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Damals... - Erinnerungen@Spox


Gründer: lostfounder | Mitglieder: 48 | Beiträge: 1
26.01.2011 um 09:21 Uhr
Geschrieben von fcbm007
Damals... als ich Profi war!
Ja, da war ich noch Profi, also Berufssportler, so richtig mit Herzblut. Nicht
im Fussball, nein! ich verdiente meine Brötchen mit dem reiten von Pferden,
war Springreiter und tingelte fast jedes Wochenende von Turnier zu Turnier.

Wie kam es dazu...
Nun, meine Eltern hatten einen Handelsstall und mich interessierten die
Vierbeiner bis zu meinem 13. Lebensjahr eigentlich einen "feuchten Kehricht". War zwar damals schon immer mit auf den Turnieren, aber meine liebe galt nur dem Geräteturnen. Doch eines Tages verliebte ich mich in Kerstin, Kerstin war aber keine schöne Stute, sondern eine fesche Blondine deren Eltern bei uns ihr Pferd einstellten. Eines Tages nahm ich mein Herz in die Hand und fragte Kerstin ob sie mit mir gehen wollte und Sie erwiderte mir ein !NEIN! da sie sich nur in einen Reiter verlieben könnte! Rumms, das saß...

Wie ging es weiter...
Der nächste Schritt, wen wundert es, war der zu meinem Vater mit den Worten "Ich will und muß reiten; jetzt und heute"
Gesagt, getan.. mein Vater grinste und ließ mich auch gleich reiten, im Kreis rum an der Longe und mit den Worten "Absatz tief, Schulterblätter zurück, Brust raus und gerade sitzen", also in meinen Augen und vom Gefühl her, eher uncool das Ganze und ich entgegnete das ich nicht reiten will, sondern mit dem Pferd nur über Hindernisse springen möchte...
Es war ja klar, das mein Vater gleich ein Hindernis an der Bande aufbaute und ich über Dieses springen durfte!
Es war auch klar, dass dieses Pferd da rüber sprang, nur mir war nicht klar wie ich mich da oben, auf dem Pferd halten sollte und so landete ich auf dem "Boden" der Tatsachen. Ich stürzte vom Pferd und mein gekränktes Ego heulte natürlich... ich nicht, es war ja nur mein Ego, aber wir Beide wollten es Allen zeigen das wir es auch besser konnten.

Und Dann...
Irgendwie lernte ich es, also das Springreiten und mich auf dem Pferd zu halten. Sehr viel Reitunterricht, noch mehr im Kreis rum reiten und alles war sehr viel Arbeit. Es folgten Turniere, erste E- und A-Springen und es ging Bergauf. Die erfolgreiche Teilnahme am Reiterabzeichen ermöglichte mir den nächsten Schritt. Der Schritt in die höheren Klassen... An dieser Stelle, möchte ich euch verständlich machen, das es im Turniersport bestimmte Einteilungen in jeweiligen Klassen gibt und die ergeben sich nun mal nach der Hindernishöhe!

E > steht für Einsteiger ( Hindernishöhe bis 90cm )
A > für Anfänger( Hindernishöhe bis 110cm )
L > Leicht ( Hindernishöhe bis 120cm )
M > Mittelschwer ( Hindernishöhe bis 130cm )
S > Schwer ( Hindernishöhe bis 160cm )

Es ging also weiter... L- und M-Springen und das schon recht früh in meiner Laufbahn! Im Alter von 15 Jahren feierte ich schon Erfolge, bzw. Siege in M-Springprüfungen.

Die Profilaufbahn
Ja, ich war jung, der Erfolg auf meiner Seite und die Schule bald fertig... was mach ich? OK, mein Ziel war klar, nach oben, ganz nach oben, also Dahin, wo mein Idol ritt.. Franke Sloothaak war sein Name. Er ritt dort, wo ich auch hin wollte. Deutsche Meisterschaften, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympische Spiele, also den Ruhm eines Sportlers genießen! Ja... da wollte ich hin!

Es klappte fast, der Erfolg bescherte mir mit der Zeit einen Sponsor. Stark! ich musste mich wohl nun nicht mehr mit Pferden "rumschlagen" mit denen kein Anderer reiten wollte bzw. konnte. In einem Handelsstall ist es nun mal üblich das die guten Pferde bzw. Diese, mit denen man erfolgreich reitet, meist auch schnell wieder verkauft wurden und man sein Glück mit dem nächsten Handelspferd versuchen musste. Dies war wahrlich nicht immer einfach, da ich, vor allem in jungen Jahren auch eine gewisse Beziehung zu meinem Freund Pferd aufbaute. Aber mit der Zeit und dies auch recht schnell, stumpft man ab und sieht es leider nur noch als Arbeitsgerät und Brötchengeber.

Ein Sponsor
Juhuhhh... dachte ich! Aber die Sponsoren sind wirklich komische Leute! Auf dem ersten Turnier, mit dem neuen Pferd, das erste Springen gewonnen! Nach der Siegerehrung reite ich aus dem Parcour raus und er hatte vor Freude tränen in den Augen... sehr schön!

Nur 5 Wochen später erreichte ich auf einem anderen Turnier mit diesem Pferd nur den 3. Platz im "Großen Preis"! Voller Stolz traf ich meinen Sponsor, der mich aber gleich eines besseren belehrte und zwar, mit den Worten"Wenn Du an dieser Stelle vorne rum geritten wärst, hätten wir gewonnen?!?
OK, so viel da zu, also zu meinem Sponsor... brauch ich nicht! brauch ich wirklich nicht! Was will der von mir, kennt sich mit dem Reitsport "Null-Komma-Null" aus und erzählt mir hier die Geschichte vom "grünen Pferd".. Ne, Dann doch lieber ohne Sponsor!

Der Abschied
Es ging auch ohne Sponsor, oder doch nicht! ich verdiente mein Geld mit dem reiten, oder mit dem handeln von Pferden... Alles Zuhause, unter den "Fuchteln" meines Vaters... Jungs, das geht nicht, das ging echt nicht, das war eigentlich schon im Vorfeld zum scheitern verurteilt! Weiterhin war ich eigentlich erfolgreich, ritt S-Springen, auch hier und da erfolgreich, aber immer mein Vater im Hintergrund... Schmarrn, im Vordergrund war er, dem ich es irgendwie niemals recht machen konnte. Was sollte ich tun?

Eines Tages, ja, auf einem Turnier im Sommer 1994 ! Ein M-Springen, wieder so ein Handelspferd, wieder so ein "Sauerkocher"(sagen Insider zu einem Pferd, das vor einem Hindernis gerne verweigert) das ich mit nur einem "Steher" bis ans Ziel brachte und mein Vater mich mal wieder mit einem "Tobsuchtsanfall" am Parcourausgang empfang.

Ich stieg ab, drückte mit den Worten "mach in Zukunft deinen Sch**** allein, die Zügel in die Hände meines Vaters und mir war eins klar... NIE MEHR! NIE MEHR DIESER AFFENZIRKUS!!!

Das war es nun, mein Abschied, der Abschied vom Profisport, mein Abschied, von dem, was ich jahrelang eigentlich liebte, das Ende... ich war ausgelaugt, keine Kraft und keine Lust mehr auf die Reitere, aber doch mit dem Gefühl, alles richtig gemacht zu haben...

Denn mir wurde Damals eines bewusst, ich konnte mein Ziel niemals erreichen, das Ziel, wie Franke Sloothaak ganz oben mitzureiten...niemals...!!!

So, das war nun ein kleiner Rückblick auf meine Zeit als Profi, bzw. wie es anfing, wie es weiterging und wie es auch noch schmerzlich endete!


Aufrufe: 5895 | Kommentare: 48 | Bewertungen: 27 | Erstellt:26.01.2011
ø 9.7
Damals  |Profi  |Reiten  |
KOMMENTARE
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SecondLife
25.02.2011 | 19:50 Uhr
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SecondLife : 
25.02.2011 | 19:50 Uhr
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SecondLife : 
Super! Find das einen sehr schönen blog!!!!!!!!!!!!! Wünsch dir alls gute!!!
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29.01.2011 | 20:14 Uhr
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29.01.2011 | 20:14 Uhr
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Wat!? Das seh ich ja jetzt erst!!! Skandal!!! So was wollen wir nicht bei den Altwissenden!!! Da fühlen wir Taugenichtse uns ja alle viel zu klein!!!

Man, was freu ich mich schon, wenn du für uns durch die AA turnst - beladen mit ner Palette Bier!
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Kaiser01
28.01.2011 | 17:11 Uhr
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Kaiser01 : 
28.01.2011 | 17:11 Uhr
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Kaiser01 : 
@Sanna:
Aber natürlich. Und selbst?
Sieht man dich jetzt wieder öfter hier?
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Sanna
28.01.2011 | 13:59 Uhr
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Sanna : 
28.01.2011 | 13:59 Uhr
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Sanna : 
@kaiserchen:
Huhu, hoffe dir geht's gut?

@themarsvoltaire:
Nun ich meine, dass es auch unter den Reitsportlern gravierende Unterschiede gibt. In 75% der Fälle hast du mit Sicherheit Recht, die Tiere sind am Ende immer die, die Misserfolg am Leib zu spüren bekommen. Aber es gibt eben auch die 25%, die auf eine pferdegerechte physiologisch korrekte und fundierte Wert legen. Beispielsweise Familie Ehning ist da ein gutes Vorbild... Die sonst nur zu häufig beobachteten Methoden wie Rollkur etc. sind natürlcih leider immernoch an der Tagesordnung! Übrigens der Grund, warum ich mich von dem Ganzen komplett distanziert habe Denn das, was ich in meiner Zeit in einem Turnierstall erlebt habe, war einfach zu viel. Und führte bei meinem eigenen Pferd vollkommen in die falsche Richtung... Aber wie gesagt, es gibt auch unter den Profis "gute" Reiter, bei denen das Wohlergehen des Pferdes auf Platz 1 steht
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jasi2106
28.01.2011 | 00:15 Uhr
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jasi2106 : 
28.01.2011 | 00:15 Uhr
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jasi2106 : 
Sehr starkes Teil!

Das mit dem Reiten wurste ich gar nicht....
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Kaiser01
27.01.2011 | 21:31 Uhr
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Kaiser01 : 
27.01.2011 | 21:31 Uhr
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Kaiser01 : 
Sanna ist wieder da?!

Willkommen zurück!
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Sanna
27.01.2011 | 20:46 Uhr
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Sanna : 
27.01.2011 | 20:46 Uhr
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Sanna : 
Schöne Zusammenfassung und schöner Einblick in die Welt der Vierbeiner, lieber Ingo! Wie du weißt, bin ich von dieser Art des Zusammenwirkens mit den Rössern irgendwann abgekehrt und habe mich da den Spaniern und alten Franzosen angeschlossen Aber dieser Blog dürfte wohl beispielhafte für viele "Laufbahnen" im Pferdesport stehen, wobei häufig leider nicht der eigene, sondern der elterliche Ehrgeiz dahinter steckt...

@tmv:
Es ist wie immer im Leben, es gibt solche und solche. Alle Reiter über einen Kamm zu scheren halte ich für sehr gewagt und unfair denjenigen gegenüber, die sich jahrelang Zeit nehmen und die Geduld haben, ihren Pferden zuzuhören, um zu einem Miteinander zu kommen. Gut, das hat weniger mit Sport zu tun. Dafür aber sehr viel mit EInfühlungsvermögen. Und letzten Endes gibt es auch Bereiche der Reiterei, die nicht umsonst mit "L'Art pour l'Art" beschrieben werden
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fcbm007
MODERATOR
27.01.2011 | 18:59 Uhr
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fcbm007 : 
27.01.2011 | 18:59 Uhr
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fcbm007 : 
Also taneu hat das wirklich gut erklärt!

@TMV

kann deinen "Zorn" irgendwo verstehen, aber es ist einfach ein Sport. Ein Sport in dem es einfach auch um Geld geht und da streiten sich nunmal die Geister, wo, was, wie und warum nicht immer sauber und korrekt gearbeitet wird und dies nicht nur im Reitsport, leider
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taneu
27.01.2011 | 14:59 Uhr
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taneu : 
27.01.2011 | 14:59 Uhr
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taneu : 
@tmv: Pferde sind Fluchttiere, Bewegung ist für sie also ein Grundbedürfnis. Sprünge gehören dabei zur natürlichen Fortbewegung des Pferdes. Diese Bewegung gezielt auszuführen ist der Sinn der Reiterei. Ob das fürs Tier irgendwie bedenklich, darüber darf man diskutieren. Ich halte es für bedenklicher ein Pferd zu halten und nicht zu reiten (glaub mir, es gibt viele Reiter, die sich nicht auf ihr Pferd trauen) oder Tiere großzuziehen, nur damit sie Fleischlieferant sind.

Abgesehen davon gibt es ähnliche Parcours wie beim Springreiten für Hunde. Allerdings mit Slalom, Schläuchen Hindernissprüngen... Das nennt sich dann Agility. Ich habe schon den Eindruck, dass es den Tieren Freude bringt, da Bewegung wie gesagt ein Grundbedürfnis ist (übrigens auch für Menschen, was viele schon vergessen haben )
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Maulwurfen
27.01.2011 | 13:48 Uhr
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Maulwurfen : 
27.01.2011 | 13:48 Uhr
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Maulwurfen : 
Klasse Teil Inge 10er erübrigt sich
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