...Gedanken zur Saison

Hier bin ich Mensch, hier darf ich`s sein!
Jeder hat eine eigene Herangehensweise, um seinem Publikum, seinen Lesern das Geschehene oder besser Gesehene näher zu bringen.
In meinen Augen sind diese unterschiedlichen Herangehensweisen das, was das Bloggen ausmacht. Daher finde ich auch absolut stark, dass wir auch in diesem Jahr neue Blogger und damit auch neue Sichtweisen für unsere Gruppe gewinnen konnten.

Das also war des Pudels Kern!
Man war also auf einem guten Weg.
Nach dem Katastrophenstart in die Saison wurden Konsequenzen gezogen und die getroffenen Maßnahmen schienen zu fruchten.
Nein es war bei Leibe kein Hurrafußball, den wir zu sehen bekamen, doch hatte man das Gefühl, dass sich die Dinge Ende 2011 in die richtige Richtung bewegten. Auf die kurze Winterpause folgte eine ebenso kurze Vorbereitung, die bei bester Stimmung absolviert wurde.

Es irrt der Mensch, solang er strebt.
Da man sich sportlich auf dem Weg der Konsolidierung befand und die wirtschaftliche Lage keine großen Sprünge zuließ, verzichtete man darauf sich personell zu verstärken. Eine Entscheidung, die durchaus Sinn machte, hatte man sich doch gerade mit dem vorhandenen Personal aus dem ärgsten Abstiegssumpf befreit.
Nach dem ersten Pflichtspiel des Jahres, einer 1:5 Klatsche gegen Dortmund, sah es schon wieder ganz anders aus und Zweifel machten sich breit, ob denn der Blick nach oben angemessen wäre.

Zwei Seelen wohnen ach! in meiner Brust!
Es wurden wieder Konsequenzen gezogen, vorschnell wie ich meine, gerade noch rechtzeitig sagt die Hamburger Journaille.
David Jarolim, dem bei einem Wechsel im Winter keine Steine in den Weg gelegt werden sollten wurde reaktiviert und da sofort gegen erschreckend schwache Berliner und Kölner gewonnen wurde und gegen kriselnde Bayern das wohl beste Saisonspiel abgeliefert wurde, stieg Jaro zum Helden der Rückrunde auf.
Ich gönne Jaro diese Zeit des Hofiert- und Protegiertwerdens von Herzen, habe mich bei seinem Abgang von meinem Sitz erhoben und applaudiert, doch wage ich zu behaupten, dass wir mit einem anderen 6er nicht 14 Spiele auf einen doppelten Torerfolg des HSV hätten warten müssen.

Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!
Wie oft Thorsten Fink dieses Zitat wohl durch den Kopf gegangen ist…
Da scheinen sich Automatismen zu etablieren und auch bei den bis Dato
bärenstarken Gladbachern wird gepunktet, man glaubt sich aller Sorgen ledig zu sein und den Blick endgültig gen Europa richten zu können und schon schraubt die Mannschaft im Glauben schon etwas erreicht zu haben die Leistungsbereitschaft um satte 20% zurück.
0:4 gegen Stuttgart.

Heinrich! Mir graut`s vor dir.
Was für eine Aktion, fern ab von jeglichem Verstand hat sich Paolo Guerrero, unser aller Vorbild da geleistet. Ausgerechnet in einer Phase, da er mit Leistungen auf dem Platz zu gefallen wusste, hauen ihm die Sicherungen raus. Ich würde es ja begrüßen, wenn er derlei Schwachsinn in Zukunft anderswo verzapfen würde, habe da allerdings wenig Hoffnung.

Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn.
So sagte sich Jaroslav "Drobo" Drobny nach der Oenningzeit und ging mit gutem Beispiel voran. Für mich ist Drobo der HSVer der Saison, weil er sich selbst aus seinem Leistungstief befreite und zu einem echten Rückhalt wurde auf und wie man hört auch neben dem Platz.
Den Fehler in Wolfsburg, der den verdienten Punkt kostete kann ich ihm da leicht verzeihen.

Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Vor jedem Spiel waren die Töne zu hören, die das Volk hören soll.
Von zerreißen wollen war die Rede, Grasfressen, Gas geben die Fans mitnehmen wollte man.
Gras fressen traf das, was wir in der Rückrunde zu sehen bekamen noch am ehesten. Wie die Schafe auf dem Deich trottete unsere Herde über den Platz, blökte ein wenig und ließ ab und zu mal etwas fallen, aus dem irgendwann mal etwas erwachsen soll.
So spannend wie das Betrachten einer solchen Herde verliefen dann meist auch die Spiele.

Zwar weiß ich viel, doch möcht ich alles wissen
Der Welpenschutz für Fink und Arnesen ist abgelaufen.
Sie haben jetzt beide ein Jahr Erfahrung auf dem Buckel, in dem sie alle Spieler beobachten konnten. Beide haben sehr oft vom Charakter gesprochen, nach dem sie den HSV der Zukunft bauen wollen und auch vom spielerischen Potential war die Rede.
Ich habe in diesem Jahr ein paar Spieler mit Charakter und ein paar mit Potential gesehen, aber kaum einen, der beide Eigenschaften auf sich vereint.

Der Name ist Schall und Rauch
Daher darf man auch keine Rücksicht auf Namen nehmen.
Klar ist, dass Arnesen und Fink den Kopf für das, was sie da tun hinhalten müssen, daher ist es kontraproduktiv ihre Entscheidungen zu kritisieren, bevor sie sich als falsch erwiesen haben.
Nein, ich will keinen mundtot machen, aber es sollte sich alles in einem konstruktiven Rahmen bewegen.

Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles.
Das Loch im kreativen Mittelfeld ist so groß wie das in der Vereinskasse.
Mindestens.
Will die sportliche Leitung das eine Loch schließen, wird das andere nicht kleiner werden. Wie in den europäischen Haushalten gilt auch bei uns, dass das Sparen allein kein Wachstum schafft.
Kreativität ist also nicht nur im Mittelfeld, sondern auch bei der Akquise neuer Mittel gefragt. Ob Anleihen bei Fans oder Investoren, der HSV kann es sich nicht leisten etwas auszuschließen, ohne es genauestens zu prüfen.

Gretchenfrage
Positiv möchte ich die Ruhe im Verein herausstellen.
Auch als es in der Rückrunde überhaupt nicht lief, war von Vorstand und
Aufsichtsrat nur das Nötigste zu hören. Dementsprechend konnte Fink seine
Arbeit in Ruhe verrichten.
Traditionell gut war die Unterstützung der Fans. Wenn sich jetzt noch die paar
Flachpfeifen das Abbrennen von Pyros verkneifen könnten, würde sich die
finanzielle Lage des Vereins auch nicht verschlechtern. Für die gezahlten
Strafen hätte man auch einen Jungprofi bezahlen können...
Doch zurück zur alles entscheidenden Frage:
Bekommt der HSV es hin, dass alle noch eine Schippe drauf packen können?
Vorstand und Aufsichtsrat in dem sie sich selbst zum Wohle des Vereins
zurücknehmen, eventuell sogar ihre Rechte beschneiden?
Schafft es Frank Arnesen die so notwendige Kreativität zu verpflichten?
Kann Fink sein System an das vorhandene Spielermaterial anpassen?
Folgen den Spielerworten auch Taten?
Sachaffen es die Fans dem Auseinanderdriften von Normalos und Ultras im Sinne des Vereins entgegen zu wirken?
Können wir diese Fragen in einem Jahr mit Ja beantworten, haben wir auch eine Vernünftige Saison gespielt und strecken die (den) Faust auch mal wieder zum Jubeln in die Luft!
Oder wie es Goethe im Faust nennt:
Werd' ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch, du bist so schön

NUR DER HSV!