9 Wochen war Vati krank,
jetzt lacht er wieder.
Gott sei Dank!

9 Wochen.
Was macht man(n) in dieser langen Zeit?
Eine Affäre anzufangen wie Mickey Rourke und Kim Basinger seinerzeit in 8 ½ Wochen?
Oder dann doch lieber mal ins Stadion gehen, einfach nur um zu gucken, ob nicht doch…

Oder setzt man(n) sich in den Wintergarten und genießt das herrliche Wetter?

Oder fährt man(n) einfach mal mit der Familie gemeinsam in den Urlaub, um quasi ein Guthaben für die nächsten 20 Wochen aufzubauen, in denen man(n) nur noch selten zu sehen und fast gar nicht mehr anzusprechen sein wird, weil die Bundesliga wieder begonnen hat?

Egal was man in dieser Zeit getan hat.
Irgendwie vergeht in diesen Sommermonaten die Zeit langsamer als sonst.
Der Minutenzeiger der Uhr schleppt sich quälend über die Runden, die Kommunikation mit anderen Menschen und vor allem dem des anderen Geschlechts schleppt sich so dahin.

Trifft man sich mit Freunden?
Und wenn ja, welcher dieser Freunde hat Ahnung vom Fußball und ist keiner dieser "Ich bin Bayern-Fan-weil-die-so-oft-gewinnen"-Typen?
Das scheint oft noch die sinnvollste Variante zu sein, doch was kommt dabei raus?
Nichts.
Entweder wird geklatscht und getrascht, wer denn nun der bessere Stürmer wäre, oder wer wird denn nun Deutscher Meister. Eine Frage, die wegen ihrer Abhängigkeit von der Lust und Laune der Bayern, eher rhetorisch und damit auch eigentlich eher sinnlos ist.
Fußball gibt es dank DSF inzwischen sogar in der Sommerpause fast tgl. Live.
Aber wer guckt schon gerne Pocher zu, wie er gegen die Bayern antritt?
Oder wer sieht schon gern den B-Mannschaften von St.Gallen gegen Leverkusen zu?
Ich gestehe, ich bin einer dieser Typen.
Manchmal und dann auch eher heimlich, damit ich nicht für völlig durchgeknallt gehalten werde.
Ich gucke diese Spiele nie wirklich gern, aber ich habe dem Entzug einfach nichts Adäquates entgegenzusetzen.
Und so sitze ich abends vor der Glotze und erwische mich dabei, wie ich mich anhand des Auftritts in einem Vorbereitungsspiel frage, ob der Kießling nun doch noch ein guter Stürmer wird oder nicht.
Und dann denke ich so bei mir?
Bist Du krank?
Brauchst du vielleicht sogar professionelle Hilfe?
Und viel schlimmer:
Willst Du überhaupt diese Hilfe?
Wenn ich ehrlich bin, will ich die nicht.
Von niemandem.
Dazu liebe ich den Fußball viel zu sehr.

Und längst schon geht es mir um weit mehr als nur den Sieg meines Teams im nächsten Spiel.
Ich will es verstehen.
Wenn man es verstehen kann.
Ich will Hintergrund und Basiswissen.
Ich will philosophieren und analysieren.
Über Spieler, Vereine, Manager und Fans.
Denn es gibt fast nichts Besseres, als darüber mit Freunden zu diskutieren wie man mit dem eigenen Team vielleicht in diesem Jahr ein Wunder vollbringen oder gar einen Titel holen könnte.
Und je länger ich darüber nachdenkt, desto klarer wird mir eines:
Es ist ein Spiel mit unendlich vielen Komponenten und Variationen.
Und ich meine das nicht nur taktisch.
Das Spiel ist mehr als nur mein Verein.
Das Spiel ist mehr als nur Logik.
Das Spiel ist mehr als nur Taktik.
Das Spiel ist mehr als Emotion.
Und das kickt.
Denn wäre es hundertprozentig mathematisch, stünde der Meister doch schon vorher fest.
Und ja, es wären dann jedes Jahr die Bayern.
will ja keiner.
Also nicht jedes Jahr.
Das Spiel hat noch eine weitere Zutat parat.
Und ich finde eine sehr überraschende, zumindest in ihrer tatsächlichen Auswirkung.
Dazu hat Professor Metin Tolan (Professor an der Uni Dortmund) folgendes wissenschaftlich zum Thema Zufall untersucht und in etwa so beschrieben:

Wenn alle Mannschaften in der BL gleichstark wären und eine gesamte Saison spielen würden, gäbe es folgendes und wie ich finde mehr als erstaunliches Ergebnis:
Nein, es wären nach 34Spieltagen nicht alle Punkt- und Torgleich.
Ganz im Gegenteil.
Zwischen Platz 1 und 18 in der imaginären Abschlusstabelle lägen ca. 30 Punkte. Mal mehr mal weniger.
Aber im Schnitt 30 Punkte.
Und diese Differenz ist alleine dem Umstand Glück und Zufall zu verdanken.

Er hat das mathematisch kompliziert dargestellt warum das so ist.
Diese mathematische Sicht macht viele Dinge eigentlich unmöglich.
Zum, Beispiel, dass eine Mannschaft versucht, 14ter zu werden.
Denn wenn sie das versucht und dann kein Glück hat, was passiert?
Fragt mal die Bielefelder.
Sie steigt ab.
Und das erklärt vielleicht auch, neben einer zweifelsfreien tollen Rückrunde auch, warum am Ende Wolfsburg Meister wurde.

Und was sagt mir das?
Ich kann versuchen das Thema Fußball rational zu verstehen.
Doch vorhersagen und planen wird man dieses Spiel nie wirklich können.
Und das macht für mich den Kick im doppelten Wortsinne erst aus.
Und deshalb übrigens bin ich auch kein Fan von diesen "Ich tipp mal die Saison durch" Tabellen.
Das ist mir zu irrational.

Was ich ganz sicher für die nächste Saison weiß sind zwei Dinge.
1. Sie startet zum Glück am 07. August und endet wegen der WM schon am 08.Mai 2010.
2. Meine Mannschaft kann mit etwas Glück sogar Deutscher Meister werden.
Wir brauchen nur etwas Glück.

Dieses Wünsche ich euch und eurem Verein.