Was ist eigentlich gestern Abend passiert?


Der Free Agent DeAndre Jordan (Los Angeles Clippers) gab den Dallas Mavericks während des Moratoriums am 3.Juli mündlich die Zusage in der kommenden NBA-Saison für die Mavericks zu spielen. In den letzten Tagen scheint es aber zu einem Sinneswandel bei DeAndre jordan gekommen zu sein, er verhandelte mit den Clippers und unterschrieb nach Ablauf des Moratoriums doch einen neuen Vertrag in Tinseltown.


Wer ist DeAndre Jordan?


DeAndre Jordan spielt Center, ist ein überragender Athlet, einer der besten Rebounder im Spiel und ein Defensivcenter die man gerne in der heutigen NBA sieht.
DJ ist aber noch vor allen Dingen noch zwei sachen: Kein Superstar/kein Franchiseplayer und sportlich mächtig umstritten. Seine Defensivleistungen sind statistisch nicht Ligaspitze sondern eher oberes Mittelfeld, offensiv fehlen ihn die Moves um gefährlich zu werden.
Eine Freiwurfquote von 40% ist unterirdisch und warfen auch schon immer Fragen über Jordan's sportliche Qualitäten auf.



Darf das DeAndre Jordan rechtlich gesehen überhaupt die zusage zurückziehen und sich anders entscheiden? Wieviel ist die mündliche Zusage an die Mavericks wert?


In der NBA gibt es ein Moratorium, dieses jahr vom 1.Juli bis zum 9.Juli. Ab dem 1.Juli darf zwar mit Free Agents verhandelt werden und Angebote abgegeben werden, unterschrieben darf aber erst ab dem 9.Juli (das gleiche gilt auch für ausgemachte Trades).

Die NBA erkennt somit irgendwelche mündliche Absprachen während des Moratoriums auch nicht an, sprich rein rechtlich gesehen hat sich DeAndre Jordan nichts zu schulden kommen lassen und die Einigung mit den Mavericks ist hinfällig weil sie für die NBA nie existierte.


Hält man sich an solche mündliche Absprachen?


Zu 99% ja, aber nicht immer (s.u.).

Aber im Normalfall hält man sein Ehrenwort und das hat DeAndre Jordan nicht gehalten, deshalb ist moralisch sein Verhalten alles andere als stilvoll und auf jeden Fall als verwerflich zu verachten.


Ist nun DeAndre Jordan in der Liga unten durch?


Kurzfristig ja, langfristig hat es anderen Spieler (s.u.) auch nicht geschadet, vermutlich wird man es außerhalb von Dallas auch schnell vergessen.

Höchst fraglich und auch bedenklich ist die Rolle des Managers von DeAndre Jordan: Dan Fegan.
Laut Quellen nahe der Clippers soll er ihnen am Anfang der FA den persönlichen Zugang zu Jordan verhindert haben, er gilt auch als Kumpel von Mavericks-besitzer Marc Cuban, mehrere seiner Klienten standen und stehen bei den Mavericks unetr Vertrag (aktuekll Parsons und Barea).
Fegan beriet und berät auch u.a. Gilbert Arenas, Larry Sanders, DeMarcus Cousins und Dwight Howard, alles Spieler die in der Vergangenheit für negative Schlagzeilen gesorgt haben.


Liegt hier ein Prädenzall vor? Wird die NBA die Regeln ändern?


Nicht direkt; Schon vor Jordan haben sich andere nach zunächst mündlicher Zustimmung anders umorentiert (Boozer, Kidd, Brand, Turkoglu). Allerdings könnte die NBA durch den Fall Jordan doch etwas an der Fee-Agency ändern, z.B. Abschaffung des Moratoriums oder Verhandlungen erst mit Ablauf von diesem zu erlauben, jedoch darf sofort unterschrieben werden.

Jedoch ist dies momentan Spekulation, vermutlich wird sich vor dem neuen CBA 2017 nichts tun - erst dann könnte sowas zur Sprache kommen.



Warum kam es zu diesem Sinneswandel bei Jordan?


Von der sportlichen Perspektive (Team) als auch finanziell können die Clippers im Gesamtpaket mehr bieten. Jordan schien aber laut Medienberichten nicht mehr zufrieden zu sein mit der Rolle als dritte geige hinter Chris Paul und Blake Griffin, wollte gerade offensiv mehr eingebunden werden. Die Mavericks haben anscheinend ihn eine größere Rolle auf und neben dem Feld zugestanden, aber Jordan schein seine Prioritäten in den letzten Tagen doch wieder geändert zu haben Richtung Clippers.


Ist den Clippers ein moralischer Vorwurf zu machen?


Ein bißchen schon, aber vermutlich hätte jede andere Franchise auch so gehandelt. Ohne Jordan flog man aus dem Contenderkreis raus und Alternativen waren rar gesät, ein Rückzieher von jordan war die einzige Möglichkeit den Status Quo zu behalten.

Zudem war wohl Jordan derjenige der die Clippers zuerst wieder anrief und doch zu ihnen zurückkehren wollte, die Moralkeule ist deutlich mehr über Jordan zu schwingen.


Was passiert nun mit den Clippers? Ist die Meisterschaft nun mit der Rückkehr von Jordan und der Verpflichtung von Paul Pierce möglich?


Die Clippers sind nun mit dem alten, aber immer noch für Highlights brauchbaren paul Pierce zwar stärker, aber vermutlich wirds auch dieses Jahr nicht zum Titel reichen. Die beiden größten Probleme bleiben: Zum einen ist die Bank, insbesondere im Frontcourt zu dünn besetzt, zum anderen fehlt ihnen immer noch der Lockdowndefender auf den Flügeln. Zwar ist die FA noch nicht zu Ende und die Saison nocht angefangen, aber nach momentanen Stand liegen die Clippers gegenüber ein fitte Thunder, Spurs und Warriors immer noch etwas im Hintertreffen.


Tanken die Dallas Mavericks jetzt, sprich sie werden schlecht und picken früh im Draft?


Nicht auzuschließen, Cuban und Co werden mit Sicherheit versuchen noch irgendwie ein Team hinzustellen was um die PO's mitspielt. Der FA-Markt ist allerdings abgegrast und Tradematerial ist nicht vorhanden bei den Mavs, d.h. vielleicht bleibt ihnen auch nichts anderes übrig.
Allerdings sollte man Dallas nicht vorzeitig vor den nächsten 2-3 Wochen abschreiben: Angeblich sollen die Pacers von Hibbert-Deal doch nicht so überzeugt sein und vom Deal mit den Lakers zurücktreten bzw. ihn woanders zu verschiffen - aber auch hier können die Mavericks nicht allzu viel bieten.

Möglichkeiten gibts noch, doch eine weitere PO-Teilnahme steht in den Sternen.
Der Mavericks-Pick gehört den Celtics (Rondotrade), ist jedch Top7 geschützt, sprich Dallas behält den Pick wenn man sich nach der Lottery unter den sieben schlechtesten Teams befindet. Eher wahrscheinlich dass die Mavs eher diesen Weg gehen als mit schlechten Chancen den schweren PO-Kampf im Westen in Angriff nehmen.


Ist DeAndre Jordan Schuld und sein Verhalten das man nun rebuilden/tanken muss?


Darauf gibt es nur eine klare Antwort: Nein!

Dallas hat wie in den letzten Jahren in der FA enorm gepokert um einen Star zu bekommen der sie aus der Mittelmäßigkeit führt, gelungen ist dies jedoch nicht. Dieses jahr hieß das Ziel ganz klar DeAndre Jordan Die Mavs konnten sich zwar schon gute Chancen ausrechnen, ein Verbleib von Jordan bei den Clippers war aber mindestens genauso hoch. Auch schon ein "Nein" am 3./4.Juli zu den Mavericks hätte ihnen große Probleme bereitet, lediglich Kostas Kofous und per Trade erhaltbare Roy Hibbert waren nur noch als valide Starting-C verfügbar - ob Dallas dann einen von den beiden bekommen hätte ist Spekulation, zumal sie auch dann schnell vom Markt waren.
Außerdem waren die nach dem vermeintlichen "ja" von DeAndre Jordan ein Resign von Charlie Vvilanueva und eine Verpflichtung von Jeremy Evans, nicht Spieler die den Unterschied ausmachen. Mit Jordan und den außerdem verpflichteten Wesley Matthews wäre zwar kurzfristig das Mittelmaß weiter gesichert gewesen, ob man dieses Ziel auch noch nach Dirks Karrieende lange weiter verfolgt hätte eher unwahrscheinlich.

Die Art und Weise der Absage von Jordan ist zwar bedenklich, doch auch ein früheres und normales "Nein" hätte sehr wahrscheinlich zur gleichen Situation wie jetzt geführt, das Ergebnis bleibt auch mit dem bitteren nachgeschmack dasselbe.

Am Ende werden die Mavericks einsehen dass ihre Attraktivität aufgrund Dirks absehbares Karrierende jedes jahr sank und sie vielleicht nicht immer den Fokus auf den FA-markt hätten setzen sollen; die Gefahr irgendwann mal leer auszugehen wurde auch von Jahr zu Jahr größer und es ist nicht ganz überraschend dass die Mavs dieses Mal vielleicht am Ende mit leeren Händen dastehen.

War die Belagerung um Jordan's Haus und der Emoticons-Krieg höchstgradig peinlich?

Definitv Ja!!!!!!!!! (wenn auch belustigend)