Man reibt sich verwundert die Augen. Nach 7 Spieltagen hat der FCA bereits mehr Punkte als in der gesamten letzten Vorrunde. Doch an was liegt es? Bekanntermaßen sind die zwei Leistungsträger Koo und Ji, welche hauptsächlich für den Erfolg in der letzten Rückrunde verantwortlich waren, wieder zu ihren ursprünglichen Vereinen zurückgekehrt. Und trotzdem hat man das Gefühl, die Mannschaft hat einen Schritt nach vorne gemacht.

Fakt 1:

Die stabile Abwehrreihe.

Laut einer Statistik lässt der FCA am wenigsten Großchancen in der gesamten Liga zu, noch weniger als der FC Bayern oder der BVB. Das kommt nicht von ungefähr. Die Innenverteidiger Callsen-Bracker und Klavan bilden seit letzter Saison das IV-Pärchen und sind optimal eingespielt. Auch wenn sie ab und zu mal Fehler am Boden wie gegen Gladbach produzieren, so haben sie dennoch die absolute Lufthoheit. Zudem besitzt man mit dem RV und Kapitän Verhaegh einen Dauerbrenner, welcher seit Jahren auf einem konstant guten Niveau spielt und zuletzt auch unter Louis van Gaal in der Nationalmannschaft der Niederlande spielen durfte. Wenn jetzt noch Ostrzolek an die Form der letzten Saison anknüpfen kann, dann hat der FCA seine perfekte Abwehrkette.

Fakt 2:

Der 10er auf der 6 Daniel Baier.

Es war ein Geniestreich, den quirligen Baier von der 10er Position weiter zurück zu ziehen und als 6er einzusetzen. Hier blüht der Mann mit der Nummer 10 so richtig auf. Er hat nun das Spiel vor sich, und kann mit seiner feinen Technik und seiner Übersicht das Spiel leiten, und die Bälle geschickt verteilen. Oftmals wird unter Druck Baier gesucht, welcher dann per 1 gg 1 oder einem präzisen Ball die Situation entschärft. Baier ist zwar nicht die Torgefährlichkeit in Person, was man als 6er auch nicht unbedingt sein muss, aber er leitet viele Angriffe mit seinen klasse Bällen ein, oftmals ist dies der genaue Pass auf die Außenspieler. Endlich zeigt der lange als ewiges Talent abgestempelte Baier Höchstleistungen, und ist somit zu einem elementaren Bestandteil des Teams geworden.

Fakt 3:

Der Motor André Hahn.

Was wurde der FCA belächelt aufgrund dieses Transfers. Ein Nobody, noch dazu aus der dritten Liga. Wie soll es der bitte in der höchsten deutschen Spielklasse packen? Alle Skeptiker dürften jetzt wohl verstummt sein, denn dieser André Hahn hat den Sprung geschafft, und sich auf der rechten Außenbahn festgespielt. Spieltag für Spieltag zeigt er eine irrwitzige läuferische Leistung als hätte er eine Pferdelunge, und ist fast an jeder Offensivaktion der Augsburger beteiligt. Oftmals holt er sich die Bälle in der eigenen Hälfte, er bietet sich immer an der Seitenlinie als Anspielstation an. Seine technischen Defizite macht er mit unglaublicher Laufbereitschaft und einem klasse Kampfgeist wett. Gegen Gladbach hat er sich endlich für seine tollen Leistungen belohnt und sein erstes Tor in der Bundesliga geschossen. In dieser Form ist er nicht mehr wegzudenken aus der Mannschaft. Er ist wohl eine der größten Überraschungen dieser Saison.

Fakt 4:

Die Festung zu Hause und der starke Support.

Auch wenn der FCA ab und an auswärts eine eher durchschnittliche Leistung zeigt, so spielt er zu Hause in der heimischen SGL Arena bärenstark. Dort ist man fast jedem Gegner gewachsen, selbst gegen den BVB war man lange Zeit auf Augenhöhe. Die Gegner kommen nicht mehr mit der Einstellung nach Augsburg, hier mal locker die 3 Punkte mitnehmen zu können. Die Fuggerstadt ist ein hartes Pflaster für auswärtige Teams geworden. Dies zeigt die teils abwartende und defensive Ausrichtung der Gegner. Die Mannschaft zerreißt sich förmlich um die Punkte daheim zu behalten, und das spüren auch die Fans. Zu jeder Zeit, egal ob Rückstand oder Führung, ist die Stimmung in der SGL Arena atemberaubend. Nicht umsonst sagte Torwart Manninger, er komme sich vor in Liverpool. Die Fans peitschen ihr Team nach vorne, vom Stehblock bis zu den Sitzplätzen. Augsburg ist spätestens seit der letzten Rückrunde fußballverrückt. Dieser Zusammenhalt zwischen Team und Fans ist enorm wichtig für den Erfolg. Beide Seiten wissen die Anstrengungen ihres gegenübers sehr zu schätzen.

Fakt 5:

Der Aufstieg des Markus Weinzierl.

Als jüngster Coach der Liga hat man es nicht leicht, man muss sich mit vielen Vorurteilen herumschlagen. Nicht wenige dachten, dass dieser noch junge Trainer nicht lange der Bundesliga erhalten bleiben würde, auch wenn er sensationell mit dem Jahn aus Regensburg den Aufstieg in die zweite Liga schaffte. Als man zur Winterpause der vergangenen Saison nur 9 Punkte auf dem Konto hatte, forderten viele Außenstehende den Rauswurf des Trainers. Doch die Verantwortlichen des FCA waren überzeugt von seiner Arbeit, und hielten an ihm fest. Und sie haben Recht behalten. Man zeigte den restlichen Teams, dass man auch mit Ruhe was erreichen kann, und nicht vorzeitig die Reißleine ziehen muss. Weinzierl schafft es jedes Wochenende wieder, die Mannschaft heiß auf die Punkte zu machen. Von Woche zu Woche scheint das Team auch die Vorgaben des Trainers besser umzusetzen. Das Flügelspiel klappt zuweilen fast hervorragend, die Abwehr hat sich stabilisiert, die Laufwege stimmen immer öfters. Auch in Sachen Einwechslungen hat der Coach immer öfter ein gutes Händchen, Joker wie Milik und Werner erzielten wichtige Treffer. An sich ist es unglaublich, was Weinzierl aus einer Mannschaft mit so einem geringen Etat macht, da weint auch keiner mehr Jos Luhukay aus der ersten Bundesliga-Saison vor zwei Jahren hinterher. Allerdings darf man nicht vergessen, das Stefan Reuter als Manager eine einwandfreie Arbeit leistet. Seine geschickten Transfers mit geringem Budget machen es überhaupt erst möglich, solch ein Team formen zu können.

Wenn der FCA so weitermacht wie die ersten 7 Spieltage, dann muss man diese Saison wahrscheinlich nicht bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern.