Bis zuletzt habe ich es mir verkneifen können. Gerd hat mir bzw. dem Effzeh auswärts noch NIE Glück gebracht. Immer wenn Gerd mit seinen Kindern zum Effzeh-Auswärts-Gucken zu mir kam, hat der Effzeh es ziemlich verkackt. "Papa" habe ich mir die ganze Woche geschworen "das letzte, was du tust, ist Gerd Bescheid zu geben, dass er Samstag ab halb vier bei dir Fußball gucken kommen solle." Habe ich auch die ganze Woche geschafft. Bis heute morgen. Da hatten dann unsere beiden Großen ein F-Jugend-Spiel. (btw: 7:2 verloren, war der Trainer schuld! Ist klar!). Gerd verabschiedete sich nach dem Spiel zum gefühlten 25. mal, um danach doch wieder um mich rumzuschleichen… "Ach ja, Gerd. Ich bin ab halb vier zu Hause! Wenn ihr nix vorhabt…" brach es aus mir heraus. Uuups… Er nickte zustimmend, sprach eine Verabschiedungsformel und verschwand. Scheiße. "Der Drops ist gelutscht", dachte ich, "die Messe gelesen", "die Chance vertan". Kurzum: "Die Partie ist jetzt schon verloren!"



Die Ausgangslage

Nach der furchtbaren zweiten HZ gegen Dortmund stand der Effzeh also zum wiederholten Mal mit dem Rücken zur Wand. Nach einer Leistung in HZ 2, die von mir das Prädikat „irreparabler Fußballdefekt" erhalten hatte.

Aber als Kölner haben wir gelernt positiv zu denken! Nova hatte gegen Dortmund endlich mal wieder geknipst. Und die erste HZ war doch eigentlich auch ganz ordentlich... Augsburg hat weder Hummels noch Subotic in seinen Reihen, ergo explodiert der Poldi diesmal wieder! Und gerade, wenn die Mannschaft mit dem Rücken zur Wand stand, hat sie diese Saison ordentliche Leistung gezeigt. So ja auch nach der Hinspiel-Niederlage gegen Dortmund, als die Woche drauf Augsburg mit 3:0 aus dem RES gefegt wurde. Alles Argumente für einen Nachmittag mit gutem Ausgang.

Und trotzdem war ich die ganze Woche selten nervös… Und: ich sollte die Rechnung tatsächlich zu Recht mit Gerd gemacht haben…

Das Spiel

In der gesamten 1. Halbzeit fielen die Augsburger durch ihr aggressiveres Auftreten und druckvolleres Spiel auf. Infolge dessen fiel verdientermaßen früh das 1:0. Der Effzeh war bemüht, ins Spiel zurückzufinden, jedoch wirkte das Unterfangen zäh und behäbig. Wirklich Zwingendes kam nicht dabei `rum. Als Podolski im Strafraum hart angegangen wurde, kam der berechtigte Elfmeterpfiff. Entgegen der Regel, dass der Gefoulte nicht selber zum Strafstoss antreten solle, verwandelte Podolski diesen sicher. Und ganz ehrlich? Jeder andere hätte ihn wahrscheinlich versemmelt. So schlecht präsentierte sich die Mannschaft bis dahin. Auf beiden Seiten gab es viele Fehlpässe und kleine Fouls zu beobachten. Aber auf Kölner Seite eben deutlich mehr. Auf beiden Seiten kam wenig (Augsburg) bis gar kein (Effzeh) Spielfluss auf. Daraus resultierte eine Augsburger Überlegenheit, vor allem im Mittelfeld, die sich in sämtlichen statistischen Rubriken widerspiegelte. Abstiegskampf. Daher war zwar der Pfiff zum Elfmeter für Augsburg eher ungerechtfertigt, aber der daraus resultierende Spielstand zum 2:1 mehr als verdient. Letztlich musste der Effzeh froh sein, nach 45 Minuten nicht mit noch einem Tor mehr hinten zu liegen.

Halbzeit.

Brecko kommt für Peszko. Was das soll, wird erst in der 60. Minute klar, als mit Ishak der fällige Offensivmann für Eichner eingewechselt wird. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle gleich die dritte Auswechslung erwähnt, nämlich Tese in der 75. Minute für Geromel, woraufhin erneut in der Abwehr umgestellt wurde. Genutzt haben all diese Maßnahmen schließlich aber nichts. Denn der Effzeh zeigte einmal mehr, dass er zwar besser wollte, aber schlichtweg – und das ist die erschreckendste Erkenntnis – nicht besser konnte! Grottig der Spielaufbau, kaum ein Durchkommen im Mittelfeld, keine Abnehmer im vorderen Drittel des Spielfeldes. Und das nicht, weil da ein übermächtiger Gegner stand, nein, man scheiterte immer wieder an eigenen den Grenzen. Ich habe da jetzt auch keine Lust, die wenigen Szenen, die vielleicht Beachtung verdient hätten, schön zu reden.

Kölsches Glück bedeutete in Halbzeit zwei vor allen Dingen, dass auch die Augsburger trotz des Sieges ein Abstiegsaspirant sind. Denn die Chancenauswertung erreichte problemlos das Niveau des gesamten Kölner Spiels: furchterregend. Niemand hätte sich über eine höhere Niederlage beschweren dürfen.

Spieler im Blickpunkt

Rensing mit gewohnt guten Reflexen auf der Linie hat mit Sicherheit bis kurz vor Schluss die Hoffnung aufrecht erhalten, vielleicht doch noch ein Pünktchen mitzunehmen.

Der Rest war als Mannschaft schlecht. Da möchte ich keinen positiv herausheben, weil ich – siehe unten – auch niemanden negativ herausheben möchte. Der Trainer wird seine Kritik schon an die Männer bringen.

Das Fazit

Relegationsplatz. Muss man da noch mehr sagen? Außer – soweit ist es gekommen – "Danke Wolfsburg" (Sieg in Berlin)? Eigentlich nicht. Aber weil die Hoffnung zuletzt stirbt, sage ich trotzdem etwas.

"Wir ham die Schnauze voll" skandierten einige der mitgereisten Fans kurz vor Schluss der Partie. Ich habe auch die Schnauze voll. Aber so was von! Weil ich zunehmend merke, dass die Jungs einfach nicht besser können. Heftige Einzelkritiken tragen derzeit nur zu einer weiteren Verunsicherung bei. Doch damit ist niemandem geholfen. Übrigens auch nicht mit einer Trainerdiskussion.

Wenn wir jetzt wirklich die Fans sein wollen, die vor jedem Heimspiel zu Recht singen "…schwööre dir he op Treu un op Iehr…" oder "…wenn et sinn muss durch et füer…" dürfen wir nicht die ersten sein, die bei Temperaturen oberhalb 45 Grad Celsius im Schatten die Mannschaft oder einzelne Spieler auspfeifen, das Stadion `ne viertel Stunde vor Schluss verlassen, auf alles und jeden schimpfen, bis wir die nächste Treibsau in Jagdposition gebracht haben, usw.

Wer für diesen Effzeh durch "et füer jonn mööch" muss jetzt seinen, UNSEREN Verein supporten, so gut er kann. Jetzt müssen wir "zosamme stonn". Wollt ihr das? Dann seid dabei!

Nächsten Samstag gegen Bremen. Und am 10.04. in Mainz (habe noch drei Plätze im Auto frei Mitfahrt garantiert gratis, aber bestimmt nicht umsonst!!! Abfahrt ab ca. 16 Uhr iwo in Köln). Die Mannschaft braucht uns nötiger denn je! Das hat das Spiel heute leider gezeigt.

Zwei Dinge zum Abschluss:

Erstens: ja, Gerd war tatsächlich bei mir. Aber er hat KEIN Heimspielhausverbot von mir erhalten. Bei allem esoterischen Verständnis: er stand ja nicht auf dem Platz .

Zweitens: ich erinnere mich jetzt auch wieder, warum mir der FC Augsburg nach dem Pokalaus dort so unsympathisch in Erinnerung geblieben ist. Die fallen bei jedem Windstoß um, beschweren sich permanent und werden darin noch vom unfachlichen Publikum bestärkt. Das kannte ich bis dahin nur von Schalke und Lautern…

COME ON EFFZEH!!!