Wie wird man zu einer der meist gehassten Figuren der WWE-Geschichte? Indem man Langzeit-Champion Bob Backlund den Titel abnimmt und sich gegen die USA stellt. "Iran number one" - unsterbliche Worte von einem absoluten Monsterheel. Sein Weg dorthin war steinig und mitunter lebensgefährlich.

Hossein Khosrow Ali Vaziri aka Iron Sheik



Als Hossein Khosrow Ali Vaziri wurde der Iron Sheik am 15. März 1943 in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren und interessierte sich immer schon für klassisches Ringen. So wurde das Mitglied der iranischen Armee mehrfacher Landesmeister und empfahl sich so für den Posten als Bodyguard für Mohammed Reza Pahlavi, den Shah (Regenten) des Iran. Vaziri war zweifacher Asien-Meister im Freistil-Ringen. Gerüchte, er habe bei den Olympischen Spielen 1968 eine Medaille in dieser Disziplin gewonnen, erwiesen sich jedoch als 'Work', der den Iraner später in seiner Wrestling-Karriere als legitime Herausforderungen erscheinen lassen sollte - Vaziri konnte sich nicht für das Team qualifizieren. Um ihn selbst zu diesen Fehlinformationen Stellung nehmen zu lassen:



1970 riskierte Vaziri sein Leben und setzte sich in die Vereinigten Staaten von Amerika ab - ein riskantes Manöver, gerade für ein Mitglied der Armee. Er war zweimaliger Amateur Athletic Union-Griechisch-Römisch-Champion der Gewichtsklasse bis 82 kg - Grund genug, um vom US-amerkanischen Olympia-Team 1972 als Assistenz-Trainer engagiert zu werden. Mit drei Goldmedaillen, zwei in Silber und einer in Bronze wurden die USA zur zweitbesten Ringernation der Münchner Spiele und ließen dabei unter anderem das iranische Team hinter sich - ein Ergebnis, das für sich spricht.

Mit 29 Jahren endete jedoch Vaziris Karriere als Amateur-Ringer abrupt - nach den Spielen wurde er von AWA-Promoter und NWA-Teilzeit-Champion Verne Gagne entdeckt und unter Vertrag genommen. Er trainierte gemeinsam mit Ric Flair bei Billy Robinson und debütierte ursprünglich als Face ohne großen Reaktionen. Seine Iron Sheik-Persona wurde kurze Zeit später geboren. Inspiriert durch den '(Original) Sheik' Ed Farhat - ein brutaler Monsterheel, der als einer der Erfinder des Hardcore Wrestling gilt und 2006 von seinem Neffen Sabu posthum in die WWE Hall of Fame eingeführt wurde - rasierte er seinen Kopf kahl, ließ sich einen eindrucksvollen Schnurrbart wachsen, zog sich Stiefeln mit gedrehter, 'ethnischer' Spitze an und stellte die 'Persian Clubs' vor, eine Art Keulen zu je 35 kg.



Als The Great Hossein Arab gewann Vaziri die Canadian Tag Team Championship der AWA gemeinsam mit dem Texas Outlaw und sorgte mit seiner einzigartigen Erscheinungen während der Islamischen Revolution von 1979 (im Iran, versteht sich) für Aufsehen. Die WWE (damals noch WWF) zeigte sich interessiert, nahm Vaziri unter Vertrag und ließ ihn noch 1979 debütieren. Er gewann ein das erste Battle Royal überhaupt im Madison Square Garden und damit das Recht eines Titelmatches gegen Langzeit-Champion Bob Backlund, das er jedoch verlor. Nach einigen Matches mit Größen wie Bruno Sammartino, Ted DiBiase und Antonio Inoki verließ er die WWF jedoch ein Jahr später schon wieder, sein wenig bekannter erster Run endete früh.

Als Iron Sheik tauchte er kurze Zeit in diversen NWA-Territorien - vor allem Mid-South und Mid-Atlantic - wo er als iranischer Heel mit anti-amerikanischen Tendenzen für massig Heat sorgte. Dabei bediente sich Vaziri der durch die Geiselnahme von Teheran bedingten Spannungen (vom 4. November 1979 bis zum 20. Januar 1981 hielt eine Gruppe iranischer Studenten im Rahmen der Islamischen Revolution 52 US-Diplomaten nach Besetzung der amerikanischen Botschaft für 444 Tage gefangen) überaus erfolgreich, wurde Mid-Atlantic Champion und kam schließlich bei Georgia Championship Wrestling unter. Dort perfektionierte er seine anti-amerikanische Rhetorik, etablierte sich als Meister des Suplex und der Aufgabe-Griffe, und hatte unter anderem Fehden mit Dusty Rhodes und Ron Garvin um den TV Title.

Währenddessen brauchte die WWF eine Revolution. Vincent K. McMahon jr. hatte die Firma frisch übernommen und wollte sich eine nationale Ausnahmestellung im territorial geprägten Wrestling-Geschäft herausarbeiten. Eine Identifikationsfigur war hierfür schon gefunden - Terry Bollea, besser bekannt als Hulk Hogan, der durch seinen Auftritt in 'Rocky III' nationale Bekanntschaft gewonnen hatte. Hogan sollte ebenso ein Babyface sein wie der damals aktuelle, beinahe sechs Jahre lang regierende Champion Bob Backlund. Was also tun? Richtig, einen monströsen, möglichst gefährlich wirkenden Heel ins Boot holen, der sich den Titel schnappen könnte, bevor Hogan in heldenhafter Manier die USA 'retten' und sich die WWF World Championship sichern würde.

Natürlich konnte es nur einen geben, dem diese Rolle auf den Leib geschneidert war - der anti-amerikanische Suplex- und Submission-Spezialist Iron Sheik mit seinem markigen Slogan 'Iran number one'. 1983 kehrte er zur WWF zurück und bezwang am 26. Dezember desselben Jahres Backlund in einem Titel-Match, um sich den Gürtel umschnallen zu dürfen. Nur ein Monat später musste er die Championship an Hogan übergeben - Hulkamania war geboren. Vaziri hatte sich mit diesem einem Monat als einer der absoluten WWF-Fixsterne etabliert, ist populärer denn je und tritt als Ausnahme-Twitterant in Erscheinung.



The rest is history, as they say...