30.12.2012 um 18:10 Uhr
Geschrieben von Tagon
Die Trainer-WG Silvesterspecial
Die letzte Nacht des Jahres steht an, und wie überall planen auch José, Peter und Jürgen, das neue Jahr mit ordentlich Feuerwerk zu begrüßen: José hängt schon seit Stunden am Telefon und versucht seinen Duzfreund Sir Alex davon zu überzeugen, David de Gea gegen Iker Casillas zu tauschen, Peter steht in regem SMS-Dialog mit Clemes Tönnies, um sich als nächster eine halbe Saison auf dem Schalker Schleudersitz zu versuchen, und Jürgen tauscht E-Mails mit der US-Einwanderungsbehörde und der albanischen Botschaft aus, um Edmond Kapllani, den Jahrhundertstürmer aus Durres, für das Team USA zu gewinnen. Stunden, bevor der US-Haushalt zur Feier des neuen Jahres über die fiskalische Klippe springt, geht es also hoch her in der hochkarätigsten WG nördlich der Alpen.
23.30 Uhr:
„Very nice, Alex. Also abgemacht: Casillas und fünfzehn Paletten Chateauneuf du Pape gegen De Gea. Happy new year and goodbye."
Mit einem zufriedenen Grinsen lehnt sich José auf seinem Stuhl zurück und lässt den Blick über die Papierschnittfiguren gleiten, die Jürgen an die Wände gehängt hat.
„Keine Panik. Ich hol‘ euch aus dem Keller, in den euch der Keller geführt hat. Frohes Neues, Gruß PN."
Peter legt sein iPhone beiseite und greift, sichtlich zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs, nach einer Dose Bier.
„Ja, Edmond kann seinen Namen schreiben. US-Staatsbürgerschaft so gut wie durch. Happy new year and all the best, Jürgen."
Selig lächelnd klappt Jürgen seinen Laptop zu und setzt sich zu den anderen an den Tisch.
„Hach, isch des net schee", seufzt er glücklich. „Gute Gespräche, schöne Deko und einen guten Schluck Bionade – was will man mehr zu Silvester?"
„Apropos, Jürgen: Meine Pokale glänzen so. Hast du die extra abgestaubt?"
„Haja, José. I hab doch den tolle Werbevertrag mit ‚Swiffer‘, un i sag dir – da kannscht abstaube, dass es e reine Freud isch!" Jürgen öffnet eine Flasche Holunder-Bionade und nippt genüsslich daran.
"Uiiii, Feuerwerk!" - José freut sich auf Silvester.
„Mensch, was war das für ein Jahr, Jungs." Versonnen streicht sich Peter Bierschaum von der Oberlippe. „Holt doch Borussia Dortmund echt das Double. Da muss ich sagen: Das war die beste Leistung einer Ruhrpott-Mannschaft, seit ich damals mit dem VfL Bochum beinahe den UEFA-Cup gewonnen hätte."
„Ha, des isch wahr. Die habbe ihr Gegner so richtig durch die Wand geklatscht. Un‘ wie sie die blöde Bayern im Finale vom Pokal weggehauen habe – da hab i mich richtig g’freut, weil so hat seit meiner Heimpleite damals gegen Bremen keine FCB-Mannschaft mehr auf die Schnauze gekriegt."
„Und wer weiß?" wirft José ein. „Vielleicht giltst du in ein paar Jahren nicht mehr als schlechtester Bayern-Trainer der Geschichte."
„Da fällt mir ein, José: Hörst du jetzt auf bei Real? Und wenn ja – meinste, ich hab‘ ne Chance auf den Job?"
„Ich dachte, du gehst zu Schalke, Peter?"
„Ja schon, aber die entlassen Trainer ja so gerne, wenn es sportlich eigentlich gut läuft – ich will nicht mit den Slomkas, Rangnicks und Stevens‘ dieser Welt in einer Reihe stehen und entlassen werden, wenn ich kurz vor dem Sieg im UEFA-Cup stehe."
„Verstehe. Aber nein, ich hör‘ nicht auf. Nicht jetzt, wo ich kurz davor stehe, Real so auf links zu drehen wie Jürgen damals den DFB."
„Haja, und guck‘ mal, was wir seitdem erreicht habbe!"
Peter runzelt die Stirn: „Nichts?"
„Mir spiele wunderschöne Fußball, Peter!" wehrt sich Jürgen.
„Mit schönem Fußball gewinnst du keine Titel, Jürgen. Mit einem dreckigen 1:0 gewinnt man Titel. Aber eure Mannschaft macht ja mehr Stellungsfehler als Neulinge beim Kamasutra. Remember the Balotelli?"
„Du meinsch de italienische David Odonkor?" Bei der Erwähnung des deutschen Jahrhunderttalents muss José so sehr lachen, dass er seinen Rotwein in alle Himmelsrichtungen spuckt und der Tapete damit eine nette Musterung verpasst.
„Genau, Jürgen. Was ist nur aus der typisch deutschen Spielweise geworden? Und der Dominanz im Elfmeterschießen?"
„Da hat der José Recht, Jürgen. Als der van Buyten eingewechselt worden ist, war doch klar, dass Bayern das Ding noch vergeigt. Dem würde sogar der Mertesacker Knoten in die Beine spielen."
„Ha, un wer hat im Halbfinale im Elfmeterschießen verloren? Hm?"
„Das war die Schuld des Schiedsrichters, Jürgen. Ich bitte dich. Bei Schweinsteigers Elfmeter lag der Ball mindestens zwei Millimeter vorm Punkt. Alles Verschwörung!"
„Isch klar, José. Die Schuld ham immer andere, gell?" schnappt Jürgen patzig.
„No. Auch ich habe Fehler gemacht, Jürgen. Das kann ich zugeben, ohne dass mir ein Zacken aus der Krone fällt. Zum Beispiel hätte ich in der Champions League beim 3:2 über Manchester City nicht im Anzug über den Rasen rutschen dürfen. Die Reinigung hat so viel Geld gekostet, da hätte ich mir den FC Malaga von kaufen können."
„Was hälscht du eigentlich vom Financial Foulplay, José? Und der Sache mit Paris Sangschermäng?"
„Well. Eigentlich ist das eine gute Idee…"
„Das sagst ausgerechnet du?" unterbricht Peter. „Du hast doch mit deinen Mannschaften nur Erfolg gehabt, wenn du ordentlich Kohle hast rausballern können…sagen jedenfalls die Mourinho-Hater bei spox", beeilt er sich, hinzuzufügen.
„Ach, und wer hat mit dem FC Porto den UEFA-Cup und die Champions League gewonnen? Außerdem, soll ein Trainer meines Kalibers nur aus Prinzip dann kleine Vereine wie Liverpool, Stuttgart oder Lazio Rom trainieren?"
„Isch ja gut, ihr liebe. Net streite, heut isch Silvester!" Nach einer Hospitanz bei Katia Saalfrank auf sämtliche Konfliktsituationen vorbereitet, greift Jürgen vermittelnd ein. „Wichtig isch doch, dass mir alle gesund sin. Und damit mir das au bleibe, hab i euch nen leckere Maultasche-Spätzle-Auflauf zubereitet. Und dann stoße mer mit einer Bionade auf des neue Jahr an."
„Halt die Fr… Ach, na gut, Jürgen. So machen wir’s."
„Very nice. Aber jetzt gibt es erstmal ein leckeres ‚Dinner for the Special One‘. Mr. Neururer?"
„Cheers!"
„Flachwasseradmiral von Klinsmann?"
„Skol!"
„Und jetzt der finale Countdown: 3…2…1…"
„Ein frohes neues Jahr zusammen!"
23.30 Uhr:
„Very nice, Alex. Also abgemacht: Casillas und fünfzehn Paletten Chateauneuf du Pape gegen De Gea. Happy new year and goodbye."
Mit einem zufriedenen Grinsen lehnt sich José auf seinem Stuhl zurück und lässt den Blick über die Papierschnittfiguren gleiten, die Jürgen an die Wände gehängt hat.
„Keine Panik. Ich hol‘ euch aus dem Keller, in den euch der Keller geführt hat. Frohes Neues, Gruß PN."
Peter legt sein iPhone beiseite und greift, sichtlich zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs, nach einer Dose Bier.
„Ja, Edmond kann seinen Namen schreiben. US-Staatsbürgerschaft so gut wie durch. Happy new year and all the best, Jürgen."
Selig lächelnd klappt Jürgen seinen Laptop zu und setzt sich zu den anderen an den Tisch.
„Hach, isch des net schee", seufzt er glücklich. „Gute Gespräche, schöne Deko und einen guten Schluck Bionade – was will man mehr zu Silvester?"
„Apropos, Jürgen: Meine Pokale glänzen so. Hast du die extra abgestaubt?"
„Haja, José. I hab doch den tolle Werbevertrag mit ‚Swiffer‘, un i sag dir – da kannscht abstaube, dass es e reine Freud isch!" Jürgen öffnet eine Flasche Holunder-Bionade und nippt genüsslich daran.
"Uiiii, Feuerwerk!" - José freut sich auf Silvester.
„Mensch, was war das für ein Jahr, Jungs." Versonnen streicht sich Peter Bierschaum von der Oberlippe. „Holt doch Borussia Dortmund echt das Double. Da muss ich sagen: Das war die beste Leistung einer Ruhrpott-Mannschaft, seit ich damals mit dem VfL Bochum beinahe den UEFA-Cup gewonnen hätte."
„Ha, des isch wahr. Die habbe ihr Gegner so richtig durch die Wand geklatscht. Un‘ wie sie die blöde Bayern im Finale vom Pokal weggehauen habe – da hab i mich richtig g’freut, weil so hat seit meiner Heimpleite damals gegen Bremen keine FCB-Mannschaft mehr auf die Schnauze gekriegt."
„Und wer weiß?" wirft José ein. „Vielleicht giltst du in ein paar Jahren nicht mehr als schlechtester Bayern-Trainer der Geschichte."
„Da fällt mir ein, José: Hörst du jetzt auf bei Real? Und wenn ja – meinste, ich hab‘ ne Chance auf den Job?"
„Ich dachte, du gehst zu Schalke, Peter?"
„Ja schon, aber die entlassen Trainer ja so gerne, wenn es sportlich eigentlich gut läuft – ich will nicht mit den Slomkas, Rangnicks und Stevens‘ dieser Welt in einer Reihe stehen und entlassen werden, wenn ich kurz vor dem Sieg im UEFA-Cup stehe."
„Verstehe. Aber nein, ich hör‘ nicht auf. Nicht jetzt, wo ich kurz davor stehe, Real so auf links zu drehen wie Jürgen damals den DFB."
„Haja, und guck‘ mal, was wir seitdem erreicht habbe!"
Peter runzelt die Stirn: „Nichts?"
„Mir spiele wunderschöne Fußball, Peter!" wehrt sich Jürgen.
„Mit schönem Fußball gewinnst du keine Titel, Jürgen. Mit einem dreckigen 1:0 gewinnt man Titel. Aber eure Mannschaft macht ja mehr Stellungsfehler als Neulinge beim Kamasutra. Remember the Balotelli?"
„Du meinsch de italienische David Odonkor?" Bei der Erwähnung des deutschen Jahrhunderttalents muss José so sehr lachen, dass er seinen Rotwein in alle Himmelsrichtungen spuckt und der Tapete damit eine nette Musterung verpasst.
„Genau, Jürgen. Was ist nur aus der typisch deutschen Spielweise geworden? Und der Dominanz im Elfmeterschießen?"
„Da hat der José Recht, Jürgen. Als der van Buyten eingewechselt worden ist, war doch klar, dass Bayern das Ding noch vergeigt. Dem würde sogar der Mertesacker Knoten in die Beine spielen."
„Ha, un wer hat im Halbfinale im Elfmeterschießen verloren? Hm?"
„Das war die Schuld des Schiedsrichters, Jürgen. Ich bitte dich. Bei Schweinsteigers Elfmeter lag der Ball mindestens zwei Millimeter vorm Punkt. Alles Verschwörung!"
„Isch klar, José. Die Schuld ham immer andere, gell?" schnappt Jürgen patzig.
„No. Auch ich habe Fehler gemacht, Jürgen. Das kann ich zugeben, ohne dass mir ein Zacken aus der Krone fällt. Zum Beispiel hätte ich in der Champions League beim 3:2 über Manchester City nicht im Anzug über den Rasen rutschen dürfen. Die Reinigung hat so viel Geld gekostet, da hätte ich mir den FC Malaga von kaufen können."
„Was hälscht du eigentlich vom Financial Foulplay, José? Und der Sache mit Paris Sangschermäng?"
„Well. Eigentlich ist das eine gute Idee…"
„Das sagst ausgerechnet du?" unterbricht Peter. „Du hast doch mit deinen Mannschaften nur Erfolg gehabt, wenn du ordentlich Kohle hast rausballern können…sagen jedenfalls die Mourinho-Hater bei spox", beeilt er sich, hinzuzufügen.
„Ach, und wer hat mit dem FC Porto den UEFA-Cup und die Champions League gewonnen? Außerdem, soll ein Trainer meines Kalibers nur aus Prinzip dann kleine Vereine wie Liverpool, Stuttgart oder Lazio Rom trainieren?"
„Isch ja gut, ihr liebe. Net streite, heut isch Silvester!" Nach einer Hospitanz bei Katia Saalfrank auf sämtliche Konfliktsituationen vorbereitet, greift Jürgen vermittelnd ein. „Wichtig isch doch, dass mir alle gesund sin. Und damit mir das au bleibe, hab i euch nen leckere Maultasche-Spätzle-Auflauf zubereitet. Und dann stoße mer mit einer Bionade auf des neue Jahr an."
„Halt die Fr… Ach, na gut, Jürgen. So machen wir’s."
„Very nice. Aber jetzt gibt es erstmal ein leckeres ‚Dinner for the Special One‘. Mr. Neururer?"
„Cheers!"
„Flachwasseradmiral von Klinsmann?"
„Skol!"
„Und jetzt der finale Countdown: 3…2…1…"
„Ein frohes neues Jahr zusammen!"
Aufrufe: 3600 | Kommentare: 9 | Bewertungen: 7 | Erstellt:30.12.2012
ø 9.7
KOMMENTARE
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03.01.2013 | 16:02 Uhr
0
Resettozero :
Wenn du es mit einer Episode der Trainer-WG oder Vergleichbarem doch mal tun würdest, hättest du jedenfalls meine Stimme.
0
02.01.2013 | 17:34 Uhr
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Tagon :
Danke für die Blumen, Jungs. Das motiviert mich sehr, und es freut mich, dass euch die Folge gefallen hat.Aber @Reset: Tze! Ich hab' noch nie am Blogpokal teilgenommen, und das werde ich auch nie tun. Du kannst also ganz beruhigt sein. ;)
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02.01.2013 | 09:47 Uhr
0
Edith: Is' ja gar nicht das Blogpokal-Logo... Aber der Text ist ja auch die Hauptsache.
0
31.12.2012 | 13:41 Uhr
0
Kistler :
Ich hab wohl ein neues Lieblingszitat:"Unsere Hintermannschaft macht mehr Stellungsfehler als ein Neuling beim Kamasutra"
Ich les die Trainer WG echt gerne und mir bleibt nichts anderes übrig als euch allen nen guten Rutsch zu wünschen und 10 Pkt. zu vergeben.
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30.12.2012 | 22:39 Uhr
0
dreihundertsechzig : geil!
Respekt nicht nur für den Text ansich, sondern auch für die Idee dahinter.
1
30.12.2012 | 18:39 Uhr
0
ausLE :
Wie geil ist das denn bitte Peter runzelt die Stirn: "Nichts?"
"Remember the Ballotelli?" "Du meinsch de italienische David Odonkor?"
Ganz stark!
Auf eine gesunde glückliche Trainer-WG 2013!
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