Was erinnert man sich noch gerne an die Spiele zu Saisonbeginn (Die HSV-Saison 2012/2013 begann erst mit dem vierten Spieltag). Vor allem ein Spieler stellte die anderen reihenweise in den Schatten. Milan Badelj. Gerade erst aus Zagreb gekommen avancierte Badelj zu DEM Spieler im 4-2-3-1-System, das der HSV unter Fink zu Saisonbeginn spielte. Vor allem sein überragender Auftritt in Mönchengladbach blieb da in Erinnerung. Auch im neuen( nach der van der Vaart Verletzung in Düsseldorf) System mit Raute im Mittelfeld und zwei Spitzen spielte Badelj aufmerksam und stark und das obwohl er fast die ganze spielerische Last auf ihm lag und die gegnerischen Mannschaften sich auf sein Spiel einstellten.
Mit dem letzten Vorrundenspiel in Leverkusen begann aber ein für viele schwer zu verstehender Leistungsabfall. Er wirkte lethargisch, trennte sich noch langsamer vom Ball als sowieso schon (vorher konnte er dies durch starke Technik und eine grandiose Übersicht ausgleichen) und spiele teil haarsträubende Fehlpasse, was ihm als alleiniger 6er niemals passieren darf. Bezeichnend, dass das beste Spiel der Rückrunde ohne ihn in Dortmund stattfand. Dort ersetzte ihn der spielschwächere aber dafür umso „robustere" Tomas Rincon.
Da kommt man auch zum großen Problem: Badelj ist kein 6er. Zumindest kein alleiniger. Er braucht einen kampf- und laufstarken Mitspieler auf dieser Position neben ihm. Dann kann er auch wieder seine imposanten Dribblings starten ohne dass bei etwaigem Misserfolg daraus sofort eine gefährliche Chance für den Gegner entsteht. Für diese Position neben ihm drängen sich viele Spieler auf. Neben Rincon auch Arslan und Jirácek. Letzter wäre für mich sogar die Königslösung. Weil dieser Rincons Kampfstärke sowie Arslans technische Fähigkeiten vereint.
Aber warum sollte Fink ein an sich stimmiges System komplett umkrempeln? Die Lösung des Badelj Problem lautet, dass dieser von der 6er Position weicht und auf die Bank gesetzt werden muss. So traurig das ist, dass so ein begnadeter Spieler auf der Bank als van der Vaart Vertreter versauern muss. Die halbrechte Position in der Raute wäre eventuell auch noch eine Möglichkeit aber auch da wären seine Fähigkeiten, die im Zentrum auf der Spielmacherposition am besten sind, verschenkt.
Die nahe Zukunft für Badelj muss lauten Back-up bis zum Sommer, damit das noch was wird mit dem Europapokal in der nächsten Saison (welcher sei mal dahingestellt). Ab dem Sommer muss Fink überlegen, ob er wieder ein Systemwechsel vollzieht oder ob man sich leider mit einem Abgang Badeljs beschäftigen muss.
Das einzig Positive an der Degradierung Badeljs wäre die neue, und eigentlich erste, Chance für Jirácek. Lieber wäre mir aber eine andere Lösung mit Milan Badelj. Dafür müsste van der Vaart, im derzeitigen System, als zweite Spitze fungieren und Badelj hinter diesen. Aber wer setzt zwei von den dreien Topstürmern (Rudnevs, Beister, Son) freiwillig auf die Bank? Das ist ein Luxusproblem aber leider muss es Härtefälle geben und Badelj wäre der leichteste, weil er momentan keine Leistung bringt.
Das Argument, dass er überspielt sei und müde sei sowie die Umstellung auf eine stärkere Liga nicht verkraftet hat zählt nur bedingt, weil die Fehler die er auf der 6 macht elementar sind, weil dies nicht seine Position ist. Da würden auch andere schlecht aussehen.
Die Situation erinnert Fatal an die Saison 1999/2000 in der der junge Fabian Ernst nicht in das System passte und überragende Spieler (Niko Kovac und Thomas Gravesen sowie Nico-Jan Hoogma) auf seinen „Zweitpositionen" vor sich hatte. Dann wurde Ernst für kleines Geld nach Bremen verkauft und wurde dort als tragende Säule Deutscher Meister, Pokalsieger und Nationalspieler. Das darf mit Badelj nicht passieren.
Die Zukunft wird es zeigen. Hoffentlich mit Badelj im HSV-Trikot. So einen hatte man sehr lange nicht mehr… Aber auf welcher Position???