Eine Seefahrt ist nicht immer lustig

Liebe Freunde,

der berühmte Schuss vor den Bug ist eigentlich eine Aufforderung zur Kapitulation. Man signalisiert damit dem Gegner, dass er sich in Reichweite der eigenen Geschütze befindet, also versenkt werden kann.

Eigentlich macht man das nur, wenn der Gegner über Funk nicht erreichbar ist.

In unserer modernen Zeit kommt es z.B. dann vor, wenn man Piratenschiffe aus für sie unzulässigen Gewässern vertreiben will.

Am Sonntag in München hatte man den Eindruck, dass die Bayern den Club aus Tabellengefilden verjagen wollten, die definitiv noch nicht zu seinem Hoheitsgebiet gehören.

Es ist auch nicht schlimm, gegen die Münchner zu verlieren. Da gibt es Spieler, die soviel wert sind wie beim Club die ganze Mannschaft.

Aber den Kanonendonner gehört hat wohl jeder.

Darum soll hier auch nicht auf die Qualitäten einzelner Spieler eingegangen werden. Jeder hat am Sonntag sehen können, wo die Grenzen gezogen sind. Viel wichtiger ist es, die Konsequenzen zu ziehen.

Eine erste Erkenntnis ist, dass der Club nur als Kollektiv bestehen kann. Die (zu) vielen individuellen Fehler in Abwehrverhalten und Aufbau können nur mit permanenter gegenseitiger Unterstützung kompensiert werden.

Weiter bleibt festzuhalten, dass die Leistungsfähigkeit nur ausreicht, um bis zu einem gewissen Grad mitzuhalten. Angesichts der begrenzten finanziellen Möglichkeiten ist das eine Beschränkung in der möglichen sportlichen Entwicklung, die nur über sehr kluge Transferpolitik schrittweise verändert werden kann. Punktuelle Verbesserungen sind davon jedoch ausgenommen. Gedankenspiele um einen Verkauf Gündogans an Leverkusen bei gleichzeitiger Verpflichtung von Risse (falls Mainz die Option nicht zieht, die haben nämlich eine) und Hegeler als Gegengeschäft, und zum nötigen Ersatz im Kreativbereich bei einer eventuellen Weiterverpflichtung von Schieber sind nicht nur zulässig, sondern auch unumgänglich.

Noch ein Punkt sind die Nerven, alternativ auch Souveränität genannt. Ganz offenbar waren einige nicht in der Lage, bei Spitzenanforderungen volle Leistung und Abgeklärtheit zu bringen. Auch das ist eine Frage der Klasse, aber auch der Erfahrung, die eben doch noch fehlt. Eine Einzelkritik sei aber doch gestattet: Pinolas Vergehen ist und bleibt eine Unsportlichkeit, es gibt auch keine Entschuldigung etwa wegen dem Verhalten von Schweinsteiger, der natürlich vorher foult. Trotzdem: Spucken geht nicht, ein Jugendspieler gehört in so einem Fall 3 Monate gesperrt.

Eine Anmerkung auch noch zum Hype vor dem Spiel. Ein gefundenes Fressen, Spieler werden verrückt gemacht, Fantasiebeträge in die Welt gesetzt, unsinnige Vergleiche aufgestellt. Das alles ist nicht hilfreich, Resultat s.o., Mainz lässt grüßen. Auch vor München gab es nur ein wichtiges nächstes Spiel: Das gegen Kaiserslautern!/ Das ist unserer Gegner auf Augenhöhe, gegen die gilt es zu bestehen und den Dreier zu holen, nicht gegen die Nordpalermos. Das war ein Spiel zum falschen Moment. Es ist sehr zu hoffen, dass das Selbstvertrauen intakt geblieben ist, die in den Partien vorher gezeigten Stärken wieder abgerufen werden können.

Eine Bundesligasaison ist kein Segeltörn, sondern eine Fahrt durch raue See. Hecking weiß das, die Spieler müssen es wieder begreifen. Wenn die alten Tugenden wieder greifen, war der Schuss vor den Bug genau richtig. Hoffen wir das beste.

Es grüßt Euch Euer Altmeister


Altmeister CEF Nürnberg