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Taktikecke


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03.07.2011 um 23:12 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Brasilien - Venezuela 0:0
Vor dem Spiel:

Nachdem Gastgeber Argentinien über ein 1:1 gegen Bolivien in seinem Auftaktspiel nicht hinaus kam, hatte Brasilien fest vor, es gegen Venezuela besser zu machen. Mit Ecuador und Paraguay als weitere Gruppengegner hatte die Selecao den vermeintlich einfachsten Gegner gleich zum Auftakt auf dem Programm.

Der Fokus ruhte dabei natürlich im Vorfeld auf Neymar, dem heiß begehrten Supertalent. "Hoffentlich wird es meine Copa America", sagte der 19-Jährige im Vorfeld. Gemeinsam mit Ganso, Pato und Robinho bildet er ein hochinteressantes Offensivquartett, das sich auch schon in Hinblick auf die WM im eigenen Land geformt wird. Weltklasse hat Brasilien schon jetzt in der Innenverteidigung mit dem Duo Lucio und Thiago Silva zu bieten.



Venezuela begann mit den Bundesligaprofis Juan Arango (Gladbach) und Tomas Rincon (HSV) in einem auf dem Papier klassischen 4-4-2 mit Doppelsechs, wobei Arango auf dem linken Flügel und Rincon im Zentrum agieren sollte. Dabei war Venezuelas Trainer Farias keineswegs kleinlaut. "Wir können sie ärgern", prognostizierte er vor dem Spiel gegen die Selecao in La Plata, die ihrerseits den dritten Titel bei der Copa in Folge ins Visier nimmt.


Das Spiel durch die Taktik-Brille:

Brasilien begann erwartet aggressiv nach vorne. Neymar, der sofort im Spiel war, konnte anfangs oft in die Mitte ziehen, wo er Ganso unterstützte und für Torgefahr sorgte. Venezuela empfing die Brasilianer zunächst bereits an der Mittellinie, wo die Vierreihe im Mittelfeld sich auf einer Linie aufbaute und so versuchte, Brasilien zu langen Bällen zu zwingen. Das hatte allerdings auch zur Folge, dass neben den defensiven Mittelfeldspielern auch die beiden Flügelspieler stark defensiv gebunden waren, und Venezuela die Bälle oft sehr schnell verlor und zunächst kaum zu Entlastungsangriffen kam.

Erst nach über zehn Minuten, in denen Brasilien Dauerdruck ausgeübt hatte, konnte Venezuela sich befreien und selbst auch den Ball länger halten. Die Venezuelaner wirkten bei den eigenen Offensivbemühungen allerdings oft zu überhastet und spielten die Angriffe nicht vernünftig zu Ende, so dass sie ständig Gefahr liefen, sich einen brasilianischen Konter zu fangen.

Mit diesen vereinzelten eigenen Angriffen und einer kleinen Auszeit, die Brasilien sich nahm, wurde das Spiel deutlich langsamer und Venezuela gewann in der eigenen Defensive an Ruhe und Sicherheit. Die Brasilianer pressten nicht mehr so aggressiv, wie es das Offensiv-Quartett anfangs noch getan hatte, und gewährten Venezuela so längeren Ballbesitz.

Und Neymar? Der 19-Jährige agierte durchaus auffällig, harmonierte auf seiner linken Seite extrem gut mit Außenverteidiger Andre Santos, sowie mit Ganso, wenn er in die Mitte zog. Vereinzelt zeigte Neymar auch schon seine individuelle Klasse im Eins gegen Eins, auch wenn es teilweise noch zu verspielt wirkte, wenn der direkte Weg zum Tor die bessere Lösung gewesen wäre.

Venezuela schob dann mit dem wieder wachsenden Druck der Brasilianer seine Viererreihe im Mittelfeld immer weiter zurück, und überließ Brasilien somit das komplette Mittelfeld.


Brasilien macht Druck über außen, während Lucas und Ramires absichern

Am eigenen Strafraum standen die Venezuelaner dann zumeist aber gut, Gefahr kam vor allem bei schnellen Gegenstößen der Brasilianer auf. So hatte Robinho die größte Chance, als er nach einem solchen Gegenstoß Vega bereits verladen hatte, aber Vizcarrondo auf der Linie rettete.

10:1 Torschüsse standen am Ende für die besonders über die Flügel starken Brasilianer zu Buche, gefährlich wurde es oft, wenn Robinho und Neymar, unterstützt von ihren Außenverteidigern, nach innen zogen oder den Ball auf Pato ablegten. Nach einer halben Stunde wechselte Robinho auch immer wieder auf die linke Seite, um mit Neymar zusammen das Spielgewicht der Brasilianer auf links zu verlagern und dort Überzahlsituationen zu kreieren.

2. Halbzeit: Brasilien erschreckend ungefährlich

Im zweiten Durchgang rückte Dani Alves, der sich im Gegensatz zu seiner Mannschaft kontinuierlich steigerte, weiter nach vorne und bei eigenem Ballbesitz auch ins Zentrum, so dass Brasilien teilweise eine Art 3-3-4 spielte.

Es ergab sich zunächst ein ähnliches Bild wie im ersten Durchgang. Brasilien stand sehr hoch, drückte Venezuela hinten rein, während die Venezuelaner ihrerseits sich am eigenen Strafraum einnisteten.

Der entscheidende Unterschied waren zunächst die Konter. Hier entwickelte Venezuela deutlich mehr Gefahr als noch in Halbzeit eins und gewann somit zunehmend an Selbstvertrauen. Die Mannschaft stand deutlich kompakter und schaffte es, die Flügel zuzustellen, so dass die Hauptquellen der brasilianischen Torgefahr abgemeldet waren.


Dani Alves war im zweiten Durchgang die zentrale Schaltstelle bei Brasilien

Nach 64 Minuten wechselte Menezes Robinho aus und brachte den bulligen Fred, Brasilien stellte dann sein Spielsystem auf 4-4-2 um. Ganso rückte zunehmend nach außen, während Dani Alves weiter überall zu finden war und fast jeder gefährliche Angriff im zweiten Durchgang von ihm ausging.

Aber auch mit der Doppelspitze und dem Versuch, Fred hoch anzuspielen, gelang es Brasilien nicht, den venezuelanischen Abwehrriegel zu knacken. Venezuela setzte seinerseits immer wieder gefährliche Konter, die bei konsequenterer Nutzung sogar zu einer Sensation hätten führen können.

So blieb es aber beim 0:0, das Venezuela sich mit einer Leistungssteigerung, bei gleichzeitigem Leistungsabfall der unkreativen und insgesamt enttäuschenden Brasilianer im zweiten Durchgang verdiente.


Fazit:

Brasilien zeigte sich im Vergleich zur Weltmeisterschaft vor einem Jahr nicht nur personell, sondern auch von der Philosophie deutlich verändert, es wirkte alles wieder brasilianischer. Insgesamt muss Trainer Menezes mit seiner Mannschaft aber noch den richtigen Mittelweg finden, um nicht zu verspielt zu agieren.

Gegen Venezuela begann Brasilien gut, machte über die Außen, namentlich Neymar und Robinho, viel Druck und spielte ein sehr aggressives Pressing bei Ballbesitz Venezuela. Nach und nach schafften die Venezuelaner es aber, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen und Brasiliens Pressing ließ zunehmend nach.

Im zweiten Durchgang spielte Brasilien dann noch offensiver. Dani Alves rückte nach innen, später kam noch Fred als zweite echt Spitze. Es gab für zunehmend unkreative Brasilianer aber kein Durchkommen mehr und so konnte Venezuela seinen ersten Copa-Punkt gegen Brasilien feiern.


Zahl des Spiels:

1. Erstes Pflichtspiel in der A-Nationalmannschaft für Neymar und auch für Ganso, dazu das erste Spiel bei der Copa America für Lucio. Mit einem solchen Ergebnis hatte aber wohl keiner von ihnen gerechnet.
Aufrufe: 5890 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 8 | Erstellt:03.07.2011
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KOMMENTARE
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HolyMoly
04.07.2011 | 16:54 Uhr
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HolyMoly : 
04.07.2011 | 16:54 Uhr
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HolyMoly : 
Maicon kann ja RV spielen und Alves rückt ins MF
bei Sevilla spielte ja auch teils im MF, wäre ne option
aber gestern sah man auch des die Raumaufteilung ab und an nciht stimmte und die Brasilianos sich dann selber umtrampelten..

ich denke gegen Paraguay werden sie sich steigern
zudem sollten sie ma schneller schalten..
es gab zuviel ballgetrage im mf und vorm 16er

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haching02
04.07.2011 | 16:21 Uhr
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haching02 : Zu viele Probleme
04.07.2011 | 16:21 Uhr
-1
haching02 : Zu viele Probleme
Irgendwie haben sie auch eine komische Verteilung an guten Spielern. In der Verteidigung und im Tor hat man durch die Bank Weltklasse, sogar mehrmals(Alves,Maicon)
Vielleicht sollte man hier das System hinblicklich WM auf ein Kontersystem ausrichten. Allerdings fehlt dafür wieder ein starker defensiver Mittelfeldspieler. Auf jeden Fall würde ich Maicon ins Team nehmen, Dani Alves dafür weiter vor schieben, entweder auf die 6 oder auf die rechte Außenbahn. Weiter will ich aber gar nicht gehen, weil das wäre zu besserwisserisch. Zum Blog: Sehr schön gemacht, informativ und gut analysiert!
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adriano0589
04.07.2011 | 14:05 Uhr
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04.07.2011 | 14:05 Uhr
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Danke, possession!

Das Problem in dem Offensiv-System ist mMn, dass Brasilien ein richtiger Spielmacher auf der 10 fehlt. Anscheinend ist Ganso noch nicht so weit, oder er hatte gestern einfach einen rabenschwarzen Tag. Aber aus dem Zentrum kam einfach viel zu wenig, weswegen eben Neymar (1.HZ) und Dani Alves (2.HZ) immer wieder den verkappten Spielmacher geben mussten.

Kaka ist für mich immer noch, wenn er fit ist, der beste 10er, den Brasilien hat. Ronaldinho kommt ja leider nicht mehr in Frage .

Alternative wäre eben, das System umzustellen, vielleicht auf ein reines 4-3-3, mit Neymar, Pato und Robinho vorne und beispielsweise Lucas, Ramires und Elano im Mittelfeld. Alternative wäre eben das 4-2-3-1 wie Bayern es spielt, mit einer hängenden Spitze (z.B. Nilmar, der ja gar nicht dabei ist bei der Copa).
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possessionplay
04.07.2011 | 11:37 Uhr
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04.07.2011 | 11:37 Uhr
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Guter Blog wieder einmal, hört sich sehr gut an.

Habe selber das Spiel nicht verfolgt und kann deshalb nicht viel dazu sagen. Denke aber, dass Kaka auch nicht so viel geholfen hätte, schließlich ist er ja eher der Typ Konterspieler/Tempospieler.
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adriano0589
03.07.2011 | 23:45 Uhr
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03.07.2011 | 23:45 Uhr
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Kurzer Nachtrag noch, aus Platzgründen hier: für mich kam bei Brasilien aus dem Zentrum viel zu wenig. Neymar und Robinho haben zumindest in der ersten Halbzeit noch über außen Druck gemacht, aber von Ganso als Zehner kam mir viel zu wenig. Ich vermute mal, dass deswegen Dani Alves nach der Pause auch verstärkt im Zentrum aufgehalten hat. Da fehlt im 4-2-3-1 eben doch der verletzte Kaka!
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