rede ist vom spanischen Clasico. Was der FC Barcelona und Real Madrid sich in diesem Duell in einer Regelmäßigkeit gegenseitig antun, ist kaum in Worte zu fassen. Wer das nicht glaubt, muss einfach nur mal "Pepe" bei Youtube eingeben und sieht was gemeint ist. Die Grundlage zu den rüden Auseinandersetzungen auf dem Feld werden meist in den Medien gegeben, und das gerne mal Wochen vor dem eigentlichen Spiel. Unterstützt von der Sensationsgier der spanischen Zeitungen und Onlineportalen, gegen die die BILD Zeitung eher so harmlos erscheint wie das Straßenmagazin Fify Fifty, schaukelt sich der Hass zwischen den beiden Vereinen fast vor jedem Clasico in immer neue Höhen. Wildeste Transfergerüchte, die fast nur aus reinen Spekulationen bestehen, Spitzen der jeweiligen Vereinsführenden gegen den anderen Verein, das Vorspiel für das Duell der beiden größten spanischen Vereine lässt eben nichts aus. Hätte mir vor drei Jahren jemand gesagt, dass wir in der Bundesliga auf dem besten Wege in ähnliche Verhältnisse sind, ich hätte ihn für verrückt erklärt.
Denn in unserer schönen Liga gibt es zwei Vereine, die sich auf eine sehr ähnliche Art entwickeln: der FC Bayern München und Borussia Dortmund. Noch nie waren sich beide Clubs so richtig grün. Inzwischen schaukelt sich die Stimmung zwischen den beiden deutschen Vorzeigeteams von Woche zu Woche in luftige Höhen. Natürlich gibt es Gründe dafür. Denn natürlich gleicht es einer Sensation, dass erstmals zwei deutsche Vereine das Finale des höchsten Vereinswettbewerbs erreicht haben und dieses auch noch ausgerechnet im altehrwürdigen Wembley-Stadion austragen werden. Natürlich steigt dadurch die Rivalität der beiden Vereine in ungeahnte Ausmaße. Schließlich kann der BVB mit einem Sieg im Finale die Saison des FCB mit einem Schlag vernichten und seine eigene vergolden. Natürlich will der BVB Rache für das diesjährige Pokalaus in München. Dagegen will der FCB natürlich endlich dieses verflixte Triple gewinnen, das Trauma des letzten Jahres überwinden und somit alle Aufmerksamkeit vom Fall Hoeneß ablenken. Natürlich will der BVB die 20 Punkte Rückstand in der Liga nicht auf sich sitzen lassen, nachdem er die Bayern in den letzten beiden Jahren in der Liga vorgeführt hat. Natürlich hat der Transfer des Jahrhunderttalents Mario Götze die ohnehin schon tiefe Kluft zwischen den beiden Vereinen noch weiter aufgestoßen . Natürlich, natürlich, natürlich.
Dennoch, die Härte und Aggressivität mit der die beiden Vereine sich inzwischen begegnen, ist doch überraschend. Weniger überraschend ist dagegen, dass die verbalen Schamützel dann am Samstag auf dem Platz ausgetragen wurden.(im Nachhinein bezeichneten übrigens fast alle Spieler diese Gangart als normal).
In diesem Spiel, dass doch eigentlich nur als Vorspiel zum großen Finale dienen sollte, regierte die rustikale Gangart. Das wurde schon in der ersten Halbzeit deutlich. In der zweiten Halbzeit erreichte dieses Spektakel jedoch seinen traurigen Höhepunkt. Als Rafinha mit seiner unnachahmlichen Art Kuba mal so eben seinen Arm mit voller Wucht ins Gesicht knallte und Sammer und Klopp darauf in einen heftigen Disput gerieten, explodierte das Westfalenstadion. Für die Dortmunder Fanseele war das Maß nun endgültig voll. All die Provokationen zwischen Dortmund und Bayern hatten augenscheinlich ihre Spuren bei den Fans hinterlassen. In diesem Moment brüllten sich die schwarzgelben Anhänger ihren puren Frust von der Seele und zwar so laut und aggressiv wie schon seit Jahren nicht mehr.Wäre es in diesem Spiel um mehr als drei bedeutungslose Punkte gegangen, wer weiß wie der Schiedsrichter in dieser Atmosphäre auf und neben dem Platz, dieses Spiel hätte anständig zu Ende führen können.
Doch wie konnte es eigentlich zu dieser derartigen Wut aufeinander kommen? Zu behaupten, allein die Münchener mit ihrer bekannten, durchaus selbstbewussten Arroganz wären verantwortlich für diese Giftexplosion gewesen, ist mit Sicherheit zu einfach. Auch die Äußerungen von Hans Joachim Watzke oder die Bananenwürfe auf Manuel Neuer hatten ja die Lage zwischen den Vereinen nicht gerade beruhigt. Doch die Art und Weise des Götze Transfers ist maßgeblich für die Entwicklungen der letzten Wochen gewesen. Nicht nur bei Watzke hat dieser, vor allem von Matthias Sammer repräsentierte neue Stil des FC Bayern Spuren hinterlassen Davon, dass Sammer lange selbst in schwarzgelben Farben aufgelaufen ist und den Ruhrgebietsverein als Trainer erst vor dem Abstieg gerettet hatte und dann sogar zu einer Meisterschaft geführt hat, ist am Samstag nichts mehr zu spüren gewesen.
Sammer ist das neue Gesicht des FC Bayern und er genießt es. Stets ehrlich sagt er was er denkt und hat dabei immer nur ein Ziel vor Augen: den maximalen Erfolg. Die bisherige Saison des FC Bayern gibt ihm dabei auch noch recht. Seitdem er entscheidend an der Säbener Straße mitwirkt, ist der Verein so erfolgreich wie selten zuvor. Nicht zufällig sagte Franz Beckenbauer am Sonntag bei Sky90, Heynckes sei zwar der Chef der Mannschaft, aber Sammer sei nun der neue Chef vom großen Ganzen. Sammers Reaktion daraufhin war nur ein verstohlener Blick in Richtung Studioboden. Wusste er doch, wie recht der Kaiser hat.
Es würde also nicht überraschen, wenn eben dieser Sammer derjenige war, der seinen Spielern vor dem Spiel am Samstag mit auf den Weg gegeben hat, den Dortmundern auf dem Feld ruhig mit einer ordentlichen Portion Härte zu begegnen. Natürlich wehrten sich die Dortmunder. Vielleicht taten sie das nicht im Stile eines Rafinha, den Fairplaypreis werden beide Mannschaften für die Partie am Samstag trotzdem nicht erhalten. Kein Wunder, dass Jürgen Klopp nach dem Spiel sagte, man seie nicht in das Spiel gegangen um neue Freunde zu finden. Sammer wird jedenfalls kein Freund von Jürgen Klopp mehr. Er versucht mit aller Macht und eben allen Mitteln zu verhindern, dass der BVB den FCB erneut schlägt. Die Dortmunder lassen sich von diesen Sticheleien provozieren und verlieren nicht nur 20 Punkte auf die Bayern, sondern auch noch ihren besten Spieler an sie. Bei all diesen Faktoren ist es eigentlich gar nicht mehr so erstaunlich, dass die Partie am Samstag von Härte geprägt war.
Und obwohl diese Härte in den Fernsehberichten größtenteils verschwiegen wurde, konnte es an diesem Tag jeder greifen, der sich im Stadion befand: diese beide Vereine hassen sich nun endgültig. Natürlich ist Hass in diesem Zusammenhang ein starker Begriff, aber wer die Blicke zwischen Sammer und Klopp mitverfolgte, weiß nun dass der letzte Funke Respekt den sich die beiden noch gegenüber bringen, auch bald verschwunden sein wird.
Was uns dann blühen wird, sind spanische Verhältnisse. Das kann eindeutig keinem deutschen Fußballfan recht sein. Auch wenn gesunde Rivalitäten, wie die zwischen Dortmund und Schalke Spaß machen können. Dass was sich zwischen Dortmund und den Bayern anbahnt, hat mit Spaß nicht mehr viel zu tun. Kein Zufall also, dass es am Samstag zum ersten Mal seit Ewigkeiten einen Platzverweis in diesem Duell gab. (In den letzten spanischen Clasicos gehörte ein Platzverweis übrigens meistens zur Tagesordnung.)
Und damit wären wir auch wieder bei den erstaunlich vielen Parallelen zur spanischen Version dieser Auseinandersetzung. Dort sind die Verhältnisse inzwischen so verrückt und die beiden spielen inzwischen so oft gegeneinander, dass man als ausländischer Fußballfan, wie gesagt nicht selten den Fernseher aus lässt, wenn die beiden Teams sich mal wieder gegenseitig umtreten. Das Duell der Bayern mit der Borussia ist auf dem besten Weg in diese Sphären. Da ist es nicht erstaunlich, dass die Redaktion von Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs dem ZDF-Sportstudio bei der Suche nach einem neuen Namen für das deutsche Gigantenduell behilflich sein wollte und El Rustico als Name vorschlug.
Auch an dieser Stelle muss man also wieder Franz Beckenbauer recht geben, der die beiden Parteien dazu aufforderte diese Sticheleien doch zu unterlassen. Denn Beckenbauer hat verstanden, wie drastisch sich die Lage zwischen den beiden Lagern inzwischen zugespitzt hat. Denn bei aller Rivalität, bei aller Brisanz die diese Auseinandersetzung in den letzten Jahren mit sich gebracht hat: Im Mittelpunkt sollte immer noch der Sport stehen und nicht die Pennälersticheleien zwischen den beiden Vereinen.
Die perfekte Gelegenheit also ein drittes Mal in diesem Artikel die Worte des Kaisers zu bemühen. Denn im Interesse des Fußballs kann man den beiden Vereinen nur zurufen: Lasst an diesem geschichtsträchtigen 25. Mai 2013 den Blödsinn und gehts einfach nur raus und spielts Fußball!!!
Jeder stichelt solange bis der andere reagiert.
Der Götze Transfer war auch nicht der Auslöser denke ich, das lag schon mit auch an der Situation in der Liga und im Pokal.
Auch denke ich, dass Dortmund die Saison der Bayern selbst mit einem Erfolg im Finale nicht vernichten kann, wie du so schön sagst. Auch wenn diese dann sicher einen Makel hätte. Ich sehe es eher so, dass beide in diesem Finale die Chance haben ihre Saison zu krönen, oder als unvollendet abzuschließen.
Dortmund wäre dann auf einen Schlag nichts mehr amtierend und Bayern hätte schon mindestens 2 Titel.
Oder Bayern wäre souveräner Meister und Dortmund CL Sieger, jeder kann in diesem Finale gleich viel verlieren und gewinnen.
Der Hass wie du so schön sagst wird sicher auch nicht aufhören egal wie es ausgeht, da in den Medien viele Themen einfach hochgepusht werden und durch falsches zitieren schon viel Unruhe geschürt wurde. Dies lässt sich längst nicht mehr so einfach ausblenden.
Manche Seitenhiebe gingen einfach zu weit, aus beiden Lagern.
Häme und Spott bringen selten fairen Wettkampf mit sich.
Vielleicht kommt ja mit der Zeit wieder etwas Ruhe in die Sache, allein mir fehlt der Glaube.
mir ist es auch ein wenig zu viel gift und theater.
ach ja: habe gesehen, dass der blog nachträglich in die bvb-gruppe geschoben wurde. was natürlich absolut richtig ist.
aber wäre gut, wenn man mir dann ne kurze info schickt. denn durch das verschieben ändert sich die url und die bisherigen teaser gehen ins leere.
werde das aber noch in einem myspox-inside erklären.
Ich würde mir wünschen, dass sich vor allem Watzke einfach ein wenig zurückhält.
Wenn er kein Bock auf das Mittagessen mit Kalle und Sammer hat, soll er es sein lassen (hätte ich auch nicht). Aber er muss es nicht gleich in der ganzen Welt rum posaunen.
Wichtig ist in dem nächsten einfach weiter tollen und attraktiven Fußball mit der selben Leidenschaft zu bieten wie die letzten Jahren. Vollkommen unabhängig ob Götze auf der "10" steht oder ob wir Meister, 2,3 oder 4. werden.
Der Kleinkrieg mit Bayern ist sinnlos. Hätte Watzke echt erwartet, dass Sammer in anruft, und ihm mitteilt, dass er Mario fast schon überzeugt hat und das man demnächst einen Vertrag schließt. Quatsch. Mario hätte auch "nein" sagen können. Aber er wollte. Und wenn er nicht bereit ist den Weg mit uns weiterzugehen, dann soll er wechseln. Punkt. Aus.
P.s. du hast mir das Thema gestohlen
Wollte auch darüber was schreiben. Du warst schneller. Aber bin froh, wenn man jemand hier wieder etwas postet
http://CL-Finale.blog.de
ist ne ähnliche Grundaussage wie hier. Kaum erträglich im Moment alles. Das seh ich genauso.