Montag, 2.30 Uhr. Brady Manning XIV.

Der dreifache Champion gegen den vierfachen MVP. Der "beste Quarterback aller Zeiten!!!" gegen den "besten Quarterback aller Zeiten!!!"? Die Duelle der beiden Superstars werden von den Medien im Vorfeld minutiös seziert, sämtliche Storylines sind komplett ausgelutscht.

Die Debatte Brady/Manning spaltet die USA wie sonst nur die Präsidentenwahl mit dem Unterschied, dass sich die beiden QB-Titanen richtig gut verstehen und mehr als respektvoll miteinander umgehen. Dafür tobt der Grabenkrieg in den Blogs und Internetforen umso härter und unerbittlicher. Die "B-Frage" (Wer ist besser?) polarisiert derart, dass man kaum einen Experten findet, der öffentlich für einen der beiden Partei ergreift. Zu heftig wäre der Gegenwind.

Prozentzahlen, Statistiken, Siege, Awards, Titel, Umfragen, direkte Duelle, Trainer, Mitspieler, Regular Season, Playoffs, Rekorde, und und und Alles lässt sich, je nach persönlicher Überzeugung, so dehnen und zerren, dass dem eigenen Liebling Genüge getan wird. Hat es wirklich Sinn, das hier noch einmal durchzukauen?

Festhalten kann man: Die Broncos (9-1) sind in diesem Jahr bisher das bessere Team und auf dem Weg in Richtung Heimvorteil in den Playoffs, Manning hat den nächsten MVP-Titel schon fast eingetütet. Brady muss mit den Patriots (7-3) noch kämpfen, wird seine Division aber wohl trotzdem gewinnen. Er hat noch genug Zeit, um nach einer bisher durchschnittlichen Saison pünktlich zum Januar heißzulaufen.

Und nun? Irgendetwas muss man ja bringen, vor Brady Manning XIV. Tun wir also einfach so, als hätten wir die üblichen Analysen schon hinter uns gebracht und stürzen uns in einen etwas anderen Vergleich.

• Bestes körperliches Merkmal

Brady: Haare. Tom Brady sieht fast schon unverschämt gut aus, tauschte seine Hollywood-Freundin vor einigen Jahren gegen ein Supermodel aus und ist der Dressman schlechthin. Klar, dass da auch schon das eine oder andere Mal mit der Frisur experimentiert wird. Aber dieser "Dumm-und-Dümmer"-Haarschnitt von Anfang Oktober? Personal Foul, Tom!

Manning: Stirn. In Sachen Frisur ist und bleibt Manning Old School. Da ändert sich nicht viel bis auf die Tatsache, dass der Haaransatz langsam aber sicher nach oben wandert, und zwar dergestalt, dass der "Forehead" aufgrund seiner Ausmaße auch schon mal den Spitznamen "Fivehead" verpasst bekommt. Außerdem hinterlässt der Helm darauf immer hübsche rote Abdrücke.

Urteil: Bei Manning handelt es sich um football-related injuries. Alles im Dienst der Sache sozusagen. Brady hat keine Entschuldigung.

Punkt für Manning

• Werbespots

Manning: Es gibt keinen Sponsor, an dem Peyton Manning bisher unbeschadet vorbeigehen konnte. Kekse, Mobilfunk, Kreditkarten, Autos. Nicht überall ist Manning drin, aber überall steht Manning drauf. Man muss ihm zugutehalten, dass er über die Jahre den einen oder anderen Klassiker abgeliefert hat und durchaus in der Lage ist, mit seinem Image zu spielen.

Brady: Vor einigen Jahren versuchte sich Tom an einem witzigen Snickers-Spot, aber die Humor-Schiene hat Manning förmlich an sich gekrallt. Seitdem werden die Clips vor allem cooler. Um einen bewussten Gegensatz zu Peyton zu erreichen? Wer weiß. Aber: Werbung für UGG? Muss das wirklich sein? Come on, Man!

Urteil: Bradys Spots sind nicht wirklich besser, außerdem hat er keine absoluten Granaten auf dem Konto. Aber mit Peyton wird man derart bombardiert, dass eine gewisse Trägheit eingesetzt ist. Weniger ist manchmal mehr.

Punkt für Brady

• Wie geben sie ihr Geld aus?

Brady: Über die Business-Ambitionen von Tommy ist nicht viel bekannt. Allerdings hat er sich mit Gisele ein Haus in Los Angeles bauen lassen ach, was sag ich: Ein Schloss! 20 Millionen Dollar soll das Anwesen gekostet haben. Und es hat einen Burggraben. Mit Wasser und einer Brücke. Ein Burggraben!!!

Manning: Man kann sich bei ihm teure Hobbies irgendwie nicht vorstellen, Peypey vermehrt sein Geld lieber. Natürlich ist er auch das Gesicht einer Pizzakette und kaufte sich im vergangenen Jahr gleich 21 Restaurants besagter Marke in der Gegend von Denver. Und dann geschah es: Während der Partie gegen die Chiefs wurde eine Location in Denver Opfer von zwei maskierten Räubern um das Geld in der Kasse erleichtert. Autsch.

Urteil: Hätten Peytons Pizzabuden auch einen Wassergraben, wäre das nicht passiert!

Punkt für Brady

• Politik

Manning: Der gutmütige Quarterback aus dem Süden hält sich mit kontroversen Aussagen zurück, hat aber bereits mehrere Tausend Dollar für republikanische Wahlkämpfe ausgegeben.

Brady: In einem Interview wollte man Brady vor einigen Jahren auf eine Partei festnageln. Seine Antwort: "Ich bin unabhängig." 2004 kündigte er zudem politische Ambitionen an die er mittlerweile aber wieder revidierte. Brady als zweiter Schwarzenegger? Das hätte doch was.

Urteil: Ich bin selbstverständlich neutral. Aber Tom, du kannst doch nicht einfach deine Meinung ändern. In politischen Kreisen nennt man das einen "Flip-Flopper". Bist du ein "Flip-Flopper", Tommy?

Punkt für Manning

• Religion

Brady: Katholisch, ließ seine Tochter mit Gisele katholisch taufen

Manning: Outete sich in Interviews auch schon als überzeugter Christ, spricht aber selten drüber.

Urteil: Ganz heißes Eisen. Schnell weg, bevor das Thema die Kommentare dominiert.

Unentschieden.

• Bestes Zitat

Brady:

Ich bin ein ziemlich guter Gewinner. Ich bin ein miserabler Verlierer. Und wenn ich gewinne, dann reibe ich das meinem Gegner so richtig unter die Nase.

Manning:

Wenn man hört, wie viele Comebacks ein Quarterback im letzten Viertel hat, dann heißt das ja eigentlich, dass er in den ersten drei Vierteln Mist gebaut hat.

Urteil: Manning hat bisher 40 Comebacks im vierten Viertel hingelegt. NFL-Rekord. Ein Hoch auf Selbstironie.

Punkt für Manning

• Wer flippt besser aus?

Manning:

Brady: Halt.... was.... was ist das? Audible! Brady schickt Gisele ins Rennen!

Urteil: Da kann es keinen Verlierer geben. Vielmehr sind wir dadurch alle Gewinner!

Unentschieden

• Was sagen sie übereinander?

Brady über Manning:

Für mich ist er der beste Spieler aller Zeiten. Was er alles erreicht hat, wie er den Gegner studiert, wie er sich vorbereitet. Wenn man den Besten beobachtet und von ihm lernen kann, dann macht mich das hoffentlich auch besser.

Manning über Brady:

Mein Respekt gegenüber Tom als Quarterback ist ja bekannt. Wie er sich vorbereitet, wie er jedes Jahr besser wird, das zeigt, wie er die Offseason angeht.

Urteil: Brady gibt hier anscheinend klein bei aber wer genau hinsieht, der entdeckt, dass er Manning als Motivationsspritze benutzt. Well done!

Punkt für Brady

Fazit

Da haben wir es! Nach langer und sorgfältiger Analyse steht es

4:4. Unentschieden.

War ja klar.

Let's go!