Das DEB-Team hat die USA zum Auftakt der Eishockey-WM sensationell 2:1 besiegt und damit die Hockey-Diaspora Deutschland ausgerechnet beim Weltrekord-Spiel in der Veltins-Arena (fast 78.000 Zuschauer) in einen kollektiven Freudentaumel gestürzt.

Nur ich musste für den Sieg gegen die USA büßen - wie damals Odysseus für den Sieg in Troja mit einer Irrfahrt.

Das ganze Elend begann mit einem Satz: "Nehmen Sie doch den Shuttle-Bus nach Gelsenkirchen", sagte der nette Herr am Info-Counter im Pressezentrum Köln zu mir. Warum eigentlich nicht? Spart Benzinkosten und die lästige Parkplatzsuche. Ist gebongt, auf zum Shuttle!

Dass die Hinfahrt über rund 100 Kilometer wegen Dauerstaus am Freitag Nachmittag fast zweieinhalb Stunden gedauert hat, sei hier nur am Rande erwähnt, weil uninteressant.

Viel - nein, sehr viel interessanter (und für mich fürchterlicher) war die Rückfahrt.

23.45 Uhr: Ich erfahre nach langer und hektischer Recherche vom Pressemenschen in der Arena, dass die Shuttles, von deren Existenz außer mir offenbar kaum jemand wusste, so um 0.30 Uhr herum losfahren sollen.
0.15 Uhr: Ich sitze im Shuttle, wieder in dem von Herrn Richter, dem Fahrer, der mich auch schon nach Gelsenkirchen kutschiert hat. Super, läuft ja glatt, die Sache.
0.30 Uhr: Abfahrt Richtung Köln - aber halt, ein kurzer Zwischenstopp muss noch sein: Unser Bus muss das Gepäck des US-Teams noch mit an Bord nehmen und nach Köln schaffen. Die Hälse der Spieler waren offenbar so dick, dass im eigenen Bus für die Taschen kein Platz mehr war.
0.30 Uhr - 1 Uhr: Herr Richter versucht, besagtes Gepäck an Tor 4 der Veltins-Arena abzuholen. Dabei verfranzt er sich leider so sehr, dass wir eine halbe Stunde lang querfeldein über einen PKW-Parkplatz rumpeln - inklusive Überfahrens zahlreicher Bordsteine.
1.05 Uhr: Endlich an Tor 4 angekommen - Zonk. Dem Torwächter wurde die Warterei zu blöd. Er hat abgeschlossen und ist abgehauen. Neuer Plan. Herr Richter telefoniert. Ergebnis: Tor 3 ist der neue Weg zum Superpreis.
1.15 Uhr: Herr Richter sucht Tor 3. Der kürzeste Weg soll es sein - ein Fahrradweg, mit einem 50-Mann-Reisebus!
1.20 Uhr: Irgendwie kommen wir durch, stehen vor dem Tunnel zu Tor drei. Rückwärts geht es durch das Nadelöhr. Geschätzte Breite: 2,52 Meter. Geschätzte Busbreite: 2,50 Meter.
1.25 Uhr: Wir sind durch. Aber wo sind wir? Blaue Stuhlreihen, Tribünen, so weit das Auge reicht. Ja, wir stehen mitten in der Veltins-Arena, mit einem 50-Mann-Reisebus!!!
1.25 Uhr - 1.45 Uhr: Oh Wunder, die US-Boys sind da. Na ja, zumindest ihre Handlanger. Sie laden unseren Bus voll mit riesengroßen Calgary-Flames-Taschen, bis nix mehr geht und Herr Richter noch einen zweiten Bus ordern muss, um den Rest abzuholen.
1.50 Uhr: Der Wahnsinn hat ein Ende. Herr Richter steuert den Bus zurück durch den Tunnel und kommt gegen 1.55 Uhr zum ersten Mal seit fast eineinhalb Stunden wieder auf eine richtige Straße - für Autos und Busse und so. Ab jetzt wird er noch einmal rund 75 Minuten bis nach Köln brauchen und das Durchhaltevermögen seiner Fahrgäste strapazieren. Vorher gibt es von den US-Boys aber noch lecker Kuchen zum Abschied und als süßes Sorry für die Umstände, die sie gemacht haben.

Doch ich lehne ab. Irgendwie habe ich keinen Appetit mehr.