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WM 2014


Gründer: Voegi | Mitglieder: 30 | Beiträge: 7
01.06.2014 | 1360 Aufrufe | 5 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 10.0
Deutschland und Kamerun trennen sich 2:2
Da ist noch Luft nach oben
Deutschland und Kamerun trennen sich 2:2

20.30 Uhr, schneller Sprint zum Fernsehen. Kurzer Stopp am Kühlschrank, Verpflegung holen. Platz auf der Couch finden, Laptop daneben legen. Fernseher an, Fußball schauen.

Der vorletzte Test für die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien steht an und Jogis Jungs treffen in Mönchengladbach auf den zweimaligen Afrika-Meister Kamerun um ihren alternden, aber immer noch sehr guten Stürmer-Star Samuel Eto'o vom FC Chelsea.

Während mir im Kameruner Team nur die Hälfte der Namen bekannt vorkommt (okay, beim letzten Deutschland-Spiel gegen Polen war das bei unserer Mannschaft nicht anders), lässt Löw Roman Weidenfeller, Jerome Boateng, Per Mertesacker, Mats Hummels, Erik Durm, Sami Khedira, Toni Kroos, Thomas Müller, Mesut Özil, Marco Reus und Mario Götze starten. Da Miroslav Klose noch nicht ganz fit ist, gibt Götze - Achtung, Unwort! - die "falsche Neun".

Nach einem freundlichen Shake-Hand zwischen den beiden Kapitänen Eto'o und Per Mertesacker ging's auch schon los. Ein im Gegensatz zum Testspiel gegen Polen Mitte Mai von Grundauf verändertes Team - sowohl personell, als auch spielerisch - hatte bereits zu Beginn zwei gute Chancen, allerdings traf Mesut Özil nach wenigen Sekunden das Tor nicht, danach kommt Reus' Flanke nicht durch und Mertesacker kann die anschließende Ecke auch nicht verwandeln. Aber: das Ganze macht definitiv Lust auf mehr!

Nach dieser Doppel- oder sogar Dreifachchance merkten die Kameruner: mit fairen Mitteln schlagen wir die Deutschen heute nicht! Naja, es waren erst fünf Minuten vorbei, aber irgendwie merkte man dem Team von Voker Finke an, dass sie keine Lust hatten, hier an diesem Abend zu kicken. Mit einem Foul von Joel Matip gegen Mesut Özil fing dann das große Foulen an; nach einem Pfostentreffer von Bayern-Star Mario Götze scheint es Stéphane Mbia auf Toni Kroos abgesehen zu haben. Er fährt dem Mittelfeld-Akteur zweimal hart in die Parade - mindestens einmal Gelb, Schiedsrichter Damir Skomina behält es bei zwei Ermahnungen. Ein Fehler, wie sich später herausstellen soll!

Denn Kamerun merkt jetzt: der Schiri lässt Härte zu! Das bekommt Kroos wenig später erneut zu spüren, dieses Mal jedoch von Eyong Enoh, der zwar bislang noch kein Foulspiel begannen hatte, aber dennoch aufgrund der Nicklichkeiten seines Kollegen Mbia verwarnt wurde. Auch Alexandre Song vom FC Barcelona bettelte mit einigen Aktionen quasi um den gelben Karton, Skomina ließ ihn aber stecken - zumindest bis zum gefühlt zehnten Foul in der 27. Minute.

Aber zurück zum Spiel: Deutschland machte nicht mehr allzu viel, die Luft war zum Großteil schon nach 20 Minuten raus und ein wenig Respekt hatten Kroos und Co. sicherlich auch. Kamerun nutzte die kleinen Unsicherheiten, die sich auftaten und hatten in der 39. Minute durch Benjamin Moukandjo eine riesige Chance, allerdings verhinderte Roman Weidenfeller den Rückstand mit einer Glanzparade.

Wenig später war Pause - "besser so", wird sich das deutsche Team da denken, denn ein echter Spielfluss kommt gerade nicht zu Stande - Kamerun dominiert und pocht auf den Führungstreffer.

Vor allem Debütant Erik Durm von Borussia Dortmund gefiel in der ersten Halbzeit. Im Gegensatz zu den Özils und Müllers der Mannschaft merkt man, dass es für den 22-Jährigen noch um etwas geht: das Ticket zur WM. Denn während viele ihre Nominierung schon so gut wie sicher haben, ist Durm neben seinem angeschlagenen Teamkollegen Marcel Schmelzer,"Skandalnudel" Kevin Großkreutz, Matthias Ginter, Shkodran Mustafi und dem Schalker Urgestein Benedikt Höwedes einer der großen Wackelkandidaten in der Defensive. Offensiv zeigt er gute Ansätze und leitete einige Aktionen gut ein, defensiv ließ er ebenfalls nur wenig zu. Nervosität beim Debüt? Fehlanzeige!

In der Halbzeit stellte ARD-Experte Mehmet Scholl fest: "15 Minuten Vollgas, dann kamen die für Afrikaner typischen Fouls und wir sind vollkommen aus dem Konzept gekommen". Weiter: "Wenn uns das schon aus dem Konzept bringt, macht mir das Sorgen!" Recht hat er, denn unser zweiter WM-Gegner Ghana "spielt nicht anders".

Zweite Halbzeit: Joachim Löw wechselt nicht, sondern lässt die gleichen elf Mannen auf dem Feld, die es die letzten 30 Minuten des ersten Durchgangs lang nicht geschafft haben, irgendeine Gefahr vor dem gegnerischen Tor auszustrahlen. Finke hingegen lässt seinen "Klopper" Mbia auf der Bank und bringt Landry N'Guemo.

Wie auch schon in der ersten Halbzeit startet das deutsche Team stark: Müller spielt Reus im Strafraum frei, dessen Winkel aber zu spitz ist, um den Ball vernünftig zu verwerten zu können - es bleibt beim 0:0.

Nach knapp einer Stunde reagiert der Bundestrainer und bringt mit Chelseas André Schürrle einen gefährlichen Angreifer, der im Trikot mit dem Adler auf der Brust schon oft seine Fähigkeiten als Joker unter Beweis stellen konnte. Für ihn musste Mario Götze nach mäßiger Leistung, aber einer guten Chance, unter die Dusche.

In der 62. Minute dann der Schock: erst pariert Weidenfeller noch stark gegen Samuel Eto'o, nachdem sowohl Alexandre Song, als auch der Altstar selbst von vier umherstehenden deutschen Verteidigern nicht attackiert werden; Mainz' Eric-Maxim Choupo-Moting schaltete am schnellsten, brachte den Ball wieder in den Strafraum, wo Eto'o irgendwie an den Ball kam und ihn am Dortmunder Keeper vorbei ins Tor mogelte. Das Tor müssen sich die Deutschen selbst zuschreiben.

Als Reaktion bringt Löw Lukas Podolski für den enttäuschenden Mesut Özil. Dieser lieferte an diesem Abend eines seiner schlechtesten Spiele im DFB-Dress ab.

Herr Özil, bedenken sie stets, dass hinter ihnen Toni Kroos und Mario Götze auf ihren Einsatz lauern! Und auch Thomas Müller kann man auf der Zehn spielen lassen.

Apropos Müller, was macht der denn eigentlich? Eine gute Chance von Rus Anfang der zweiten Halbzeit hatte er schon gut vorbereitet, in der 67. Minute hatte er selbst seinen großen Auftritt, als sein Teamkollege Jerome Boateng den Ball von rechts irgendwie in den Strafraum drischt, Müller hält den Kopf hin und es klingelt im Kasten der Afrikaner - 1:1!

Kommentator Steffen Simon fragt indirekt: "Warum lassen wir eigentlich nicht Müller als Falsche Neun spielen?"

Ich frage: warum lassen wir den Müll mit der Falschen Neun eigentlich nicht und nehmen noch einen Stürmer mit? Stichwort Kießling.

Trotz des Ausgleichs spielt die deutsche Mannschaft alles andere als gut und erst recht nicht wie ein WM-Titelfavorit. Sinnbildlich: der - neben Durm - beste Spieler an diesem Abend, Roman Weidenfeller, schlägt den Ball bei minimaler Bedrängung ins Toraus, was eine Ecke zur Folge hat. Die bringt zum Glück nichts ein, aber wie gesagt: es passte einfach wie Arsch auf Eimezu diesem Abend ...

In Minute 71 wird Joker Lukas Podolski auf links schön freigespielt, läuft alleine auf das Tor der Kameruner zu, legt quer zum Joker Schürrle, der ins leere Tor einschiebt. 2:1. Wenn er das bei FIFA 14 gemacht hätte, hätte Mbia ihm den Schädel eingetreten.

Dass er dabei im Abseits stand, war auch irgendwie sinnbildlich - aber weniger für das deutsche Spiel, sondern mehr für die schwache Schiedsrichterleistung. Komm schon, Skomina, das kannst du besser!

Unmittelbar nach dem Treffer bringt der Bundestrainer den Mönchengladbacher Mittelfeldspieler Christoph Kramer für den grundsoliden Sami Khedira. Der wird in seiner Heimat mit Applaus begrüßt. Die 15 Minuten Spielzeit kann er - wen wundert's - nicht wirklich nutzen, aber ich bin mir aufgrund der Verletzungssorgen auf der Sechs eigentlich sicher: der Junge packt's in den endgültigen WM-Kader!

In der 77. Spielminute schwappt dann die La-Ola-Welle durchs Stadion. Warum? Die Frisur von Jogi sitzt immer noch. Das Spielerische hat das nämlich nicht verdient, was die nächste Aktion beweist. Choupo.Moting läuft 15, 20 Meter mit dem Ball, ohne vom schwachen Boateng oder Kramer attackiert zu werden, und lässt Weidenfeller mit einem starken Schuss aus zehn Metern keine Chance. 2:2.

Im direkten Gegenzug hat Thomas Müller dann wieder eine gute Chance, nachdem Mats Hummels einen starken öffnenden Pass, jedoch war der für den Bayern-Star wirklich schwer zu nehmen; Torwart Charles Itandje kommt raus, Müller will ihn irgendwie lupfen, der Ball geht drüber, Chance vertan.

Sechs Minuten vor dem Ende verlässt Erik Durm das Feld, für ihn kommt Benedikt Höwedes von Schalke 04.

Mit allen Mitteln versuchten die Deutschen am Ende noch, den Sieg irgendwie zu erzwingen, aber stattdessen liefen die Kameruner in der ersten Minute der Nachspielzeit einen gefährlichen Konter, der erst von einer Grätsche von Mats Hummels unterbunden werden konnte. Die Aktion war aber noch nicht vorbei, Eyong Enoh schoss den Ball aus rund 20 Metern Torentfernung knapp drüber.

Danach war Schluss. Endstand: 2:2.

Nach dem Spiel wurde zuerst Erik Durm zum Interview gebeten. Es sei "ein Kindheitstraum", für das DFB-Team zu spielen. Er hat es "genossen, jede Minute zu spielen".

Ersatz-Kapitän Mertesacker sagte, dass "wir an die ersten 15 Minuten anknüpfen müssen. Dann bekommt jedes Team Probleme".

Thomas Müller: "Wir haben uns schlechter verkauft, als der jetzige Stand ist. Wir sind mit unseren Chancen nicht so umgegangen, wie wir das wollen".

Zum anstehenen Spiel gegen Portugal - der erste Gegner bei der WM - sagte der Bayern-Akteur: "Ich will, dass wir den Gegner von der ersten Minute an dominieren". Haben sie heute ja auch gemacht, bloß haben sie nach zehn Minuten aufgehört.

Der andere Torschütze der Deutschen, André Schürrle, antwortete auf die Frage, was für ihn die perfekte WM wäre: "Wir wollen unseren Fußball spielen." Na toll ...

Fazit zum Spiel: Deutschland spielt auf keinen Fall wie ein Favorit auf den WM-Titel. Aber wir halten fest: sie haben es immerhin geschafft, irgendwie zwei Treffer zu erzielen. Weidenfeller spielt bis auf einen kleinen Aussetzer gut, Erik Durm gefällt - auch wenn er in der zweiten Halbzeit etwas nachlässt. Der offensive Leader ist Thomas Müller, der über das ganze Spiel hinweg seine Mitspieler zu motivieren versucht und dem selbst auch ein Treffer gelingt. Auch die Einwechslung von Lukas Podolski bringt frischen Wind, aber ansonsten enttäusch die Mannschaft.

Aber man muss auch sagen: die Kameruner haben es unserer Mannschaft nicht leicht gemacht! Von Anfang grätschten sie nach allem, was nicht auf Drei hochgesprungen war. Schiedsrichter Skomina hätte viel früher eingreifen müssen, um das aggressive Spiel der Afrikaner frühzeitig zu unterbinden.

Ich bin zwar kein Französisch-Experte, aber ich glaube irgendwie, dass das Wort "Freundschaftsspiel" im Land unseres Gegners etwas anders interpretiert wird, was unschwer an der hohen Anzahl der Fouls - auf beiden Seiten - zu erkennen ist.

Um dann doch mal zum Abschluss zu kommen: mit Manuel Neuer, Bastian Schweinsteiger, Phillipp Lahm und Miroslav Klose haben gleich vier wichtige Spieler gefehlt, allerdings kann das für ein Team, dass den Anspruch hat, Weltmeister zu werden, keine Ausrede sein, gegen ein vergleichsweise mittelklassiges Team wie Kamerun nur 2:2 zu spielen.

Das nächste Spiel der Deutschen - die Generalprobe - findet am Freitag in Mainz statt, der Gegner heißt Armenien. Danach geht es ins Camp nach Brasilien.

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KOMMENTARE
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Tobias_CORE
01.06.2014 | 23:16 Uhr
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01.06.2014 | 23:16 Uhr
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Nochmal danke
Aber die "Umstände", wann ich den Artikel schreiben kann, sind bei der WM im
Vergleich zu so einem "lächerlichen" Testspiel total anders, aber wenn es hier schon mal auf Anerkennung stößt, kann ich mir durchaus vorstellen, das fortzuführen
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ausLE
MODERATOR
01.06.2014 | 23:14 Uhr
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ausLE : 
01.06.2014 | 23:14 Uhr
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ausLE : 
schnelle unterhaltsame Zusammenfassung!

Nur beim Fazit gehe ich nicht konform. Nach einem Trainigslager vor einer WM/EM habe ich noch nie!! ein gutes Spiel der deutschen Mannschaft gesehen. Die Herren Matthäus, Völler und Litti haben sich bestimmt heute Abend gewundert, daß sie ein so gutes Spiel sahen.

MMn alles im grünen Bereich. Ich hoffe aber auch, diese falsche Neuen ein letztes mal gesehen zu haben.
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Karrramba
MODERATOR
01.06.2014 | 23:10 Uhr
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Karrramba : 
01.06.2014 | 23:10 Uhr
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Karrramba : 
Finde es richtig Klasse, ich hatte ja nicht mit so etwas gerechnet und dann in einem Zug mit immer wachsendem Interesse durchgelesen. Wär schön wenn du noch öfter überraschst. Für das Ding erstmal Danke.
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Tobias_CORE
01.06.2014 | 23:07 Uhr
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01.06.2014 | 23:07 Uhr
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Danke fürs Lob! Ja, hab das parallel zum Spiel gemacht, war aber ja auch nicht allzu viel los! :-D
StateFarm hat mich heute dazu ermutigt, mal was zum Fußball zu schreiben, bin eigentlich NBA-Blogger.
Mal sehen, ob ich das weiter mache, weil ich mit der NBA eigentlich schon ziemlich ausgelastet bin
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Karrramba
MODERATOR
01.06.2014 | 22:37 Uhr
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Karrramba : 
01.06.2014 | 22:37 Uhr
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Karrramba : 
Hey, wo kommst DU denn her?
Haste das während des Spiels getippt? Gefällt mir echt gut, gerne mehr davon.
btw. Moderator war nicht S.Simon, sondern Tom Bartels, was man an der weinerlichen Stimme erkennen konnte
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