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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
Von: Maxi_FCB
14.06.2015 | 4844 Aufrufe | 15 Kommentare | 13 Bewertungen Ø 7.8
Ausgabe XX
Das bayerische Quartett
Diskussionsrunde zum FC Bayern.

Souveräne Meisterschaft, bitteres Ausscheiden im DFB-Pokal, klares CL-Halbfinalaus - an der Bayern-Saison 2014/15 scheiden sich die Geister. Während die Vereinsoffiziellen sich die Saison partout nicht schlecht reden lassen wollen, unken einige Medien und Experten von einem "verlorenen Jahr", welches nicht den Ansprüchen des Rekordmeisters genügen könne.

Es ist viel passiert in der verganenen Saison. Kantersiege wechselten sich ab mit ärgerlichen Niederlagen, aus dem bayerischen Lazarett hätte man bisweilen eine potentielle Meistermannschaft formen können und gegen Saisonende geriet gar Trainer Pep Guardiola angesichts schwächerer Leistungen in die Schusslinie.

Es mangelt also nicht an Themen, die zu diskutieren wären. Im Folgenden lassen dementsprechend also die User Talentfrei, Los_Tioz, DunkingDonut (BVB-Fan) und meine Wenigkeit die vergangene Saison Revue passieren.

Wie immer: Viel Spaß beim Lesen und Mitdiskutieren in den Kommentaren!

Im Pokal gegen Dortmund knapp, in der Champions League gegen den späteren Sieger Barcelona dann doch eher deutlich ausgeschieden. Immerhin wurde die Meisterschaft eingefahren und das über weite Strecken in souveräner Manier. Gegen Ende der Saison jedoch schlingerte man (wie schon im Vorjahr) bedenklich. Wie sind die Leistungen des Teams also - vor allem auch unter Einbeziehung der zwischenzeitlichen Ausfälle von Ribery, Robben, Alaba, Lahm, Thiago, Martinez, Badstuber, Benatia und Schweinsteiger - einzuordnen? Muss man gar von einer schwachen Saison sprechen?


Los_Tioz: Ich persönlich würde nicht von einer schwachen Saison sprechen. Klar, war es nach der gewonnenen Meisterschaft wieder sehr holprig und teilweise auch schlecht, dennoch muss man einfach sehen, dass in der entscheidenden Phase auch immens wichtige Spieler entweder ganz ausgefallen sind (Ribéry, Robben, Alaba) oder erst spät wieder zurück kamen (BS31, Martinez, Thiago, Lahm) und man somit nie wirklich am Optimum war was die Stärke des Kaders betrifft. Ich weigere mich auch irgendwie, zu sagen, dass 1x Meister und 2x Halbfinale in den Pokalwettbewerben eine Enttäuschung sein sollen, denn andere Teams wären froh, wenn sie das am Saisonende vorweisen könnten.


DunkingDonut: Von einer schwachen Saison zu sprechen wäre sicherlich übertrieben, wenn man hoch überlegen Meister wurde und zweimal im Halbfinale stand. Zumal man im Pokalhalbfinale gegen Dortmund die klar bessere Mannschaft war und nur das Glück nicht auf der eigenen Seite hatte (Fehlentscheidungen, verschossene Elfmeter). In der Champions League hingegen war man gegen Barcelona klar unterlegen meiner Meinung nach, was in Anbetracht der Verletztenlist aber wahrlich keine Schande ist. Das Problem ist halt nur, dass Bayern mittlerweile den Anspruch hat jeden Titel zu gewinnen und das auch so kommuniziert. Das hat dann zur Folge, dass nach einer Saison wie dieser überhaupt so eine Frage aufkommt. Das bringt diese Mentalität eben mit sich. Ich würde von einer soliden Saison sprechen, nicht mehr und nicht weniger.


Talentfrei: Nein, ich würde nicht von einer schwachen Saison sprechen. Die Resultate am Saisonende sind sicherlich nicht zufriedenstellend, jede Mannschaft, gerade auf diesem hohen Niveau, hat das Ziel, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen, aber es gibt Gründe, warum das in dieser Saison nicht funktioniert hat. Das Spiel gegen Dortmund hat man selbst aus der Hand gegeben, nachdem man den BVB komplett im Griff hatte, aber aus der Dominanz zu wenig Zählbares entwickeln konnte. Gegen den FC Barcelona kann man sicherlich ausscheiden, vor allem wenn man unnötige individuelle Fehler macht. Verletzungen, Rhythmusprobleme und die Tatsache, dass man die Topform in der Hinrunde hatte spielten dabei eine Rolle. Die Spielzeit war trotzdem gut, wenn auch nicht überragend.

Maxi_FCB: Nein, von einer schwachen Saison keinesfalls. Es war sicher keine hervorragende Saison, von der man noch in 30 Jahren sprechen wird, aber es war eine gute Spielzeit, in der man die Meisterschaft - nicht zuletzt aufgrund einer fulminanten Hinrunde - souverän einfuhr, im Pokal auf unglaublich unglückliche Weise ausschied und in der Champions League mit Würde gegen den späteren Sieger scheiterte. Vor allem bezüglich des Nicht-Gewinns von CL und Pokal möchte ich eigentlich keine große Kritik am Team üben, da man sich personell und physisch am Limit bewegte und dafür dennoch vollen Einsatz zeigte, auch wenn bisweilen Cleverness und Abgezocktheit abgingen. Allerdings muss ich schon zugeben, letztlich doch ausgesprochen froh gewesen zu sein, als diese Saison ihr Ende fand. Die allwöchentlichen neuen verletzungsbedingten Hiobsbotschaften, sowie die unnötigen Niederlagen gegen Augsburg und Freiburg drückten dann gegen Ende doch etwas aufs Gemüt.

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Vor allem die Rolle von Pep Guardiola wurde im Saisonverlauf zunehmend kritischer beäugt. In der Liga setzte es ungewohnte fünf Niederlagen und nach dem Ausscheiden im Pokal wurden Guardiolas Wechsel kritisch hinterfragt. Nach einem beängstigenden Auftritt im Dragao bugsierte man sich im Viertelfinale der Champions League an den Rande des Ausscheidens, gegen Barca hielt nach der fulminant gescheiterten Variante mit Dreierkette lediglich Manuel Neuer die Hoffnungen am Leben, bis jene dann in den letzten 20min durch taktisch naives Verhalten (und Messi) vernichtet wurden. Inwiefern ist in Anbetracht der genannten Ereignisse die Kritik an Guardiola berechtigt? Wie ist seine Rolle in der Endphase der Saison zu beurteilen?


Talentfrei: Die gesamte Mannschaft verfolgt den Plan von Pep Guardiola und befindet sich in einer permanenten Entwicklung, die natürlich darauf ausgelegt ist, dass man diese auch mit der Stammformation angehen kann. Man kann davon ausgehen, dass in dieser Saison jeder gewisse Fehler gemacht hat - dazu gehört auch der Trainer - allerdings glaube ich nicht, dass man es mit der Kritik übertreiben sollte. Natürlich war Guardiola aufgrund der vielen Ausfälle phasenweise dazu gezwungen entgegen seiner eigenen Philosophie zu agieren, als er beispielsweise in Dortmund mit einer sehr defensiven Formation für Furore sorgte. Insgesamt würde ich sagen, dass Guardiola in einer sehr schwierigen Saison, wie seine Mannschaft, nicht so nahe am Optimum gearbeitet hat, wie er sich das vorgestellt hat.


Maxi_FCB: Peps Image hat in dieser Saison auf jeden Fall ein paar Kratzer bekommen, vielleicht sogar tiefere als im Vorjahr, als man ihm letztendlich nur das schwache Rückspiel gegen Real vorwerfen konnte, optional allenfalls noch das Bohei um "die Liga ist vorbei". Diese Saison jedoch fallen mehr Niederlagen in seinen Verantwortungsbereich. Gegen Wolfsburg ließ man sich von simplen taktischen Mitteln (hohe Bälle über das Gegenpressing auf Dost) schocken, gegen Porto fällt es zwar schwer, ihm die katastrophalen individuellen Aussetzer in der Defensive zuzurechnen, allerdings muss man fragen, wieso man gegen den Zweiten der portugiesischen Liga absolut keine Mittel in der Offensive fand. Besonders schwer wiegt allerdings der Fehlgriff mit der Dreierkette gegen Barcelona: Bei gewohnter katalanischer Konsequenz hätte es nach 20min 2:0 für Barca gestanden - es wäre womöglich ein Desaster geworden, das jenes gegen Real noch in den Schatten gestellt hätte. Dank Neuer blieb es beim Konjunktiv. Generell fällt negativ auf, dass die Konteranfälligkeit nicht nachhaltig abgestellt wurde, bzw. das Gegenpressing zu häufig nicht greift. Allerdings bei aller Kritik: Man spielte eine hervorragende Hinrunde und schlug sich in CL und Pokal trotz immenser Verletztenmisere dank diverser taktischer Geniestreiche Guardiolas durchaus beachtlich, garniert mit einigen Glanzlichtern. Die teilweise geäußerte Fundamentalkritik an Guardiola verbietet sich also meiner Meinung nach.


Los_Tioz: Natürlich ist die Kritik an Guardiola auf den ersten Blick berechtigt, denn entgegen seiner Aussage vom Ende der letzten Saison, dass man aus dem Fehler die Saison frühzeitig verbal zu beenden gelernt hat, hat er es auch dieses Jahr wieder getan. Dennoch wird hier meiner Meinung nach bravurös ausgeklammert, dass Pep am Ende der Saison mehr darauf bedacht war, dass sich nicht noch mehr Stammpersonal für die Pokalwettbewerbe erneut bzw. frisch verletzt. Teilweise geht die Kritik allerdings zu weit.


DunkingDonut: Guardiola ist halt nicht der Übertrainer, für den man ihn zu Barcelona-Zeiten gehalten hat. Er macht genauso seine Fehler, wie jeder andere Trainer auch. Dazu noch das Problem, dass er Bayern zu einem Zeitpunkt übernommen hat, wo es nur bergab gehen konnte. Da kommt dann schnell Kritik auf. Das einzige was ich ihm aber konkret vorwerfen würde ist, dass er jetzt zum zweiten Mal (mehr oder weniger öffentlich) die Bundesliga frühzeitig für beendet erklärt hat. Das tut der Mannschaft nicht gut in meinen Augen. Das Experiment mit der Dreierkette gegen Barcelona ist sicherlich gescheitert, aber diesen Fehler hat er ja selbst eingesehen. Wie er die Mannschaft für das Rückspiel gegen Barcelona oder auch das Pokalspiel gegen Dortmund eingestellt hat, war hingegen ziemlich beeindruckend. Aber über die sportliche Klasse von Guardiola brauch man eigentlich auch nicht zu diskutieren meiner Meinung nach. Man könnte hier jetzt noch die Angelegenheit mit Müller-Wohlfahrt ansprechen und Guardiolas Führungsstil kritisieren, aber das ist mir zu populistisch. Sowas kann kein Außenstehender beurteilen.

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Auch die individuellen Entwicklungen werden zunehmend negativ betrachtet. Bei Dante und Schweinsteiger wurden Rückschritte ausgemacht, Götze stagniere bestenfalls und auch Lahms Leistungen gegen Saisonende warfen Fragen auf. Wie seht ihr diese Entwicklungen? Inwieweit kann oder muss man das Guardiola anlasten?


Maxi_FCB: Naja, dass an Schweinsteiger der Zahn der Zeit nagt, kann man Pep ja nun schwerlich anlasten. Er kann verletzungsbedingt keinen Rhythmus aufnehmen. Findet er ihn aber doch mal, stabilsieren sich seine Leistungen ad hoc, wie gegen Ende dieser Saison. Bei Dante bin ich unschlüssig. Das Alter kann da kein Argument sein, er lebte nie von besonderer Dynamik und auch an den "Maracanzo"-Knacks mag ich nicht glauben, das klingt eher nach Küchenpsychologie. Eher scheint es mir denkbar, dass er in der generell größeren Kompaktheit der Triple-Elf mehr Sicherheit fand, als im extremeren System Peps. Die Kritik bzgl. Lahm wiederum empfinde ich generell als widersinnig, ihm fehlten nach langer Pause just Physis und Athletik. Bleibt Götze. Seine Causa bleibt ein Mysterium. Boateng, Robben, Bernat, Rafinha, Pique, Busquets, Pedro etc. - sie alle machte Pep besser. An Götze droht er zu scheitern. Wieso? Keine Ahnung. Man sollte die kommende Saison noch abwarten. Vielleicht hilft es Götze, konsequent im Zentrum agieren zu dürfen. Aber Pep vorzuwerfen, dass er ihm das Vertrauen nicht gebe, ist - gelinde gesagt - Humbug. Er hat ihm viele Chancen gegeben, aber irgendwann muss eben das Leistungsprinzip greifen.


DunkingDonut: Schwierig. Das kann man wohl pauschal auch gar nicht beantworten. Manche haben vorher über ihrem Niveau gespielt (Dante), manche mussten aufgrund der Verletztenliste viel zu früh wieder in wichtigen Spielen ran, obwohl sie noch außer Form waren (Schweisteiger, Lahm) und andere schwebten vielleicht auch noch auf Wolke Sieben aufgrund des einen Abends in Rio (Götze). Sicherlich hat auch Guardiola nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen, aber die schwachen Leistungen immer am Trainer festzumachen missfällt mir. Man kann es nämlich auch andersherum sehen, Guardiola hat es trotz der personal schlechten Situation und den individuellen Formschwankungen immer wieder geschafft der Mannschaft neue Impulse zu verpassen (Rückspiel Porto, Rückspiel Barcelona, Pokalspiel Dortmund usw.).


Talentfrei: Bei Dante war die Entwicklung vorhersehbar. Er hatte 2-3 Jahre auf absolutem Topniveau, hat wenig Ablöse gekostet und ist mittlerweile "nur" noch ein eher überdurchschnittlicher Verteidiger mit Hang zum laissez-faire. An Schweinsteiger scheiden sich seit längerem die Geister. Ich denke, dass er immer noch einige Topspiele in petto hat, allerdings kann man nicht mehr über eine gesamte Saison mit ihm planen. Mario Götze muss in der kommenden Saison definitiv liefern, Philipp Lahm war nach seiner langen Verletzungspause körperlich einfach nicht auf der Höhe, ich glaube nicht, dass das etwas mit Guardiola zu tun hatte. Einzig Götze hätte man vermutlich häufiger zentral aufstellen sollen.


Los_Tioz: Schwer zu sagen, bei Dante fällt mir bereits seit der Saison 2013/2014 ein Leistungsabfall auf, der sich jetzt diese Saison - und vor allem seit dem 7:1 bei der WM - noch verstärkt hat. Bei Schweinsteiger und Lahm darf man meiner Meinung nach nicht vergessen, dass beide mit langwierigen Verletzungen zu kämpfen hatten und recht schnell wieder ein sehr hohes Pensum abspulen mussten (aufgrund diverser anderer Verletzter). Mario Götze war bei weitem nicht so schlecht wie er gemacht wird. Sein Problem war meines Erachtens, dass er zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt in ein Leistungsloch gefallen ist und er dadurch ein gefundenes Fressen für die Presse wurde. Wenn man Pep etwas anlasten will, was diese Personalien angeht, dann dass er was Mario Götze betrifft zu viel Interpretationsspielraum für Außenstehende geboten hat. Letztlich ist es aber immer - und da ist es egal wie der Verein heißt - Entscheidung des Trainers, wen er aufstellt.

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Nachdem die (vermeintlichen?) Enttäuschungen der Saison unter die Lupe genommen wurden, sollen im Folgenden natürlich auch die positiven Erscheinungen beleuchtet werden. Welcher Spieler taugt eurer Meinung nach am ehesten als bayerischer Spieler der Saison? Wer hat das Team getragen, wer hat den Unterschied ausgemacht? Welcher Spieler hat euch am ehesten positiv überrascht?

DunkingDonut: Der bayerische "Spieler der Saison" war für mich Jerome Boateng. Der Mann ist aktuell einfach der beste Innenverteidiger der Welt. Durchgehend Weltklasse-Leistungen, zudem hat er der Mannschaft immer Stabilität verliehen. Und ja, gegen Messi sah er einmal alt aus, aber das ändert nichts. Ansonsten war, wenn er denn mal fit war, Robben natürlich wieder sehr stark. Der Mann ist ein Phänomen und für mich der beste Flügelspieler weltweit. Den dritten im Bunde, den ich hier gerne nennen würde, ist Lewandowski. Trotz anfänglicher Kritik war er spätestens ab der Rückrunde einer der Leistungsträger im Team und hat mich vor allem in großen Spielen sehr oft überzeugt. Er ist sicherlich nicht der beste Knipser der Welt, aber kein anderer Stürmer vermag es die Bälle so zu verarbeiten und zu verteilen wie Lewandowski. Und damit ist er für jede Mannschaft Gold wert. Positiv überrascht hat dazu noch Mitchell Weiser, der einige starke Spiele absolviert hat und sich somit für höhere Aufgaben empfohlen hat. Wenn auch vielleicht nicht bei Bayern.


Talentfrei: Arjen Robben war sicherlich wieder eine der herausragenden Figuren der vergangenen Saison, der ohne seine Verletzungspause gegen Ende der Saison noch beeindruckendere Werte hätte aufweisen können. Jerome Boateng spielte ebenfalls hervorragend, Juan Bernat war bis auf eine kleinere Formkrise ein absolut souveräner Neuzugang und auch das Comeback von Holger Badstuber (wenn auch leider unterbrochen) war sehr positiv.


Los_Tioz: Überrascht hat mich zu Beginn der abgelaufenen Saison ganz klar Alonso, wer frisch in ein Team kommt und dann gleich in seinem ersten Spiel solch eine Leistung bringt und die Chef-Rolle übernimmt der hat natürlich Respekt verdient. Da aber im weiteren Saisonverlauf die Leistungskurve eher nach unten zeigte, fällt er eher raus für den Titel Überraschung der Saison/ Spieler der Saison. Für mich war DIE Überraschung der abgelaufenen Saison ganz klar Juan Bernat. Die Leistung hat gestimmt und er stand quasi immer in der Startelf. Das war zumindest für mich, der ihn zugegebenermaßen nicht kannte und somit nicht auf dem FCB Zettel hatte, so nicht zu erwarten. Getragen haben das Team, wie eigentlich immer bis zu den Verletzungen, Robben und Ribery, die auch immer den Unterschied ausgemacht haben und von hinten heraus Manuel Neuer und Jérôme Boateng. Wenn ich mich für einen "Man of the Season" entscheiden müsste, wäre es Boateng, da er bis auf das Barcelona Hinspiel eine sehr gute Saison gespielt hat und in meinen Augen angstachelt durch den WM Titel nochmals einen Sprung nach vorne gemacht hat.


Maxi_FCB: Alaba hat teils stark aufgetrumpft, Boateng und Neuer sind ohnehin überragend, Xabi hatte eine hervorragende Hinrunde - aber am Ende landet man immer wieder bei Arjen Robben. Er hat sich nochmals gesteigert, was das Verhältnis Scorerpunkte zu Spiele angeht, hat wieder diverse Spiele entschieden und sich in der Form seines Lebens bewegt. Bitter, dass er gerade in der entscheidenden Saisonphase ausfiel. Bei den positiven Überraschungen kommt man natürlich auch nicht um Juan Bernat herum, wenngleich er von Messi relativ deutlich die Grenzen aufgezeigt bekam. Aber das passierte auch schon größeren Kalibern. Hervorheben möchte ich allerdings mal Robert Lewandowski, der an dieser Stelle Ende Februar noch als Problemfall thematisiert wurde. Als Bayern ihn brauchte, nahm er offensiv das Zepter in die Hand und steuerte in den wichtigen Spielen gegen Porto, Dortmund und Barcelona teils spielentscheidende Treffer sowie starke Leistungen bei. Hut ab!

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Kommen wir zur Kaderpolitik, vor allem gegen Saisonende eines der am heißesten diskutierten Themen. Denn in den entscheidenden Spielen der Saison musste man ohne echte Flügelspieler agieren, einige Spieler (Lahm, Thiago) mussten sofort nach ihrer Rückkehr ein immenses Pensum abspulen und waren demnach nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, teilweise stellte sich die Mannschaft verletzungsbedingt gar nahezu von selbst auf. Welche Versäumnisse kader- und transferpolitischer Natur muss man sich vorwerfen? War es beispielsweise ein Fehler, Shaqiri, Hojbjerg oder Mandzukic abzugeben, anstatt den Konkurrenzkampf zu schüren und sich Alternativen zu bewahren?


Los_Tioz: Dass Mandzukic gehen würde, war denke ich klar und irgendwo auch verständlich, dass er sich nicht als Nr. 2 hinter Lewy sieht. Dafür ist er meiner Meinung nach auch zu stark. Bei Shaqiri bin ich zwigespalten, zum einen hätte er wahrscheinlich stark profitiert von den Ausfällen, zum anderen hat er aber scheinbar nicht in das "System Pep" gepasst. Für mich persönlich war der einzige Fehler die Ausleihe von Hojbjerg. Hätte man Ihn behalten, wäre zumindest auf der defensiven Mittelfeldposition ein wenig Spielraum gewesen. Wirklich vorwerfen kann man sich eigentlich nicht wirklich was, da man solch eine Verletzungsseuche eigentlich nicht planen kann bzw. will.

Maxi_FCB: Man muss sich vor allem vorwerfen, für die Abgänge keinen adäquaten Ersatz geholt zu haben. Die Abgänge von Shaqiri und Mandzukic, ebenso wie die Leihe Hojbjergs, waren an sich nämlich völlig richtig. Shaqiri stagnierte sportlich, sorgte für Unruhe und wäre in den wichtigen Spielen ohnehin kein wichtiger Faktor geworden, Mandzukic hätte für große interne Querelen gesorgt, da Lewandowski ihm den Rang abgelaufen hätte und auch Hojbjerg wäre sicher nicht des Rätsels Lösung gegen Barcelona oder Dortmund gewesen. Er konnte Spielpraxis bei Augsburg sammeln, das war absolut sinnig. Aber mit den bekanntermaßen verletzungsanfälligen Ribery und Robben als einzigen echten Flügelspieler zu planen, war Harakiri. Im zentralen Mittelfeld verließ man sich auf drei Ü30er und hinter Lewandowski wäre meist kein brauchbarer echter Stürmer verfügbar gewesen. Natürlich konnte man die Verletztenmisere in dieser Wucht nicht antizipieren, aber an einigen Stellen (vor allem auf den Flügeln) war die Planung so abenteuerlich wie fahrlässig - und ist letztlich ja auch bestraft worden.

DunkingDonut: Klar vorwerfen lassen muss man sich, dass keine hochklassigen Alternativen für die Flügel im Kader waren. Dass Ribery und Robben verletzungsanfällig sind, war ja bekannt. Shaqiri abzugeben ist vertretbar, da keine positive Entwicklung stattgefunden hat, aber dann muss man auch für Ersatz sorgen. Eine Zwischenlösung hätte es ja auch getan, aber ganz ohne Alternative für Robben und Ribery in die Rückrunde zu gehen, ist sicherlich als "kaderpolitischer Fehler" anzusehen. Das ist aber auch der einzige große Fehler meiner Meinung nach. Ansonsten ist man auf allen Positionen mehr oder weniger hochklassig, doppelt besetzt gewesen. So eine Verletztenmisere wie diese Saison wird man nie komplett auffangen können. Und es muss auch immer die Teamchemie stimmen, ein Mandzukic beispielsweise hätte sich niemals ohne zu Meckern auf die Bank gesetzt.

Talentfrei: Das ist schwierig zu beantworten, weil es eben die großen Verletzungssorgen gab. Sicherlich würde ich den Mandzukic-Abgang und die Höjbjerg-Leihe als notwendig und sinnvoll betrachten, Shaqiri hätte man meiner Meinung nach auch bis zum Sommer behalten können, denn auf den offensiven Außenbahnen ist man tendenziell unterbesetzt und hat zudem auch noch zwei Spieler, die in der Vergangenheit immer wieder mit Wehwehchen und Verletzungen zu kämpfen hatten. Hier hätte man vielleicht bessere Vorkehrungen treffen müssen, um nicht nur im Verletzungsfall vorbereitet zu sein, sondern auch um über die gesamte Saison hinweg klug zu rotieren.

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Nun steht die Saison 2015/16 ins Haus und mit ihr das letzte Vertragsjahr von Pep Guardiola. Es ist unter Umständen seine letzte Chance, die Champions League, bestenfalls gar das Triple, an dem er sich nach eigener Aussage selbst misst, zu erringen. Welche Schritte taktischer, transferpolitischer oder sonstiger Natur müssen eurer Meinung nach ergriffen werden, um dieses vielleicht letzte Jahr mit Guardiola so erfolgreich wie möglich zu gestalten? Namen schwirren ja bereits einige durch die Luft (Griezmann, Brahimi, di Maria, Gündogan, Darmian, Lacazette...). Welche erscheinen wahrscheinlich und zugleich wünschenswert?


Maxi_FCB: Nunja, wer bin ich, dass ich Pep taktische Direktiven geben könnte? Ich würde mir einfach wünschen, dass man eine Lösung für die immense Abhängigkeit von "Robbery" findet und man es schafft, die passende Raumaufteilung und Dynamik für ein griffiges Gegenpressing zu schaffen. Denn diese latente Konteranfälligkeit ist schlicht tödlich. Bei den Namen ist ja letztlich alles irgendwo Stochern im Nebel, da alle Gerüchte reine Gedankenkonstrukte beinhalten und selbst diese derart widersprüchlich sind, dass man das Gefühl bekommt, dass die Medien einfach garnichts wissen. Pflichttransfers wären ein Flügelspieler sowie ein Rechtsverteidiger. Depay hat man sich durch die Finger gleiten lassen, also bleiben lediglich überteuerte Akteure (di Maria, Brahimi) und sportlich unzureichende (Sterling, F. Anderson) bzw. unpassende Akteure (Griezmann). Wie man diese diffizile Marktsituation auflösen will? Keine Ahnung. Man könnte über Cuadrado nachdenken. Für die Rechtsverteidigerposition wäre Matteo Darmian eigentlich ein Pflichtdeal, da passt alles. Optional wären noch ein Stürmer und ein zentraler Mittelfeldspieler. Ganz persönlich mache ich allerdings aus meiner Begeisterung für Philippe Coutinho keinen Hehl. Er brächte absolut alles mit.


DunkingDonut: Da kann ich mich lange nicht so gut zu äußern wie Maxi und Talentfrei. Deswegen nehme ich mich hier einfach mal zurück. Dass mindestens ein großer Transfer getätigt wird, steht aber wohl außer Frage.

Talentfrei: Es muss nachgelegt werden im Sommer - und zwar in der Spitze und in der Breite. Dabei muss man auf Homogenität, Notwendigkeit, ein bisschen auf den Preis und vor allem auf eine angemessene Anzahl der Neuverpflichtungen achten. Ein kompletter Umbruch ist nicht notwendig, eine Verstärkung und Veränderung, die zu einer positiven Entwicklung beitragen kann allerdings schon. Namen zu kommentieren ist immer etwas spekulativ, Matteo Darmian als Rechtsverteidiger muss eine Option sein, auch Lacazette könnte in der Tat ein Thema sein, wenn man sich zwecks Rollenverteilung einig werden kann. Ansonsten ist ein Spielertyp wie Firmino zusätzlich zu einem klaren Flügelspieler ein "No-Brainer", allerdings ist es auch abhängig davon, was realisierbar ist und wie viel Geld man wirklich ausgeben kann.

Los_Tioz: Zunächst denke bzw. hoffe ich natürlich, dass Pep Guardiola seine Mission FC Bayern auch nach dieser Saison noch nicht als beendet ansieht und seinen Kontrakt verlängert. Denn er wäre in meinen Augen, der geeignete Mann um den Umbruch, der definitiv bevorsteht, vorzubereiten und umzusetzen. Damit wären wir dann beim "Was muss passieren?". Man braucht sowohl auf den "Ü-30" Positionen (RM,LM,DM) als auch in der RV und im ST junge und vor allem gute Alternativen, mit Kimmich und PEH hat man zumindest fürs DM schon 2 vielversprechende Talente. Von den in den Medien gehandelten Namen würden mir am ehesten Griezmann, Darmian und Lacazette gefallen, da sie für mich am wahrscheinlichsten und wünschenswertesten sind, da so sowohl für Rafinha als auch für Ribery, Robben, Lewy geeignete, weil starke, "Backups" bzw. Konkurrenz da wäre. Ein ebenfalls wichtiger Schritt, der die Profis aktuell noch wenig betrifft, muss die Umstrukturierung des Jugendbereichs sein, dass man dort ebenfalls wieder Erfolge feiern kann und man vllt. schon bald wieder Spieler wie damals BS31, Müller, Badstuber, etc. fest in den Profi Kader integrieren kann.

***************

Zum Abschluss noch eine Frage an die drei Bayern-Anhänger, sofern sie diese Saison nicht in Gänze als verschenkt ansehen: Welches war euer persönliches Highlight in dieser Saison?

Talentfrei: Die erste Halbzeit beim 7:1 in Rom oder die erste Halbzeit zuhause gegen Porto. Schwer zu sagen.


Maxi_FCB: Am begeisterndsten empfand ich das 6:1 gegen Porto. Nicht unbedingt sportlich, denn Porto war an diesem Tag - bei allem Respekt - keine ganz große Hürde, aber es war einfach ein denkwürdiges Spiel. Von Minute Eins an hatten alle den Glauben an das Weiterkommen: Die Fans, die Funktionäre und nicht zuletzt die Spieler selbst. Und das machten auch alle deutlich. Der Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans war beeindruckend.

Los_Tioz: Ehrlich gesagt habe ich mehrere Highlights diese Saison. Spielerischer Natur war das zum einen das 8:0 gegen den HSV und zum Anderen dann den Sieg über Porto in der CL, nachdem man quasi schon vor dem Aus stand. Personeller Natur war mein Highlight die Rückkehr von Thiago.

ø 7.8
KOMMENTARE
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Bayerntime
15.06.2015 | 10:55 Uhr
1
0
Bayerntime : 
15.06.2015 | 10:55 Uhr
0
Bayerntime : 
Starke Sache
Wie ber vorher besprochen ist es durch die 3 Bayern Fans eher einseitig. Dunkin bringt jedoch gute andere Ansichten rein.

Bin auf die Neue Saison gespannt und hoffe das man im neuen Quartett dann über Triple Gewinn und Pep Verlängerung schreiben kann

Und natürlich 10 Punkte !
1
Talentfrei
MODERATOR
15.06.2015 | 10:00 Uhr
2
0
Talentfrei : 
15.06.2015 | 10:00 Uhr
0
Talentfrei : 
Hervorragend! 10 Punkte, war eine Freude zu lesen!
2
DunkingDonut
15.06.2015 | 07:15 Uhr
5
0
15.06.2015 | 07:15 Uhr
0
Schöne Sache. Gerne nächstes Jahr wieder. Vielleicht diskutieren wir ja dann darüber, wie es passieren konnte, dass Dortmund Bayern die Meisterschaft weggeschnappt hat.
5
Los_Tioz
14.06.2015 | 23:00 Uhr
1
0
Los_Tioz : 
14.06.2015 | 23:00 Uhr
0
Los_Tioz : 
Starkes Teil!
Vielen Dank an maxi für das entgegengebrachte Vertrauen und die Chance an dem Quartett mitwirken zu dürfen.

1
Maxi_FCB
14.06.2015 | 22:43 Uhr
2
0
Maxi_FCB : 
14.06.2015 | 22:43 Uhr
0
Maxi_FCB : 
Das ging ja überraschend reibungslos mit dem Blogeditor

Vielen Dank an TF, Tioz und Dunking, dass sie mitgemacht haben!
2
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